Kurnaz, Murat

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Murat Kurnaz in der Gesprächssendung „Beckmann“, ARD (2007)

Murat Kurnaz (Lebensrune.png 19. März 1982 in Bremen) ist ein in der BRD geborener und aufgewachsener türkischer Staatsbürger.

Kurnaz wurde als mutmaßlicher Taliban-Kämpfer Ende 2001 in Pakistan festgenommen und den VS-Truppen in Afghanistan übergeben. Ende Januar 2002 wurde er ins VS-Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba gebracht und kam im August 2006 frei. Seine Erlebnisse sind Gegenstand eines eigenen Buches, aber auch die der Hauptfigur Issa aus John LeCarrés Spionagegeschichte „Marionetten“ (2008) ist an Kurnaz angelehnt.[1]

Werdegang

Kurnaz machte in Bremen seinen Hauptschulabschluß und begann daraufhin eine Ausbildung zum Schiffbauer. Im Sommer 2001 heiratete er in der Türkei. Die Ehe wurde während seiner Gefangenschaft geschieden, wovon er Meldungen zufolge erst auf seiner Heimreise in die BRD erfuhr.[2]

Im Herbst 2001 besann er sich, Mohammedaner zu sein. Er ließ sich einen Bart wachsen und besuchte regelmäßig die Abu-Bakr-Moschee in Bremen-Mitte. Dort bekam er Kontakt zur Organisation „Tablighi Jamaat“.

Am 3. Oktober 2001 flog Murat Kurnaz von Frankfurt nach Karatschi (Pakistan), um – so seine Aussage vor dem Untersuchungsausschuß – in den Moscheen der Jamaat al Tabligh mehr über den Koran zu lernen, bis seine Frau im Dezember 2001 aus der Türkei in die BRD käme.

Verhaftung und Inhaftierung in der Guantánamo-Bucht

Nur wenige Wochen nach den Vorfällen vom 11. September 2001 in den VSA flog Kurnaz am 3. Oktober 2001 nach Pakistan, um sich mit seinem Freund Selçuk Bilgin, der allerdings schon am Flughafen Köln festgenommen worden war, der sunnitisch-orthodoxen Bewegung „Tablighi Jamaat“ anzuschließen und eine von der Organisation angebotene Pilgerreise zu unternehmen.

In Pakistan wurde er im November 2001 bei einer Routinekontrolle von pakistanischen Sicherheitskräften festgenommen und anschließend Ende November gegen Kopfgeld an die VS-Streitkräfte in Afghanistan übergeben.[3] Kurnaz sagte, er sei zum Studium des Islam in Pakistan gewesen, als er verhaftet wurde. Er wurde als „feindlicher Kämpfer“ eingestuft und im Januar 2002 von einem VS-Häftlingslager in Afghanistan zum Terroristengefangenenlager in die Guantánamo-Bucht auf Kuba verlegt.

Das BKA erklärte später, daß es dem FBI mitgeteilt hatte, daß die 2004 vom VS-Militär vorgenommene Einstufung des Bremer Türken Murat Kurnaz als „feindlicher Kämpfer“ eine Verwechslung war.

Nach der Entlassung aus mehr als vier Jahren Internierung traf er am 24. August 2006 wieder in der BRD ein.[4] Kurnaz erhob seitdem wiederholt in den Medien schwere Vorwürfe gegen die deutsche Bundesregierung. So behauptete er, er sei Ende 2001 in Afghanistan von Angehörigen des Kommandos Spezialkräfte der Bundeswehr mißhandelt worden. Sein Anwalt warf der Bundesregierung vor, sie habe eine frühere Freilassung Kurnaz’ im Jahre 2002 vereitelt. Kurnaz berichtete zudem von schweren physischen und psychischen Mißhandlungen durch VS-Amerikaner in Afghanistan und auf Kuba. Er trug nach seiner Freilassung langes Haar und einen sehr langen Bart, während frühere Fotos ihn stets glatt rasiert bzw. mit kurzem Bart zeigten.

Murat Kurnaz befand sich im direkten Umfeld von Selçuk Bilgin, dem seine Eltern vorwarfen, in Afghanistan gegen die Vereinigten Staaten kämpfen zu wollen. Diese Tatsache führte zu einer Überprüfung des gesamten Umfeldes Bilgins, zu dem auch Kurnaz zählte.

2007

Frank-Walter Steinmeier stand im Verdacht, als damaliger Kanzleramtsminister die Freilassung von Kurnaz mit verhindert zu haben. Im April 2007 befragte ihn ein Untersuchungsausschuß des Bundestages zu der Affäre. Im Falle Murat Kurnaz wurde Steinmeier und weiteren Politikern der rot-grünen Bundesregierung von 1998 bis 2005 vorgeworfen, eine von VS-amerikanischen Stellen angeblich angebotene Überstellung des in der BRD geborenen und aufgewachsenen türkischen Staatsbürgers Kurnaz aus der Haft auf dem VS-amerikanischen Militärstützpunkt Guantanamo auf Kuba nicht angenommen zu haben,[5] weswegen sich der sogenannte BND-Untersuchungsausschuß einschaltete.[6]

2008

Murat Kurnaz kritisierte den BRD-Außenminister Frank-Walter Steinmeier: „Obwohl die Amerikaner kurz nach meiner Festnahme gesagt haben, dieser Mann ist unschuldig und der deutschen Regierung angeboten haben, mich abzuholen, hat Außenminister Frank-Walter Steinmeier dies einfach verneint“. Deshalb habe er weitere vier Jahre im VS-Gefängnis Guantanamo sitzen müssen. „Ich habe auf eine Entschuldigung gehofft. Jetzt ist es dafür zu spät.“ Steinmeier habe seiner Ansicht nach somit indirekt Folter unterstützt. „Allein eine Entschuldigung würde das nicht gutmachen.“ Kurnaz sagte weiter, er vermisse fünf sehr wichtige Jahre seiner Jugend. Die bekomme er nicht mehr wieder.[7]

Literatur

  • Murat Kurnaz: Fünf Jahre meines Lebens. Ein Bericht aus Guantánamo, Rowohlt, Berlin 2007, ISBN 978-3-87134-589-0
    • Hayatımın Beş Yılı, Istanbul 2007, ISBN 978-9944-86-032-1 (türkische Übersetzung)

Verweise

Fußnoten

  1. John Le Carré im Interview, Hamburger Abendblatt, 11. November 2008
  2. Ermittlungen gegen Kurnaz eingestellt, Heute, 17. Oktober 2006
  3. Florian Klenk: Zurück aus Guantanamo, Die Zeit, 24. August 2006
  4. Bremer Türke Kurnaz aus Guantánamo entlassen, ORF, ohne Datum
  5. Berlin lehnte Kurnaz-Freilassung ab (Deutschlandfunk vom 23. Januar 2007)
  6. Katharina Schuler: Fall Kurnaz: Kälte, Hunger, Schläge, Die Zeit, 19. Januar 2007
  7. Kurnaz: Entschuldigung Steinmeiers wäre nicht mehr ausreichend, pr-inside.com, 21. Dezember 2008