Loos, Theodor
Theodor August Konrad Loos ( 18. Mai 1883 in Zwingenberg; 27. Juni 1954 in Stuttgart) war ein deutscher Schauspieler.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Jugend
Theodor Loos wurde am 18. Mai 1883 als Sohn eines Uhrmachermeisters und Fabrikanten für Musikinstrumente im hessischen Zwingenberg geboren. Er besuchte die Realschule in Heppenheim, anschließend das Gymnasium in Bensheim. Als die Familie 1897 nach Leipzig zog, brach Loos das Gymnasium ab und begann auf Wunsch seines Vaters – eher lustlos – eine Lehre bei einer Exportfirma für Musikinstrumente. Anschließend arbeitete er drei Jahre lang als Kaufmann in der Firma, zog dann zu seinem Onkel, der mit kunstgewerblichen Gegenständen handelte, nach Berlin. Schon zu dieser Zeit interessierte er sich mehr für das Theater und die Schauspielerei, 1902 entschied er sich endgültig für den Beruf des Schauspielers, sprach am Leipziger Theater vor, wurde für „talentiert“ befunden und zum Schauspielunterricht zugelassen. Das Studium finanzierte sich Theodor Loos als Schulrezitator.
Nach Ende der Ausbildung erhielt er ein erstes Engagement am Leipziger Theater, wo er zunächst kleinere Rollen in Klassikern spielte. Über Danzig und Frankfurt am Main kam der junge Schauspieler 1912 nach Berlin, wo er sich rasch einen Namen als herausragender Charakterdarsteller machte. Vor allem das Lessing-Theater wurde seine künstlerische Heimat, dort stand er von 1912 bis 1945 auf der Bühne, darüber hinaus wirkte er an den Preußischen Staatstheatern sowie am Deutschen Theater bei Max Reinhardt und Heinz Hilpert.
Zum Film kam Theodor Loos kurz nachdem er sich in Berlin niedergelassen hatte: Sein Leinwanddebüt gab er in dem Stummfilm „Die Eisbraut“ (1913), gefolgt von Walter Schmidthässlers Romanverfilmung „Das Goldene Bett“ (1913), der erstmals anläßlich der Eröffnung des noblen Lichtspieltheaters „Marmorhaus“ am Berliner Kurfürstendamm gezeigt wurde. Seine erste große Hauptrolle spielte Theodor Loos dann in William Wauers Film-Mysterium „Der Geheimnisvolle Wanderer“ (1915) und avancierte damit zum Star der Stummfilmzeit. Viele bedeutende Regisseure wie Stellan Rye, Robert Wiene, Otto Rippert, Robert Reinert Richard Oswald und Fritz Lang bedienten sich fortan des charismatischen Darstellers, der durch sein markantes Gesicht und die ausdrucksstarken Augen für die stumme Leinwand prädestiniert war.
Loos drehte in rascher Folge zahlreiche Filme, trat sowohl mit Hauptrollen als auch prägnanten Nebenrollen in Erscheinung. Zur Filmographie der 10er Jahre zählen unter anderem die fünf Teile von Otto Ripperts gruseliger „Homunculus“-Reihe (1916), Georg Alexanders „Der Geigende Tod“ (1917) sowie Richard Oswalds „Es werde Licht!“, (1918, Teil 1 und Teil 3), einem von Oswalds ersten umstrittenen sogenannten „Aufklärungsfilmen“, der mit Unterstützung der „Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten“ entstanden war und ein gesellschaftliches Tabu in der Beschäftigung mit den als „Volkskrankheit“ verbreiteten Geschlechtskrankheiten brechen sollte.
Weimarer Republik
In Ewald André Duponts „Atlantik“ (1929) konnte man dann erstmals auch Theodor Loos’ Stimme hören, die von der Kritik hochgelobt wurde.
Drittes Reich
Im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen konnte sich Theodor Loos somit auch im Tonfilm behaupten und blieb – trotz seiner umfangreichen Arbeit für das Theater – ein vielbeschäftigter Leinwanddarsteller. Seine Leistungen wurden mit Auszeichnungen und Titeln wie „Staatsschauspieler“ (1933) bedacht. Er war Mitglied des Präsidialrates der Reichsfilmkammer[1] und im Kunstausschuß der Terra-Filmkunst und verkörperte im Rahmen dieser Tätigkeit nicht nur öfter Hauptrollen, sondern führte auch die gesamte künstlerische Oberaufsicht.[2]
Nachkriegszeit
Mit Einmarsch der russischen Truppen in Berlin floh Theodor Loos über Prag nach Salzburg, in Deutschland erhielt er zunächst Berufsverbot. Nach seiner Entnazifizierung durch die französische Militärregierung ließ er sich in Tübingen nieder und spielte dort Theater, ab August 1949 gehörte er zum Ensemble des Württembergischen Staatstheaters in Stuttgart; außerdem arbeitete er für den Rundfunk. Vor der Kamera stand er nur noch sporadisch.
Theodor Loos verstarb am 27. Juni 1954 in Stuttgart im Alter von 71 Jahren an den Folgen eines schweren Gallenleiden; kurz zuvor war er für seine Leistungen mit dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet worden. Der Schauspieler war verheiratet und Vater zweier Söhne, die im Zweiten Weltkrieg fielen.
Auszeichnungen
- 1937: Ernennung zum Staatsschauspieler
- 1951 Ernennung zum Württembergischen Staatsschauspieler
- 1954: Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
Filmographie
- Darsteller
- 1913: Die Eisbraut
- 1913: Das goldene Bett
- 1914: Im Schützengraben
- 1914: Das Hochstapler-Trio
- 1914: Das Haus ohne Tür
- 1915: Maria Niemand und ihre zwölf Väter
- 1915: Doch die Liebe fand den Weg
- 1915: Die Rache der Thora West
- 1915: Der geheimnisvolle Wanderer
- 1916: Frau Eva
- 1916: Die Andere
- 1916: Das Wunder der Madonna
- 1916: Homunculus. 4. Teil: Die Rache des Homunculus
- 1916: Friedrich Werders Sendung
- 1916: Die grüne Phiole
- 1916: Abseits vom Glück
- 1917: Und führe uns nicht in Versuchung
- 1917: Die schwarze Loo
- 1917: Die Sündenkette
- 1917: Der geigende Tod
- 1917: Das Licht in der Nacht
- 1917: Das Gewissen des Andern
- 1917: Das Buch des Lasters
- 1917: Christa Hartungen
- 1918: Robin Morris
- 1918: Es werde Licht! 2. Teil
- 1918: Edelsteine
- 1918: Getrennte Welten
- 1918: Es werde Licht! 3. Teil
- 1918: Die singende Hand
- 1918: Die Buße des Richard Solm
- 1918: Das Signal der Rache
- 1919: Treu der Jugend
- 1919: Stiefkinder des Glücks
- 1919: Spiele eines Milliardärs
- 1919: Nach dem Gesetz
- 1919: Dämmernde Nächte
- 1919: Die Toten kehren wieder. Enoch Arden
- 1919: Die Launen eines Milliardärs
- 1919: Der fremde Sohn
- 1919: Das duldende Weib
- 1920: Der fremde Sohn (1919)Sehnende Liebe
- 1920: Die Nacht der Prüfung
- 1920: Die Frau ohne Dienstag
- 1920: Der Reigen
- 1920: Steuermann Holk
- 1920: Kurfürstendamm
- 1920: Im Banne der Suggestion (Der Chiromant)
- 1920: Die Geschwister Barelli
- 1920: Die Geheimnisse von New York
- 1920: Der zeugende Tod
- Der rätselhafte Tod (Mungos)
- 1920: Der Menschheit Anwalt. 1. Das Wunder der Zeiten
- 1920: Das Wüstengrab
- 1920: Christian Wahnschaffe. 1. Teil: Weltbrand
- 1920: Betrogene Betrüger
- 1921: Das Haus in der Dragonergasse
- 1921: Das Gelübde
- 1922: Schuld und Sühne
- 1922: Othello
- 1922: Lady Hamilton
- 1922: Die kleine Dagmar
- 1922: Die Schuldige
- 1922: Der Schatz der Azteken
- 1922: Das blinde Glück
- 1922: Betrogene Betrüger
- 1922: Jugend
- 1922: Hanneles Himmelfahrt
- 1922: Es leuchtet meine Liebe
- 1922: Die Macht der Versuchung
- 1922: Der Kampf ums Ich
- 1923: Friedrich Schiller
- 1923: Das Kabinett des Dr. Segato
- 1923: Das Laster des Spiels (1923)
- 1924: Die Nibelungen. 1. Teil: Siegfried
- 1924: Die Nibelungen. 2. Teil: Kriemhilds Rache
- 1924: Soll und Haben
- 1924: Claire
- 1924: Der Aufstieg der kleinen Lilian
- 1925: Wunder der Schöpfung
- 1925: Der erste Stand. Der Großkapitalist. 2. Teil
- 1925: Was Steine erzählen
- 1925: Götz von Berlichingen zubenannt mit der eisernen Hand
- 1925: Der erste Stand. Der Großkapitalist
- 1926: Metropolis
- 1926: Manon Lescaut
- 1926: Zopf und Schwert
- 1926: Liebeshandel
- 1926: Frauen der Leidenschaft
- 1926: Der Veilchenfresser
- 1926: Der Herr der Nacht
- 1926: Das Lebenslied
- 1927: Prinz Louis Ferdinand
- 1927: Die Hochstaplerin
- 1927: Petronella
- 1927: Notschrei hinter Gittern
- 1927: Luther
- 1927: Die Weber
- 1927: Bigamie
- 1927: Königin Luise. 1. Teil: Die Jugend der Königin Luise
- 1928: Königin Luise. 2. Teil
- 1928: Sensations-Prozeß
- 1928: Die Sache mit Schorrsiegel
- 1928: Heimkehr
- 1928: Anastasia, die falsche Zarentochter
- 1929: Rund um die Liebe
- 1929: Diane
- 1929: § 173 St.G.B. Blutschande
- 1929: Vertauschte Gesichter
- 1929: Napoleon auf St. Helena
- 1929: Ludwig der Zweite, König von Bayern. Schicksal eines unglücklichen Menschen
- 1929: Die stärkere Macht
- 1930: Zwei Menschen
- 1930: Die große Sehnsucht
- 1930: Das Flötenkonzert von Sanssouci
- 1930: Boykott (Primanerehre)
- 1930: „1914“. Die letzten Tage vor dem Weltbrand
- 1931: Der Fall des Generalstabs-Oberst Redl
- 1931: Ariane
- 1931: Yorck
- 1931: Mündiges Volk
- 1931: M – Eine Stadt sucht einen Mörder
- 1931: Im Geheimdienst
- 1931: Ich geh’ aus und Du bleibst da
- 1931: Die andere Seite
- 1932: Unter falscher Flagge
- 1932: Rasputin
- 1932: Holzapfel weiß alles
- 1932: Was wissen denn Männer
- 1932: Trenck
- 1932: Tod über Schanghai
- 1932: Schwieriger Haushalt
- 1932: Schuß im Morgengrauen
- 1932: Marschall Vorwärts
- 1932: Grün ist die Heide
- 1932: Goethe-Gedenkfilm. 1. Der Werdegang
- 1932: Geheimnis des blauen Zimmers
- 1932: Die unsichtbare Front
- 1932: Die elf Schill’schen Offiziere
- 1932: An heiligen Wassern!
- 1932: 8 Mädels im Boot
- 1933: Spione am Werk
- 1933: Siegfrieds Tod
- 1933: Gipfelstürmer
- 1933: Die blonde Christl
- 1933: Das Testament des Dr. Mabuse
- 1933: Liebe, wie die Frau sie braucht
- 1933: Höllentempo. Der erste Salto-King-Sensations-Tonfilm
- 1933: Elisabeth und der Narr
- 1933: Ein gewisser Herr Gran
- 1933: Der Judas von Tirol
- 1934: Hanneles Himmelfahrt
- 1934: Wilhelm Tell. Das Freiheitsdrama eines Volkes
- 1934: Ein Mädchen mit Prokura
- 1934: Die Sporck’schen Jäger
- 1934: Die Freundin eines großen Mannes
- 1935: Der alte und der junge König
- 1935: Ännchen von Tharau
- 1935: Viktoria
- 1935: Stradivari
- 1935: Henker, Frauen und Soldaten
- 1935: Der höhere Befehl
- 1935: Der grüne Domino
- 1935: Der Student von Prag
- 1935: Das Mädchen vom Moorhof
- 1935: Das Mädchen Johanna
- 1935: Anekdoten um den Alten Fritz
- 1936: Weiße Sklaven. Panzerkreuzer „Sewastopol“
- 1936: Verräter
- 1936: Schlußakkord
- 1936: Der Abenteurer von Paris
- 1936: Die Stunde der Versuchung
- 1937: Die gläserne Kugel
- 1937: Der Herrscher
- 1937: Monika. Eine Mutter kämpft um ihr Kind
- 1937: Das Geheimnis um Betty Bonn
- 1938: Kameraden auf See
- 1938: Der Maulkorb
- 1938: Schatten über St. Pauli
- 1938: Geheimzeichen LB 17
- 1939: Roman eines Arztes
- 1939: Robert Koch, der Bekämpfer des Todes
- 1939: Parkstraße 13. Verhör um Mitternacht
- 1940: Kora Terry
- 1940: Jud Süß
- 1940: Falschmünzer
- 1940: Alarm
- 1941: Heimaterde
- 1942: Rembrandt
- 1942: Die Sache mit Styx
- 1942: Andreas Schlütter
- 1942: Die Entlassung
- 1943: Titanic
- 1943: Reise in die Vergangenheit
- 1943: Gabriele Dambrone
- 1944: Philharmoniker
- 1944: Geld ins Haus
- 1945: Der Fall Molander
- 1945: Shiva und die Galgenblume
- 1949: Mordprozeß Dr. Jordan
- 1953: Sterne über Colombo
- 1954: Die Gefangene des Maharadscha
- 1954: Die blonde Frau des Maharadscha
- 1954: Rosen aus dem Süden
- Sprecher
- 1932: Ikarus. Gunther Plüschows Fliegerschicksal
- 1934: Von Königsberg bis Berchtesgaden
- 1938: Aus der Heimat des Freischütz
- 1939: Elbefahrt
Theatrographie (Auswahl)
- 1935: Maß für Maß (Deutsches Theater, Berlin)[3]
- 1935: Iphigenie auf Tauris (Deutsches Theater, Berlin)[4]
- 1935: Wintermärchen (Deutsches Theater, Berlin)[5]
- 1938: Der Kaiser von Amerika (Deutsches Theater, Berlin)
- 1938: Shakespeares Sturm (Deutsches Theater, Berlin)[6]
Hörspielsprecher
- 1938: Das tote Herz (Josef Martin Bauer, Reichssender Berlin, 25. Februar 1938)[7]