Niederländische Konzentrationslager
Im Gegensatz zu der Behauptung, es habe nur im Deutschen Reich Konzentrationslager gegeben, steht die Feststellung, daß es solche auch in den Niederlanden gab. Zehntausende konnten, wenn nötig, interniert werden.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Konzentrationslager Westerbork
Niederländische Konzentrationslager gab es bereits im Jahre 1933, als die ersten jüdischen Auswanderer aus dem Deutschen Reich auf ihrer Weiterreise in die Vereinigten Staaten von Amerika in den Niederlanden kurzfristig eine Unterkunft suchten. Sie galten aber als unerwünschte Fremdlinge (nl: ongewenste vreemdelingen) und bekamen letztendlich seitens der niederländischen Regierung in Westerbork, in der Provinz Drenthe, ein Grundstück zum Errichten eines Lagers, dessen Bau sie im übrigen selbst zahlen mußten. Zwischen 1941 und 1944 diente das Lager zur Überstellung von Juden aus den Niederlanden in deutsche Konzentrationslager. Nur die wenigsten Niederländer wissen, daß im September 1944 aus diesem Lager der Abtransport flüchtender Mitglieder der Nationaal-Socialistische Beweging in Viehwaggons stattfand. Sie versuchten auf diese Weise dem alliierten Rachefeldzug zu entrinnen, fanden dann in der Lüneburger Heide in eilig errichteten Lagern zeitweilig Unterschlupf.
Das Konzentrationslager Westerbork ist heute ein jüdisches Denkmal. Das Wohnhaus des deutschen Lagerkommandanten wurde 2012 restauriert, es dient als Museum.
Im Mai 1940
Infolge der vom niederländischen Ministerpräsidenten De Geer befohlenen und vom Justizminister Gerbrandy rasch vollzogenen Inhaftierung tausender deutschfreundlicher Bürger waren die zu KZs umfunkionierten Schulen und andere Komplexe bald überfüllt. Unter dürftigen Verhältnissen waren viele Mitglieder der NSB (auch Frauen und Kinder) eingesperrt. Seitens der niederländischen Miliz wurden mehrere Inhaftierte erschossen.
Mussertgardeführer Feldmeijer und das hochrangige NSB-Mitglied Rost van Tonningen wurden bereits am 6. Mai verhaftet und zuerst im Fort Prins Frederik (dt: Fort Prinz Friedrich), danach im Fort Ellewoutsdijk (dt: Fort Ellewaldsdeich) bei Vlissingen einer Gruppe staatsgefährdender Personen zugeteilt. Ihre Aburteilung war vorgesehen, sie konnten aber ab Vlissingen nicht mehr nach England überstellt werden, weshalb sie in ein französisches KZ nach Kalen (fr: Calais) verbracht wurden. Dort überrollten die deutschen Einheiten den alliierten Feind.
Die Jahre 1945 bis 1946
Die Briefe des NSB-Führers Mussert aus dem Gefängnis in Scheveningen an seine Familienangehörigen und verhaftete Parteigenossen zeigen eine Vielzahl der Lager auf, in denen die nationalsozialistischen sogenannten Kollaborateure von der aus London heimgekehrten Exil-Regierung eingesperrt wurden. Dabei wurden Kinder durchaus von ihren Eltern getrennt, junge Mädchen fielen nicht selten alliierten Vergewaltigern zum Opfer. Der Ehefrau Musserts wurden von ihrem Lagerarzt Medikamente verweigert, die Pein ihrer Erkrankung (Krebs) sollte angeblich Teil ihrer Strafe sein.
Das Gefängnis Scheveningen gehörte gerade nach der alliierten Eroberung der Niederlande zu den berüchtigtsten KZs im Lande. Am 6. Juni 1945 soll hier Meinoud Rost van Tonningen den Freitod gewählt haben, was seitens führender Nationalsozialisten stets bezweifelt wurde.
Später wurde das Lager Fort Honswick zu einem der meistgefürchteten Konzentrationslager. Niederländische SS-Männer wurden hier eingesperrt und einer Schreckensherrschaft unterstellt. Von hier aus wurden zudem ehemalige SS-Angehörige in den niederländischen Teil Neu-Guineas deportiert. Lagerkommandant war Johan Ordning, ehemaliger Beauftragter in Niederländisch Indien und verheiratet mit der Jüdin Johanna Meijer. Ihre Tochter wurde Mutter des niederländisch-jüdischen Politikers Geert Wilders.
Siehe auch
- Auflistung niederländischer Konzentrationslager der Nachkriegszeit
- Fort Honswick • NSB-Massengrab (Hochhalen)
Literatur
- Anton Mussert, Nagelaten Bekentenissen, verantwoording en celbrieven van de NSB-Leider, bezorgd en ingeleid door Gerard Groeneveld. Verlag Van Tilt, Nimwegen, 2005. ISBN 90 77503 38 2
- Dick Houwaart, Westerbork, het begon in 1933. Verlag Kok, Kampen, 2000. ISBN 90 435 0186 7
Verweis
- Dr. H. W. Van der Vaart-Smit: „Kamptoestanden 1944-'45-'48“, Keizerskroon Verlag, Haarlem (Niederlande) 1949, S. Kamptoestanden 1944-'45-'48 (niederländischsprachig)
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