Kaiserliche Marine

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Marineflaggen des Deutschen Kaiserreichs

Die Kaiserliche Marine (offiziell: Kaiserlich Deutsche Marine) war von 1872 bis zum Ende des Ersten Weltkrieges im Jahre 1918 die offizielle Bezeichnung der Kaiserlichen Seestreitkräfte und Garant der deutschen Seemacht. Sie unterstand gemeinsam mit dem Deutschen Heer und der Schutztruppe Wilhelm II. im Deutschen Kaiserreich. Im Ersten Weltkrieg wurde der höchste Militärverdienstorden „Pour le Mérite“ 54mal an Seeoffizieren verliehen, zumeist an Dienstgrade der Ränge zwischen Oberleutnant zur See und Fregattenkapitän, aber auch an 16 Admiräle (darunter Paul Behncke, Eduard von Capelle, Heinrich von Preußen, Reinhard Scheer, Ehrhard Schmidt, Ludwig von Schröder, Wilhelm Souchon und Alfred von Tirpitz), wobei vier dieser Admiräle das Eichenlaub zum Verdienstorden erhielten. Hinzu kommt Guido von Usedom, der den „Blauen Max“ schon 1902 als Kapitän zur See erhielt, aber das Eichenlaub 1915 mit dem Charakter als Admiral.

Geschichte

Die Kaiserliche Marine ging unmittelbar aus der Preußischen Marine hervor, von 1867 bis 1871 galt sie als die Marine des Norddeutschen Bundes. Lange Zeit war insbesondere Preußen skeptisch gegenüber einer Marinemacht, so daß die Hansestädte und Handelskompanien selbst Kriegsschiffe (z. B. die „König von Preußen“) bauen bzw. kaufen und bewaffnen mußten.

„Ich glaube nicht, da Preußen sich je zur Bildung einer Kriegsmarine entschließen darf. Die Gründe sind folgende: Mehrere Staaten Europas haben große Flotten, England, Frankreich, Spanien, Dänemark und Rußland. Ihnen werden wir niemals gleichkommen können. Da wir also mit wenigen Schiffen immer hinter den anderen Nationen zurückbleiben würden, wäre die Ausgabe unnütz. ... Außerdem führen Seeschlachten nur selten eine Entscheidung herbei. Daraus ziehe ich den Schluß, daß man besser daran tut, das erste Landheer in Europa zu halten als die schlechteste Flotte unter den Seemächten.“Friedrich II.

Die Reichsverfassung vom 16. April 1871 bezeichnet die Marine des Reichs meist als „Kriegsmarine“, an einer Stelle aber auch als „Kaiserliche Marine“. Sie lag ausschließlich in der Zuständigkeit des Reichs, wobei der Oberbefehl dem deutschen Kaiser zustand. Mit der Organisationsänderung vom 15. Juni 1871 gingen die Aufgaben des Oberbefehlshabers der Marine und des Oberkommandos der Marine an den Marineminister über. Diese Aufgabe wurde General der Infanterie Albrecht von Stosch übertragen. Ihr Aufbau geschah zunächst nur langsam. Für den Marinegebrauch wurde letztere Bezeichnung am 1. Februar 1872 eingeführt. An diesem Tag wurden deren bisherige Marinebehörden zur Kaiserlichen Admiralität zusammengefaßt.

Am 20. März 1883 wurde von Stosch durch Generalleutnant Leo von Caprivi abgelöst, der nun Vizeadmiral und Chef der Kaiserlichen Admiralität wurde. Unter dessen Leitung als Chef der Admiralität bis zum Jahre 1888 ging der weitere Ausbau der Marine langsamer voran als in den Jahren zuvor und orientierte sich auch in eine andere Richtung.

Chef des Marine-Kabinetts

Chef des Marinekabinetts, zuständig für die Bearbeitung der Personalien und Kommandierungen der Seeoffiziere, Seekadetten, Marineinfanterieoffiziere, Marineingenieure, Marine-, Zeug-, Feuerwerks- und Torpedooffiziere, war ein höherer Marineoffizier, der gleichzeitig Generaladjutant des Kaisers war. Erster Chef des Marine-Kabinetts von 1889 bis 1906 war Admiral Gustav Freiherr von Senden-Bibran. Sein Nachfolger bis 1918 wurde Admiral Georg Alexander von Müller. Am 28. Oktober 1918 wurde das Marinekabinett dem Staatssekretär des Reichsmarineamtes unterstellt und im Dezember 1918 in das Personalamt im Reichsmarineamt umgewandelt.

Hochseeflotte

Noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war es allgemein üblich, Flotten nur in den Sommermonaten aktiv zu halten, während im Winter die meisten Schiffe aufgelegt wurden. Nach der Aktivierung im Frühjahr bedurfte es großer Übungen, um die Schiffe einsatzfähig zu machen. Zu diesem Zweck wurde in der Kaiserlichen Marine alljährlich die sogenannte Übungs- oder Manöverflotte zusammengezogen, an deren Spitze ein Admiral als Flottenchef stand. Um 1900 wurde die Übungsflotte zunächst in Schlachtflotte und 1906 in Hochseeflotte umbenannt. Ihr erster Chef war der Bruder des Kaisers, Prinz Heinrich. Die Hochseeflotte bildete den Kern der Kaiserlichen Marine.

Flottenrüstung

Die Flottenrüstung war, wie auch in den anderen Marinen der damaligen Zeit, von einer schnellen technischen Entwicklung gekennzeichnet. Nacheinander wurden neue Waffensysteme eingeführt, wie die Seemine, der Torpedo, das U-Boot und die Marineflieger mit Flugzeugen und Luftschiffen. Die Marine verfügte auch über 75 Luftschiffe. Die deutschen Marine-Luftschiffe unter dem Führer der Luftschiffe Fregattenkapitän Strasser führten ca. 1.200 Aufklärungsflüge über der Nordsee und dem Skagerrak und 352 Angriffsflüge auf Großbritannien durch.

Wilhelm II. in der Uniform der Kaiserlichen Marine, Gemälde von Robert Hahn aus dem Jahre 1911

Stärke

Bei Kriegsausbruch im August 1914 betrug die Stärke der Kriegsschiffe:

Kategorie Zahl
Großlinienschiffe 14
Linienschiffe 22
Küstenpanzerschiffe 8
Große Kreuzer (Schlachtkreuzer) 4
Große Kreuzer (Panzerkreuzer) 7
Kleine Kreuzer 12
Torpedoboote
(im Flottendienst)
89
U-Boote 19

Die Schlachtschiffe (Großlinienschiffe), Linienschiffe und Küstenpanzerschiffe bildeten zu dieser Zeit sechs Geschwader, die Kreuzer bildeten fünf Aufklärungsgruppen:

I. Geschwader II. Geschwader III. Geschwader IV. Geschwader V. Geschwader VI. Geschwader
SMS Ostfriesland (Flaggschiff) SMS Preußen (Flaggschiff) SMS Prinzregent Luitpold (Flaggschiff) SMS Wittelsbach (Flaggschiff) SMS Kaiser Wilhelm II. (Flaggschiff) SMS Hildebrand (Flaggschiff)
SMS Helgoland SMS Deutschland SMS Kaiser SMS Wettin SMS Kaiser Wilhelm der Große SMS Heimdall
SMS Thüringen SMS Hannover SMS Kaiserin SMS Zähringen SMS Kaiser Barbarossa SMS Hagen
SMS Oldenburg SMS Pommern SMS König Albert SMS Schwaben SMS Kaiser Friedrich III. SMS Frithjof
SMS Nassau SMS Schleswig-Holstein SMS König SMS Mecklenburg SMS Kaiser Karl der Große SMS Odin
SMS Westfalen SMS Schlesien SMS Großer Kurfürst SMS Braunschweig SMS Wörth SMS Beowulf
SMS Rheinland SMS Hessen SMS Markgraf SMS Elsass SMS Brandenburg SMS Siegfried
SMS Posen


I. Aufklärungsgruppe II. Aufklärungsgruppe III. Aufklärungsgruppe IV. Aufklärungsgruppe V. Aufklärungsgruppe
SMS Seydlitz (Flaggschiff) SMS Cöln (Flaggschiff) SMS München (Flaggschiff) SMS Roon (Flaggschiff) SMS Hansa (Flaggschiff)
SMS Moltke SMS Mainz SMS Danzig SMS Yorck SMS Vineta
SMS Von der Tann SMS Stralsund SMS Stuttgart SMS Prinz Adalbert SMS Victoria Louise
SMS Blücher SMS Kolberg SMS Hela SMS Prinz Heinrich SMS Hertha
SMS Derfflinger SMS Rostock SMS Frauenlob
SMS Straßburg
SMS Graudenz

Ferner waren die Flottentorpedoboote in acht, die U-Boote in zwei Flottillen eingeteilt. Während des Krieges wurden an großen Einheiten noch fertiggestellt:

SMS Baden, Linienschiff
SMS Bayern, Linienschiff
SMS Hindenburg, Großer Kreuzer

Zusätzlich zu den oben aufgeführten Einheiten gehörten zur Hochseeflotte vier Hafenflottillen mit Kleinen Kreuzern und Torpedobooten sowie 17 Sprengboote des Typs FL (Fernlenkboot).

Flottenflaggschiff

Ostasiengeschwader

Das Ostasiengeschwader ging 1897 aus dem vormaligen Kreuzergeschwader hervor. Es war ein selbständiger Verband aus je zwei großen und kleinen Kreuzern, der in Tsingtau stationiert war und die Aufgabe hatte, deutsche Interessen im asiatisch-pazifischen Raum zu unterstützen. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs landeten japanische Truppen in China und begannen mit der Belagerung von Tsingtau. Daraufhin versuchte das Geschwader unter Vizeadmiral Graf Spee rund um Südamerika nach Deutschland durchzubrechen. Dabei kam es vor der chilenischen Küste am 1. November 1914 bei Coronel zu einem erfolgreichen Gefecht mit einem britischen Kreuzergeschwader unter Vize-Admiral Christopher Cradock, das weitgehend vernichtet wurde. Am 8. Dezember 1914 wurde das deutsche Geschwader im Seegefecht bei den Falklandinseln durch überlegene Kräfte der Royal Navy gestellt und mit Ausnahme eines Kreuzers vernichtet.

Chefs der Hochseeflotte

Als erste ständige Kommandobehörde im Flottenbereich wurde 1891 das Kommando der Manöverflotte eingerichtet und 1897 in Kommando des 1. Geschwaders umbenannt. Daraus wurde 1902 die aktive Schlachtflotte, seit 1907 Kommando der Hochseeflotte, im Laufe des Ersten Weltkrieges dann Kommando der Hochseestreitkräfte (KdH) genannt. 1919 wurde die Dienststelle aufgelöst. Chefs der Hochseeflotte / Hochseestreitkräfte im Ersten Weltkrieg waren:

Dienstgrade der Kaiserlichen Marine

Kapitänleutnant Franz Stabbert, Kommandant eines Luftschiff Zeppelins der Kaiserlichen Marine

Mannschaften (Matrosen)

  • Matrose
  • Einjährig-Freiwilliger: Oben offener Winkel aus doppelter Wollschnur in den Reichsfarben Schwarz-Silber (statt Weiß)-Rot
  • Obermatrose: Oben offener Winkel aus Borte, in Gelb (zur blauen Uniform) oder Blau (weiße Uniform)

Anmerkungen: Einjährig-Freiwilliger war kein Dienstgrad, sondern Bezeichnung der Anwärter für eine Reserveoffizierslaufbahn. Matrosen und Obermatrosen wurden in diversen Laufbahnen, bei vorangestellter Laufbahnbezeichnung, Gast (Mehrzahl: Gasten) genannt (z. B. Malersgast, Signalobergast).

Die Gebrüder und Kadettenschüler Lothar (links; zuletzt Vizeadmiral z. V.) und Friedrich von Arnauld de la Perière (späterer Marineflieger, Reichsluftsportführer, zuletzt Generalleutnant der Luftwaffe), 1905

Unteroffiziere ohne Portepee (Maate)

  • Maat: Blauer stehender Anker (weiße Uniform) mit aufgelegtem Laufbahnabzeichen. Auf blauem Matrosenhemd und Matrosenjacke war das Emblem in Metallausführung (Gold oder Silber). Ärmelaufschläge der Jacke mit Metalltresse eingefaßt
  • Obermaat: wie Maat, über dem Anker zusätzlich Kaiserkrone mit fliegenden Abzeichen

Anmerkungen: Die Maate und Obermaate wurden gemäß ihrer Laufbahn geführt, zum Beispiel als Bootsmannsmaat, Zimmermannsmaat oder Oberfeuerwerksmaat.

Unteroffiziere mit Portepee (Feldwebel)

  • Vize-Feldwebel bzw. Vize-Wachtmeister: stehender, klarer Anker (Metall) unter Kaiserkrone mit fliegenden Bändern. Unter dem Emblem ein oben offener Winkel aus Metalltresse. Zur standardmäßig getragenen Matrosenjacke (Aufschlagtressen wie Maate) weißes Hemd mit hohem Eckkragen („Vatermörder“) und Querbinder. Schirmmütze der Deckoffiziere. Lange blaue Hosen und Halbschuhe. Offizierssäbel mit Portepee.
  • Feldwebel bzw. Wachtmeister: wie Vize-Feldwebel bzw Vize-Wachtmeister, zusätzlich zweiter Tressenwinkel unter Laufbahnabzeichen; über den Ärmelaufschlägen umlaufendes Band aus Metalltresse („Kolbenring“)

Anmerkungen: Feldwebel war ein Dienstgrad der Werftdivisionen (Marinedienste zu Land), Wachtmeister war ein Dienstgrad des seemännischen Dienstes, der besonders die Abteilungen unter Deck beaufsichtigte.

Portepee-Unteroffiziere mit mehr als 25 Dienstjahren (ab 1913 mit 15 Dienstjahren) legten die Uniform der Deckoffiziere mit den Abzeichen der Portepee-Unteroffiziere an. Seit 1914 trugen alle Portepee-Unteroffiziere, unabhängig vom Dienstalter, Deckoffiziersuniform mit den Abzeichen der Portepee-Unteroffizieren.

Deckoffiziere

  • Deckoffizier (Bootsmann, Steuermann usw.): Dienstanzug ähnlich dem der Offiziere, jedoch flachere Mütze und Mannschaftsüberzieher (Ausnahme: Vize-Deckoffiziere!). Statt der Schulterstücke zu allen Anzugsarten blaue Achselklappen mit dem Laufbahnabzeichen (zum Beispiel unklarer Anker bei Bootsleuten, Zahnrad bei Maschinisten) in Metallausführung. Auf den Ärmelaufschlägen drei waagerecht angeordnete Ankerknöpfe. Schirmmütze ähnlich der Offizierskopfbedeckung, mit niedrigerem Deckel und ohne Eichenlaubkranz, über der Nationalkokarde (Schwarz, Weiß, Rot) die Kaiserkrone mit fliegenden Kronenbändern.
  • Oberdeckoffizier (Oberbootsmann, Obersteuermann usw.): wie Deckoffizier, jedoch über den Laufbahnabzeichen auf den Achselklappen die Kaiserkrone mit fliegenden Bändern

Anmerkung: Deckoffiziere als Offizierstellvertreter kennzeichneten Goldtressen an den beiden Seiten der spitz zulaufenden Achselklappen. Von den Vize-Deckoffizieren unterscheidbar waren sie anhand von deren trapezförmig zulaufenden Achselklappen.

Offizieranwärter (seit 1891)

Zumeist Admiräle außer Dienst (a. D.) als Ehrengäste beim Staatsakt zur Einweihung des Marine-Ehrenmals Laboe am 30. Mai 1936; erkannt wurden: vermutlich Fregattenkapitän a. D. Ernst Hintzmann (1; Bundesführer des NS-DMB), Konteradmiral (Char.) Ernst Oldwig von Natzmer (2), Ehrhard Schmidt (3), Admiral Paul Behnke (4), Vizeadmiral Adolf von Trotha (6), Vizeadmiral Friedrich Boedicker (7), Kapitän zur See Ernst Wolf (zwischen 7 und 8), Vizeadmiral Walter Engelhardt (8), Vizeadmiral Ludwig von Reuter (9), Konteradmiral Magnus von Levetzow (10), möglicherweise Konteradmiral (Char.) Johannes Horn (Seitenansicht zwischen 10 und 11), Konteradmiral Max Bastian (11), Vizeadmiral (Char.) Hugo Meurer (12) und Korvettenkapitän a. D. Felix Graf von Luckner (13). Ebenso anwesend waren u. a. Vizeadmiral Wilhelm Souchon und Konteradmiral Ludwig von Schröder, können aber auf dem Bild nicht einwandfrei erkannt werden.
  • Seekadett (bis 17. April 1899 Kadett): Uniform ähnlich den Vize-Feldwebeln, jedoch ohne deren Tressen und Ärmelabzeichen, dazu die Ärmelaufschläge der Deckoffiziere (mit drei Ankerknöpfen). Auf den Schultern Spangen aus schwarz-rot durchzogener Silberlitze. Mütze ähnlich dem Seeoffiziersmodell, aber flacher und ohne Eichenlaubstickerei um die Kokarde. Marinedolch ohne Portepee.
  • Fähnrich zur See (bis 17. April 1899 Seekadett): wie Seekadett, jedoch Marinedolch mit Portepee. Mütze mit Eichenlaubstickerei um die Kokarde. Nach bestandener Offiziersprüfung Offizierssäbel alternativ zum Marinedolch (Seitengewehr mit Portepee) erlaubt ( umgs. dann Säbel-Fähnrich).
  • Vize-Deckoffizier (bis 1893: Vize-Seekadett): bis 1893 Uniform ähnlich der Vize-Feldwebel, jedoch Ärmelabzeichen ohne Krone, auf den Schultern Litzenspangen wie aktive Offizieranwärter. Offiziersmütze. Zur Uniform immer Offizierssäbel (unabhängig von bestandener Offiziersprüfung, im Unterschied zur Praxis bei den Anwärtern der aktiven Laufbahn, Seekadett und Fähnrich!). Ab 1893 Uniform wie Deckoffiziere, jedoch Offiziersüberzieher und Offiziersschirmmütze. Blaue Achselklappen am Knopflochende trapezförmig, seitlich und oben mit Goldtresse eingefaßt. Laufbahnabzeichen wie Deckoffizier. Offizierssäbel.

Anmerkungen: Seekadetten und Fähnriche zur See waren Seeoffizieranwärter der aktiven Laufbahn (Berufsoffizier). Seekadetten rangierten zwischen Maat und Obermaat. Fähnriche zur See standen im Rang zwischen Obermaat und Vizefeldwebel, nach bestandener Offiziersprüfung aber unmittelbar hinter den Feldwebeln (umgs. dann Säbel-Fähnrich bzw. bis 1899 Säbel-Kadett).

Offiziere

  • Deckoffizierleutnant (Deckoffizieringenieur; im Januar 1916 eingeführt): Seeoffizier- oder Marineingenieurmütze. Silberne, schwarz-rot durchwirkte Achselstücke mit dem Deckoffizier-Laufbahnabzeichen. Auf den Kragenseiten kleine vergoldete Kaiserkrone mit Bändern.
  • Leutnant zur See (bis 31. Dezember 1898 Unterleutnant zur See): über Ärmelaufschlägen umlaufende schmale Metalltresse; fransenlose Epauletten bzw. Schulterstücke aus vier zusammengenähten, schwarz-rot durchzogenen Silberplattschnüren (wie beim Landheer) (ohne Rangstern)
  • Oberleutnant zur See (bis 31. Dezember 1898: Leutnant zur See): mittelbreite Ärmeltresse; Epauletten mit dünnen Fransen, Schulterstücke wie Leutnant (1 Stern)
  • Kapitänleutnant: zwei mittelbreite Ärmeltressen; Epauletten mit dünnen Fransen, Schulterstücke wie Leutnant (2 Sterne)
  • Korvettenkapitän: drei mittelbreite Ärmeltressen; Epauletten mit dichten Fransen bzw. geflochtene Schulterstücke aus schwarz-rot durchzogener Silberschnur (ohne Stern)
  • Fregattenkapitän (Bezeichnung eingeführt am 23. November 1898): vier mittelbreite Ärmeltressen; Epauletten mit dichten Fransen, Schulterstücke wie Korvettenkapitän (1 Stern)
  • Kapitän zur See: vier mittelbreite Ärmeltressen; Epauletten mit dichten Fransen, Schulterstücke wie Korvettenkapitän (2 Sterne; mit dem Oberst des Heeres vergleichbar)

Anmerkung: Die Bezeichnung Fregattenkapitän ersetzte Korvettenkapitän mit Oberstleutnantsrang. Deckoffizierleutnants bzw. Deckoffizieringenieure waren Offiziere ohne Patent und gingen aus den Deckoffizieren hervor.

Admirale

  • Konteradmiral (bis 31. Dezember 1898: Contreadmiral): eine breite Ärmeltresse, darüber eine mittelbreite Ärmeltresse; Epauletten mit dicken Fransen bzw. geflochtene Schulterstücke aus zwei Goldschnüren und einer mittig eingefaßten schwarz-rot durchzogenen Silberschnur (ohne Stern)
  • Vizeadmiral: eine breite Ärmeltresse, zwei mittelbreite Tressen; Epauletten mit dicken Fransen, Schulterstück wie Konteradmiral (1 Stern)
  • Admiral: eine breite Ärmeltresse, drei mittelbreite Tressen; Epauletten mit dicken Fransen, Schulterstück wie Konteradmiral (2 Sterne)
  • Großadmiral: eine breite Ärmeltresse, vier mittelbreite Tressen; Epauletten mit dicken Fransen, Schulterstück wie Konteradmiral (gekreuzte Kommandostäbe)

Marinesanitätsdienst der Kaiserlichen Marine

Lazarettschiff „Sierra Ventana“ in Wilhelmshaven

Pfeil 2 siehe auch.pngSiehe auch: Sanitätswesen der Kriegsmarine

„Der Marinesanitätsdienst ging personell, materiell und organisatorisch sehr gut vorbereitet in den Ersten Weltkrieg. In Abhängigkeit von der Seekriegsstrategie wurde der Fokus auf die Erstversorgung der Besatzungsangehörigen der Flotte, den Betrieb von Lazarettschiffen und Marinelazaretten gesetzt. Im Laufe des Krieges kamen Herausforderungen im U-Bootsanitätsdienst hinzu. Ein besonderer Schwerpunkt der Arbeit des Marinesanitätsdienstes lag in der Analyse der auf See üblichen Waffenwirkung, der Untersuchung von speziellen Verwundungsmustern und der Umsetzung neuer präventiver Verfahren an Bord. Als Besonderheit wurden nur aus der Segelschifffahrt bekannte Avitaminosen bei Besatzungen von Hilfskreuzern mit langer Stehzeit in See beobachtet. […] Der Sanitätsdienst der Marine ging mit besten Voraussetzungen in den Krieg. Personell von vornherein besser gestellt als die Sanitätsdienste des Feldheers, hatte das Sanitätspersonal mit den Besatzungen in den Friedensjahren intensiv Gefechtsdienst geübt und die Versorgung von Verwundeten an Bord trainiert. Weitgehende Grundsätze des Sanitätsgefechtsdienstes waren in Abhängigkeit von den Schiffsklassen erlassen. Sie beschrieben den Verwundetentransport durch Krankenträger im Schiff genauestens, regelten die Aufgaben in den Gefechtsverbandräumen, nahmen zur dortigen Erstbehandlung Stellung und sprachen den Abtransport an. Der damalige Chef des Marine-Sanitätskorps, Marine-Generaloberstabsarzt Dr. Walter Uthemann (1863–1944) resümierte später:
Stimmen zur Kaiserlichen Marine, besonders verbittert von Ernst von Weizsäcker angesichts des bevorstehenden Novemberputsches.
‚Manches war im Vergleich zum Heere bei den Marineteilen an Bord leichter in Gang zu bringen. Die Kriegssanitätsausrüstung war nämlich schon im Frieden zum großen Teil an Bord. Man brauchte nur wenig aufzufüllen aus den Sanitätsdepots in Kiel und Wilhelmshaven und war dann sogleich gefechtsbereit. ... Leichter hatten es auch die Sanitätsoffiziere an Bord im Vergleich zu ihren Heereskameraden. Denn die wechselten doch in großer Zahl ihre Dienststelle und mußten sich persönlich und örtlich neu einarbeiten. Das gehörte bei der Marine zu den Ausnahmen, wenigstens an Bord. So ging denn auch hier der ärztliche Dienst im selben Gleise weiter wie bisher, und der Verwundetendienst wickelte sich auf eingefahrenen Wegen so ab, wie im Frieden fast täglich geübt.‘
Infrastruktur und Ausstattung der Schiffslazarette waren vorbildlich und stets auf der Höhe der technischen Entwicklung. Neue therapeutische Verfahren wie Röntgen oder Anästhesie fanden in kürzester Zeit Eingang in die Bordsanitätsausstattungen. Akribisch ausgearbeitete Etats, Ausrüstungsvorschriften, Arzneiausstattungen und Sanitätsordnungen regelten den Gesundheitsdienst an Bord aller Schiffs- und Bootsklassen. Besonders bemerkenswert ist auch die in Breite und Detail einzigartige wissenschaftlich-theoretische Begleitung schifffahrtmedizinischer Herausforderungen. Sie wirft ein Schlaglicht auf die Bedeutung, die den neuen fachlich wichtigen Disziplinen wie Infektiologie, Hygiene, Ventilation, Ernährung oder Seerecht im Marinesanitätsdienst beigemessen wurde. Hinzu kamen genaueste statistische Erhebungen zur Sanitätsdienst der Flotte. Seit 1873 wurden jährliche ‚Sanitätsberichte über die Kaiserliche Flotte‘ erstellt, in denen die weltweit an Bord angefallenen Verletzungen und Erkrankungen der Besatzungsangehörigen dokumentiert wurden.
Während der Skagerrak-Schlacht erhielten die Linienschiffe und großen Kreuzer Artillerietreffer überwiegend im Vorschiff, wo die Reserve-Verbandplätze etwa in Höhe des vorderen Geschützturmes eingerichtet waren, während die Hauptverbandplätze, ungefähr in Höhe des achteren Turmes, deutlich seltener, und zwar im Verhältnis 4:1, getroffen wurden. Da auch Minen- und Torpedotreffer eher den Vorschiffsbereich betrafen, sollte der Gefechtsverbandplatz stets im Achterschiff untergebracht sein. Trotzdem ist dieser unter Panzerschutz liegende Ort immer von besonderer Vulnerabilität gewesen und wurde bei Artillerietreffern zur tödlichen Falle für Verwundete und Sanitätspersonal. Ein solcher verheerender Treffer ereignete sich während der Schlacht auf der Doggerbank am 24. Januar 1915 auf dem Panzerkreuzer ‚Blücher‘, auf dessen Hauptverbandsplatz und den benachbarten Sammelstellen sich etwa 150 vor allem verwundete Besatzungsangehörige einschließlich nahezu des gesamten Sanitätspersonals unter dem Schiffsarzt Marinestabsarzt Dr. Rudolf Meyer befanden.
In den Seegefechten wurden zahlreiche ärztliche Erfahrungen gewonnen, freilich stellte sich der bei Kriegsbeginn erwartete große Operationsbetrieb auf den Gefechtsverbandplätzen oder den Schiffslazaretten nicht ein. Dringliche Operationen waren fast nie erforderlich, ebenso spielten Vollnarkosen unter Gebrauch des neu in die Bordsanitätsausstattung übernommenen Sauerstoff-Äther-Narkose-Apparats nach Roth-Dräger kaum eine Rolle. Sogar in der Skagerrakschlacht mit immerhin 562 in ärztliche Behandlung gekommenen Verwundeten und zahlreichen offenen Frakturen beschränkte sich der operative Betrieb auf zwei Soldaten der ‚Westfalen‘ mit schweren Gliedmaßenverletzungen, die in der Transporthängematte narkotisiert und anschließend auf den OP-Tisch verbracht wurden. Eine Tracheotomie (Luftröhrenschnitt) war im gesamten Seekrieg kein einziges Mal erforderlich. Im Vordergrund des ärztlichen Handelns stand vielmehr eindrucksvoll die Gabe von Morphinderivaten zur Schmerzbekämpfung und zur Ruhigstellung der Verwundeten, auch wenn lange nach dem Krieg von einem der beteiligten Chirurgen auch auf Misserfolge in der Schmerztherapie hingewiesen wurde.“[1]

Gefallene und Gedenken

Die Gefallenenzahl der Kaiserlichen Marine im Ersten Weltkrieg werden mit 1.569 Offizieren, 8.067 Deck- und Unteroffizieren und 25.197 Mannschaften angegeben. An sie erinnert das 1936 am 20. Jahrestag der Skagerrakschlacht eingeweihte Marine-Ehrenmal Laboe bei Kiel.

Siehe auch

Literatur

Verweise

Fußnoten

  1. Volker Hartmann: Marinesanitätsdienst im Ersten Weltkrieg, in: „Wehrmedizinische Monatsschrift“, 60. Jahrgang (Ausgabe 2/2016; S. 55–62)