Petersdorff, Horst von

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SA-Oberführer von Petersdorff

Horst Bernhard Kurt von Petersdorff (Lebensrune.png 30. Dezember 1892 in Posen; Todesrune.png 12. Juli 1962 in Prien am Chiemsee) war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee, des Deutschen Heeres, der Freikorps (Führer im Baltikum), der Reichswehr, der SA (zuletzt SA-Brigadeführer) und der Wehrmacht, zuletzt Oberst z. V. (zur Verfügung) des Heeres und Ritterkreuzträger im Zweiten Weltkrieg.

Leben

V. l.: Oberst Otto Schmidt-Hartung, Generalleutnant Franz Böhme und Hauptmann Horst von Petersdorff nach dem Westfeldzug im Juli 1940
NSKK-Korpsführer Adolf Hühnlein an von Petersdorff: „Dem Korpsangehörigen Herrn von Petersdorff (42/ M 30) dem stolzen Träger des Ritterkreuzes! Ihr A. Hühnlein 14.7.41“

Horst war der Sohn des Premierleutnants und Regimentsadjutanten im Grenadier-Regiment „Graf Kleist von Nollendorf“ (1. Westpreußisches) Nr. 6 Axel von Petersdorff und seiner Ehefrau Elisabeth, geborene Fehlan. In seiner Kindheit besuchte er die Vorschule in Koburg und das humanistische Gymnasium in Steglitz bei Berlin, Celle, Hannover und dann wieder in Steglitz.

Preußische Armee

Im Juni 1911 trat Petersdorff als Fahnenjunker in das 2. Garde-Regiment zu Fuß der Preußischen Armee ein. Nach dem Besuch der Kriegsschule Danzig wurde er im November 1912 zum Leutnant in seinem Stammregiment befördert.

Erster Weltkrieg

Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde von Petersdorff zunächst mit demselben Regiment an der Westfront eingesetzt, an der als Zugführer der 8. Kompanie und später als Adjutant des II. Bataillons zum Einsatz kam. Am 3. Oktober 1914 wurde er bei Cambrai schwer verwundet, als er einen Querschläger im rechten Oberarm erlitt. Nach Lazarett und längerer Karenzzeit kam er im Mai 1915 wieder an die Kriegsfront. Im Winter 1917/1918 wurde Peterdorf als Offizier des Garde-Korps in Flandern bei schweren Kämpfen an der Küste erneut verwundet und verlor den rechten Arm. Nach einer kurzen Behandlung in Wiesbaden ging der Kriegsversehrte mit der Pascha-II-Expedition des Asien-Korps nach Syrien (zur Unterstützung der Osmanischen Armee), wo er als Detachmentsführer deutscher Truppenteile eingesetzt wurde. Dabei wurde er in der 2. Jordan-Schlacht leicht verwundet, bevor er im September 1918, wenige Wochen vor Kriegsende, wieder zum 2. Garde-Regiment zu Fuß an die Westfront kam.

Freikorps und Reichswehr

Nach dem verräterischen Novemberputsch schloß sich der deutsche Offizier den Freikorps an. Im Dezember 1918 stellte er aus den MG-Kompanien des 2. Garde-Regiments zu Fuß sowie Freiwilligen des Garde-Korps das nach ihm benannte Freikorps „Petersdorff“ bzw. „von Petersdorff“ auf, das zunächst in Berlin zur Bekämpfung sozialistischer Revolutionäre zum Einsatz kam und später an den Grenzgefechten in Oberschlesien und im Baltikum beteiligt war. Einer der prominentesten Mitglieder dieser vaterländischen Freiformation war Albert Leo Schlageter.

Im Baltikum gehörte von Petersdorffs Freikorps zur Eisernen Division, mit der es unter anderem an der Befreiung von Mitau und Riga beteiligt war. Im Sommer 1919 trat er zur Baltischen Landeswehr über. Im Herbst 1919 war das Freikorps Teil der Deutschen Legion. Anschließend wurde er in der Vorläufigen Reichswehr übernommen und nahm 1922 nahm seinen Abschied aus der Reichswehr im Rang eines Hauptmanns. Anschließend verdiente er seinen Lebensunterhalt als Industriekaufmann

NSDAP und SA

Zu Beginn der 1920er Jahre ließ Petersdorff sich in Berchtesgaden nieder, wo er mit Dietrich Eckart zusammenkam, auf dessen Vermittlung hin er im Oktober 1922 in die NSDAP seines Heimatgaues Pommern eintrat. In der SA wurde er erstmals im Juni 1923 Mitglied, als er sich der SA in Berchtesgaden anschloß. Als das Verbot der NSDAP aufgehben wurde, trat Petersdorff ihr mit Eintrittsdatum zum 1. Oktober 1925 erneut bei (Mitgliedsnummer 20.736). Außerdem wurde er Mitglied der Sturmabteilung (SA). Privat ließ er sich in Berchtesgaden nieder, wo er einen Besitz (das Dürrecklehen) bei Vorband hatte, den er zu einem Jugendheim für die werktätige Jugend ausbaute.

1931 war SA-Oberführer von Petersdorff Mitarbeiter in der Obersten SA-Führung und war Anfang des Jahres war er an der Niederschlagung der Stennes-Revolte in Berlin beteiligt. Im Mai 1931 wurde Oberführer von Petersdorff dann als Nachfolger von Edmund Heines zum Führer des Berliner Gausturms ernannt.[1] Diese Dienststellung hatte er nur wenige Wochen inne, sein nachfolger wurde im Augsut 1931 Wolf-Heinrich von Helldorf als neuer Chef der Berliner SA.

Drittes Reich und Wehrmacht

Joseph Goebbels mit vier Ritterkreuzträgern der Westfront, 1940; v. l. n. r. (erste Reihe): Joachim Meißner, Otto Zierach (Sturm-Abteilung „Koch“), Horst von Petersdorff, Goebbels, Viktor Lutze (mit Kampfrune) und Oberleutnant d. R. Ludwig Klotz.

Am 29. März 1935 heiratete von Petersdorff Irene Gräfin von Bismarck (1888–1982). Nachdem er um 1932 aus der NSDAP und der SA ausgetreten war, betrieb er ab 1936 seine erfolgreiche Wiederaufnahme in die beide Organisationen.

Anläßlich des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs wurde Petersdorff 1939 als Hauptmann der Reserve (später Hauptmann z. V.) reaktiviert: Er wurde zunächst als Kommandeur des III. Bataillons im Infanterie-Regiment 189 eingesetzt, mit dem er am Westfeldzug 1940 teilnahm. Aufgrund seiner Leistungen und Tapferkeitstaten bei diesem Unternehmen - als Kommandeur einer Vorausabteilung einer Division soll er entscheidend zum Erfolg seines Armeekorps beigetragen haben - wurde er auf Vorschlag von Walther von Brauchitsch von Hitler am 29. Juni 1940 mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet.[2]

1942 wurde Petersdorff als Kommandeur des Reserve-Gebirgsjäger-Regimentes 1 im Rang eines Oberstleutnants bestallt. Eine von Alfred Rosenberg nach Beginn des Rußlandfeldzuges von 1941 angeregte führende Tätigkeit Petersdorffs in seinem Ostministerium kam nicht zustande. Nach mehreren Verwundungen an der Ostfront wurde er „zur Verfügung“ gestellt und zum Rüstungsministerium abkommandiert. 1943 schickte man ihn als Chef der deutschen Industriekommission in der Slowakei und Ungarn in diese Länder.

Volksgerichtshof

Im Juli 1944 wurde von Petersdorff im Zusammenhang mit dem Putschversuch vom 20. Juli 1944 verhaftet. Am 15. September 1944 wurde er im Rang eines Obersten aus der Wehrmacht entlassen, was die Voraussetzung bildete, um ihn vor dem Volksgerichtshof anklagen zu können. Von Petersdorffs Ausschluß aus der Partei erfolgte am 3. Oktober 1944. Der Volksgerichtshof unter Freisler sprach ihn im Dezember 1944 uneingeschränkt frei. Dennoch kam er in Schutzhaft der Gestapo und anschließend als Sonderhäftling in das KL Buchenwald, zum Schluß KL Dachau. Am 30. April 1945 wurde er zusammen mit über 140 Sippen- und Sonderhäftlingen in Südtirol „befreit“.

Die „Befreiung“

Im Hotel „Bachmann“ in Niederdorf erklärte sich SS-Obersturmführer Edgar Stiller (unterstützt von SS-Untersturmführer Bader) am 30. April 1945 bei einer Versammlung der über 130 Sonderhäftlinge bereit, das Kommando für den Transport niederzulegen und an die bereits alarmierte Wehrmacht abzugeben. Sein Einlenken und das Telephonat von Karl Wolff wird in der Militärgeschichte zu wenig gewürdigt.

Bei der Verlegung über Tirol Richtung Alpenfestung wurde Sonderhäftling Horst von Petersdorff am 30. April 1945 von Einheiten der Wehrmacht befreit. Dies geschah, nachdem Oberst i. G.Bogislaw von Bonin, der mit anderen in einem Hotel unterbracht war, General der Panzertruppe Hans Röttiger (Oberkommando der Heeresgruppe C) am 29. April 1945 telefonisch erreichen konnte, der wiederum befahl Hauptmann Wichard von Alvensleben von Moos bei Sexten nach Niederdorf zu fahren, um sich unauffällig ein Bild der Lage zu verschaffen. Gemeinsam mit seinem Vetter Hauptmann Gebhard von Alvensleben entschied er sich, am nächsten Tag zu handeln.

Nach einer angespannten Konfrontation mit den SS-Bewachern befahl ihnen SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS Wolff telefonisch, sich zurückzuziehen, die Häftlinge der Wehrmacht zu überlassen und nach Bozen zu fahren. Die Wehrmacht mußte nun die Häftlinge (darunter Dr. Schuschnigg mit Familie, Bogislaw von Bonin, Hjalmar Schacht, Martin Niemöller und die Generäle der Infanterie Georg Thomas sowie Alexander von Falkenhausen) beschützen: Die mörderischen italienischen Partisanen, die nach der deutschen Kapitulation versuchten, das Land unter ihre Kontrolle zu bekommen, hatten die Absicht, die prominenten Gefangenen in ihr Hauptquartier im vierzig Kilometer südlich gelegenen Cortina d'Ampezzo abzutransportieren.

Am 4. Mai 1945, zwei Tage nach der deutschen Teilkapitulation, trafen rund 170 VS-amerikanische Soldaten eines Infanterieregiments der 85. Division der 5. VS-Armee unter dem Kommando von Captain John Atwell am Pragser Wildsee ein. Die deutschen Wehrmachtsangehörigen im Hotel „Pragser Wildsee“ wurden entwaffnet und zusammen mit den beiden Hauptleuten von Alvensleben in ein Kriegsgefangenenlager abtransportiert.

Im Schlepptau der VS-Armee erschienen am 5. Mai 1945 zahlreiche Journalisten und Pressefotografen. Schon bald gingen die Schlagzeilen über die sensationellen Ereignisse in Südtirol um die Welt. An diesem Tag entstand das bis heute immer wieder kolportierte Märchen von der Befreiung der Sonder- und Sippenhäftlinge durch amerikanische Truppen, obwohl die Gefangenen in Wirklichkeit bereits am 30. April ihre Freiheit wiedererlangt hatten, als ihre SS-Bewacher unter dem Druck der Wehrmacht unter Hauptmann von Alvensleben aufgaben. Ganz im Gegenteil: Die Ankunft der VS-Amerikaner mündete für einige der Ex-Häftlinge in eine erneute Gefangenschaft, diesmal bei den Alliierten.

„Für alle war es eine Befreiung und ich glaube, daß es niemand bewußt war, daß dies für viele die Schwelle zu einer neuen und mühselig langen Gefangenschaft sein sollte.“Sigismund Payne Best, britischer Geheimagent und einer der 98 Sonder- und 37 Sippenhäftlinge (nach Namensliste ggf. 137) des RSHA aus sechzehn Nationen

Auch von Horst von Petersdorff wurde nach der „Befreiung“ vom Feind interniert.

Auszeichnungen

Fußnoten

  1. Goebbels-Tagebücher Eintrag vom 29. April 1931.
  2. Veit Scherzer: Die Ritterkreuzträger 1939-1945 Die Inhaber des Eisernen Kreuzes von Heer, Luftwaffe, Kriegsmarine, Waffen-SS, Volkssturm sowie mit Deutschland verbündete Streitkräfte nach den Unterlagen des Bundesarchivs, Scherzers Militaer-Verlag, Ranis/Jena 2007, ISBN 978-3-938845-17-2, S. 589