Polnische Konzentrationslager
Polnische Konzentrationslager sind Konzentrationslager, die vom polnischen Staat vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg errichtet wurden, meist in den von Polen eroberten oder besetzten Gebieten. Die ersten Konzentrationslager in Europa wurden nach Gründung des polnischen Staates im ehemaligen deutschen Posener Gebiet von Polen für Deutsche errichtet. Diese Tatsache wird heute gerne verschwiegen. Dazu gehören auch die nach 1945 auf deutschem Reichsgebiet östlich von Oder und Neiße durch Polen errichteten Lager. In den polnischen KZs für deutsche Gefangene in Polen und in den derzeit durch Polen verwalteten deutschen Gebieten kamen nach offizieller BRD-Geschichtsschreibung von etwa insgesamt inhaftierten 120.000 Menschen mindestens 20.000 ums Leben.[1]
Andernorts werden allerdings 900.000 bis zu einer Million von Polen in die KZs deportierte Deutsche genannt.[2][3] Zudem heißt es:
- „Von den 60.000 bis 80.000 Menschen, die nach der Schätzung des Koblenzer Bundesarchivs zwischen 1945 und 1948 in den bis zu 1.255 Lagern des kommunistischen polnischen Sicherheitsdiensts umkamen oder ermordet wurden, waren die meisten unschuldige Zivilisten, darunter viele Greise und Kleinkinder.“[4]
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde von Polen in den vorher – bis 1918 – zum Deutschen Reich gehörenden Gebieten das ehemalige deutsche Kriegsgefangenenlager Szczypiorno vom polnischen Staat als Konzentrationslager für die in ihrer Heimat verbliebene deutsche Zivilbevölkerung weitergenutzt, ebenso das Lager im Kernwerk Posen. Es kam dort zu schwersten Menschenrechtsverletzungen, Morden und unmenschlichen Quälereien (Folter), wie sie für Vernichtungslager kennzeichnend sind. Allein in Szczypiorno waren etwa 1.500 Zivilisten im Alter von 13 bis 70 Jahren inhaftiert.
Nach 1926 wurden weitere Lager eingerichtet, nicht nur für Deutsche, sondern auch für Ukrainer und andere Minderheiten in Polen und von Polen besetzten Gebieten sowie für polnische Oppositionelle, die Lager Bereza-Kartuska und Brest-Litowsk. Über die Zahl der dort Inhaftierten und Ermordeten wurden offizielle Zahlen nicht bekanntgegeben.
Von Anfang bis September des Jahres 1939 kamen weitere Konzentrationslager für Deutsche hinzu, u. a. in Chodzen. Es kam in diesem Zeitraum zu einer gesteigerten Anzahl von Massenverhaftungen und Pogromen an der deutschen Bevölkerung, die zur Flucht von Zehntausenden führte. Aus 1.131 Ortschaften in Posen und Pommerellen kam es zu Verschleppungsmärschen in Lager. Das polnische Konzentrationslager Chodzen war eine ehemalige Zuckerfabrik zwischen Wloclawek und Kutno, in der in den ersten Septembertagen 1939 ca. 7.000 verschleppte Volksdeutsche – darunter Frauen und Kinder, Greise und Krüppel – inhaftiert waren.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es im Zuge der Vertreibung der deutschen Zivilbevölkerung aus den Gebieten des Deutschen Reiches, die damals vorübergehend unter polnische Verwaltung gestellt wurden, zur Errichtung von 1.255 Konzentrationslagern mit einer Sterblichkeitsrate von 20 bis 50 %, z. B. in Tost (Toszek), Lamsdorf, Potulice und Schwientochlowitz.
Tost stand allerdings nicht unter polnischem Oberkommando, sondern war ein Lager des sowjetischen NKWD. In den Lagern wurden Mißhandlungen, exzessive Grausamkeiten und planmäßige Morde verübt. Besonders bekannt wurden die Fälle der KZ-Kommandanten Lola Potok, Czesław Gęborski und Salomon Morel (KZ Zgoda). Bei den polnischen Konzentrationslagern der Nachkriegsjahre handelte es sich demzufolge nicht um Arbeitslager oder Internierungslager, sondern um Vernichtungslager, in denen so viele Deutsche wie möglich zu Tode kommen sollten.
Opfer
Vor allem Schlesier und Ukrainer, aber auch politisch mißliebige Polen wurden interniert.
Zu nennen ist hier auch das Lager für Ukrainer, Polen und Deutsche in Jaworzno. Tausende Insassen mußten in schlesischen Gruben arbeiten, wo viele starben.
Bei den Inhaftierten handelte es sich um die deutschen Bewohner, die 1945 nicht schnell genug hatte fliehen können. Inhaftierungsgrund war nicht irgendeine persönliche Täterschaft, sondern die deutsche Nationalität oder Sprache. Somit handelt es sich um einen gezielten Völkermord. Die Bevölkerung ganzer Dörfer – vom Säugling bis zum Greis – wurde in Lager verschleppt, dort ermordet oder vorsätzlich dem Hungertod ausgesetzt. Dabei spielte auch die etwaige polnische Staatsangehörigkeit, die manche hatten, keine Rolle, da es um die Vernichtung der deutschen Bevölkerung ging, um die Häuser ohne Bewohner übernehmen zu können. Belegt ist die Zahl von mindestens 60.000–80.000 Deutschen, die in diesen polnischen Konzentrationslagern nach 1945 ermordet wurden. Die Überlebenden wurden auf Todesmärschen nach Westen getrieben.
Orte des Grauens
- „Nach der Hölle beim Einmarsch der Roten Armee folgten die ebenfalls mordenden und plündernden Polen. Sie brachten 1945 über 900.000 deutsche Männer und Frauen in polnische Konzentrationslager und Zwangsarbeitslager.“[5]
Lager bestanden beispielsweise in Gronowo, Grottkau, Hohensalza, Jaworzno, Kaltwasser, Kruschwitz, Kulm, Lamsdorf, Landsberg/Warthe, Langenau, Leobschütz, Lissa, Petrikau, Potulice, Schwetz und Zgoda, viele davon mit gefürchteten Nebenlagern. Dazu kommen die anderen Einrichtungen, die keinem anderen Zweck dienten, als die Deutschen zu konzentrieren und nach Möglichkeit zu dezimieren, also auch die mit Deutschen überfüllten Zuchthäuser und Gefängnisse. Außerdem zählen dazu die anderen als Marterstätten zweckentfremdeten Gebäude, darunter sogar Gotteshäuser.[6]
Augenzeugenbericht
Aus der Schilderung einer Augenzeugin aus Bromberg vom 31. März 1948 über das polnische KZ Langenau:
- „Am 26. April 1945 übernahm Langenau das Lager Kaltwasser, gelegen bei Bromberg [...] und am 1. Juni 1945 das Lager Hohensalza, mit letzterem auch den Platzkommandanten Wladyslaw Dopierala, genannt der Schrecken des Lagers. Ganz besondere Erziehungsmaßnahmen brachte er mit sich. Nur zu häufig erzählte er uns persönlich, wie viele Deutsche er umgelegt hätte. Dann waren im Lager Hohensalza provisorisch angefertigte Särge in zwei Reihen aufgestellt worden, hier hinein mußten sich die Menschen legen, er ging die Reihen durch und gab ihnen den Genickschuß. Das war das Ende vieler.“[7]
Generell alle Deutschen wurden in polnische KZs mit dem Ziel der Vernichtung deportiert, demzufolge ist von einem polnischen Völkermord auszugehen.
- „Die Polen wiederum hatten nach 1945 fertige Urteile. Die Deutschen mit „Volksliste 2" wurden meistens nachts in polnische Konzentrationslager gebracht, wo viele Leute umkamen.“[8]
Jüdische Verbrechen
Marceli Reich, der sich später Marcel Reich-Ranicki nannte, war von 1944-1950 als Hauptmann für den polnischen Geheimdienst UB (wie sowjetische GPU/ NKWD) tätig. Als Leiter der Operationsabteilung Kattowitz war er mit der Einrichtung von Lagern und Gefängnissen für willkürlich aufgegriffene Deutsche befaßt. An die 80.000 Deutsche – zu 99,2 % Frauen, Kinder und Greise – kamen in diesen Lagern um.
Weitere jüdische Mitarbeiter des sowjetpolnischen Sicherheitsdienstes in Kattowitz waren Yurik Cholomski, Barek Eisenstein, Major Frydman, Jacobowitz, Mordechai Kac, Leon Kaliski, Mosche Kalmewicki, Hermann Klausner, Schmuel Kleinhaut, Josef Kluger, Heniek Kowalski, Adam „Krawecki“, Laudon, Leutnant Malkowski, Nachum „Salowicz“, Hauptmann Stilberg, Mosche Szajnwald, Vogel, Hela Wilder und Leo Zolkewicz. Eisenstein schätzte, daß 90 Prozent der jüdischen Mitarbeiter des Staatssicherheitsdienstes sich polnische Namen zulegten. Einer von ihnen wurde sogar auf einem katholischen Friedhof beerdigt. Jözef Musial, 1990 stellvertretender Justizminister in Polen, sagte: „Ich rede nicht gern darüber“, aber in ganz Polen seien die meisten Offiziere des Staatssicherheitsdienstes Juden gewesen. Im Staatlichen Sicherheitsdienst in Schlesien waren zwei- bis dreihundert Offiziere beschäftigt; drei Viertel davon seien Juden gewesen. Unter den jüdischen Kommandanten in Schlesien waren Major Frydman (Lager Beuthen), Jacobowitz in einem nicht identifizierten Lager, Schmuel Kleinhaut (Myslowitz), Efraim Lewin (Neisse), Schlomo Morel in Schwientochlowitz, Oppeln und Kattowitz und Lola Potok Ackerfeld (Gleiwitz). Czeslaw Geborski, der Kommandant im polnischen KZ Lamsdorf, war vermutlich ein Katholik – er war der einzige nichtjüdische Kommandant.[9][10]
Der später ergangene Auslieferungsantrag des polnischen Staates bezüglich Salomon Morels, dem Kommandanten des polnischen KZ Zgoda, an „Israel“, wohin er sich abgesetzt hatte, wurde abschlägig beschieden, da „Israel“ auch Staatsbürger, die der Verbrechen gegen die Menschlichkeit beschuldigt werden, nicht an andere Staaten ausliefert.
Folgerichtig war es dann ein Jude, Adam Rotfeld, der sich 2005 als erster polnischer Außenminister über die Bezeichnung der polnischen Konzentrationslager als Konzentrationslager beschwerte. Nachdem Anfang 2014 in Polen eine Gesetzesinitiative initiiert worden war, die die Verwendung der Begrifflichkeit „Polnische Konzentrationslager“ unter Strafe stellen sollte, folgte auch der Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands (VHD) und lehnte diesen Begriff ebenfalls als falsch ab:
- „Formulierungen wie ‚polnische Konzentrationslager‘ sind Unwörter und suggerieren falsche Vorstellungen von der Verantwortung für NS-Verbrechen.“
Der Geschichtsschreiber Stephan Lehnstaedt vom Deutschen Historischen Institut in Warschau wiederum meint, von polnischen Konzentrationslagern zu sprechen, relativiere auf unzulässige Weise angebliche deutsche Massenmorde und unterstelle gleichzeitig den Polen eine Vernichtungsabsicht.[11]
Ebenso finden sich keine Artikel zu Szczypiorno oder anderen berüchtigten, von Polen eingerichteten KZs in der deutschsprachigen Wikipedia. Tippt man dort den Begriff „Konzentrationslager“ ein, so erfährt man in diesem Artikel lediglich politisch korrekte sowie überwiegend falsche Informationen über die deutschen Konzentrationslager während des Nationalsozialismus. In einem anderen Artikel, der sich allgemein mit Konzentrationslagern beschäftigt, werden zwar alle möglichen Lager in Nord- und Südamerika, Asien oder Jugoslawien genannt, von polnischen KZs ist jedoch auch hier nicht die Rede. Der belegte Eintrag wurde einfach gelöscht.
Liste von polnischen Konzentrationslagern (Auswahl)
Nach 1918
- Konzentrationslager Szczypiorno, Posener Gebiet, errichtet 1918
- KZ Stralkowo, Posener Gebiet, errichtet 1919
weitere Lager, die nach dem polnischen Angriffskrieg auf die Sowjetunion ab 1920 errichtet wurden:
- Bereza Kartuska (Galizien), errichtet 1926
- Brest-Litowsk, errichtet ebenfalls 1926
Fortgeführt nach 1939 bis zur Befreiung durch die Wehrmacht
- Chodzen
- KZ Potulice
- Lager Laband (Labedzka)
- Myslowitz
- Bereza Kartuska
- KZ Zgoda, deutscher Name Eintrachthütte bei Schwientochlowitz
Nach 1945
- Potulice bei Bromberg in Westpreußen (wurde erst 1949/50 aufgelöst)
- KZ Lamsdorf in Lamsdorf bei Falkenberg (Oberschlesien) / (In diesem KZ wurden allein in den Jahren 1945/46 6.048 Volksdeutsche von den Polen ermordet.)
- Tost bei Gleiwitz in Oberschlesien
- Myslowitz in Oberschlesien
- Granowo bei Lissa
- KZ Sikawa bei Lodz
- Jaworzno bei Tschenstochau
- Quellengrund (Oberschlesien)
- Kreuzburg (Oberschlesien)
- KZ Zgoda, deutscher Name Eintrachthütte bei Schwientochlowitz
Zitate
- „Die Tschechen haben tausendmal weniger und die Polen hundertmal weniger erlitten im Vergleich zu dem, was sie in den letzten beiden Generationen den Deutschen zugefügt haben.“ – David L. Hoggan, US-amerikanischer Geschichtswissenschaftler
Siehe auch
Literatur
- Heinz Esser: Die Hölle von Lamsdorf, Dokumentation über ein polnisches Vernichtungslager, Laumann Druck GmbH + Co., ISBN 978-3899600001
- Sepp Jendryschik: Zgoda – Eine Station auf dem schlesischen Leidensweg, Verlag für ganzheitliche Forschung, ISBN 3-927933-67-8
- Witold Stankowski: Lager für Deutsche in Polen, am Beispiel Pommerellen/Westpreußen (1945–1950)
- Zivilverschollenenliste des Suchdienstes des Deutschen Roten Kreuzes, Band III, 1962/1963 Deutsches Bundesarchiv, Koblenz: Dokumentation der Vertreibungsverbrechen
- Bundesministerium für Vertriebene (Hg.): Dokumentation der Vertreibung der Deutschen aus Ost-Mitteleuropa, Bonn 1953–1962
- Zentralstelle des Kirchlichen Suchdienstes (Hg.): Gesamterhebung zur Klärung des Schicksals der deutschen Bevölkerung in den Vertreibungsgebieten, München 1965
- Eugen Georg Schwarz: Vertreibungsverbrechen, in: Franz W. Seidler / Alfred M. de Zayas (Hgg.): Kriegsverbrechen in Europa und im Nahen Osten im 20. Jahrhundert, Mittler Verlag, Hamburg/Berlin/Bonn 2002, ISBN 3813207021
- Brigitte Kasper: Tage der Vergangenheit – Eine Mutter mit ihren sechs Kindern in polnischen Konzentrationslagern 1945–1949, Scribeo-Verlag, Kassel 2010
- Helga Hirsch: Die Rache der „Opfer“ – Deutsche in polnischen KZs 1944–1950, Rowohlt rororo, 1998
- Wolfgang Benz / Barbara Distel (Hgg.): Der Ort des Terrors, München 2007, ISBN 3-406-52965-8, S. 215
- Thomas Urban: Der Verlust – Die Vertreibung der Deutschen und Polen im 20. Jahrhundert, Verlag C. H. Beck, München 2004, ISBN 3406541569
- Horst Waldenburg: In der Hölle der Sieger: Tagebuch der „Befreiung“ mit Dokumentation, Die KZ-Verbrechen der Anderen, FZ-Verlag, 1995
Verweise
- Daniell (sic) Pföhringer: Der Tod sprach polnisch: Das Lager Schwientochlowitz, Compact online, 10. September 2022
- Roland Bohlinger: Die polnischen Konzentrationslager
- Rolf-Josef Eibicht: Der polnische und der tschechische Imperialismus
- Ewald Stefan Pollok: Verlogene polnische Geschichte
- Zeugenaussagen zum polnischen Nachkriegslager in Schwientochlowitz
- Dirk Eckert: Polen will die Formulierung „polnisches Konzentrationslager“ unter Strafe stellen, Telepolis, 23. Februar 2016
- Englischsprachig
- John Wear: An Awful Revenge: The Eastern Victors’ Concentration Camps after World War II, Netzjournal Lasha Darmoon (archiviert), 28. Mai 2019, Erstveröffentlichung in: Inconvenient History: A Quarterly, 14. Mai 2019
- History’s Most Terrifying Peace: Allied-Run Concentration Camps, Renegade Tribune, 17. September 2017
Fußnoten
Auschwitz • Belzec • Bergen-Belsen • Buchenwald • Dachau • Dora • Flossenbürg • Groß-Rosen • Kulmhof • Mauthausen • Majdanek • Moosburg • Neuengamme • Ravensbrück • Sachsenhausen • Sandbostel • Sobibor • Stutthof • Treblinka • Zgoda
Kriegsgefangenenlager 437 • Lager 6114 Makejewka • Lager 7134 Kiew-Darnytza • Lager 7136 Minsk • Lager 7136/1 Brest • Lager 7503/11 Anschero-Sudschensk • Lager 7525/1 Stalinsk • Lager 7525/7 Prokopjewsk • Speziallager Nr. 1 Mühlberg • Speziallager Nr. 2 Buchenwald • Speziallager Nr. 3 Hohenschönhausen • Speziallager Nr. 3 Bautzen • Speziallager Nr. 5 Ketschendorf • Speziallager Nr. 6 Jamlitz • Speziallager Nr. 7 Weesow • Speziallager Nr. 7 Sachsenhausen • Speziallager Nr. 8 Torgau • Speziallager Nr. 9 Fünfeichen • Speziallager Nr. 10 Torgau