Axmann, Artur
Artur Axmann ( 18. Februar 1913 in Hagen, Westfalen; 24. Oktober 1996 in Berlin) war ein nationalsozialistischer Funktionär und Reichsjugendführer während der Zeit des Nationalsozialismus.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Familie und Jugend
Axmann entstammt einer Familie, in der stets der Grundsatz der Boden- und Werkverbundenheit in Vordergrund stand. Er war das jüngste Kind des Rechtsberaters und späteren Generalagenten einer Versicherungsgesellschaft Aloys Axmann (1885–1916) aus Friedenthal/Gießmannsdorf und dessen Frau Emma, geb. Frick ( 10. Juni 1884 in Freudenberg bei Tiefensee; 1970). Als Halbwaise mit vier Geschwistern, der sich an seinen an Diabetes verstorbenen Vater nicht mehr bewußt erinnerte, bekam er schon in seiner frühesten Jugend am eigenen Leibe die bitterste Not zu spüren. Die Tätigkeit seiner Mutter ermöglichte es ihm, unter den größten Entbehrungen und Opfern die Oberrealschule zu besuchen und das Abitur zu bestehen. 1994, als er sein 1995 erschienenes Buch Hitlerjugend: „Das kann doch nicht das Ende sein“ (S. 11–14) schrieb, erinnerte er sich mit Wehmut an seine vom Schicksal gebeutelte Kindheit:
- „Unsere Wohnungstür schnappte ins Schloß. Ich wurde wach. Es war halb sieben. Meine Mutter ging zur Arbeit. Unser Zimmer war kalt. Es war Winter und wir konnten nicht heizen. Ich drehte mich noch einmal in die warme Zudecke ein. Noch war Zeit, denn erst um 8.00 Uhr fing die Schule an. In Gedanken begleitete ich meine Mutter, die nun bei Eis und Schnee zu ihrer Arbeitsstätte ging. Das war die AEG in der Ackerstraße. Ich kannte diesen Weg im Wedding sehr gut. Schon als Kind durfte ich meine Mutter am Lohntag von der Arbeit abholen. Daher bin ich diesen Weg mit Freude gegangen. Nach einer halben Stunde stand ich vor dem hohen eisernen Tor des roten Backsteingebäudes. Ich wartete auf meine Mutter, bis sich endlich der Strom der Arbeiter auf mich zubewegte. Als ich sie entdeckte, fiel mir auf, wie ernst sie war. Entdeckte sie mich, dann kam ein leichtes Lächeln in ihre Züge. Spontan lief ich auf sie zu. Sie gab mir einen Groschen. Nun durfte ich voraus rennen, zum Bäcker. Vor der Tür empfing mich der Geruch frischer Backwaren. Den habe ich heute noch in der Nase. Daher mag es wohl kommen, daß ich hin und wieder länger vor einem duftenden Bäckerladen stehen bleibe. Für den Groschen konnte ich mir damals eine Schnecke und einen Amerikaner mit Zucker oder Schokoladenguß kaufen. Das hat geschmeckt. Der Lohntag meiner Mutter war ein Feiertag für mich. Mit zehn Jahren erlebte ich, wie meine Mutter mit ihren Arbeitskollegen sofort nach Betriebsschluß in die nächst gelegenen Geschäfte eilte.
- Das war 1923, im Jahr der Inflation. Alle fürchteten, daß die Währung in wenigen Stunden weiter verfallt und sie für ihr Geld weniger an Ware bekommen würden. Kostete ein Kilo Roggenbrot noch im September des Jahres 2,2 Millionen Reichsmark, so mußte man bereits im November 600 Milliarden Papiermark dafür bezahlen. Im gleichen Zeitraum stieg der Preis für einen Liter Milch von 8 Millionen auf 300 Milliarden, ein Ei von 2 Millionen auf 300 Milliarden, ein Kilo Butter von 100 Millionen auf 6 Billionen, ein Kilo Zucker von 2,5 Millionen auf 1,3 Billionen, ein Hemd von 400 Millionen auf 8,5 Billionen Papiermark. Das war ein unvorstellbar rasanter Anstieg der Preise in schwindelerregende Höhe und daher die Hast der Menschen in die Geschäfte nur allzu verständlich. Man trug damals das Geld nicht in Brief-, sondern in Aktentaschen oder gar Körben. Während ich vor dieser Zeit allein Milch und Schrippen holen durfte, lösten mich nun darin meine älteren Brüder ab. Mit Milliarden umzugehen, war wohl eine Überforderung für mich. Die Menschen hatten in der Inflation ihr gespartes Barvermögen verloren. Davon war meine Mutter nicht betroffen. Sie hatte nichts auf der hohen Kante. Wenn später von den goldenen 20er Jahren gesprochen wurde, so verband ich damit diese Zeit der Not und Inflation. Das war die Kehrseite der sogenannten goldenen Zeit. Heute finde ich es merkwürdig, daß ich immer morgens nach halb sieben, wenn die Wohnungstür klappte und meine Mutter aus dem Haus zur Arbeit ging, mit 14 Jahren darüber nachzudenken begann, wie schwer es doch meine Mutter hatte, uns drei Söhne durchzubringen. Wir hatten keinen Vater mehr. Er war schon 1916 gestorben. Da war ich gerade drei Jahre alt. Ich besaß keine deutliche Erinnerung an ihn. Alles, was ich über ihn weiß, habe ich von meiner Mutter, meinem ältesten Bruder und von den Eltern meines Vaters erfahren, die ich erst mit 16 Jahren kennenlernte. Vorher war mir eine Reise nach Schlesien nicht möglich. Auch meine Großeltern konnten sich eine Fahrt nach Berlin nicht leisten. Die erste Begegnung mit ihnen prägte sich tief in mir ein. Als sie mich sahen, riefen sie unter Tränen: ‚Das ist ja unser Aloys‘. Das war der Vorname meines Vaters.
- Er wurde in Friedenthal/Gießmannsdorf am 14. März 1885 geboren und besuchte dort die Volksschule. Meine Großeltern erzählten mir, daß er sehr begabt gewesen sei und die katholische Kirche seine Ausbildung übernehmen wollte. Er sollte auf ihren Weg gebracht werden. Doch dazu kam es nicht. Mein Vater muß als junger Mensch andere Vorstellungen gehabt haben. Noch vor seiner Heirat konvertierte er zum evangelischen Glauben, dem auch meine Mutter anhing. Nach dem Volksschulabschluß ließ sich mein Vater in Neiße, dem schlesischen Rom nieder, nur etwa 13 km von Friedenthal/Gießmannsdorf entfernt. Hier erhielt er einen Ausbildungsplatz in einem Anwalts- oder Rechtsberatungsbüro. Nachdem er diese Ausbildung beendet hatte, wanderte er zu Fuß nach Berlin und ließ seine Eltern zurück. Sie waren enttäuscht. In der Nähe vom Alexanderplatz wurde er wieder in einem Anwaltsbüro tätig. In Berlin-Weißensee lernte er auf einem Spaziergang meine Mutter kennen, die dort als Haushaltsgehilfin tätig war. Sie heirateten sehr jung im Jahre 1906. 1907 wurde Kurt, mein ältester Bruder, und 1910 mein Bruder Richard geboren. Meine Eltern hatten noch zwei Töchter, Hedwig und Elfriede. Sie starben sehr früh. Ich habe keine Erinnerung mehr an sie.
- Mein Vater hatte durch seine Arbeit Verbindung zur Versicherungswirtschaft bekommen. Von der Viktoria-Gesellschaft erhielt er eine Anstellung in Düsseldorf. Nicht lange darauf wurde ihm eine Generalagentur mit dem Sitz in Hagen übertragen. Die Familie zog dorthin. In der Bergstraße 66, am Fuße des Goldbergs, mietete mein Vater eine Acht-Zimmer-Wohnung, in der sich Wohnung und Büro befanden. Hier wurde ich am 18. Februar 1913 als fünftes Kind geboren. Betrachte ich heute, 1994, rückblickend mein Geburtsjahr, so scheinen mir aus der Vielzahl der Ereignisse folgende Begebenheiten bedeutsam für den weiteren Lauf der Geschichte und meines eigenen Schicksals gewesen zu sein. In Berlin trafen sich der deutsche Kaiser Wilhelm II., der englische König Georg V. und der russische Zar Nikolaus II. Anlaß war die Hochzeit der einzigen Tochter des deutschen Kaisers, Viktoria Luise, mit dem Herzog Ernst August zu Braunschweig aus Lüneburg, die - wie berichtet wurde - an einem frühlingshaften Tag des 24. Mai gefeiert wurde. Die europäischen Großmächte hatten zu Land und zur See stark aufgerüstet, und der politische Horizont verdunkelte sich immer mehr. Die Menschen erhofften sich von der Begegnung der drei Monarchen eine Entspannung der Lage. Doch ihre Hoffnungen erfüllten sich nicht.
- 1914 brach der erste Weltkrieg aus. 1913 starb der Mitbegründer der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands und Führer der Arbeiterbewegung August Bebel, der sein Leben dem Kampf um die sozialen Rechte der Arbeiterschaft geweiht hatte. 1913 wurde die 100. Wiederkehr der Völkerschlacht von Leipzig begangen. Gegen das hohle patriotische Pathos einer erstarrten bürgerlichen Welt stand die Jugendbewegung auf und bekannte sich auf dem Hohen Meissner zur inneren Wahrhaftigkeit, zu eigener Verantwortung und zu einem Leben in und mit der Natur. Diese Ereignisse könnte ich heute nachträglich als wegweisende Zeichen für mein späteres Leben deuten. Damals war mir das natürlich nicht bewußt. Ich erlebte den zweiten Weltkrieg, rang um die Erfüllung der Forderungen der jungen Arbeiterschaft und war von meinem 15. bis zu meinem 32. Lebensjahr für die nationalsozialistische Jugendbewegung tätig. Doch zurück nach Hagen. Wir lebten zwar im Westfalenland, aber meine Eltern waren keine gebürtigen Westfalen. Mein Vater war Schlesier. Auch seine Vorfahren kamen aus Schlesien sowie aus dem böhmischmährischen Raum, wo die Großfamilie der Axmanns in früher Zeit beheimatet war. Die Vorfahren väterlicherseits waren zumeist Landarbeiter und Handwerker. Mein Großvater väterlicherseits arbeitete als Aufseher auf dem Gut des Barons von Friedenthal. Mein Großvater mütterlicherseits war jahrzehntelang als Haumeister im märkischen Wald tätig. Der Wald war sein Lebenselement. Die Forstbeamten und Waldarbeiter schätzten meinen Großvater sehr. Das habe ich noch auf der Feier für sein 50jähriges Dienstjubiläum miterleben können. Ihm zu Ehren und seinem Gedenken errichteten sie im Wald bei Tiefensee einen großen Naturstein, vor dem ich mit ihm noch zu seinen Lebzeiten stand. Meine Mutter stammt aus der Mark Brandenburg. Sie wurde am 10. Juni 1884 in Freudenberg bei Tiefensee geboren. Sie besuchte dort die Volksschule. Die Vorfahren mütterlicherseits waren Bauern und Binnenschiffer. Da meine Mutter aus der Mark-Brandenburg und mein Vater aus Schlesien kam, konnte ich mich zu Recht einen echten Berliner nennen.
- Als mein Vater am I. August 1914 Soldat werden wollte, wurde er nicht angenommen. Er war schwer zuckerkrank. Damals gab es noch kein Insulin. Das wurde erst 1921 von den Kanadiern F. G. Banting und C. Best entdeckt. Während der Soldat im Krieg immer noch die Chance besaß, mit dem Leben davonzukommen, so hatte mein Vater die Chance nicht. Es gab keine Rettung für ihn. Mein ältester Bruder erzählte mir von seiner Erinnerung als Neunjähriger aus jenen Tagen. Unser Vater stand am Fenster, hatte seine Arme und darauf seinen Kopf ans Fensterkreuz gelegt und weinte in sich hinein. Die Ärzte hatten ihm eröffnet, daß er nur noch kurze Zeit zu leben habe. In seiner Notlage entschloß sich mein Vater, die Familie nach Berlin zu bringen. Dort und in der ländlichen Umgebung waren unsere nächsten Verwandten ansässig, in deren Nähe er uns wissen wollte. So zogen wir nach Berlin-Prenzlauer Berg. Der Zustand meines Vaters verschlechterte sich zusehends. Er kam ins Krankenhaus am Friedrichshain. Dort starb er im Jahre 1916. Er war erst 32 Jahre alt. Meine Mutter erzählte mir später, daß mein Vater einen Partner in seine Firma aufgenommen hatte, der ihn unter Ausnutzung seiner Krankheit betrog. So stand meine Mutter am Ende mittellos da. Das Jahr 1916 brachte für sie die härteste Prüfung durch das Schicksal. Sie verlor nicht nur ihren Mann. In diesem Jahr starben auch ihre Mutter und eine Tochter. Das alles mitten im Krieg. Sie selber lag mit einer schweren Lungenentzündung danieder. Nach dem zweiten Weltkrieg sagte sie mir einmal in einer stillen Stunde, daß sie sich damals schon bei sphärischer Musik jenseits der Schwelle dieses Lebens wähnte.“
Politische Karriere
Schon als Fünfzehnjähriger kam er, weil er die verzweifelte Lage der Jungarbeiter im Norden Berlins erkannte, zur Hitler-Jugend (HJ) und wurde bald Führer. Er tat schon 1928 in der damals noch kleinen HJ seinen Dienst, und es ist bezeichnend, daß aus seiner Gefolgschaft die meisten Hitler-Jungen gefallen sind: Herbert Norkus, Gerhard Liebsch und Walter Wagnitz.
Aus dem Berufskampf seiner Mutter und seiner eigenen täglichen Anschauung kam er zu der Überzeugung, daß der Kampf um die Jugend in erster Linie in den Betrieben und Fachschulen geführt werden müsse. Deshalb zog Artur Axmann noch als Pennäler mit seiner Gefolgschaft in die großen Betriebe des Berliner Nordens und hielt Betriebsversammlungen ab. Daß er sich als Gymnasiast in erster Linie um die Jungarbeiter kümmerte, täglich unter ihnen zu finden war und auch, wenn es darauf ankam, vor einer handgreiflichen Auseinandersetzung nicht zurückschreckte, ließ ihn immer mehr die Herzen der Jugend gewinnen.
Er gründete den Berufsschülerbund, aus dem sich dann später die Nationalsozialistischen Jugendbetriebszellen entwickelten. Der damalige Reichsleiter der Hitler-Jugend, Dr. von Renteln, berief ihn Anfang 1932 als Organisator der Jugendbetriebszellen in die Reichsleitung der HJ. Gleichzeitig ernannte ihn der Reichsleiter der NSDAP, Walter Schumann, zum Referenten für die Fragen der Jungarbeiter. Nachdem er schon in Berlin auf hunderten Versammlungen gesprochen hatte, bereiste er weite Teile Mitteldeutschlands, Westdeutschlands und Schlesiens und gründete zahlreiche neue Jugendbetriebszellen.
Drittes Reich
Nach der Machtübernahme und der Unterstellung der gesamten deutschen Jugend unter den Reichsjugendführer Baldur von Schirach ernannte ihn dieser zum Obergebietsführer und machte ihn zum Leiter des Sozialen Amtes der Reichsjugendführung. Zu seinen Aufgabengebieten gehörten alle Fragen der Jugendpflege wie Jugendrecht, Arbeitsdienst, Landjahr, Landhilfe, Siedlungsfragen, die zusätzliche Berufsschulung, die Überwachung der Gesundheitspflege und weitere die deutsche Jugend berührende soziale Fragen.
Ab Mai 1933 war Axmann Gebietsführer und Leiter des Sozialen Amtes der Reichsjugendführung, im November 1934 übernahm er die Führung der HJ in Berlin, im Juli 1936 wurde er Leiter des Reichsberufswettkampfes. Am 1. Mai 1940 wurde er Stellvertreter des Reichsjugendführers Baldur von Schirach und am 8. August 1940 dessen Nachfolger. Er trieb die militärische Organisation der HJ voran, widmete den HJ-Streifendienst zu einer Nachwuchs- und Rekrutierungsorganisation für die Waffen-SS um.
Zweiter Weltkrieg
Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges stand Axmann bis April 1940 an der Westfront und verlor als freiwilliger Frontsoldat in der 23. Infanterie-Division (Wiedereintritt in das Heer als Leutnant im Juni 1941) beim Rußlandfeldzug am 22. Juni 1941 den rechten Arm (der linke wurde auch verwundet, aber leichter), wofür er das Verwundetenabzeichen in Silber erhielt. Seit Oktober 1941 war der ungebrochene Kriegsversehrte Mitglied des Reichstages, Wahlkreis Ostpreußen.
Axmann baute das staatliche Berufsbildungswerk auf und gründete den Reichsberufswettkampf der deutschen Jugend. Er hatte, auch als Mitglied der Deutschen Akademie für Recht, maßgeblichen Anteil am Jugendschutzgesetz (1938) und am Jugendgerichtsgesetz (1943), die im wesentlichen von der BRD übernommen worden sind und selbst NS-Feinden als „progressiv“ gelten. Axmann machte sich um die Organisierung der Kinderlandverschickung verdient, durch die Millionen Kinder aus bombenbedrohten Großstädten in Sicherheit gebracht worden sind.
Auf eine Initiative Axmanns ging die Aufstellung der 12. SS-Panzer-Division „Hitlerjugend“ zurück, die 1943 aus Freiwilligen der Hitler-Jugend, mehrheitlich 17 Jahre alt, gebildet wurde.
Endkampf
In den letzten Kriegswochen kommandierte Axmann improvisierte Einheiten der HJ als Teil des Volkssturmes zum Einsatz gegen die sowjet-bolschewistischen Invasoren beim Endkampf um Berlin. Er gehörte zu den letzten der mit Adolf Hitler bis zum Ende im Kanzleibunker ausharrenden Personen. Dort hatte er nach seinen späteren Angaben in der Nacht vom 29. zum 30. April 1945 die Gelegenheit, Adolf Hitler zu fragen:
- „[...] Wir können doch jetzt nicht am Ende unserer Geschichte stehen, das kann doch nicht das Ende sein!“
Der zweite Satzteil wurde Titel der ersten Ausgabe seiner Lebenserinnerungen, die ein Jahr vor seinem Tod veröffentlicht wurden. Am 30. April 1945 verließ er zusammen mit Martin Bormann den Kanzleibunker. Er schaffte den Ausbruch und geriet in westalliierte Kriegsgefangenschaft.
Nachkriegszeit
Nach dem Krieg wurde Axmann offiziell für tot erklärt, lebte jedoch unter dem Decknamen Erich Siewert unerkannt in Mecklenburg-Vorpommern, bis er im Dezember 1945 in Lübeck verhaftet wurde, nachdem er Kontakt zu ehemaligen Funktionären der HJ und der NSDAP aufgenommen hatte. Im Oktober 1946 wurde Axmann kurzzeitig aus der Haft entlassen, im Juli 1947 jedoch erneut inhaftiert und verhört. Im April 1949 wurde er im Entnazifizierungsverfahren als Hauptschuldiger zu über drei Jahren Arbeitslager verurteilt, auf die jedoch die Untersuchungshaft angerechnet wurde. Am 19. August 1958 verurteilte ein Berliner Gericht Axmann wegen „Verhetzung der Jugend“[2] zu einer Geldstrafe von 35.000 DM, die Axmann durch den Verkauf mehrerer Berliner Grundstücke aufbringen konnte. Ein von ihm gegründetes Handelsunternehmen mußte 1960 wegen schlechter Auftragslage schließen.[3] Von 1971 bis 1976 plante er auf Gran Canaria für ein spanisches Unternehmen ein Freizeitzentrum.
Nach 1976 lebte er in Berlin, zog sich ab 1985 aus dem Berufsleben zurück und arbeitete an seinen Memoiren, die 1995 unter dem Titel „Das kann doch nicht das Ende sein“ erschienen, die sehr begrüßt wurden, weil er sich „nicht der Radikalumerziehung angebiedert“ habe.[4] In dem Buch schildert er seine Jugenderlebnisse in der Weimarer Republik, die Aufbauarbeit der HJ im Dritten Reich und den Einsatz der Jugend im Krieg an der Kriegsfront und in der Heimat. Gegen Ende seines Lebens kam Axmann noch einige Male in mehreren Fernsehdokumentarsendungen zum Themenbereich Zweiter Weltkrieg und Drittes Reich als Zeitzeuge zu Wort.
Tod
Am 24. Oktober 1996 starb Reichsleiter und Reichsjugendführer a. D. Artur Axmann im Alter von 83 Jahren in Berlin.
Ruhestätte
Er ruht in einem Gemeinschaftsgrab mit seiner Gemahlin auf dem Wilmersdorfer Stadtfriedhof, Sektion A 8.
Familie
Artur Axmann war zweimal verheiratet, zuerst mit Ilse, geb. Bachstein (ein Sohn), dann nach dem Krieg mit der ehemaligen BDM-Führerin Erna, geb. Vieckariesmann. Aus der zweiten Ehe sind drei Kinder entsprossen, ein Sohn und zwei Töchter.
Auszeichnungen (Auszug)
- Deutsches Olympia-Ehrenzeichen, 1. Klasse (Halsorden)
- Goldenes Parteiabzeichen am 30. Januar 1939
- Deutsches Schutzwall-Ehrenzeichen
- Eisernes Kreuz (1939), 2. und 1. Klasse
- 2. Klasse 1941
- 1. Klasse im April 1945
- Goldenes HJ-Ehrenabzeichen mit Eichenlaub
- Verwundetenabzeichen (1939) in Silber
- Dienstauszeichnung der NSDAP in Bronze und Silber
- Kriegsverdienstkreuz (1939), II. und I. Klasse
- Goldenes Kreuz des Deutschen Ordens, 2. Klasse ohne Schwerter am 28. April 1945 (10. Verleihung) als Reichsjugendführer (Halsorden)
- Übergabe durch den Führer gemeinsam mit dem EK 1 im Kanzleibunker am Abend des 26. April 1945
Werke (Auswahl)
- Olympia der Arbeit. Arbeiterjugend im Reichsberufswettkampf, Junker und Dünnhaupt Verlag, Berlin 1937
- Der Reichsberufswettkampf, Junker & Dünnhaupt, Berlin 1938
- Schicksalsjahre der Hitlerjugend, Heitz und Höffkes
- Teil 1: Die Kampfzeit
- Teil 2: Sozialismus der Tat
- Teil 3: Das Reich als Aufgabe (1972)
- Teil 4: Die Kriegszeit (1974)
- Hitlerjugend: „Das kann doch nicht das Ende sein“, Erinnerungen des letzten Reichsjugendführers, Bublies-Verlag, Koblenz 1995, ISBN 978-3-92658433-5
Verweise
- Video: Artur Axmann – Einziges Interview mit dem Reichsjugendführer, 1995 (Teil 1), (Teil 2), jeweils YouTube