Lindemann, Fritz

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Generalmajor Fritz Lindemann

Fritz Lindemann (Lebensrune.png 11. April 1894 in Charlottenburg; Todesrune.png 22. September 1944 in Berlin-Plötzensee) war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee, des Deutschen Heeres, der Freikorps, der Reichswehr und der Wehrmacht, zuletzt General der Artillerie, Ritterkreuzträger und Beteiligter am Attentat vom 20. Juli 1944 während des Zweiten Weltkrieges.

Sein Vater war Generalleutnant Friedrich „Fritz“ Lindemann (Lebensrune.png 12. August 1868; Todesrune.png 23. Mai 1954), vom 1. Januar bis zum 23. April 1923 Kommandeur der Infanterieschule München, von 1929 bis 1940 Militärberater Chinas und als Lehrer für Militärgeschichte an der Kriegsakademie der Kuomintang in Peking tätig.[1] Mit ihm dienten dort unter anderem der spätere Tannenberg-General Erich Gudovius (Professor und Lehrer für politische Ökonomie) und der Generalmajor Ernst-August Lassen (Kavallerieinstrukteur).

Werdegang

Oberst i. G. Lindemann zu den Sonstigen Offizieren versetzt, 1. Juni 1938
Lindemann wurde im Juli 1938 wegen einer Ehrverfehlung aus dem Heer verabschiedet.
Erich von Manstein (links) und Lindemann
„Fritz Lindemann trat am 12. März 1912 als Fahnenjunker in die kaiserliche Armee ein. Er kam dabei zum 4. Garde-Feldartillerie-Regiment. In diesem wurde er am 18. August 1913 zum Leutnant befördert. Das Patent wurde dabei auf den 19. August 1911 datiert. Vor dem Ersten Weltkrieg gehörte er auch noch zu diesem Regiment. Am 5. Oktober 1916 wurde er zum Oberleutnant befördert. Im 1. Weltkrieg wurden ihm neben beiden Eisernen Kreuzen noch andere Auszeichnungen verliehen. Nach dem Krieg wurde er in das Reichsheer übernommen. Dabei kam er im Übergangsheer zum Reichswehr-Artillerie-Regiment 3. Bei der Bildung des 100.000 Mann-Heeres der Reichswehr kam er dann zum 3. (Preuß.) Artillerie-Regiment. Bei diesem wurde er zunächst als Batterieoffizier eingesetzt. 1922 hat er geheiratet. Zum 1. November 1923 wurde er zum Hauptmann befördert. Als solcher wurde er bei der 6. Batterie vom 3. (Preuß.) Artillerie-Regiment in Frankfurt an der Oder eingesetzt. Im Frühjahr 1925 gehörte er zum Stab der II. Abteilung vom 3. (Preuß.) Artillerie-Regiment in Frankfurt an der Oder. Im Jahr darauf wurde er dann im Reichswehrministerium in Berlin eingesetzt. Dort wurde er in der Heeres-Statistische Abteilung (T 3) verwendet. Im Frühjahr 1927 wurde er in der 2. Eskadron vom 13. (Preuß.) Reiter-Regiment in Hannover eingesetzt. Im Frühjahr 1928 wurde er als Chef der Ausbildungs-Batterie vom 3. (Preuß.) Artillerie-Regiment in Potsdam eingesetzt. Im Herbst 1928 wurde er wieder in das Reichswehrministerium in Berlin versetzt. Dort wurde er jetzt in der Wehrmachts-Abteilung (W) eingesetzt. Am 1. Juli 1929 wurde er dann zum Chef der 15. (reitende) Batterie vom 3. (Preuß.) Artillerie-Regiment in Sprottau ernannt. Als solcher wurde er am 1. März 1932 zum Major befördert. Am 1. Oktober 1932 wechselte er dann in den Generalstabsdienst. Dort wurde er am 1. Oktober 1934 zum Oberstleutnant befördert. Im Herbst 1935 wurde er dann zur Kriegsakademie versetzt. Am 1. Juli 1936 wurde er zum Ia vom Generalkommando X. Armeekorps in Hamburg ernannt. Als solcher wurde er am 1. April 1937 zum Oberst i. G. befördert. Am 31. Juli 1938 schied er aus der Wehrmacht aus und betätigte sich in der Folge als Journalist. Bei der Mobilmachung zum 2. Weltkrieg wurde er im Sommer 1939 zum Artillerie-Kommandeur 138 (Arko 138) ernannt. Er nahm als solcher zuerst am Polenfeldzug teil. In dieser Funktion wurden ihm beide Spangen zu seinen Eisernen Kreuzen verliehen. Danach nahm er im Frühjahr 1940 am Westfeldzug teil. Am 4. September 1941 wurde er mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet. Am 1. Januar 1942 wurde er zum Generalmajor befördert. Als solcher gab er Anfang 1942 sein Kommando ab. Er wurde jetzt mit der Führung der 132. Infanterie-Division auf der Krim beauftragt. Er wurde nach kurzer Zeit auch zum Kommandeur der 132. Infanterie-Division ernannt. Am 23. August 1942 wurde ihm das Deutsches Kreuz in Gold verliehen. Am 1. Januar 1943 wurde er zum Generalleutnant befördert. Anfang August 1943 gab er sein Kommando ab. Er wurde dafür in die Führerreserve versetzt. Am 1. Oktober 1943 wurde er zum General der Artillerie beim Oberkommando des Heeres ernannt. Als solcher wurde er am 1. Dezember 1943 zum General der Artillerie befördert. Er gehörte mit zum Verschwörerkreis vom 20. Juli 1944 nach dem das Attentat fehlgeschlagen war, tauchte er unter. Er wurde am 4. August 1944 vom Ehrenhof der Wehrmacht aus der Wehrmacht ausgestoßen und vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. Für seine Ergreifung wurden 500.000 Reichsmark als Belohnung ausgesetzt.“[2]

Chronologie

Fritz Lindemann (1894-1944) II.jpg
Fritz Lindemann (1894-1944) III.jpg
  • 11.4.1894 in Charlottenburg bei Berlin als Sohn des Artillerieoffiziers und späteren Generalleutnants Friedrich „Fritz“ Lindemann und dessen Ehefrau Gertrud, geb. Reinecke geboren.
  • 11.3.1912 Als Bester seines Jahrgangs legte er in Potsdam das Abitur ab.
  • 12.3.1912 Eintritt in das Potsdamer 4. Garde-Feldartillerie-Regiment des Garde-Korps
  • August 1914 Nach Beginn des Ersten Weltkriegs Einsätze an der Westfront
  • 6.12.1918 in den Generalstab der 35. Infanterie-Division des Grenzschutz Ost nach Westpreußen versetzt
  • Februar 1919 als Mitglied eines Freikorps aktiv an der Zerschlagung der kommunistischen Räteherrschaft in Düsseldorf beteiligt
  • 3.4. bis 3.6.1919 bei den sechs Offizieren, die auf Anforderung des Grafen von Brockdorff-Rantzau die Delegierten und die Akten der deutschen Friedensdelegation in Versailles schützen sollten.
  • Juni 1919 Übernahme in die Vorläufige Reichswehr
  • 1922 Beginn des Führergehilfenausbildung (Generalstabsausbildung)
    • später übernahm er selbst die Ausbildung von Offizieren.
  • 1.10.1928 Reichswehrministerium
  • 1.7.1929 Chef im 3. (Preußischen) Artillerie-Regiment in Frankfurt an der Oder
  • 1.10.1932 Generalstabsoffizier
    • Studienaufenthalt in den VSA
  • 1.9.1933 an die Kriegsakademie kommandiert
  • 1.10.1935 an die Kriegsakademie versetzt
  • 1.7.1936 bis 31.5.1938 Ia im Generalstab des X. Armeekorps
  • 1. Juni 1938 zu den Sonstigen Offizieren, Standort Groß Hamburg versetzt; Ehrenverfahren
  • Juli 1938 (ggf. mit Wirkung vom 31.7.1938) wegen einer „Ehrverfehlung“ aus dem Heeresdienst entlassen ohne das Recht, weiterhin die Uniform tragen zu dürfen. Er scheint jedoch in dieser Zeit „zur Verfügung“ des OKH gestellt worden zu sein.
    • 1.8.1938 Eintritt in die NSDAP
    • er hat ein Gesuch mit der Bitte um Verwendung vorgelegt, dies wurde jedoch abgelehnt.
    • Oktober 1938 bis August 1939 militärpolitischer Mitarbeiter der „Kieler Neuesten Nachrichten“ und beim „Hamburger Fremdenblatt“, im Zweiten Weltkrieg reaktiviert
  • 27.8.1939 Kommandeur des Artillerie-Regiments 27, nach anderen Quellen erst seit dem Oktober 1939
    • Er wurde am 15.10.1939 von der Funktion als Stadtkommandant von Cholm entbunden, weil er sich zu sehr, neben der Wiederherstellung der Infrastruktur, um das polnische Lazarett statt um die eigenen Truppen bemühte.
    • 11.10.1940 das Regiment wurde motorisiert und danach als Artillerie-Regiment (motorisiert) 27 geführt
    • 28.4.1941 Oberst Wolfgang Elster wurde sein Nachfolger
  • 6.5.1941 Artillerie-Kommandeur 138 (als Nachfolger von Otto Lancelle)
  • 11.2.1942 mit der Führung der 132. Infanterie-Division beauftragt
  • 11.3.1942 Kommandeur der 132. Infanterie-Division:
    • Seine 132. Infanterie-Division hatte von 22.6.1941 bis Ende September 1942 außergewöhnlich hohe Verluste (19.735 Mann, darunter 536 Offiziere) bei der Eroberung der Festung Sewastopol auf der Krim, bei der Schlacht südlich des Ladoga-Sees und bei den schweren Abwehrschlachten an der Wolchow-Front.
  • 8.4.1942 „Im Auftrage des Königs von Rumänien überreicht General Manoliu, Kommandeur der 4. Rum. Geb.Brigade, im Beisein des Kommandierenden Generals, Generalleutnant Fretter-Pico, den höchsten rumänischen Kriegsorden ‚Michael der Tapfere‘ an Generalmajor Lindemann, Kommandeur der 132. Inf.-Division.“ — Tätigkeitsbericht IIa/XXX. Armee-Korps
  • 20.8.1943 Führerreserve
  • 1.10.1943 mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Generals der Artillerie beim Chef des Generalstabes des Heeres beauftragt
  • 1.12.1943 Waffen-General der Artillerie beim OKH
    • Als solcher traf er zahlreiche Generäle und Offiziere des Schwörerkreises, die er seit Jahrzehnten kannte. Er nutzte seine Reisemöglichkeiten zunehmend, um Kontakte zu den militärischen Verrätern zu knüpfen, von denen Hellmuth Stieff und andere zu seinen engen Freunden zählen. Bald war er aktiv an den Vorbereitungen des geplanten Attentates auf Hitler beteiligt. Innerhalb dieses Kreises hielt er auch Kontakt zu Hjalmar Schacht und Friedrich Flick, arbeitete Ludwig Becks geplante Rundfunkrede aus und sollte im Propagandaapparat der Regierung der Verschwörer tätig werden.
  • 20.7.1944 Fahnenflüchtig
  • 21.7.1944 offiziell in die Führerreserve versetzt (nach Auskunft der Wehrmachtstellen war er „auf Dienstreise“), gleichzeitig geheime Fahndung nach dem flüchtigen Verräter
  • 22.7.1944 Ankunft in Dresden
    • Seine Frau und seine Kinder hatte er in Stich gelassen, auch in Dresden brachte er Verwandte in Gefahr: Seinem Onekl Max und seiner Tante, bei denen er unterkam, erzählte er, daß er in die Führerreserve versetzt worden sei und Urlaub habe. Das Ehepaar nahm ihm die Geschichte ab und gewährte ihm vier Tage Quartier. Später traf Fritz Lindemann seinen weitläufigen Vetter Hermann, den er um Hilfe bat, um an gefälschte Reisepapiere heranzukommen. Mit denen wollte Fritz Lindemann nach Berlin reisen, da er davon ausging, daß er in einer Großstadt besser untertauchen könne. Hermann Lindemann, der sich überfordert und überrumpelt fühlte, bat Carl Marks, Geschäftsführer der Firma „Druckmaschinen Ritter GmbH“ in Dresden, um Hilfe. Dieser sagt zu, plante jedoch dessen Weiterreise in die Slowakei.
    • Am 26.7.1944 begleitete Marks Fritz Lindemann auf der Reise nach Berlin. Um nicht aufzufallen, nahmen sie einen einfachen Personenzug. Kurz nach 19 Uhr ging es los. Auf halber Strecke wurden die beiden von einer Zugstreife der Kriminalpolizei kontrolliert. Bis zu diesem Zeitpunkt, etwa 20 Uhr, war die öffentliche Fahndung offenbar noch nicht bis zur Zugstreife durchgedrungen. Die Beamten schöpften keinen Verdacht. In Berlin angekommen, brachte Marks Lindemann zu einem guten Bekannten. Marks suchte indes noch den Leiter der Industriekommission in Ungarn und der Slowakei auf, um mit ihm die spätere Unterbringung Lindemanns in der Slowakei zu regeln. Am 27. Juli fuhr Marks nach Dresden zurück. Der geschwätzige Marks rühmte sich seiner Tat gegenüber seinem Geschäftspartner Ernst Schäffner und dessen Frau, Buchhalterin der Firma. Die Schäffners ließ das Gehörte nicht los. Unmittelbar nach ihrer Rückkehr nach Dresden ging Ernst Schäffner noch am Abend gegen 22.30 Uhr in die Gestapo-Dienststelle in der Dresdner Bismarckstraße am Hauptbahnhof und berichtete über das Gehörte. Zu seinem Motiv erklärte der Ehrenmann gegenüber den Beamten, daß er als Deutscher nicht anders handeln könne. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Fall neu aufgerollt. Ernst Schäffner wurde von den Kommunisten der Ostzone verhaftet und wurde 1947 in einem Schauprozeß vor dem Dresdner Schwurgericht verurteilt. Die von den Sowjets gelenkte Staatsanwaltschaft hatte die Todesstrafe beantragt. Doch das Gericht folgte dem Antrag nicht, sondern dem der Verteidigung. Es erkannte strafmildernd an, daß Schäffner nach deutschem Reichsgesetz handelte. Er wurde zu zwölf Jahren Zuchthaus verurteilt. Später wurde der Fall neu verhandelt, das erste Urteil hatte dem Regime nicht gefallen und wurde nun in lebenslange Haft abgeändert. Im April 1956 wurde Schäffner dennoch auf Grundlage eines Ministerratsbeschlusses entlassen und ging in den Westen.
  • 4.8.1944 wegen seiner Teilnahme an den Vorbereitungen zum Attentat vom 20.7.1944 und der Verschwörung aus dem Heer ausgestoßen
  • 5.8.1944 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt.
    • Als Deserteur wurde er seit dem 20. August 1944 gegen Aussetzung einer Belohnung von 500.000 Reichsmark nun im ganzen Reich steckbrieflich gesucht.
  • 22.8.1945 Fluchthelfer Marks wurde verhaftet und in ein Berliner Gefängnis gebracht. Später mußte er sich vor dem Volksgerichtshof verantworten. Hier sagt er vollständig über die Hintergründe aus, wie er zum Fluchthelfer wurde. Dabei spielten die Geschäftsbeziehungen zu Hermann Lindemann eine wesentliche Rolle. Marks wurde am 1. Dezember 1944 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt.

Tod

Der Möchtegern-Umstürzler Lindemann wurde am 3. September 1944 endlich in Berlin, wo er bei Erich und Elisabeth-Charlotte Gloeden sowie deren Mutter Elisabeth Kuznitzky Unterschlupf bekommen hatte, aufgespürt und versuchte sich durch den Sturz aus dem Fenster der Festnahme entziehen. Dabei verletzte er sich, zusätzlich wurde er angeschossen. Der Bauchschuß und der Oberschenkeldurchschuß wurden mehrfach operiert, dennoch verstarb er am 22. September 1944 im Staatskrankenhaus der Polizei Berlin, Berlin W 15, Kaiserallee 20.

Das Ehepaar Gloeden und Elisabeth Kuznitzky wurden im November 1944 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. Hermann Lindemann, am 1. September 144 verhaftet, wurde am 1. Dezember 1944 zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt.

Familie

Das Ehepaar Lindemann

Am 2. Oktober 1922 heiratete Oberleutnant Lindemann seine verlobte Lina Marie Eugenie Eleonore Margot von Friedeburg (Lebensrune.png 9. August 1898 in Berlin-Schöneberg; Todesrune.png 3. Mai 1982 in Kassel), Tochter des Generalleutnants Friedrich von Friedeburg (1866–1933) und dessen Ehefrau Willy, geb. von Wenckstern, als solche war Lina Kusine von Hans-Georg von Friedeburg. Aus der Ehe sind drei Kinder entsprossen:

  • Sohn Friedrich (Lebensrune.png 1923)
    • Freiwillige Meldung zur Wehrmacht Ende 1941, zuletzt Artillerie-Leutnant des Heeres an der Nordostfront; Anfang/Mitte August 1944 aus bedrohlicher Lage herausgeflogen worden, wegen Äußerungen, die er im Zusammenhang mit dem 20. Juli gemacht hatte, verhaftet (ihm konnte die Gestapo keine Mitwisserschaft bezüglich des Vaters nachweisen), angeklagt und am 22. Januar 1945 zu sieben Jahren Zuchthaus und sieben Jahren Ehrverlust verurteilt. Er und sein Bruder Georg überlebten den Krieg.
  • Sohn Georg (Lebensrune.png 1924, ggf. 1925)
    • Freiwillige Meldung zur Kriegsmarine, zuletzt Oberfähnrich zur See (Ausbildungsziel: U-Bootwaffe); am Morgen des 25. August 1944 in der Wohnung der Eltern (Maria-Louisen-Straße 57 in Hamburg-Nord, Winterhude) wegen Nichtanzeige eines Hochverrats verhaftet, nach Vernehmungen durch die Gestapo in Hamburg, Verbringung nach Berlin (Gefängnis Lehrterstraße), Vernehmung im Hause der Gestapo Prinz-Albrecht-Straße, Ende September 1944 Verlegung in das Untersuchungsgefängnis Tegel (Kernsatz des Haftbefehls: „Er wird beschuldigt von dem Vorhaben eines Hochverrates glaubhaft Kenntnis erhalten, es aber unterlassen zu haben, der Behörde oder den Bedrohten hiervon rechtzeitig Anzeige zu machen. Er hat, obwohl er sich über die hochverräterische Natur dieses Unternehmens im Klaren war, keine Anzeige darüber erstattet.“), angeklagt und am 14. November 1944, trotz Fürsprache durch Generaladmiral von Friedeburg (der ihn, nachdem Lindemann um eine Versetzung zu einem Frontkommando gebeten hatte, noch zu den Kleinkampfverbänden versetzt hatte, am 24. August 1944 meldete er beim Stab des Kommandierenden Admirals Hellmuth Heye in Timmendorf, wurde den Sprengbooten in Italien zugeteilt, und sollte am nächsten Tag in Lübeck neu eingekleidet und anschließend in Marsch gesetzt werden), zu drei Jahren Zuchthaus und fünf Jahren Ehrverlust verurteilt. Auf die Frage Roland Freislers, Präsident des Volksgerichtshofes, „Angeklagter, warum haben Sie dieses Verbrechen nicht gemeldet, wie es die Pflicht eines jedes deutschen Soldaten und Volksgenossen gewesen wäre?“, sagte Lindemann, der zuvor ein Teilgeständnis abgelegt hatte: „Ich habe meinem Vater vollkommen vertraut.“
    • Lindemann aus Celle, April 2001: „Mitte Dezember wurde ich von Tegel in das Zuchthaus Brandenburg verlegt. Dort war ich zunächst im Hause 4 als Industriearbeiter für die Firma Busch, die optische Geräte herstellte, tätig. Wir arbeiteten in 12-Stunden Schichten, eine Woche am Tage, eine Woche in der Nacht. Meine Aufgabe bestand darin Fernrohre für Panzer zu justieren. Anfang Januar wurde ich ins Krankenhaus als Kalfaktor für den neu aufgenommenen Operationsbetrieb verlegt. Das öffentliche Krankenhaus in Brandenburg konnte Zuchthäusler nicht mehr operieren, wegen der Überbelegung im kleiner werdenden unbesetzten Deutschland. […] Am 24. April 1945 eroberten die Russen die Umgebung des Zuchthauses Brandenburg, aber kein Mensch verließ die Stätte, in der er ja seine Behausung und seine Nahrung hatte. Einen Tag später griff die Armee Wenk noch einmal von Südwesten zur Entlastung von Berlin an. Der Geschützdonner wurde immer stärker, und als die Front nicht mehr gehalten werden konnte, leerte sich das Zuchthaus innerhalb von 1/2 Stunde. Etwa 4000 Zuchthäusler bewegten sich auf der Straße in Richtung Berlin. Wir im Krankenhaus blieben noch einen Tag länger und fuhren dann mit Pferd und Wagen, etwas bequemer, mit einigen Kranken, darunter Ernst Niekisch, in Richtung Berlin. Unser Trupp teilte sich in Nauen. Ich gehörte zu den Vieren, die nach Westen marschierten. Einer unserer Chirurgen, ein Belgier, ein Schweizer und ich. Es ging nach Westen, für mich nach Hause in Richtung Hamburg, daß ich aber erst im September erreichen sollte. Als ich am 6. September 1945 in Hamburg die Wohnung meiner Eltern betrat, traf ich dort meine Mutter und meine Schwester wieder.“[3]
  • Tochter Marie-Luise (Lebensrune.png 1934)

Lina Lindemann

Lina Lindemann war 1944 mit ihrer Tochter Marie-Luise bei ihrer jüngeren Schwester Elisabeth „Ilse“ Margot von Hohenzollern. Sie war mit Albrecht Ludwig Leopold Tassilo Prinz von Hohenzollern(-Sigmaringen) verheiratet, beide lebten auf Burg Namedy bei Andernach. Dort führte Frau Lindemann ihrer Schwester den Haushalt, als diese einen Unfall erlitt. Frau Lindemann wurde von der Gestapo auf Burg Namedy festgenommen. Der Grund war Sippenhaft. Noch am selben Tag kommt sie in das Gefängnis in Koblenz. Verhöre folgen. Die Mitgefangene Helene Rothländer sagt später: „Frau Lindemann. trug ihr schweres Los mit Fassung. (...) Sie trug aber schwer an der Ungewissheit über das Los ihrer Kinder.“ Ihr jüngerer Bruder Oberstleutnant (später Oberst) Wilhelm von Friedburg hatte sich noch an seinen Vetter Hans-Georg von Friedeburg gewandt, der in dessen Namen am 7. August 1944 Heinrich Himmler schriftlich bat, Lina aus der Haft zu entlassen und auf Burg Namedy unter Hausarrest zu stellen, aber Himmler schrieb am 21. August 1944 zurück, daß er sehr gerne helfen würde, aber in diesem Fall machtlos war. Anfang 1945 wurde sie in das Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück und dann weiter in das KL Stutthof bei Danzig verlegt. Am 9. März 1945 kam Frau Lindemann mit anderen Sippenhäftlingen ins KL Buchenwald. Dort wurden bereits Sonderhäftlinge gefangengehalten. Am 3. April 1945 wurden die Sippen- und Sonderhäftlingen kriegsbedingt in Richtung Süden verlegt. Vom KL Dachau ging der Transport mit den Häftlingen aus 21 Nationen weiter nach Innsbruck und nach Südtirol.

Im Hotel „Bachmann“ in Niederdorf erklärte sich SS-Obersturmführer Edgar Stiller (unterstützt von SS-Untersturmführer Bader) am 30. April 1945 bei einer Versammlung der über 130 Sonderhäftlinge bereit, das Kommando für den Transport niederzulegen und an die bereits alarmierte Wehrmacht abzugeben. Sein Einlenken und das Telephonat von Karl Wolff wird in der Militärgeschichte zu wenig gewürdigt.

Die „Befreiung“

Bei der Verlegung über Tirol Richtung Alpenfestung wurde Sippenhäftling Lina Lindemann am 30. April 1945 von Einheiten der Wehrmacht befreit. Dies geschah, nachdem Oberst i. G.Bogislaw von Bonin, der mit anderen in einem Hotel unterbracht war, General der Panzertruppe Hans Röttiger (Oberkommando der Heeresgruppe C) am 29. April 1945 telefonisch erreichen konnte, der wiederum befahl Hauptmann Wichard von Alvensleben von Moos bei Sexten nach Niederdorf zu fahren, um sich unauffällig ein Bild der Lage zu verschaffen. Gemeinsam mit seinem Vetter Hauptmann Gebhard von Alvensleben entschied er sich, am nächsten Tag zu handeln.

Nach einer angespannten Konfrontation mit den SS-Bewachern befahl ihnen SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS Wolff telefonisch, sich zurückzuziehen, die Häftlinge der Wehrmacht zu überlassen und nach Bozen zu fahren. Die Wehrmacht mußte nun die Häftlinge (darunter Dr. Kurt von Schuschnigg mit Familie, Philipp Prinz von Hessen, Bogislaw von Bonin, Hjalmar Schacht, Oberst z. V. Horst von Petersdorff, Martin Niemöller und die Generäle der Infanterie Georg Thomas sowie Alexander von Falkenhausen) beschützen: Die mörderischen italienischen Partisanen, die nach der deutschen Kapitulation versuchten, das Land unter ihre Kontrolle zu bekommen, hatten die Absicht, die prominenten Gefangenen in ihr Hauptquartier im vierzig Kilometer südlich gelegenen Cortina d'Ampezzo abzutransportieren.

Am 4. Mai 1945, zwei Tage nach der deutschen Teilkapitulation, trafen rund 170 VS-amerikanische Soldaten eines Infanterieregiments der 85. Division der 5. VS-Armee unter dem Kommando von Captain John Atwell am Pragser Wildsee ein. Die deutschen Wehrmachtsangehörigen im Hotel „Pragser Wildsee“ wurden entwaffnet und zusammen mit den beiden Hauptleuten von Alvensleben in ein Kriegsgefangenenlager abtransportiert.

Im Schlepptau der VS-Armee erschienen am 5. Mai 1945 zahlreiche Journalisten und Pressefotografen. Schon bald gingen die Schlagzeilen über die sensationellen Ereignisse in Südtirol um die Welt. An diesem Tag entstand das bis heute immer wieder kolportierte Märchen von der Befreiung der Sonder- und Sippenhäftlinge durch amerikanische Truppen, obwohl die Gefangenen in Wirklichkeit bereits am 30. April ihre Freiheit wiedererlangt hatten, als ihre SS-Bewacher unter dem Druck der Wehrmacht unter Hauptmann von Alvensleben aufgaben. Ganz im Gegenteil: Die Ankunft der VS-Amerikaner mündete für einige der Ex-Häftlinge in eine erneute Gefangenschaft, diesmal bei den Alliierten.

„Für alle war es eine Befreiung und ich glaube, daß es niemand bewußt war, daß dies für viele die Schwelle zu einer neuen und mühselig langen Gefangenschaft sein sollte.“Sigismund Payne Best, britischer Geheimagent und einer der 98 Sonder- und 37 Sippenhäftlinge (nach Namensliste ggf. 137) des RSHA aus sechzehn Nationen

Frau Lindemann mit Tochter, Ingeborg Schröder mit ihren Kindern Hans-Dietrich, Harring und Sibylle-Maria (ihr Mann war der Militärpfarrer Johannes Schröder, der nach der Gefangennahme bei der Schlacht von Stalingrad sich dem verräterischen Nationalkomitee Freies Deutschland anschloß, aber auch in einer Predigt am 28. Juli 1944 die Verschwörer vom 20. Juli 1944 lobte und „jeden Christen im deutschen Land“ aufforderte, ebenfalls Hochverrat zu begehen) und weitere Zivilisten wurde in zwei Transporten, die am 8. und 10. Mai aufbrachen, ins Ausland verschleppt, unter VS-amerikanischer Bewachung über Verona und Neapel nach Capri (in der Lügenpropaganda der verklärenden Nachkriegsliteratur oft als „Erholungsurlaub“ bezeichnet), wo sie zuerst interniert wurden, viele von ihnen aber am Ende Juni 1945 nach Deutschland zurückkehren konnten.

Beförderungen

Auszeichnungen (Auszug)

Verweise

Fußnoten

  1. „Autor des Werkes Im Dienste Chinas – Mein Anteil an seinem Aufbau. Erinnerungen aus den Jahren 1929 bis 1940“, im Selbstverlage des Verfassers, Peking 1940, 630 Seiten mit 156 Abbildungen und vier Karten
  2. Lindemann, Fritz, Lexikon der Wehrmacht
  3. Georg Lindemann: Vor dem Volksgerichtshof, April 2001
  4. 4,0 4,1 Veit Scherzer: Die Ritterkreuzträger 1939–1945, Scherzers Militaer-Verlag, Ranis/Jena 2007, S. 155, ISBN 978-3-938845-17-2