Marsch auf die Feldherrnhalle

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Plakat Hitler-Ludendorff-Putsch.jpg

Der Marsch auf die Feldherrnhalle oder Münchner Aufstand (fälschlich auch Hitlererhebung, Bierhallenputsch; heute meist Hitlerputsch oder Hitler-Ludendorff-Putsch) war der von Adolf Hitler angeführte friedliche Marsch auf die Feldherrnhalle in München am 9. November 1923, der durch Schüsse der systemtreuen Polizei verhindert wurde und bei dem 16 Blutzeugen der Bewegung ihr Leben verloren. Der Marsch war die Antwort deutschnationaler Kräfte auf den kommunistischen Hamburger Putsch zwei Wochen zuvor, bei dem die KPD unter ihrem Rädelsführer Ernst Thälmann gewaltsam die Macht in der Weimarer Republik an sich reißen wollte und bei dem mehr als 100 Menschen von Kommunisten ermordet wurden.

Der Marsch

Berittene Landespolizei mit Lanzen am 9. November 1923 in München.jpg
Adolf Hitler - Mein Kampf (Blutzeugen).jpg

Am 30. Oktober 1923, zehn Monate nach der Besetzung des Ruhrgebietes durch die Franzosen, rief Adolf Hitler im Münchner Zirkus Krone zum Aufstand auf. Eine passende Gelegenheit bot sich, als Gustav Ritter von Kahr in Anwesenheit Otto von Lossows, Hans von Seißers und zahlreicher Prominenter aus verschiedenen nationalistischen Lagern zur Vorbereitung seiner Pläne im Bürgerbräukeller am 8. November 1923 über die Ziele seiner Politik sprechen wollte. Etwa 30 Minuten nach Beginn betrat Hitler in Begleitung Hermann Görings sowie weiterer Nationalsozialisten den Saal, feuerte einen Revolverschuß in die Decke, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, bemerkte, daß das Versammlungslokal von der SA umstellt sei und verkündete, die „nationale Revolution“ sei ausgebrochen.

Er bat das Triumvirat und den mittlerweile herbeigeholten General der Infanterie und ehemaligen Ersten Generalquartiermeister Erich Ludendorff in einen Nebenraum, während Göring eine Rede hielt. Unterdessen konnte Hitler von Kahr, von Lossow und von Seißer auf seine Seite bringen; Hitlers Ziel war ein sofortiger Aufstand, wozu das Triumvirat ihm seine Unterstützung zusagte. Zurück im Saal baten die drei die Anwesenden, Hitlers Aufstand zu unterstützen. Um 2.55 Uhr nachts widerrief Gustav von Kahr über Rundfunk seine Zusage. In rechten und nationalen Kreisen galt Gustav von Kahr seit diesem Zeitpunkt als „meistgehaßter Mann in Bayern“, weil er beim Hitler-Marsch sein öffentlich gegebenes Wort noch in derselben Nacht widerrufen hatte. Otto von Lossow beteiligte sich ebenso an der Niederschlagung des Aufstandes. Beide wurden somit zu Verrätern an der nationalen Sache. Die Proklamation lautete wie folgt:

„Proklamation an das deutsche Volk! Die Regierung der Novemberverbrecher in Berlin ist heute für abgesetzt erklärt worden. Eine provisorische deutsche National-Regierung ist gebildet worden. Diese besteht aus General Ludendorff, Adolf Hitler, General von Lossow, Oberst von Seißer.“

Nach dem Vorbild des Marsches auf Rom der italienischen Faschisten um Mussolini sollten die in Bayern stehenden Reichswehrverbände zusammen mit Wehrverbänden nach Berlin marschieren und dort die Macht im Deutschen Reich übernehmen.

Am Sonntagmorgen des 9. November 1923 marschierten die Anhänger der NSDAP unter Führung Hitlers und Ludendorffs vom Bürgerbräukeller ab. General Ludendorff, der ebenso wie Hitler in Zivil ging und einen Hut trug, hatte das Kommando übernommen. Ludendorff führte den Zug vom Bürgerbräukeller über die Ludwigsbrücke. Dort entwaffneten sie eine 30 Mann starke Abteilung der Landespolizei und marschierten weiter zum Marienplatz. Anschließend bog die Kolonne in die Weinstraße ein und zog dann durch die Theatinerstraße in Richtung Odeonsplatz. Der Kommandant der bayerischen Bereitschaftspolizei in der Residenz, Michael Freiherr von Godin, riegelte mit seinen 130 Mann, die mit einer Kanone und Maschinengewehren bewaffnet waren, den Odeonsplatz ab. Als der Zug in Sichtweite kam, ließ Ludendorff die Marschierer rechts in die kurze Perusastraße einschwenken und gleich danach links in die Residenzstraße abbiegen. In Zehner- bis Sechzehnerreihen bewegte sich der Zug, Die Wacht am Rhein und O Deutschland hoch in Ehren singend, voran in Richtung Feldherrnhalle und durchbrach die Absperrkette in der Residenzstraße.

Um 12.45 Uhr fielen Schüsse. Das Feuer der Polizisten tötete als einen der ersten der friedlich Demonstrierenden Max Erwin von Scheubner-Richter, der den eingehakten Hitler mit sich zu Boden riß. Ulrich Graf stellte sich vor Hitler und stürzte, von elf Kugeln getroffen, auf Hitler und Scheubner-Richter. Die Marschierer warfen sich zu Boden, während die zahlreichen Zuschauer flüchteten. Die ganze blutige Aktion dauerte weniger als eine Minute. Insgesamt wurden sechzehn Anhänger der NSDAP, vier Polizisten und ein Passant erschossen. Hermann Göring wurde in den Schenkel getroffen und durch einen Treffer in die Lende lebensgefährlich verwundet. Kameraden brachten ihn auf einer Tragbahre über die Grenze nach Innsbruck, Tirol. Hier erfolgte erstmals eine medikamentöse Morphiumbehandlung gegen dessen Schmerzen, welche später zur Abhängigkeit führen sollte.

Bildergalerie

Die Blutzeugen des Marsches auf die Feldherrnhalle

Das Blut der erschossenen SA-Männer Andreas Bauriedl, Anton Hechenberger und Lorenz Ritter von Stransky-Griffenfeld tränkte eine Hakenkreuzfahne, die von Heinrich Wilhelm Trambauer getragen wurde und der die Fahne bis zu Hitlers Haftentlassung 1924 versteckt hielt. Danach übergab er sie als Blutfahne der Bewegung.

„Ein Völkerschicksal von 70 Millionen liegt auf der Waagschale des ewigen Weltgerichtes, und was vielleicht nur an Stunden versäumt wird, vermögen Jahrhunderte nicht mehr gutzumachen. In dieser Überzeugung hielten wir am 8. November 1923 die Stunde für gekommen. Ob wir recht gehandelt haben, wird letzten Endes kein Staatsanwalt und kein Gerichtshof des Augenblickes entscheiden, sondern dereinst die deutsche Geschichte.“Adolf Hitler[1]

Ehrengalerie

Der Prozeß

Hauptartikel: Hitler-Ludendorff-Prozeß

Der Prozeß gegen die Teilnehmer am Marsch auf die Feldherrnhalle begann am 26. Februar 1924. Am 1. April 1924 erging nach 24 spektakulären Verhandlungstagen das Urteil des Bayerischen Volksgerichts München I. General Ludendorff erhielt einen Freispruch. Die Richter taten sich schwer, Adolf Hitler überhaupt zu verurteilen und attestierten ihm, während des Aufstands vom „edelsten selbstlosen Willen geleitet“ worden zu sein. Er wurde wegen Hochverrats zur Mindeststrafe von fünf Jahren Festungshaft verurteilt.

Nach dem Wahlsieg

Gedächtnismarsch zur Feldherrnhalle 1937: in der vorderen Reihe von links: Adolf Hühnlein (außerhalb des Bildausschnittes), Hans Streck,[2] Theodor Kuhn, Dr. Friedrich Weber, Hermann Göring, Adolf Hitler, Werner von Blomberg, Ulrich Graf, Hermann Kriebel, Richard Kolb und Wilhelm Frick. Zweite Reihe: Hans Frank, Max Sasselmann (hinter Weber), Dr. Walter Schultze, Alfred Rosenberg, Arno Schickedanz (hinter von Blomberg), Philipp Bouhler (hinter Graf) und Max Amann (hinter Kriebel). Dritte Reihe (noch sichtbar): Heinz Pernet und Wilhelm von Grolman.

Nach dem Wahlsieg der NSDAP wurden die Särge der Blutzeugen des Marsches auf die Feldherrnhalle in den neu geschaffenen Ehrentempel für die Gefallenen der Bewegung am Münchner Königsplatz überführt.

Mit einem im Reichsgesetzblatt veröffentlichten Führererlaß wurde der 9. November ab 1939 staatlicher Feiertag.

Das Lied

Der spätere Gauleiter Adolf Wagner schrieb dazu die Verse In München sind viele gefallen, den Toten des 9.11.1923, die von Max Böhm vertont wurden:

In München sind viele gefallen,
In München war’n viele dabei;
|: Es traf vor der Feldherrenhalle
Deutsche Helden das tödliche Blei. :|
Sie kämpften für Deutschlands Erwachen
Im Glauben an Hitlers Mission
|: Marschierten mit Todesverachten
In das Feuer der Reaktion. :|
In München sind viele gefallen
Für Ehre, für Freiheit und Brot.
|: Es traf vor der Feldherrenhalle
Sechzehn Helden der Märtyrertod. :|
Ihr Toten vom neunten November,
Ihr Toten, wir schwören es euch,
|: Es leben noch vieltausend Kämpfer
Für das Dritte, das Großdeutsche Reich! :|

Gedenkgalerie

Filmbeiträge

9. November 1938: Ehrung der gefallenen Kameraden am Ehrentempel:

Siehe auch

Literatur

Verweise

Weltnetz

Tondateien

Filmdateien

Fußnoten

  1. In Hitlers Schrift „Warum mußte ein 8. November kommen?"
  2. Hans Streck war der frühere Adjutant Erich Ludendorffs, Weggefährte von Ernst Röhms, Blutorden-Inhaber (Nr. 594). Bis 1937 wohnhaft in München, dann in Berlin, Zivilberuf Gesangsmeister, u. a. ehemaliger Gesangslehrer von Geli Raubal. Nach 1945 wohnhaft in Herrsching am Ammersee. Er war im Ersten Weltkrieg Oberleutnant im Königlich Bayerischen 7. Feldartillerie-Regiment „Prinzregent Luitpold“.