11. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division „Nordland“
Die 11. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division „Nordland“ war eine germanische Panzergrenadier-Division der Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg. Die Division wurde überwiegend an der Ostfront im Abwehrkampf gegen den Bolschewismus eingesetzt. Sie bestand aus Dänen, Norwegern und Schweden[1] sowie aus Volks- und Reichsdeutschen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Mit Befehl vom 22. März 1943 wurde aus den Freikorps „Danmark“ und der Freiwilligen-Legion „Norwegen“ sowie dem SS-Panzergrenadier-Regiment „Nordland“ der SS-Division „Wiking“ die 14. (germanische) SS-Panzergrenadier-Division „Nordland“ gebildet. Als Verstärkung kamen Volksdeutsche aus Rumänien und Ungarn dazu. Am 10. April 1943 wurde die Division in SS-Panzergrenadier-Division 11 (germanisch) und schließlich in 11. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division „Nordland“ umbenannt.
Die Division wurde unter dem III. (germanischen) SS-Panzerkorps im Rahmen der Heeresgruppe Nord, zunächst an der Front vor Leningrad, in der Schlacht um den Brückenkopf von Narwa und dann auf dem Rückmarsch nach Westen eingesetzt.
Ab dem 20. August 1943 wurde die noch in Aufstellung befindliche Division vom Truppenübungsplatz Grafenwöhr in den Raum südlich Sisak, etwa 50 km südöstlich von Agram verlegt. Neben weiterer Ausbildung wurde die Division zur Bandenbekämpfung und zur Entwaffnung italienischer Einheiten (→ Fall Achse) im Raum Sambor und Karlovac eingesetzt. Im Dezember 1943 hatte der Verband eine Stärke von 12.462 Mann. Sie wurde im Raum Kirowa an den Oranienbaumer Kessel[2] verlegt und der 18. Armee unterstellt.
Als die Bolschewisten am 14. Januar 1943 im Zuge ihrer Winteroffensive in die Stellungen der am östlichen Kesselrand eingesetzten 9. und 10. Luftwaffen-Feld-Division (→ Luftwaffen-Feld-Division) einbrechen konnte, wurde die „Nordland“ zur Bereinigung der Lage eingesetzt. Nachdem es der Roten Armee gelungen war, ihre Offensive erfolgreich voranzutreiben, erreichte die Division in schweren Abwehrkämpfen schließlich die Narwa. Hier stabilisierte sich die Front wieder.
Mitte Februar 1944 erhielt die Division Ersatz, sodaß sie Ende Februar 1944 eine Stärke von 11.134 Mann hatte. Während die Stellungen an der Narwa hielten, wurde die Division nach Südwesten verlegt, um die nach Vaivara und Auvere durchstoßenden Bolschewisten aufzuhalten. In schweren Kämpfen konnte der Vormarsch der Roten Armee südwestlich Narwas gestoppt werden. Damit beruhigte sich die Front im Bereich der Armee-Abteilung „Narwa“ bis zum Sommer 1944. Am 30. Juni 1944 hatte der Verband eine Stärke von 11.020 Mann. Ab Juli 1944 stand „Nordland“ dann an der Narwa erneut in schweren Abwehrkämpfen.
Am 25. Juli 1944 mußte sich die Division auf die Tannenberg-Stellung[3] zwischen Vaivara und Ampfer zurückziehen. Hier kam es bis Anfang August zu schweren Kämpfen. Am 10. August 1944 gelang es der Roten Armee, die Front südlich des Pleskauer Sees zu durchbrechen und in den Raum östlich von Werro vorzudringen. Daraufhin erhielt die Armee-Abteilung „Narwa“, der die 11. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division angehörte, den Befehl, den Vormarsch der Bolschewisten zwischen dem Wirz- und Peipussee aufzuhalten. Es gelang, den bolschewistischen Einbruch einzudämmen und vorerst aufzuhalten. Bei der Räumung Estlands Mitte September 1944, dem Unternehmen Aster, marschierte der Verband in den Raum Baldone und wurde von hier aus zur Entlastung der im Raum Riga kämpfenden Einheiten eingesetzt. Bis zum 26. September kam es zu schweren Kämpfen mit enormen Verlusten der Bolschewisten. Es gelang den deutschen Verbänden, den russischen Vormarsch auf Riga über fünf Monate aufzuhalten. Daraufhin wurde die Division in den Raum Dobele verlegt.
Als russische Truppen am 14. Oktober 1944 bei Polangen die Ostsee erreichten, wurde die Division aus der Front genommen und im Raum Priekule versammelt, um den Durchbruch nach Süden zu erzwingen. Doch die Rote Armee kam den deutschen Angriffsabsichten zuvor. Am 16. Oktober 1944 begann die 1. Kurlandschlacht (→ Kurland-Kessel)[4], bei der die russischen Truppen die Division mit voller Wucht trafen. Trotzdem gelang es der Division, ihre Stellungen zu halten. Auch während der 2. Kurlandschlacht konnte „Nordland“ den Bolschewisten abschlagen. Am 23. Januar 1945 kam es im Rahmen der 4. Kurlandschlacht wieder zu Angriffen mit Schwerpunkt Priekule. Mehrfach gelang es russischen Truppen, in die deutschen Stellungen einzubrechen. Zusammen mit der 14. Panzer-Division gelang es der „Nordland“, ihren Abschnitt zu behaupten und den Bolschewisten trotz größter zahlenmäßiger Unterlegenheit schwerste Verluste zuzufügen. Ende Januar 1945 wurde die Division schließlich aus der Front gezogen und in Libau auf Schiffe verladen. In Stettin wieder entladen, wurde der Verband dem III. (germanischen) SS-Panzerkorps bei der 11. Armee zugeteilt und am 15. Februar 1945 in den Bereitstellungsraum für das Unternehmen „Sonnenwende“, der Pommern-Offensive, verlegt. Aus dem Raum Reetz trat die Division auf das eingeschlossene Arnswalde an, konnte die Stadt befreien und die eingeschlossenen Soldaten und Zivilisten evakuieren. Anschließend zog sich die Division aufgrund der heftigen bolschewistischen Gegenangriffe auf ihre Ausgangsstellungen zurück. Am 1. März 1945 begann die russische Offensive gegen die in Pommern stehenden deutschen Verbände. Innerhalb von Stunden brach die deutsche Front zusammen. Am 7./8. März erreichte die Einheit das Gebiet um Altdamm östlich von Stettin, das zu einem Brückenkopf östlich der Oder ausgebaut wurde. Hier kam es wieder zu heftigsten Kämpfen, erst am 20. März 1945 zogen sich die Reste der Division in den Raum südwestlich von Stettin zurück. Dort sollte der Verband in eine Panzer-Division umgegliedert werden, es blieb jedoch aufgrund der Kriegslage bei der Planung. Allerdings erhielt die Division Ersatz durch Soldaten der Luftwaffe, der Kriegsmarine, der Waffen-SS und des Britischen Freikorps.[5]
Am 27. März 1945 verlegte die Division im Rahmen des III. (germanischen) SS-Panzerkorps in den Raum nördlich von Angermünde. Im Zuge der am 16. April 1945 beginnenden russischen Offensive auf Berlin sollte die Division in den Raum südlich von Frankfurt (Oder) verlegt werden. Wegen fehlender Fahrzeuge und des Mangels an Kraftstoff endete der Transport zunächst im Raum Strausberg bei Berlin, wo die Division dem LVI. Panzerkorps unterstellt wurde. Zwei Tage später bezog „Nordland“ Abwehrstellungen im Vorfeld Strausbergs. Anschließend zog sich die abgekämpfte Division über Mahlsdorf nach Berlin zurück. Die Einheit war auf eine Stärke von 1.500 Mann zusammengeschrumpft. Im heldenhaften Abwehrkampf um Berlin wurde ein Großteil der verbliebenen Division aufgerieben. Nach dem Tod des Führers gelang nur wenigen Gruppen der Ausbruch aus Berlin. Diese ergaben sich den Amerikanern an der Elbe. Es dienten u.a. rund 7.000 Dänen in der Waffen-SS, von denen 3.980 gefallen sind.
Schlacht in den Blauen Bergen und das Gedenken
Die estnische Landenge wird von drei Höhen, den sogenannten Blauen Bergen, bestimmt. Vermutlich haben die Berge ihren Namen vom dichten Tannenwald erhalten, der aus der Ferne blau schimmerte. Der mittlere Hügel ist bekannt als die Grenadier-Höhe, während der östliche Hügel die Kinderheim-Höhe genannt wird.
Im Osten hatten die Schlachten des Jahres 1944 die Blauen Berge im Februar erreicht, als die Heeresgruppe „Nord“ zu einem Rückzug aus Leningrad gezwungen worden war und die Verteidigungsstellung an der Frontlinie am Narwa-Fluß eingenommen hatte.[6] Ein weiterer Vormarsch der Roten Armee wurde gestoppt. Den Rotarmisten ist es jedoch gelungen, südlich von Narwa am Westufer des Narwa-Flusses den Brückenkopf von Krivasoo zu errichten. Wenn die Rote Armee von dort aus in Richtung Norden hätte vordringen können, wären die deutschen Einheiten, die Narwa verteidigten, eingekesselt gewesen. Auf dieser Aufmarschlinie waren die Blauen Berge in der Gegend von Waiwara das letzte ernstzunehmende Hindernis auf dem Weg zum Meer.
Mitte Februar des Jahres 1944 unterbrach die Rote Armee die Eisenbahnlinie zwischen Tallin und Narwa, ohne jedoch den Kinderheim-Hügel erobern zu können. Ein neuer Versuch wurde am 17. März unternommen, als die Rote Armee mit Unterstützung von Panzern die deutsche Abwehr auf dem Kinderheim-Hügel durchbrechen wollte. Die Offensive wurde von zwei Tiger-Panzern unter Führung von Otto Carius zurückgeschlagen, wobei die Tiger in den Gefechten vom 17.–22. März mehr als 40 verschiedene russische gepanzerte Fahrzeuge vernichtet hatten.
Otto Carius war zum Kriegsende Oberleutnant und Träger des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub. Er war neben Michael Wittmann einer der erfolgreichsten Panzerführer. Sein Buch „Tiger im Schlamm“ ist sehr zu empfehlen.
Der Beginn der sowjetischen Offensive zwang die deutsche Führung zum schnellen Rückzug. Die gleichzeitige Großoffensive der Roten Armee bei Narwa sorgte für ein Chaos unter den Deutschen und führte dazu, daß die deutschen Einheiten beim Rückzug schwere Verluste erlitten. Nach dem Rückzug in die Blauen Berge lagen dort folgende deutsche Einheiten: 54. SS-Pionier-Panzer-Bataillon „Nederland“; SS-Panzergrenadier-Regiment 49 „De Ruyter“; I. Bataillon der 6. SS-Sturmbrigade „Langemarck“;[7] SS- Panzergrenadier-Regiment 24 „Danmark“ der 11. SS- Panzergrenadier-Division „Nordland“; III. Bataillon des SS-Panzergrenadier-Regiments 23 „Norge“; 11. Infanterie-Division, 285. Sicherungsdivision; 300. Infanterie-Sonder-Division; SS-Grenadier-Regiment 47 der 20. SS-Grenadier-Division „Estland“.
General Felix Steiner, Kommandeur des III. SS-Panzer-Korps hatte den Befehl bei den Gefechten vom 26. Juli bis zum 10. August 1944 in der Tannenberg-Linie.[8] Das Buch „Die Freiwilligen“ von Felix Steiner zu diesen Ereignissen kann wärmstens empfohlen werden.
Die Gefechte wogten mit wechselnden Ergebnissen hin und her. Bis zum 10. August waren die sowjetischen Einheiten ausgelaugt, alleine im August gingen mehr als 50 Panzer verloren, und die Leitung der Roten Armee ordnete an, die Offensive bei den Blauen Bergen zu beenden. Weder die sowjetische noch die deutsche Seite hat genaue Angaben über die Verluste in der Schlacht bei den Blauen Bergen ausgegeben. Die Schätzungen der Verluste der Roten Armee gehen von 100.000–200.000 Toten und Verwundeten aus. Die Verluste der deutschen Seite waren ebenfalls schwer, sie belaufen sich schätzungsweise auf 10.000 Soldaten.
Durch den Austritt Finnlands aus der Waffenbruderschaft waren die deutschen Truppen gezwungen, am 18. September die Blauen Berge zu verlassen. Die Rote Armee wagte erst am 19. September, diese zu besetzen.
Die Gegend der Blauen Berge als ein Schlachtfeld des 2. Weltkrieges ist unter staatlichen Schutz genommen worden. Auf der Grenadier-Höhe bis hin zur alten Tallin-Narwa-Chaussee befindet sich das Denkmal des Zweiten Weltkrieges. Mit dem Dokumentieren der Kriegsgeschichte wurde hier im Jahr 1994 begonnen, indem man auf der Höhe ein 6,5 Meter hohes Holzkreuz errichtete. Das Erinnerungsfeld, dessen zentrales Element ein 12 Meter hohes stählernes Sonnenrad ist, hat eine Fläche von fast einem Hektar. Die Komposition in der Mitte des Feldes symbolisiert eine Explosion. Die Hauptprinzipien für die Gestaltung des Ensembles waren die Erstellung einer den Maßstäben der Kriegsgeschehnisse des Jahres 1944 angemessenen und würdigen Gedenkstätte. Parallel dazu hat man in der Gegend der Blauen Berge mehrere Denkmäler errichtet, die den nationalen militärischen Einheiten gewidmet sind.[9]
Gliederung
- SS-Panzergrenadier-Regiment 23 „Norge“
- SS-Panzergrenadier-Regiment 24 „Danmark“[10]
- SS-Panzer-Regiment 11[11]
- SS-Panzer-Abteilung 11 „Hermann von Salza“
- SS-Artillerie-Regiment 11
- SS-Panzerjäger-Abteilung 11
- SS-Sturmgeschütz-Abteilung 11
- SS-Flak-Abteilung 11
- SS-Pionier-Bataillon 11
- SS-Nachrichten-Abteilung 11
- SS-Feldersatz-Bataillon 11
- SS-Nachschubtruppen 11
- SS-Instandsetzungs-Abteilung 11
- SS-Sanitäts-Abteilung 11
- SS-Wirtschafts-Bataillon 11
Angehörige
Kommandeure
- 22. März bis 1. Mai 1943 SS-Brigadeführer Franz Augsberger
- 1. Mai 1943 bis 27. Juli 1944 SS-Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS Fritz von Scholz
- 27. Juli 1944 bis 25. April 1945 SS-Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS Joachim Ziegler
- 25. April bis 8. Mai 1945 SS-Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS der Reserve Gustav Krukenberg
Weitere (Auswahl)
Filmbeiträge
Soldaten erzählen – Klaus Grotjahn:
Siehe auch
- III. (germanisches) SS-Panzerkorps
- 5. SS-Panzer-Division „Wiking“
- 33. Waffen-Grenadier-Division der SS „Charlemagne“
- Germanische SS
- Ausländische Freiwillige der Waffen-SS
Literatur
- Steffen Werther: Dänische Freiwillige in der Waffen-SS, Wissenschaftlicher Verlag Berlin, 2004, ISBN 978-3865730367
- Albert Sudhoff: Freiwillig zur Waffen-SS, Ein Angehöriger der SS-Panzeraufklärungsabteilung 11 erinnert sich
- Rolf Michaelis: „Nordland“ Die 11. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division im Einsatz
- Werner Haupt: Kurland - Bildchronik der vergessenen Heeresgruppe, Dörfler, 2010, ISBN 978-3895556531[12]
- Franz Kurowski: Todeskessel Kurland: Kampf und Untergang der Heeresgruppe Nord 1944/1945, Dörfler, 2007, ISBN 978-3895554100[13]
- Wiking Jerk: Götterdämmerung 1945: Mit der Waffen-SS vom Kurlandkessel bis zum Endkampf um Berlin - Ein schwedischer Kriegsfreiwilliger erzählt, Druffel & Vowinckel, 2004, ISBN 978-3806111552
- Klaus Grotjahn: Von der 8,8 cm-Flak zur SS-Division „Nordland“ – Im Endkampf um Berlin, Nordlandverlag, Fretterode 2014, ISBN 978-3981240955 (Bestellmöglichkeit)
Fußnoten