Baum, Otto
Otto Baum ( 15. November 1911 in Stetten bei Hechingen/Hohenzollern; 18. Juni 1998 ebenda)[1] war ein deutscher Offizier der SS, zuletzt SS-Oberführer der Waffen-SS und Träger der Schwerter zum Eichenlaub des Ritterkreuzes im Zweiten Weltkrieg.
Otto Baum war einer der erfolgreichsten Abgänger der SS-Junkerschulen. Er galt als tapfer und als Naturtalent in der Offensive und in der Defensive. Als Teilnehmer der schwersten Kämpfe an der Ostfront und in der Normandie ist er einer der höchstdekoriertesten Männer der Waffen-SS. Im Laufe seines Werdeganges übernahm er das Kommando über drei verschiedene Divisionen, dies als einziger Kommandeur der Truppe.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Jugend und Bildung
Otto Baum wurde am 15. November 1911 in Stetten als Sohn des Kaufmanns und späteren Bürgermeisters Emil Baum geboren. Zunächst besuchte er für vier Jahre die Volksschule, kam dann ans Realgymnasium seiner Heimatstadt, wo er 1930 sein Abitur in Mathematik und Latein ablegte. Nach dem Abitur absolvierte er bis 1932 ein landwirtschaftliches Praktikum in Württemberg, Bayern und Hohenheim/Stuttgart und studierte dann 3 Semester an der landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim/Stuttgart.
Militärischer Werdegang
Am 1. November 1933 trat er der Allgemeinen SS bei und gehörte so, bis zum März 1934, zum 3./I. Sturmbann der 13. SS-Standarte in Stuttgart. Am 6. März 1934 trat er in die Politische Bereitschaft Ellwangen, der späteren SS-Standarte „Germania“, ein, wurde zunächst zum SS-Anwärter und am 14. September 1934 zum SS-Mann ernannt. In der SS-Verfügungstruppe sah er bessere Möglichkeiten für eine militärischen Werdegang als im strukturierten Heer und wurde so ein Vollmitglied der SS (Mitgliedsnummer 237.056).
Nach abgeschlossener Infanterie-Ausbildung erhielt Baum am 24. April 1935 eine Kommandierung an die SS-Junkerschule Braunschweig zum 1. Lehrgang, unter dem damaligen Kommandeur Paul Hausser. Dort wurde Baum am 24. April 1935 zum SS-Junker ernannt und widmete sich besonders der sportlichen Betätigung, besuchte öfters die Schwimmhalle Braunschweig und wurde Spezialist auf 100 Meter Brustschwimmen. Baum wurde dort am 1. Juni 1935 zum SS-Rottenführer und am 9. November 1935 zum SS-Standartenjunker befördert. Mit Abschluß der Ausbildung begann er am 10. Februar 1936 einen Zugführer-Lehrgang in Dachau und wurde durch den Taktischen Lehrer Friedemann Goetze und dem Junkerschulen-Kommandeur Hausser am 25. Februar 1936 zum SS-Standartenoberjunker und am 20. April 1936 zum SS-Untersturmführer befördert.
Als Fünftbester seines Lehrgangs erhielt er die Versetzung als Zugführer in das II. Bataillon der SS-Standarte „Germania“ nach Arolsen und empfing dort den SS-Degen. Vom 5. Mai bis zum 17. Juni 1937 nahm Baum an einem sechswöchigen Lehrgang an der Heeressportschule in Wünsdorf teil und wurde am 12. September 1937 zum SS-Obersturmführer befördert. Baum nahm später mit der SS-Standarte „Germania“ am Beitritt Österreichs ans Deutsche Reich teil und gehörte ab März 1938 zur neuen SS-Standarte 3, die am 1. Mai 1938 in SS-Standarte „Der Führer“ umbenannt wurde. Dort gehörte Baum als Zugführer in der 12. Kompanie, zum III. Bataillon der SS-Standarte „Der Führer“ unter Hilmar Wäckerle, in Klagenfurt/Kärnten. Zusammen mit anderen Untersturmführern war Baum zunächst mit der Ausbildung österreichischer Anwärter beschäftigt.
Im Zuge einer Vereinbarung zwischen dem Heer und der Verfügungstruppe erhielt Baum vom 24. September bis zum 22. Dezember 1938 eine Kommandierung zum V. Armeekorps nach Stuttgart, wo er als Zugführer in der 2. Kompanie des Ersatz-Bataillons des Infanterie-Regiments 56 in Ulm an der Donau eingesetzt wurde. Später übernahm er die Führung der 4. Kompanie. Die Beurteilungen der Heeresvorgesetzten waren allesamt positiv und gingen gar soweit, daß man bei Himmler anfragte, ob Baum zum Heer kommandiert werden könnte. Baum kehrte jedoch zum Regiment „Der Führer“ zurück und wurde durch den Kommandeur, Georg Keppler, am 15. November 1938 mit dem Kommando über die 10. Kompanie beauftragt.
Mit Wirkung vom 1. Juni 1939 wurde er Chef der 7. Kompanie des SS-Infanterie-Regiments (mot.) „Leibstandarte Adolf Hitler“ unter dem Bataillonskommandeur Karl von Oberkamp. Baum war dort mit der mot.-Ausbildung seiner Soldaten beschäftigt.
Zweiter Weltkrieg
Nach nur zwei Monaten Ausbildung begann für Baum und seine Männer der erste Kampfeinsatz im Polenfeldzug. Die Leibstandarte war beteiligt an der Einnahme von Gola und dem Raum Vistula. In den letzten Tagen (21. bis 25. September) des Feldzuges wurde Baum`s Kompanie in der Festung Modlin eingesetzt, wobei Baum für diese Kämpfe am 25. September 1939 durch Sepp Dietrich mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet wurde. Bis zum 28. September verblieb das Regiment im Raum Warschau und wurde dann nach Prag verlegt, um dort als Besatzungstruppe eingesetzt zu werden. Hier wurde Baum am 9. November 1939 zum SS-Hauptsturmführer befördert.
Westfeldzug
Nachdem er vor Beginn des Westfeldzuges an den Westwall verlegt worden war, nahm Baum an der Einnahme Rotterdams und Den Haags teil, sowie an der Verfolgung des britischen Expeditionskorps nach Dünkirchen. Im Zuge der Übersetzung über die Marne ostwärts La Ferte erhielt er am 15. Juni 1940 das Eiserne Kreuz I. Klasse.
SS-Sturmbannführer Wilhelm Mohnke, Kommandeur des II. Bataillons, schrieb nach Abschluß der Kämpfe eine äußerst positive Einschätzung über Baum. Er beschrieb ihn als tapfer und erstklassigen Kompanieführer. Außerdem ehrte er die Erfolge der Kompanie, obwohl Baum nur zwei Monate Ausbildungszeit gehabt hatte. Mohnke schlug ihn daraufhin zu einem höheren Kommando vor.
Nachdem Baum am 3. März 1941 zum SS-Sturmbannführer befördert worden war, übernahm er das Kommando über das III. Bataillon des SS-Totenkopf-Infanterie-Regiments 3, das er bis zum 9. November 1942 kommandierte.
Ostfeldzug
Im April 1941 wurde Baum nach Ostpreußen verlegt und es begann für ihn und sein Bataillon am 22. Juni 1941 der Kampf gegen die Sowjetunion. Die folgenden Wochen waren geprägt durch schwere Kämpfe in Litauen auf dem Weg nach Demjansk. Im Rußlandfeldzug bewährte sich Baum besonders beim Durchbruch durch die Stalinlinie bei Sebesh, beim Vormarsch über Opotschka bis zur Luga und an den Kämpfen gegen die durchgebrochene 34. russische Armee.
Für die zahlreichen Kämpfe am Ilmensee und auf den Waldai-Höhen erhielt Baum am 26. Dezember 1941 das Deutsche Kreuz in Gold als erster Soldat der 3. SS-Totenkopf-Division. Verbunden mit der Auszeichnung erhielt er Sonderurlaub, den er bei seiner Familie verbrachte.
Nachdem er zu seinem Bataillon zurückgekehrt war, begann für ihn eine der schwersten Kampfperioden seines Lebens: Der Kampf im Raum Demjansk. Baum verteidigte den Raum Salutschje und nahm entscheidend an den Kämpfen gegen die sowjetischen Truppen bis zum 23. Februar 1942 teil. Am 7. Februar 1942 wurde das Bataillon Baum gegen 00.20 Uhr mit heftigem Artillerie- und Granatwerferfeuer belegt. Dann griff der Feind mit Panzerunterstützung zwischen den beiden Dörfern Schumilkino und Salutschje an.
An diesem Angriff waren beteiligt: 20. Schützenregiment der 7. Garde-Division, Unteroffiziers- und Zugführer-Lehrgänge der 7. Garde-Division, sowie die 42. Panzer-Brigade. Aufgrund der schweren Verluste und der heftigen Kämpfe gingen der Nordteil Schumilkinos und der Südteil Salutschje verloren. Baum versammelte seine zersprengten Soldaten und ging ohne Rücksicht auf seine eigene Person zum Gegenangriff über. Gegen 06.30 Uhr des gleichen Tages konnten die alten Stellungen zurückerobert und gegen sämtliche Angriffe des Gegners gehalten werden.
Der Feind verlor dabei über 300 Tote, die im Kampffeld lagen. Das Halten des Bataillons war für die Positionen im Norden und Osten Demjansk von äußerster Wichtigkeit, verhinderte dies doch einen entscheidenden Durchbruch durch die eigenen Linien. Außerdem konnte so ein Durchbrechen auf die Hauptstrasse Kobylkino-Schubina verhindert werden, die zum einen für den eigenen Nachschub wichtig waren und dem Feind die Möglichkeit gegeben hätte, eigene Truppen besser verschieben zu können.
Für diesen Einsatz schlug der Divisionskommandeur Theodor Eicke Baum zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes vor, das ihm am 8. Mai 1942 durch Eicke, nur einen Kilometer hinter der Front, verliehen wurde. Nach einigen Schlücken Cognac kehrte Baum zu seinem Bataillon zurück und widmete sich wieder dem Kampfgeschehen. Eicke bezeichnete Baum als schneidig und tapfer, sowie als einen seiner besten Offiziere. Eine sehr seltene Anerkennung durch Eicke, der als der schwierigste SS-General galt.
Durch Eickes Einschätzung wurde Baum am 9. November 1942 zum SS-Obersturmbannführer befördert. Der Regimentskommandeur Matthias Kleinheisterkamp gab Baum freie Hand im Umgang mit seinem Bataillon, zeigten doch die Erfolge dieses Bataillons, daß es sehr gut geführt worden war. Nach der Freikämpfung eines Zugangs zum Kessel, verlegten die Reste der Division nach Frankreich in den Raum Angouleme, um dort zur Panzerdivision umgerüstet zu werden.
Am 9. November 1942 erfolgte die Beförderung zum SS-Obersturmbannführer und die Ernennung zum Kommandeur des I. Bataillons des SS-Panzergrenadier-Regiments 5 „Totenkopf“.
Nach Landung von Truppen der alliierten Plutokraten in Nordafrika, beteiligte sich die Division an der Besetzung Südfrankreichs und diente dem Küstenschutz im Raum Perpignan. Dort entwaffnete Baum die französische Restarmee im Raum Caracassonne. Kurz danach erfolgte die Verlegung der Division nach Bordeaux, wo man neue Ausrüstungen erhielt.
Im Januar 1943 verlegte die Division in den Raum Poltawa, wo man, ab dem 22. Februar 1943, an der Schlacht um Charkow teilnahm. In der Nacht vom 23. auf den 24. Februar 1943 erhielten das SS-Panzergrenadier-Regiment 5 „Totenkopf“ und das SS-Panzergrenadier-Regiment 6 „Totenkopf“, dem das I. Bataillon Baum unterstellt war, den Auftrag zum Angriff auf den Raum nördlich Pavlograd. Die Ortschaft Vjasowol war zu nehmen, sowie der Gegner hinter die Linie Malaja-Ternovka zu drängen. Im Morgengrauen ging Baum mit seinem Bataillon, unterstützt durch das SS-Panzer-Regiment 3, gegen Vjasowol vor und verfolgte den Gegner hinter den Ternovka-Raum. Nach einer Drehung nach Südwesten, bis zum Ortseingang Werbki, entspannen sich heftige Gefechte. Hier wurde dann der Zusammenschluss mit Teilen der SS-Division „Das Reich“ vollzogen, die vom Süden her angriffen. Durch Baums Einsatz wurde der Kessel um die westlich stehenden sowjetischen Verbände weitaus früher geschlossen, als von deutscher Seite geplant. Nur durch den persönlichen Einsatz des Bataillonskommandeurs, der sich immer vorne bei seinen Grenadieren befand, war dies möglich geworden.
Am 1. März 1943 griff das SS-Panzergrenadier-Regiment 5 „Totenkopf“ nach Norden an. Ziel war, von Pavlovka aus, die Ortschaft Nishnij Crel. Danach eine Drehung nach Nordosten, dann Übergang über die Berestovaja und Erreichen der Höhen in der Nähe der Ortschaft Berestovenka. Baums Bataillon bildete zusammen mit der I. Abteilung des SS-Panzer-Regiments 3 die Spitze und stieß in der Nacht auf heftigen Widerstand. Der Regimentskommandeur entschied sich zum Angriff ohne Rücksicht auf Verluste, ohne dabei den tiefen Schnee und die schwere Nachschublage zu beachten. Dennoch wurde angegriffen, um so schnell wie möglich auf Teile der SS-„Leibstandarte“ zu treffen, die aus südwestlicher Richtung angriffen, um die Rückzugsstraße des Gegners zu unterbrechen. Baums Angriff ermöglichte am 3. März 1943 den Zusammenschluß mit der „Leibstandarte“. So konnte der Gegner seine Truppen nicht mehr zurückziehen, was in der Vernichtung der 3. Sowjetischen Panzer-Armee gipfelte. Zusammen mit dem SS-Panzer-Regiment erbeutete das SS-Panzer-Grenadier-Regiment 5 „Totenkopf“, 21 Panzer, einen Spähpanzer, 107 Geschütze, 95 Panzerbüchsen, 44 MG`s, 29 Granatwerfer, mehr als 1.000 Gewehre, 27 Feldküchen, 25 gepanzerte Fahrzeuge, 359 Lkw`s, 300 Waggons und unzählige Pferde und Ochsen. Auch hier spielte Baum die entscheidende Rolle.
Am 12. März 1943 erhielt das Regiment entlang der Linie Ruskaja-Losovaja-Dergaci bis Fesski-Kjakijmjaka, den Auftrag zum Flankenschutz des Angriffes auf Charkow. Zu dieser Zeit verteidigte sich der Gegner verbissen in der Stadt. Gegen 11.30 Uhr trafen neue Befehle von der Division ein, das II. Bataillon sollte die hinteren Stellungen halten, wohingegen der Rest des Regiments zum Angriff übergehen sollte, um die Strasse Charkow-Cugujev zu erreichen und damit in die Vororte Charkows einzudringen. Danach sollte Cugujev genommen und die Brücken über den Donezk erobert werden, um so den Rückzug des Gegners aus dem Raum Smijev zu verhindern. Gegen 14.00 Uhr begann der Angriff und schlug in der Nacht, trotz schwerster Wegeverhältnisse, bis Ssorokovka durch. Die Ortschaft wurde angegriffen und am nächsten Morgen besetzt. Trotz Widerstand griff man weiter an. Der Regimentskommandeur befand sich immer beim führenden Bataillon und war somit Vorbild für seine Soldaten. Das III. Bataillon nahm in Zusammenarbeit mit einigen Panzern, die mit dem letzten Tropfen Sprit fuhren, die Ortschaft Rogan an der Strasse Charkow-Cugujev. Dadurch wurde nicht nur die Nachschubstraße des Gegners gesperrt, sondern auch der Zusammenschluß mit der 2. SS-Division „Das Reich“ geschaffen und der Gegner im Raum Charkow eingekesselt.
Nach Versorgung aus der Luft gab der Regimentskommandeur am nächsten Tag um 15.00 Uhr den Befehl zum Angriff auf Cugujev. Aus Richtung Rogan kommend, ging man gegen die Stadt vor. Der Überraschungsmoment wirkte auf den Gegner so verheerend, das dieser die Cugujev räumte und sämtliche Brücken in deutsche Hände fielen. Auch hierbei war Baum entscheidend beteiligt.
Auch am 5. Juni 1943 bewies Baum erneut seine persönliche Tapferkeit, nachdem er gegen sowjetische Stellungen bei Beresoff vorgegangen- und im stärksten Abwehr- und Artilleriefeuer in die feindlichen Linien eingebrochen war. Hierbei wurde er zwar verwundet, konnte aber bei der Truppe verbleiben. Auch am 13. und 14. Juli 1943, in der Endphase des Unternehmens „Zitadelle“ bei der Schlacht im Kursker Bogen, zeigte Baum seine Fähigkeiten im Leiten einer Abwehrschlacht im Brückenkopf Pssel. Baum war überall dort zu finden, wo die Lage schwierig wurde und durch seine eigene Einsatzfreudigkeit war er seinen Soldaten stets Vorbild.
Für diese Einsätze wurde er für das Eichenlaub zum Ritterkreuz vorgeschlagen. Am 19. und 21. August 1943 verwundet, mußte er aufgrund der Schwere einer Schulterverletzung per Lufttransport ins Lazarett nach Breslau gebracht werden. Dort erfuhr er von der Verleihung des 277. Eichenlaubes zum Ritterkreuz, das ihm in Hitlers Hauptquartier zusammen mit Heinz Harmel verliehen wurde. Nach der Verleihungszeremonie diskutierten beide zusammen mit Hitler über die momentane militärische Lage.
Nach seiner Genesung übernahm er sein altes Regiment, das nun im Raum Kirowograd stand. Am 30. Januar 1944 erfolgte die Beförderung zum SS-Standartenführer auf Initiative des Divisionskommandeurs Hermann Prieß, der dafür extra bei Heinrich Himmler vorstellig geworden war.
Im März 1944 übernahm Baum zeitweise die Führung der SS-Totenkopf-Division und wurde am 13. März 1944 erneut verwundet.
Kurze Zeit später wurde er im Juni 1944 zur Führerreserve versetzt und unternahm Vortragsreisen zu den Führer- und Unterführerschulen zwecks Darlegung seiner Erfahrungen im Ostfeldzug. So besuchte er bspw. die SS-Offiziers-Schule in Klagenfurt, die Unterführer-Schule in Laibach und die Ausbildungsschule auf dem Truppenübungsplatz „Beneschau“. Auch erhielt er die Gelegenheit, seine Familie zu besuchen.
Deutsche Westfront 1944/45
Am 18. Juni 1944 erhielt er, sich in Salzburg befindend, den Auftrag, das Kommando über die 17. SS-Panzergrenadier-Division „Götz von Berlichingen“ zu übernehmen, die bis dahin von Otto Binge angeführt worden war. Diese Division stand im Raum Carentan in schweren Kämpfen mit den Invasionstruppen, dabei war der Kommandeur der Division, Brigadeführer Werner Ostendorff schwer verwundet worden. Nachdem starke Teile der Division „Das Reich“ eingetroffen und zwei Kommandeure gefallen waren, übernahm Baum das Kommando über beide Divisionen. Baum nahm zunächst an, daß der Kommandeur der Division „Das Reich“, Christian Tychsen, in Gefangenschaft geraten sei und plante einen Austausch, bis sich herausstellte, daß Tychsen durch ein Infanteriegeschoss tödlich getroffen worden war.
Nach dem Durchbruch des Gegners bei St. Lo, unternahm Baum Gegenangriffe und brachte den Gegner zum Stehen. Weiterhin führte er eingeschlossene Teile der 7. Armee aus der Umklammerung heraus und beteiligte sich am Kampf um den Kessel von Falaise. Baum war der einzige Abgänger der Junkerschulen, der zwei Kommandos über je eine Division zur gleichen Zeit innehatte. Baum hielt mit seinen Soldaten den einzigen Weg aus dem Kessel von Falaise frei und ermöglichte so vielen eigenen Truppen den sicheren Rückzug.
In den folgenden Wochen kämpften sich die Einheiten unter Baum bis an den Westwall nach Metz zurück. Für die Leistungen in der Führung beider Divisionen erhielt Baum am 2. September 1944 als 95. Soldat der Wehrmacht die Schwerter zum Eichenlaub des Ritterkreuzes. Baum sagte später, daß die Kämpfe im Raum Falaise, neben denen von Demjansk, die schwersten seines Soldatenlebens gewesen waren. Baum erhielt die Auszeichnung aus der Hand Hitlers, mit anschließender Diskussion über die Kriegslage. Da Baum am 1. August 1944 die Division „Götz von Berlichingen“ wieder an Otto Binge abgegeben hatte, war er nun „nur“ noch Kommandeur der 2. SS-Panzer-Division „Das Reich“ und wurde als solcher am 17. September 1944 zum SS-Oberführer befördert.
Nach Abgabe der Division an Heinz Lammerding am 23. Oktober 1944, übernahm Baum ab dem 24. Oktober 1944 das Kommando über die 16. SS-Panzer-Grenadier-Division „Reichsführer SS“ in Italien und löste damit Max Simon ab, der zum Kommandierenden General des XIII. SS-Armee-Korps ernannt wurde.
Endkampf
Am 1. November 1944 kam Baum im Stab der Division, einer Villa bei Marzabotto, an und übernahm das Kommando. Die Division gehörte zum I. Fallschirmkorps unter dem General der Fallschirmtruppe Alfred Schlemm.
Ende Januar 1945 über den Po nach Ungarn verlegt, war die Division zunächst Reserve der 2. Panzerarmee. Im Laufe der Kämpfe fand sie Verwendung bei den Schlachten an der Mur und in der Oststeiermark. Dort erhielt Baum am 8. Mai 1945 auf dem Gefechtsstand im Schloß Haimburg bei Völlermarkt den Befehl zur Niederlegung der Waffen.
Nachkriegszeit
Entrechtung
Wie allen Waffen-SS-Angehörigen wurden auch Baum alle zivilen Rechte aberkannt. Erst am 9. November 1945 durfte er seiner Familie ein Lebenszeichen senden. Die Antwort erhielt er erst im Januar 1946. Baum wurde nach England verschleppt und befand sich im August 1946 in einem Lager südlich von Newcastle. In dieser Zeit arbeitete er als freiwilliger Gärtner auf dem RAF-Stützpunkt Carlisle.
Im September 1947 wurde er nach Schottland verschoben, kehrte aber im Dezember wieder nach England zurück. Von dort kam er im August 1948 in ein Lager nach Fallingbostel, wo er Mitte Dezember 1948 entlassen wurde.
Berufsleben
Nach dem Krieg arbeitete Otto Baum als Angestellter in der Textilindustrie.
Tod
SS-Oberführer a. D. Otto Baum verstarb am 18. Juni 1998, im Alter von 86 Jahren, in seiner Geburtsstadt Stetten.
Familie
Anfang 1937 lernte Baum seine spätere Frau Erna Ulrich kennen, während er als Adjutant eines Zugführer-Lehrgangs eingesetzt wurde. Am 13. November 1937 wurde in Arolsen geheiratet. Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor.
Beförderungen
- SS-Untersturmführer: 20. April 1939
- SS-Obersturmführer: 1. Juni 1940
- SS-Hauptsturmführer: 9. November 1941
- SS-Sturmbannführer: 3. März 1941
- SS-Obersturmbannführer: 9. November 1942
- SS-Standartenführer: 30. Januar 1944
- SS-Oberführer: 17. September 1944
Auszeichnungen (Auszug)
- Reichssportabzeichen in Bronze
- SA-Sportabzeichen in Bronze
- DLRG-Rettungsschwimmabzeichen
- Julleuchter der SS
- SS-Totenkopfring
- Ehrendegen des Reichsführers-SS am 16. September 1936
- Eisernes Kreuz (1939) 2. und 1. Klasse
- 2. Klasse am 12. September 1939 als SS-Obersturmführer
- 1. Klasse am 8. Juni 1940 als SS-Hauptsturmführer
- Infanteriesturmabzeichen in Bronze am 3. Oktober 1940 als SS-Hauptsturmführer
- Medaille zur Erinnerung an den 13. März 1938
- Medaille „Winterschlacht im Osten 1941/42“ am 25. Juli 1942
- Verwundetenabzeichen (1939) in Silber am 21. August 1943 als SS-Obersturmbannführer
- Demjanskschild am 31. Dezember 1943
- Sonderabzeichen für das Niederkämpfen von Panzerkampfwagen durch Einzelkämpfer
- Deutsches Kreuz in Gold am 26. Dezember 1941[2] als SS-Sturmbannführer
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub und Schwertern[2]
- Ritterkreuz am 8. Mai 1942 (989. Verleihung) als SS-Sturmbannführer und Kommandeur des III./SS-Totenkopf-Infanterie-Regiment 3
- Eichenlaub am 22. August 1943 (277. Verleihung) als SS-Obersturmbannführer und Kommandeur des SS-Panzergrenadier-Regimentes 5 „Thule“
- Schwerter am 2. September 1944 (95. Verleihung) als SS-Standartenführer und Kommandeur der 2. SS-Panzer-Division „Das Reich“
Literatur
- E.G. Krätschmer: Die Ritterkreuzträger der Waffen-SS, Plesse Verlag, Göttingen 1955
- Walther-Peer Fellgiebel: Die Träger des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes 1939-1945, Podzun-Pallas, Friedburg 2000, ISBN 3-7909-0284-5
Quelle
Verweise
- Baum, Otto, Lexikon der Wehrmacht
- Baum, Otto, ww2awards.com (englischsprachig)
- Fotogalerie: Otto Baum