Waldau, Gustav
Gustav „Gustl“ Waldau; eigentlich Gustav Theodor Clemens Robert Freiherr von Rummel ( 27. Februar 1871 auf Schloß Piflas, Ergolding; 25. Mai 1958 in München), war ein deutscher Theater- und Filmschauspieler.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Der Schauspieler Gustav Waldau, auch „Gustl“ genannt, wurde am 27. Februar 1871 auf Schloß Piflas in der niederbayerischen Gemeinde Ergolding (bei Landshut) geboren und trug den klingenden Namen Gustav Theodor Clemens Robert Freiherr von Rummel. Der aus deutschem Uradel stammende Vater Eduard Baron von Rummel war Gutsbesitzer.
Gustav Waldau – so genannt nach einem Rittergut, das einst der Familie gehörte – kam aus der Kadettenanstalt, war Königlich Bayrischer Oberleutnant, bevor er, nach einem kurzen Intermezzo im Beruf des Schriftleiters, 1897 zur Bühne ging. Er debütierte am Kölner Stadttheater. Zusammen mit seiner Frau Hertha von Hagen gehörte er dann mehrere Jahrzehnte dem Ensemble des Bayerischen Staatsschauspiels an.
Eine kleine Zeitungsnotiz aus dem Jahre 1911: „Gustav Waldau, die tüchtigste Kraft des Münchener Schauspielhauses, wurde vom Jahre 1912 ab, wie uns ein Privat-Telegramm meldet, auf fünf Jahre an das Wiener Hofburgtheater engagiert.“ Diese Notiz ist aufschlußreich, obwohl sie gar nicht stimmt. Gustav Waldau war nämlich damals nicht zur „Burg“ nach Wien gegangen. Zwar hatte er die besten Vorsätze, als er einst probeweise auf die Bretter des Wiener Burgtheaters sprang, er hatte auch Erfolge und Beifall über die Maßen einheimsen können, kurz, die Wiener, die von sich sagen durften, daß sie wirklich etwas vom Theater verstanden, waren ganz „narrisch“ auf den jungen Gustav Waldau aus München. Sie hätten ihn allzu gern verpflichtet. Aber Waldau, als er vom Angebot auf fünf Jahre Kenntnis nahm, schüttelte dankbar gerührt, jedoch nicht weniger energisch den Kopf. Fünf Jahre waren zuviel der Ehr. Nein, er brachte es nicht über sich, für so lange Zeit die geliebte Heimatstadt München zu verlassen. Er gab die große Donau für die kleine Isar hin, weil ihn, wenn auch kein so köstlicher Vertrag, so doch sein noch viel köstlicheres Herz verpflichtete. Er sah seinen großartigen Aufstieg am Wiener Burgtheater vor sich und zog sich doch still nach München zurück, so daß jene Zeitungsnotiz sich gründlich irrte. Zu seinen und Münchens Ehren darf man hinzufügen, daß es niemanden gab, der „Gustl“ um seinen ehrlich erworbenen Ruhm beneidete. Die Treue aber, die er München, seiner Heimat und seinem Lebens- und Schaffenskreise, bis zu seinem Tode hielt, war eines der hervorragenden Merkmale seines Charakters.
Waldau trat fast 50 Jahre lang gelegentlich auf verschiedenen Bühnen auf, vor allem in München, aber auch in Berlin und Wien, sogar in Petersburg und in Amerika.
Als der Hauptmann Gustav Waldau, nun wieder ein Freiherr von Rummel, an der Westfront des Ersten Weltkrieges stand, kann man sich alles dies vergegenwärtigen, wenn man ihn auf der Leinwand sah. Es war nun einmal bezeichnend für diesen Gustav Waldau, daß er sich im Grunde nie verändert hat. Gewiß, er begann, als er zur Bühne kam, als schüchterner Liebhaber, wurde scharmanter Held und Herzensbrecher, wurde Bonvivant, wurde Komiker von jener Tiefe, die schon dicht ans Philosophische grenzt, wurde Charakterdarsteller von hinreißender Schärfe schauspielerischer Deutung, gewiß, dies alles sah nach Wandlung aus. Aber Gustav Waldau mit seinen weißen Schläfen war bis zum hohen Alter schüchterner Liebhaber und Bonvivant, Humorist und Charakterspieler geblieben – alles in einem.
Im Film wurde Waldau besonders in den dreißiger und vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts eingesetzt. Er verkörperte in Nebenrollen vornehm-zurückhaltende ältere Herren. Im Dritten Reich erhielt er 1937 den Titel Staatsschauspieler, und 1941 wurde ihm zu seinem siebzigsten Geburtstag von Adolf Hitler zur Würdigung seiner Verdienste um die deutsche Schauspielkunst die Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft verliehen. Reichsminister Dr. Goebbels und Staatsminister Gauleiter Adolf Wagner standen an der Spitze seiner Gratulanten. Die Bayrischen Staatstheater hatten den Jubilar, der den Geburtstagsabend auf der Bühne verlebte, zum Ehrenmitglied ernannt.
In der Endphase des Zweiten Weltkrieges wurde er im August 1944 in die Sonderliste der wichtigsten Künstler aufgenommen, was ihn von einem Kriegseinsatz, auch an der Heimatfront, bewahrte. Sein letzter, noch gegen Kriegsende gedrehter Film, Arthur Maria Rabenalts Drama Regimentsmusik (1945) gelangte erst am 1. September 1950 in die Lichtspielhäuser. Zwei Jahre nach Kriegsende nahm Waldau seine Tätigkeit für den Film wieder auf. 1948 feierte Gustav Waldau am „Theater in der Josefstadt“ mit der Hauptrolle das alten Schauspielers Mac Gregor in dem Einakter „Mein Herz ist im Hochland“ des amerikanischen Schriftstellers William Saroyan sein 50. Bühnenjubiläum, absolvierte in den 1950er Jahren trotz hohen Alters und gesundheitlicher Probleme in München und in Wien Gastspiele.
Der beliebte Charaktermime und Filmschauspieler Gustav Waldau starb nach langer schwerer Krankheit am 25. Mai 1958 im hohen Alter von 87 Jahren in München; seine letzte Ruhestätte fand er auf dem dortigen Friedhof Bogenhausen in München beigesetzt (Grab Mauer rechts Nr. 11).
Im Jahr 1960 wurde in Wien Döbling (19. Bezirk) die Waldaugasse nach ihm benannt. Auch seine Geburtsstadt Landshut ehrte ihn mit einer Straßenbenennung.
Auszeichnungen
- 1941: Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft
- 1956: Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland
Filmographie
- 1915: Der Herr ohne Wohnung
- 1919: Künstlerspesen
- 1919: Foxtrott-Papa
- 1921: Im Banne der Kralle
- 1922: Der Taugenichts
- 1931: Der falsche Ehemann
- 1932: Ein Mann mit Herz
- 1933: Saison in Kairo
- 1934: Einmal eine große Dame sein
- 1933: Des jungen Dessauers große Liebe
- 1935: Winternachtstraum
- 1934: So endete eine Liebe
- 1934: Liebe dumme Mama
- 1934: Klein Dorrit
- 1934: Ihr größter Erfolg
- 1934: Die Töchter Ihrer Exzellenz
- 1934: Abschiedswalzer. Zwei Frauen um Chopin
- 1935: Der Schlafwagenkontrolleur
- 1935: Sie und die Drei
- 1935: Eine Nacht an der Donau
- 1935: Der Außenseiter
- 1935: Das Einmaleins der Liebe
- 1936: Mädchenjahre einer Königin
- 1936: Du bist mein Glück
- 1936: Drei Mäderl um Schubert
- 1936: Die Drei um Christine
- 1937: Die Stimme des Herzens
- 1937: Die Kronzeugin
- 1937: Der Schimmelkrieg in der Holledau
- 1937: Das große Abenteuer
- 1937: Die ganz großen Torheiten
- 1938: Yvette. Die Tochter einer Kurtisane
- 1938: Die kleine und die große Liebe
- 1938: Gastspiel im Paradies
- 1938: Frau Sixta
- 1938: Die Pfingstorgel
- 1938: Das Leben kann so schön sein
- 1938: Drei wunderschöne Tage
- 1939: Ein hoffnungsloser Fall
- 1939: Gold in New Frisco
- 1939: Eine kleine Nachtmusik
- 1939: Ein Lied verklingt
- 1939: Fasching
- 1940: Falstaff in Wien
- 1940: Ein Mann auf Abwegen
- 1940: Die Geierwally
- 1940: Unser Fräulein Doktor
- 1940: Operette
- 1940: Herz geht vor Anker
- 1940: Ein Leben lang
- 1940: Das Fräulein von Barnhelm
- 1941: Der siebente Junge
- 1941: Spähtrupp Hallgarten
- 1941: Jenny und der Herr im Frack
- 1941: Die Kellnerin Anna
- 1942: Zwischen Himmel und Erde
- 1942: Kleine Residenz
- 1942: Geheimakte WB 1
- 1942: Die Erbin vom Rosenhof
- 1942: Symphonie eines Lebens
- 1942: Geliebte Welt
- 1943: Späte Liebe
- 1943: Münchhausen
- 1943: Lache Bajazzo
- 1943: Karneval der Liebe
- 1943: I pagliacci
- 1943: Der unendliche Weg
- 1943: Der zweite Schuß
- 1944: Glück unterwegs
- 1944: Der kleine Muck
- 1945: Vier Treppen rechts
- 1945: Regimentsmusik
- 1947: Wintermelodie
- 1947: Singende Engel
- 1948: Der Engel mit der Posaune
- 1948: Fregola
- 1948: Das andere Leben
- 1948: Das Kuckucksei
- 1949: Träum’ nicht, Annette!
- 1949: Liebe Freundin
- 1949: Eroica
- 1949: Ein bezaubernder Schwindler
- 1949: Die seltsame Geschichte des Brandner Kaspar
- 1950: König für eine Nacht
- 1950: Das doppelte Lottchen
- 1951: Dr. Holl
- 1951: Der keusche Adam
- 1952: Mönche, Mädchen und Panduren
- 1953: Ehestreik
- 1953: Die Nacht ohne Moral
- 1953: Dein Herz ist meine Heimat
- 1954: Schloß Hubertus
- 1954: Der schweigende Engel
- 1955: Lola Montez
- 1955: 08/15 in der Heimat
Musikbeitrag
„Ich spiel mei Stückel“ 1938
Literatur
- Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nummer 11, 14. März 1941