Konservative Revolution

Aus Metapedia
(Weitergeleitet von Konservativen Revolution)
Wechseln zu: Navigation, Suche

Konservative Revolution“ ist ein 1950 von Armin Mohler eingeführter Sammelbegriff für eine Gruppe konservativer Strömungen zwischen den beiden Weltkriegen, die entschieden antiliberale, antidemokratische, und antiegalitäre Züge trug. Sie wird aus historischer Sicht oft in Verbindung zum Nationalsozialismus gesehen.

„Konservative Revolution nennen wir die Wiederinachtsetzung all jener Gesetze und Werte, ohne welche der Mensch den Zusammenhang mit der Natur und mit Gott verliert und keine wahre Ordnung aufbauen kann.“Edgar Julius Jung in seinem Essay „Deutschland und die Konservative Revolution“
Armin Mohler (1920–2003), Gemälde von Hugo Weber 1940; Mit Kunst, Kultur, Nation und Geschichte stritt Mohler mit einer „Kulturrevolution von rechts“ gegen die durchrationalisierte Welt.

Einleitung

Die Subsummierung verschiedener Strömungen unter einem Oberbegriff, die zugleich die Geschichte der wissenschaftlichen Bearbeitung eines vermeintlichen Randthemas ist, hat sich seit den 50er Jahren, ausgehend von Armin Mohler, weitestgehend, wenngleich nicht ohne Kritik, etabliert. Den Anstoß gab Armin Mohler mit seiner 1950 erstmalig in Deutschland erschienenen und in den folgenden überarbeiteten Auflagen zu einem bio- und bibliographischen zweibändigen Handbuch erweiterten Dissertation Die Konservative Revolution in Deutschland 1918–1932. Mittlerweile in der sechsten Auflage vorliegend, gilt es immer noch als ein Referenzwerk. Im Jahre 1960 erschien Linke Leute von Rechts. Die nationalrevolutionären Minderheiten und der Kommunismus in der Weimarer Republik von Otto-Ernst Schüddekopf, und 1972 Nationalbolschewismus in Deutschland 1918–1933 vom selben Autor. Beide Bücher stellen zusammen mit den vorher genannten beachtliche Pionierleistungen dar. Bis zu dem Zeitpunkt ihres Erscheinens waren lediglich vage Schriften, zumeist Aufsätze, Artikel oder einzelnen Kapitel erschienen. Der renommierte Kurt Sontheimer veröffentlichte 1962 das Standardwerk Antidemokratisches Denken in der Weimarer Republik: Die politischen Ideen des deutschen Nationalismus zwischen 1918 und 1933. In seinem in den 70er Jahren in Frankreich und 1985 in Deutschland erschienenen Buch Nationalbolschewismus in Deutschland 1919–1933. Kommunistische Strategie und konservative Dynamik gelingt Louis Dupeux eindrucksvoll die Darstellung der These vom Zusammenwirken, der Symbiose zweier jeweiliger Extreme des politischen Spektrums zu einer dritten Position.

Zu guter Letzt leistete der Hamburger Soziologe Stefan Breuer mit seiner 1993 erschienenen Anatomie der Konservativen Revolution einen dezidiert kritischen Beitrag zur komparativen und transdisziplinären Konservatismusforschung. Diesen Ansatz führt Breuer 1995 in Ästhetischer Fundamentalismus. Stefan George und der deutsche Antimodernismus fort und stellt sich die Frage nach der Rechtfertigung für die Subsummierung von teilweise divergierenden Bewegungen, Ideologien und Weltanschauungen unter einem so unscharfen Begriff wie Konservative Revolution. Der Kritiker der Konservativen Revolution, Stefan Breuer, schlug statt dessen den Begriff Neuer Nationalismus vor, der sich aber nicht etablieren konnte. Mit Hitlers rechte Gegner. Gedanken zum nationalistischen Widerstand von Claus Wolfschlag und Querdenker. Konservative Revolutionäre von Jürgen Hatzenbichler seien zwei Einstiegswerke mit großer Breite der behandelten Personen und Weltanschauungen genannt.

Grundlinien und Begriffsgeschichte

Begriffsgeschichte

Der Begriff wurde ursprünglich nicht für eine bestimmte Strömung, sondern für ganz verschiedene Sachverhalte verwendet. So schrieb Friedrich Engels 1848 in bezug auf den polnischen Novemberaufstand von 1830:[1]

„Der Aufstand von 1830 war weder eine nationale [...] noch eine soziale oder politische Revolution; er änderte nichts an der inneren Lage des Volkes; das war eine konservative Revolution.“

Charles Maurras benutzte den Begriff in seinem Werk Enquête sur la monarchie (1900). Er beschreibt damit eine radikale Reaktion als Revolution gegen die Revolution, durch eine entschlossene und gut organisierte Minorität.[2]

„In der Praxis wird man eine Revolution, vor allem eine konservative Revolution, eine Restauration, eine Rückkehr zur Ordnung nur mit der Hilfe gewisser Elemente in Verwaltung und Militär erfolgreich durchführen.“[3]

Thomas Mann bezog ihn in seiner Russischen Anthologie (1921) auf Friedrich Nietzsche:[4]

„Seine Synthese ist die von Aufklärung und Glauben, von Freiheit und Gebundenheit, von Geist und Fleisch, ‚Gott‘ und ‚Welt‘. Es ist, künstlerisch ausgedrückt, die von Sinnlichkeit und Kritizismus, politisch ausgedrückt, die von Konservatismus und Revolution. Denn Konservatismus braucht nur Geist zu haben, um revolutionärer zu sein als irgendwelche positivistisch liberalistische Aufklärung, und Nietzsche selbst war von Anbeginn, schon in den ‚Unzeitgemäßen Betrachtungen‘, nichts anderes als konservative Revolution.“

Hugo von Hofmannsthal machte den Begriff mit seiner Rede Das Schrifttum als geistiger Raum der Nation (1927) populär:[5]

„Der Prozeß von dem ich rede, ist nichts anderes als eine konservative Revolution von einem Umfange, wie die europäische Geschichte ihn nicht kennt. Ihr Ziel ist Form, eine neue deutsche Wirklichkeit, an der die ganze Nation teilnehmen könne.“

Er wollte ausgehend von der Literatur ein nationales Traditionsbewußtsein schaffen, das auch durch historische Umwälzungen nicht zerrissen werden könne. Während Frankreich als Nation durch ein unzerreißbares Gewebe der Sprache und des Geistes zusammengehalten werde, seien die „produktiven Geisteskräfte“ Deutschlands zerrissen; hier sei der Begriff der geistigen Tradition kaum anerkannt.

Die Rede wurde von national-konservativer Seite positiv aufgegriffen. Das veranlaßte Thomas Mann [6] gegenüber Hofmannsthal kurz darauf zu sorgenvollen Einwänden, wie er 1955 in einem Brief an Willy Haas schrieb:

„Und doch, in was für Mäuler ist das Wort von der Konservativen Revolution dann übergegangen! Es sind mir auch nicht ganz die Rechten, so fein sie sind, die auch heute diese Rede besonders hochhalten.“

Ab etwa 1930 verwendeten der konservative Volkstumtheoretiker Wilhelm Stapel und der Jurist und Politiker Edgar Julius Jung [7] den Begriff in ihren politischen Schriften. Durch die von Jung verfaßte Marburger Rede, die 1934 eine staatsstreichartige Brechung der NSDAP-Herrschaft propagierte, erhielt der Begriff politische Bedeutung.

1941 erschien in den VSA das Buch The Conservative Revolution (dt.: Die Konservative Revolution – Versuch und Bruch mit Hitler) von Hermann Rauschning. Darin stellte der ehemalige Senatspräsident Danzigs eine Faschismustheorie aus konservativ-bürgerlicher Sicht auf.

1950 löste Armin Mohlers Buch Die Konservative Revolution in Deutschland 1918–1932 eine breite historisch-politische Debatte aus. Mohler bezog den Begriff auf etwa 350 Personen, die er fünf verschiedenen republikfeindlichen, aber nur zum Teil nationalsozialistischen Gruppen zuordnete. Damit stellte er eine eigenständige Strömung der Weimarer Zeit mit einem politischen Profil dar, das sich zum Teil deutlich vom Nationalsozialismus unterschieden habe. Sie stieß jedoch bei Historikern auf Widerspruch: Mohler habe den Begriff nur als Opposition zur Weimarer Verfassung und zu liberalen Gesellschaftsmodellen, nicht aber positiv definiert. Dies lassen heutige Politikwissenschaftler nicht als Kriterium für eine eigene politische Richtung gelten.

Für Louis Dupeux war die Konservative Revolution in der Weimarer Republik die dominierende Ideologie, die als deutscher Präfaschismus (préfascisme allemand) anzusehen sei.[8]

Für den Soziologen Stefan Breuer ist der Begriff unzutreffend, aber dennoch historisch wirksam geworden:

„Das Syntagma Konservative Revolution ist eine der erfolgreichsten Schöpfungen der neueren Ideengeschichtsschreibung. […] … ein unhaltbarer Begriff, der mehr Verwirrung als Klarheit stiftet.“[9]

Trotz ähnlicher Denker und Strömungen in anderen europäischen Ländern – etwa Georges Sorel, Maurice Barrès, Julius Evola, Vilfredo Pareto oder Wladimir Zeev Jabotinsky [10][11][12] – wird der Begriff meist nur auf die Weimarer Bewegung bezogen.

Ideenwelt

Die Autoren der Konservativen Revolution bildeten keine feste Gruppe, sondern eher ein verzweigtes publizistisches Geflecht. Sie schufen keine einheitliche Doktrin, bemühten sich jedoch alle die „Phänomene der Moderne“ in eine theoretische Synthese mit einer rechten Weltanschauung zu bringen. Die Konservative Revolution kann auch als Reaktion auf eine als krisenhaft empfundene gesellschaftliche Modernisierung verstanden werden, als eine neokonservative intellektuelle Suchbewegung im Umbruch der sich durchsetzenden Moderne. So interpretiert Rolf Peter Sieferle sie als einen „deutschen antiwestlichen Übermodernismus“ und „den Versuch einer revolutionären Überwindung der Technikkritik“,[13] und Richard Herzinger sieht in ihr „den Versuch der Überbietung des Modernisiserungsprozesses“.[14]

Die Konservative Revolution ist anhand ihres Verhältnisses zu und ihrer Definition von wesentlichen Begriffen und Theorien der Geistesgeschichte und Gesellschaftslehre zu charakterisieren. Aufgrund der mangelnden Trennschärfe des Begriffs Konservative Revolution zu anderen rechtsgerichteten, aber auch gänzlich anders orientierten Bestrebungen der Zeit, sowie wegen der Uneinheitlichkeit ihrer Untergruppierungen (nach Mohler) und des ausgeprägten Individualismus ihrer „wichtigsten Vertreter“, sollte dies aber stets als ein eher „andeutender Versuch der gedanklichen Annäherung“ als eine strikte Einordnung betrachtet werden.

Wie Mohler beschreibt, können viele Widersprüche dieser angeblichen Bewegung verstanden werden, wenn man ihre Ziele analysiert. So habe sie versucht, die antagonistischen – aus ihrer Sicht nur scheinbaren und Deutschland spaltenden – Begriffe wie „rechts – links“, „konservativ – revolutionär“, „nationalistisch – sozialistisch“, „individualistisch – kollektivistisch“ u.a. zu überwindenden und in Gebilden wie einer unklar definierten „Mitte“ bzw. eines „dritten Weges“ (Drittes Reich) aufzulösen bzw. zu integrieren.[15]

Speziell das wissenschaftlich umstrittene, weltanschaulich sehr widersprüchliche Verhältnis der Konservativen Revolution zum Nationalsozialismus läßt sich nach Kurt Sontheimer nur beschreiben, wenn die gemeinsamen Wurzeln aber auch Unterschiede zwischen beiden berücksichtigt werden. Die inneren Widersprüche der Konservativen Revolution und des Nationalsozialismus sowie die internen Machtkämpfe zu Beginn der nationalsozialistischen Bewegung und Machtergreifung sollten dabei nicht übersehen werden.[16]

Dritte Position

Die Bezeichnung Dritte Position ist im weitesten Sinne der Oberbegriff für politische, gesellschaftliche sowie ökonomische Alternativen im Zeitalter der Systemauseinandersetzungen zwischen Kommunismus sowie Kapitalismus und Liberalismus. Bezogen auf den innerdeutschen Raum und Zeitrahmen dieser Arbeit kennzeichnet dieser Begriff die Bestrebungen konservativ-revolutionärer Kräfte der Etablierung einer alternativen politischen Perspektive durch eine Synthese jenseits der Links/Rechts-Schemata, zu KPD und NSDAP einerseits, wie anderseits zur parlamentarischen Demokratie der Weimarer Republik. Teilweise unzureichend als Synonym für Otto Strassers Schwarze Front verwandt.

Kritik politischer Vernunft

Der „neue Konservatismus“ heftet sich nicht an angeblich „bloß Historisches“ sowie Formen und Typen politischer Gestaltung. Er lehnt eine rein zweckgerichtete, politische Vernunftordnung ab.[17] Er ist in wesentlichen Teilen bewußt irrational und beruft sich statt dessen auf vorgeblich ewig gültige Werte und Ideale als Basis der Gesellschaft.[18] Er ist nach Gustav Steinbömer „orientiert an der ewigen ‚ordre de coeur‘ [Ordnung des Herzens], nicht an den wechselnden Idealen der Ratio.[19] Einer ihrer Vertreter, Edgar Julius Jung, drückte dies 1932 in folgenden Worten aus:

„Konservative Revolution nennen wir die Wiedereinsetzung aller jener elementaren Gesetze und Werte, ohne welche der Mensch den Zusammenhang mit der Natur und mit Gott verliert und keine wahre Ordnung aufbauen kann. An Stelle der Gleichheit tritt die innere Wertigkeit, an Stelle der sozialen Gesinnung der gerechte Einbau in die gestufte Gesellschaft, [...]“[20]

Hans Mommsens Analyse geht in eine ähnliche Richtung. Ein antibürgerlicher Affekt großer Teile der Kriegs- und Nachkriegsgeneration habe sich in einer emotionalen Abkehr interessenorientierter Politik ausgedrückt. Diese Einstellung habe Ernst von Salomon auf die autobiographisch geprägte Formel gebracht: „Was wir als politisch erkannten, das war schicksalsmäßig bedingt. Jenseits unserer Welt war die Politik interessenmäßig bedingt.“[21]

Einzelne Autoren erkennen in den Zielen, Idealen und Ideologien der Konservativen Revolution sogar eine starke Politikfremdheit.[22] Carl von Ossietzky bezeichnete Moellers Drittes Reich als ein „politikfremdes Lamento von monotoner Melancholie“.[23]

Konservatismus und Revolution

Moderne Antimoderne -Arthur Moeller van den Bruck und der Wandel des Konservatismus von Volker Weiß.png

Unter Revolution sei eine Phase beschleunigter ökonomischer, sozialer, gesellschaftlicher und politischer Umwälzungen verstanden. Seit der Französischen Revolution 1789 wird dieser Begriff positiv besetzt im Sinne einer Höherentwicklung verwandt.

Der Begriff Konservatismus bzw. konservativ bezeichnete zunächst im Sinne des Strukturkonservatismus eine Haltung, die eine gewachsene Gesellschaftsordnung bewahren will und sich positiv auf deren konstituierende Wertvorstellungen bezieht. Die konservative Revolution sei in diesem klassischen Sinne nicht mehr konservativ. Sie wolle nicht Tradiertes bewahren, sondern neue „lebendige Werte“ setzen. Arthur Moeller van den Bruck, Vertreter der Konservativen Revolution schreibt dazu:

„Der konservative Mensch [...] sucht heute wieder die Stelle, die Anfang ist. Er ist jetzt notwendiger Erhalter und Empörer zugleich. Er wirft die Frage auf: was ist erhaltenswert?“ [24]

Dies „zu Erhaltende“ gilt es nach Auffassung des revolutionären Konservatismus erst noch zu schaffen. In diesem Sinne formulierte Moeller van den Bruck eine neue Definition, die noch heute von Konservativen und Neuen Rechten aufgegriffen wird:

„Konservativ ist, Dinge zu schaffen, die zu erhalten sich lohnt.“[25]

Tatsächlich traten viele Autoren der Konservativen Revolution nicht für eine konservative Restaurierung, sondern für eine radikale Erneuerung der Gesellschaft ein. Ihre Gedanken waren nicht antimodern, zielten aber auf eine andere, eine deutsche Moderne. Die Konservative Revolution grenzte sich dabei ebenso von den alten als reaktionär begriffenen Konservativen wie vom Liberalismus ab. Sie trat dabei als eine vornehmlich literarisch-publizistische Bewegung in Erscheinung, die innerhalb eines sehr viel breiteren konservativen Spektrums zunehmende intellektuelle Anziehungskraft entfaltete.

Aus diesem Selbstverständnis wird auch der aus heutiger Sicht schwer verständliche und unüberbrückbar erscheinende Widerspruch zwischen den scheinbar einander ausschließenden Begriffen „konservativ“ als „bewahrend“ und „Revolution“ als „Veränderung“ leichter begreiflich. So meinte der französische Neurechte Alain de Benoist in einem Interview:

„Was den Ausdruck ‚Konservative Revolution‘ betrifft, scheiden sich an ihm die Geister, vor allem weil er als ein Oxymoron erscheint, ein paradoxer oder widersprüchlicher Begriff.“[26]

Er habe also nicht zwangsläufig, wie der herkömmliche Konservatismus, die Bewahrung eines aktuellen, für gut erachteten gesellschaftlich oder kulturellen Status quo, sondern die Bewahrung bzw. Wiederherstellung eines fiktiven, vorgeblich schon immer gegebenen „natürlichen Idealzustandes“ zum Ziel.[27] Da er sich an außerhalb der Historie festgemachten Werten und einer angeblich existenziellen Substanz, der genannten Ordre de couer, orientiert, kann er also situativ ebenso revolutionär schaffend und zerstörend, wie konservativ erhaltend, als auch reaktionär orientiert sein.[28] Daß er sich in der damaligen Zeit eher als revolutionär begriff, liegt alleine an den aus seiner Sicht „momentan zugeschütteten Ewigkeitswerten“. So schreibt Gustav Steinbömer im Jahr 1932:

„Um die Verknüpfung der Welt mit einer höheren Ordnung zu erhalten, muß der Konservatismus heute zerstören und kann gegenüber dem rechnerisch und nihilistischen Werteempfinden und dessen politisch-konstitutioneller Entsprechung in der Demoplutokratie nur revolutionär sein.“[29]

Verhältnis zum Liberalismus

Die durchgehende Ablehnung des Liberalismus und der auf ihm beruhenden Institutionen war ein wesentliches, aber kein alleiniges Merkmal annähernd aller Vertreter der Konservativen Revolution, welches sie mit einem Großteil der damaligen Bevölkerung und Parteien – unabhängig von deren politischer Ausrichtung – verband.[30]

„Der Liberalismus war der Prügelknabe der Weimarer Republik, von links wie von rechts. Er galt als Inbegriff und Wurzel aller negativen Entwicklungen und Erscheinungen. Aus seiner Ideenwelt stammt der Parlamentarismus, und mit ihm die Einrichtung von politischen Parteien.“[31]

Als historischen Ausgangspunkt der aus ihrer Sicht „verhängnisvollen Entwicklung“ verortet die Konservative Revolution die Aufklärung und speziell die Französische Revolution.[32] Der Liberalismus und seine Auswirkungen werden in den Schriften ihrer Vertreter durch Gleichsetzung mit Formulierungen wie „seelenloser Mechanismus“, „Atomismus“, „krankhafter Individualismus“, „Nihilismus“, „Wertelosigkeit“, oder „kultureller Verfall“ polemisch diskreditiert. So schreibt Moeller van den Bruck in Das Dritte Reich:

„Der Liberalismus hat Kulturen untergraben. Er hat Religionen vernichtet. Er hat Vaterländer zerstört. Er war die Selbstauflösung der Menschheit.“[33]

Als Gegenmodell zu Gesellschaft, die letztendlich nur auf Summierung von Einzelinteressen beruhen würde, wurden in Weiterentwicklung des auf Ferdinand Tönnies (Gemeinschaft und Gesellschaft) beruhenden Modells diverse Gemeinschaftsmodelle propagiert.

Die Kritik beschäftigte sich dabei gleichermaßen mit konkreten und aktuellen Erscheinungsformen des Parlamentarismus, wie mit einer grundsätzlichen und nicht nur emphemeren Kritik an dessen Axiomen.

So bemerkt z. B. der in seinen Grundprinzipien antiliberale Carl Schmitt,[34] daß es ihm im Prinzip darum gehe den letzten Kern der Institution des Parlamentarismus zu treffen.[35] Auch manche damalige Schriften des sich selber allerdings als unpolitischen Sensor sehenden Ernst Jüngers sind von einem starken Antiliberalismus geprägt.[36] So schreibt Jünger 1926 über den zukünftigen Staat:

„Er wird national sein. Er wird sozial sein. Er wird wehrhaft sein. Er wird autoritativ gegliedert sein.“[37]

Liberales Gedankengut und Demokratie wurde von Vertretern der Konservativen Revolution, wie dem TAT-Kreis mitunter in folgenden Worten abgelehnt:

„... Man suche sich die Formen und Gestaltungen heraus, die der Liberalismus hervorgebracht hat und die seine ureigensten Produkte sind. Man kann heute an jede von ihm ein Kreuz machen. Sie ist dem Untergang geweiht.“[38]

Dem Gedanken des Liberalismus entspringende Ideen wie Demokratie, Parlamentarismus, Repräsentation, Parteien, u. a. wurden als einfache Folgeerscheinungen des Liberalismus entweder abgelehnt, oder in „entkernender Weise“ umgedeutet. Demokratische Vordenker wie Rousseau wurden von Vertretern der Konservativen Revolution in vage Berufung auf die Volonte Generale beliebig uminterpretiert.

„Wer Individualist ist, Mechanisierung und Gleichheit wirklich will, kann Demokrat sein, wer aber den Kulturstaat will, wer etwas Geistiges vom Staate verlangt, kann nicht mehr Demokrat sein.“[39]

Ein treffendes Beispiel für eine vollkommene Umdeutung des heutigen Demokratiebegriffs von Vertretern der Konservativen Revolution ist dabei folgender Satz:

„Der Ruf nach einer demokratischen Diktatur wird verständlich, weil sie geeignet erscheint, die Berührung zwischen Führer und Volk erneut herzustellen.“[40]

Staatsgedanke und Gesellschaftsmodelle

Mit der Ablehnung des modernen, demokratischen Staatsgedankens der Weimarer Republik standen die Vertreter der Konservativen Revolution nicht allein da. Einflußreiche Denker wie Alfred Weber oder Carl Schmitt formulierten ähnliche Kritik an Theorie und Praxis von Staat und Gesellschaft.

Man verachtete die Weimarer Republik als einen schwachen Staat ohne wirkliche äußere Souveränität.[41] Er sei der Austragung von Interessengegensätzen von Parteien, Verbänden und Einzelnen ausgesetzt und werde daran zugrunde gehen. Hierbei wurde besonders das Vordringen wirtschaftlicher Mächte in die Politik kritisiert und abgelehnt. Diesem Interessenkampf sollte er enthoben werden, um die Nation als eine über allen Parteiungen stehende machtvolle Instanz wieder in Zucht und Ordnung zu halten.[42] Der jungkonservative Publizist Heinrich von Gleichen-Rußwurm formulierte dies folgendermaßen:

„Im Weimarer Staat machten sich die Machtansprüche der Parteien geltend. Hier mußte ein Ende gemacht werden. Man hatte endlich begriffen, daß ein Staat Staat sein muß, d.h. um der staatlichen Hoheit willen.“[43]

Speziell der individualistische Ausgangspunkt des auf Thomas Hobbes, John Locke und Jean-Jacques Rousseau zurückgehenden staatstheoretischen Vertragsdenkens wurde als typisch britisch abgelehnt. Es würde dem deutschen Wesen diametral entgegenstehen und die Bildung einer wahren Volksgemeinschaft verhindern. Oswald Spengler drückte dies 1919 in folgenden Worten aus:

„Im Politischen gibt es keine Wahl; jede Kultur und jedes einzelne Volk einer Kultur führt seine Geschäfte und erfüllt sein Schicksal in Formen, die mit ihm geboren und die dem Wesen nach unabänderlich sind. [...] Wir brauchen die Befreiung von den Formen der englisch-französischen Demokratie. Wir haben eine eigene.“[44]

Die Demokratie sah er als Formlosigkeit in jedem Sinne als Prinzip, den Parlamentarismus als verfassungsmäßige Anarchie, und die Republik als Verneinung jeder Art von Autorität.[45]

Statt dessen wurde ein starker, autoritärer und keiner innerweltlichen oder transzendenten Legitimation von außen mehr bedürfender Staat angestrebt. Dieser wird damit in Nachfolge des hegelschen Staatsgedankens [46] fast zu einem höchstens noch vagen „Volkswillen oder Wohl“ verpflichteten Selbstzweck bzw. zu einem „Staat um seiner selbst willen“. Julius Binder beschreibt diesen 1933 als eine ursprüngliche, selbstherrliche, nicht von den Bürgern abgeleitete Herrschaft, eine autoritäre Gewalt,[47] und Friedrich Gogarten meint 1932: Die Hoheit des Staates bedarf keiner weiteren Sanktionierung, auch nicht durch die Kirche.[48]

Von vielen Vertretern der Konservativen Revolution wurden ständische, korporative Modelle als Organisationsformen der Gesellschaft angestrebt. Diese seien organische Staatsauffassungen, welche aus der Betonung der Ungleichheit der Menschen die Notwendigkeit einer – vorgeblich in der Natur begründeten – hierarschischen Ordnung in an die Ständeordnung des Mittelalters angelehnten Stufen ableiten.[49] Wegweisend war hierfür Othmar Spanns Schrift Der wahre Staat aus dem Jahr 1921, in dem er ausführt,

„...daß jeder niedere Stand geistig vom jeweils höheren nach dem geistigen Lebensgesetz aller Gemeinschaft und Gemeinschaftsverbindung Unterordnung des Niedern unter das Höhere geführt wird.“[50]

Ständestaatlichen Ideen ist somit eine Elitevorstellung zu eigen, welche auch einen autoritären oder totalen Staat – trotz der Bedeutung von Dezentralisierung und Selbstverwaltung im Ständestaat – und das Führerprinzip als durchaus damit vereinbar und sich ergänzend erscheinen läßt. Dennoch ist zu erwähnen, daß sich zumindest der TAT-Kreis um Hans Zehrer gleichermaßen gegen die Versuche der Errichtung eines autoritären Staates durch Franz von Papen, als auch die Absolutsetzung einer Partei im Nationalsozialismus wandte.[51]

Nationaler Sozialismus der Konservativen Revolution

Verschiedene Vertreter der Konservativen Revolution wie Oswald Spengler, Werner Sombart, Ernst Niekisch und die Lensch-Cunow-Haenisch-Gruppe standen auch dem Sozialismus nahe und strebten einen nationalen Sozialismus an. Ein dem marxistischen Impuls verwandter antikapitalistischer und antibürgerlicher Grundzug ist durchaus festzustellen.[52] So schreibt Kurt Sontheimer:

„Freilich war auch hier der Übergang von einem marxistisch-sozialistischen Entwurf eines neuen Wirtschafts- und Gesellschaftssystems der Nation zum Gedanken der als deutscher Sozialismus ausgegebenen Volksgemeinschaft, die im selbstlosen Dienst für den Staat wirkt, durchaus fließend. Darum erhielt der für die antikapitalistische, antibürgerliche und pronationale Haltung zutreffende Doppelbegriff des nationalen Sozialismus nie eine eindeutig Kontur.“[53]

Der Sozialismusbegriff unterschied sich insofern von dem der traditionell Linken als die soziale Frage gegenüber dem Willen, einen starken Staat zu bilden, stärker in den Hintergrund trat.

Der dem Sozialismus unentbehrliche Fortschrittsgedanke und Glaube an die Möglichkeit eines nach Rousseau zum Besseren und Guten befähigten und durch pädagogische Bemühungen dazu umzuwandelnden Menschen ist den meisten Vertreten der Konservativen Revolution eher fremd.[54]

Der Sozialismus der Konservativen Revolution lehnt ebenfalls das für den traditionellen Sozialismus fundamentale Postulat eines anzustrebenden Egalitarismus zugunsten einer gestuften, natürlichen Rangordnung, welche sich z. B. in korporativen oder ständischen Strukturen verwirklichen lasse, ab. So sieht Othmar Spann in Der wahre Staat die Forderung nach Gleichheit als degenerationsfördernd:

„Sofern dabei durchgängig die große Menge die Höheren herabzieht und beherrscht, in der großen Menge jedoch abermals der Abschaum zur Herrschaft drängt, drängt Gleichheit zuletzt gar auf Herrschaft des Lumpenproletariats hin.“[55]

Ein wesentlicher Unterschied zum Marxismus und Sozialismus war die durchgehende Ablehnung des Globalismus und Fremden.[56] Dies zeigt sich schon an den verwandten bzw. neu geschaffenen Begriffen nationaler Sozialismus, deutscher Sozialismus und preußischer Sozialismus (bei Spengler).

Ein weiterer wichtiger Unterschied zum traditionellen Sozialismus besteht in der Außerachtlassung ökonomischer Gesichtspunkte. Genaue Begriffe, Forderungen und Analysen wie z. B. die Erlangung der Verfügungsgewalt über die Produktionsmittel, eine gerechtere Verteilung des Sozialprodukts, eine Theorie des Klassenkampfes, sucht man hier vergebens. Sozialismus wird meist als eine vage, volkshafte, durch die Autorität des Staates zusammengehaltene Ordnung, in welcher der Einzelne seine egoistischen Interessen zugunsten des Dienstes an der Gemeinschaft aufgibt, verstanden.[57] Die Klassengegensätze sollten in einer homogenen Volksgemeinschaft aufgehoben werden, und die Stärkung der Arbeiterschaft wurde als Mittel zur Stärkung der Nation begriffen.

Der Nationale Sozialismus versteht sich dabei auch als Weiterentwicklung/verbesserte Fortentwicklung und Überwindung des Marxismus. So schreibt Moeller van den Bruck:

„Wo Marxismus endet, dort beginnt Sozialismus: ein deutscher Sozialismus, der berufen ist, in der Geistesgeschichte der Menschheit allen Liberalismus abzulösen.“[58]

Das Spektrum der sozialistischen Vorstellungen ist in sich dennoch vielfältig. Es reicht von einem traditionellen Sozialismus in nationalem Rahmen, wie im TAT-Kreis, bis zur völligen Umbiegung des Sozialismus-Begriffs in Richtung auf einen nationalen Einheitsstaat.[59] Dabei ist die Konservative Revolution – auch aufgrund mancher inhaltlicher Berührungspunkte – bemüht, sich von damals populären nationalbolschewistischen Vorstellungen und Modellen abzugrenzen.[60] Die Übernahme, Umdeutung und Besetzung von Begriffen der sozialistischen Arbeiterbewegung der 1920er Jahre bildet einen weiteren Baustein der Konservativen Revolution.[61]

Verhältnis zum Nationalsozialismus

Die Konservativen Revolutionäre waren in der Regel keine aktiven Nationalsozialisten, welche sich in der NSDAP betätigten und Hitler als Führer verherrlichten, standen aber ebenso wenig nationalsozialistischen Ideen in fundamentaler Ablehnung gegenüber. Die Bewegung wird unter anderem von Kurt Sontheimer als einer der „intellektuellen Wegbereiter“ des Nationalsozialismus gesehen.[62] Eine heutzutage populäre historische Betrachtung und moralische Wertung der einzelnen Vertreter allein anhand ihrer Einstellung zur NSDAP oder der Person Hitlers hält Sontheimer für zu kurz gegriffen.[63]

Armin Mohler konstatiert, daß der Nationalsozialismus wie von anderen Gruppen so auch bei der Konservativen Revolution – speziell bei den Völkischen und den Nationalrevolutionären – Anleihen aufgenommen habe und somit als ein vergröbernder Verwirklichungsversuch ihrer Ideen aufgefaßt werden könne.[64]

Das unmittelbare Verhältnis zwischen der volkstümlich-populistischen NS-Bewegung und der elitären Konservativen Revolution blieb eher ambivalent bis angespannt bzw. feindselig, obgleich in der Publizistik der Bewegung oft Elemente späterer nationalsozialistischer Herrschaftsentfaltung vorweggenommen und propagiert wurden (z. B. das Dritte Reich) und ihr antidemokratischer Kampf gegen die Weimarer Republik dem Nationalsozialismus den Weg ebnete. Der Massencharakter des Nationalsozialismus, der von den konservativen „Revolutionären“ auch als „zu demokratischer Teil des Parteiensystems“ diffamiert wurde, war nur schwer vereinbar mit ihrer individualistischen, intellektuellen Bohème-Attitude. Wegen des Elitedünkels, den sie kultivierten, fühlten sie sich vom proletarischen Gestus der nationalsozialistischen Massenbewegung nicht angesprochen. Diese Ambivalenz zwischen Bewunderung und „intellektueller Distanz“ wird an folgendem Text von Edgar Julius Jung recht deutlich:

„Die geistigen Voraussetzungen für die deutsche Revolution wurden außerhalb des Nationalsozialismus geschaffen. Der Nationalsozialismus hat gewissermaßen das ‚Referat Volksbewegung‘ in dieser großen Werksgemeinschaft übernommen. Er hat es grandios ausgebaut und ist zu einer sozialen Macht geworden. [...] Ich habe Achtung vor der Primitivität einer Volksbewegung, vor der Kämpferkraft siegreicher Gauleiter und Sturmführer. Aber ihre Arriviertheit gibt ihnen nicht das Recht, sich als das Salz der Erde zu betrachten und den geistigen Vorkämpfer geringzuachten ...“[65]

Der Nationalsozialismus wurde von vielen Vertretern der Konservativen Revolution als eine prinzipiell zu begrüßende, ihre Vorstellungen vorbereitende und teilweise realisierende Entwicklung begrüßt, welche noch „zu verbessern“ und/oder „zu überwinden“ sei.[66] Er wird als ein nützliches, später aber entbehrliches und selber zu beseitigendes Werkzeug zur praktischen Umsetzung der Vorstellungen der Konservativen Revolution betrachtet. So schreibt Hans Bogner 1932:

„Es kommt nicht auf das Programm an, nicht auf den Führer; bei einem Gefäß der Wahl und Werkzeug der Geschichte soll man nicht nach dem Eigenwert fragen. Aber man darf nicht hoffen, daß der konservative Glaube je in besserer Form solche Mengen erfaßt.[67] Die kleine Schar des konservativen Gedankens, die schon um die Ausgestaltung nach-demokratischer Herrschaftsformen ringt, kann erst dann tätig werden, wenn er [der Nationalsozialismus] ihr den Boden bereitet hat.“[68]

Die Einordnung der Opposition und des Widerstands von Vertretern der Konservativen Revolution gegenüber dem Nationalsozialismus sowie die Verfolgung ihrer Ideen und Vertreter durch selbigen muß besonders unter dem Gesichtspunkt des Verhältnisses zweier sich in Weltanschauung und manchen Einzelvorstellungen nahestehenden und trotzdem in Konkurrenz zueinander befindlichen Gruppierungen betrachtet werden. Mohler beschreibt das Verhältnis beider zueinander als das einer „relativ unbeweglichen Massenpartei“ zu einem „geistig regeren kleineren Kreise“. Er charakterisiert die Konservative Revolution in Analogie zur russischen Revolution als „Trotzkisten des Nationalsozialismus“, die nach der Machtergreifung der „Partei“ meist besonders harter Verfolgung als „Häretiker“ ausgesetzt seien.[69]

Die Reaktion von Vertretern der Konservativen Revolution auf die Machtübernahme reichen von mehr oder minder ausgeprägter Zustimmung und/oder Mitarbeit, über Rückzug ins Privatleben (Friedrich Hielscher), vorsichtige Distanzierung und/oder passiven, verdeckten Protest (Spengler, Friedrich Georg Jünger in seinem Gedicht Der Mohn,[70] Ernst Jünger in seiner Erzählung Auf den Marmorklippen), Emigration (Otto Strasser, Hans Ebeling) bis zu offenem Widerstand (Niekisch, Niemöller, Staufenberg, Harro Schulze-Boysen, Jung [71]). Die Repressionen seitens des Nationalsozialismus reichen von Behinderung der Wirkungsmöglichkeiten (Albrecht Erich Günter, Ernst Jünger) bis zu Verhaftung und Internierung in Konzentrationslagern (Niemöller, Othmar Spann, Harro Schulze-Boysen, Albrecht Haushofer und Ernst Niekisch).[72]

Die direkte Zuordnung einiger Vertreter der Konservativen Revolution zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus [73] ist sehr problematisch, da diese Personen entweder nur von Armin Mohler dieser zugerechnet werden (Niemöller, Schulze-Boysen), oder nur sehr eingeschränkt als Widerständler zu bezeichnen sind (Niekisch). So schreibt Hans Mommsen:

„Dem nationalkonservativen Widerstand gehörten in der Regel Persönlichkeiten an, die ursprünglich die nationalsozialistische Politik teilweise gutgeheißen, und dem Regime loyal gegenübergestanden hatten. [...] Die vom Liberalismus repräsentierte aufklärerische Tradition wurde von den Verschwörern, die in dieser Hinsicht den konservativen und neokonservativen Strömungen der Weimarar Zeit verpflichtet waren, entschieden abgelehnt.“[74]

Verhältnis zum Christentum

Auch wenn das Christentum – besonders in seiner kirchlichen Form und vielen seiner Repräsentanten – und der Konservativismus im heutigen und noch stärker im „Weimarer“ Alltagsverständnis meist in vielen Punkten als eng verwandt empfunden werden (was in Blick auf die Altkonservativen zum Teil auch gerechtfertigt erscheint), sind die Unterschiede zwischen den fundamentalen Positionen der meisten Vertreter der Konservativen Revolution und des Christentums dennoch größer als die Gemeinsamkeiten.[75]

Als ein fundamentaler Unterschied ist die gänzlich andere Auffassung von Sinn und Ziel der Geschichte zu begreifen. Während die Konservative Revolution diese meist als einen „im Werden“ begriffenen, von Risiken und Zwischenstufen begleiteten (manchmal wie bei Spengler auch zirkulären) Vorgang ohne exakt absehbares Endergebnis begreift, betont das christliche Geschichtsbild eher den linearen, aufwärtsgerichteten und vorherbestimmten Gang der Entwicklung vom Tod Christi bis zum Jüngsten Gericht.[76] [77]

Ein weiterer fundamentaler Unterschied ist die Antwort auf die Frage nach dem absoluten Wert des Individuums. Die christliche Lehre betont, auch in den Schriften vieler Denker wie z. B. Romano Guardini, explizit den „Wert und die unteilbare Würde des Individuums“ gegenüber den Interessen jeglicher Gemeinschaft, Gesellschaft oder Assoziation.

Diese christlichen Wertschätzung des Individuums scheinen mit Äußerungen mancher Vertreter der Konservativen Revolution, welche ein wie auch immer gestaltetes Kollektiv dem Einzelnen vorordnen, unvereinbar. Ein Beispiel für das angestrebte organische Gemeinschaft mag dabei folgendes, in theologischem Duktus gehaltene Zitat von Herbert Ullmann aus dem Jahr 1929 sein:

„Ich gebe, damit du gebest: dies die auf einer Individualismus gegründeten Gesellschaft. Ich gebe mich ganz, um aus der Gemeinschaft mein Ich gesteigert zurückzuempfangen: dies das eigentliche innerliche Erlebnis der Gemeinschaft.“[78]

Trotz dieser grundsätzlichen Unterschiede ist festzustellen, daß manche der Konservativen Revolution zugeordnete Menschen, wie Hermann Ullmann, August Winnig, Martin Niemöller, Friedrich Gogarten, Hans Althaus, mit ihren in die Nähe jungkonservativer Lehren führenden Bemühungen, überzeugte Christen waren, welche der Meinung waren, christliche Glaubensgrundsätze mit den Zielen der Konservativen Revolution in Übereinstimmung bringen zu können.[79]

Untergruppierungen nach Mohler

Armin Mohler faßte Nationalrevolutionäre, Jungkonservative, Völkische, Bündische und Landvolkbewegung als die fünf Hauptgruppen einer Konservativen Revolution, die es allerdings unter diesen Sammelbezeichnungen im Untersuchungszeitraum des Autors, den zwanziger und dreißiger Jahren, nicht gab. Er gliedert die Vertreter der in fünf Untergruppen (bei ihm Leitbilder), wobei er die Unterschiede innerhalb der Untergruppen dabei für geringer als innerhalb der Obergruppe erachtet. Widersprüche zwischen Unter- und Obergruppen bezüglich einzelner Aussagen schließt Mohler nicht aus.[80]

Völkische

Die auf die wilhelminische Zeit zurückgehende in sich sehr uneinheitliche Völkische Bewegung vereinigte verschiedenste Ansätze. Sie berief sich auf Begriffe wie „Rasse“, „Nordische Rasse“, das „Germanentum“ oder auf den Gegensatz zwischen einer „hellen Lichtrasse“ und ihrem Gegenpart. Dabei werde der Begriff der Rasse nicht nur biologisch, sondern auch kulturell verstanden. Das Christentum wurde teilweise in arischem Sinn neu interpretiert. Die Richtung stand ferner diversen esoterischen und neopaganistischen Lehren und Theorien nahe.

Den Völkischen werden unter anderem Theodor Fritsch, Willibald Hentschel, Otto Ammon, Houston Stewart Chamberlain, Guido von List, Jörg Lanz von Liebenfels, Herman Wirth, Graf Ernst zu Reventlow, Erich Ludendorff, Ludwig Woltmann und Jakob Wilhelm Hauer zugeordnet.

Nationalrevolutionäre

Diese Gruppe zählt zu den zahlenmäßig kleinsten der Konservativen Revolution, doch nirgends sonst tritt der militante revolutionäre Typus vom Bild des politischen Soldaten so deutlich ausgebildet und aktivistisch hervor. Sie ging aus den Erfahrungen der Grabenkämpfe des 1. Weltkriegs und den Wirren der Nachkriegszeit (u. a. Freikorpskämpfe) in Deutschland hervor. Im Zentrum ihrer Bestrebungen steht das revolutionär-nationalistische antibürgerliche Ringen um die lediglich auf einer metaphysischen Ebene erfaßbaren Begriffe Volk und Nation. Es handelt sich hierbei im letzten nicht um Staats- und Regierungsformen, sondern um eine neue Vision von der Geburt des Menschen. Als weiteres Merkmal kann der über die Theorie durchgeführte bewaffnete Widerstand gegen die als „Erfüllungspolitiker“ betrachteten Regierenden der Weimarer Republik gelten.

Der explizite Nationalbolschewismus stellt eine Untermenge der Nationalrevolutionäre dar, die sich durch eine ausschließliche Ostorientierung an Rußland bzw. der UdSSR, Bekämpfung tatsächlicher und vermeintlicher westlicher Einflüsse, ein sozialistisches Verständnis von Nation, Volk, Wirtschaft und Gesellschaft sowie ein teilweises Bekenntnis zu Klassenkampf und Proletariat als revolutionäres Subjekt auszeichnet. Auf einige charakteristische Vertreter samt ihrer Vorstellungen und Aktivitäten wird im weiteren Verlauf der Arbeit (Gliederungspunkt 4.) eingegangen. Aufgrund ihrer militanten Rhetorik sowie der angestrebten Synthese von nationalistischen und sozialistischen Elementen weisen die Vertreter dieser Gruppe innerhalb der Konservativen Revolution die größte Nähe zum revolutionären Flügel der NS-Bewegung, vertreten von Walther Stennes, den Gebrüdern Strasser und dem jungen Dr. Joseph Goebbels, auf. Beide Begriffe wurden und werden als Synonyme für den Terminus revolutionärer Nationalismus gebraucht.

Jungkonservative

Der Name Jungkonservative hat sich für eine Anzahl von Personen eingebürgert, welche sich ab 1918 unter der geistigen Führung von Moeller van den Bruck gebildet hat. Der Wortbestandteil „Jung“ deutet dabei auf die Abgrenzung zum bloß bewahrenden bzw. auch „reaktionären“ Konservatismus hin. Als Vertreter der Jungkonservativen sieht Mohler unter anderem Arthur Moeller van den Bruck, den frühen Thomas Mann, Heinrich Freiherr von Gleichen, Edgar Julius Jung, Hans Bogner, August Winnig, Hermann Ullmann, Wilhelm Stapel, Ulrich von Brockdorff-Rantzau, Hans von Seeckt, Friedrich Gogarten, Georg Quabbe, Paul Althaus, Othmar Spann und mit Einschränkungen Carl Schmitt.

Bündische Jugend

Bündische Jugend nennt man die Jugendbewegung in ihrer zweiten Phase nach dem Ersten Weltkrieg. Auf den Ideen der Wandervögel und Pfadfinder aufbauend, entstanden in Deutschland die Bünde der Bündischen Jugend (kurz die Bündischen genannt).

Landvolkbewegung

Die Landvolkbewegung – eine politische Kraft aus Schleswig-Holstein (später auch in anderen Reichsgebieten) –, die gegen Ende der 1920er Jahre meist passiven Widerstand in Form von Demonstrationen, Steuerboykotten (allerdings auch bis zu Anschlägen) zur Durchsetzung materieller und ideeller „agrarischer Interessen“ leistete, wird von Mohler ebenfalls der Konservativen Revolution zugerechnet.

Bekannte Vertreter

Ein wirkungsmächtiger geistiger Einfluß auf Vertreter dieser Bewegung wird nach Mohler dem Dichter Stefan George zugesprochen.[81][82] Zu der Bewegung oder ihrem Umfeld zählt Mohler mit unterschiedlicher Gewichtung u.a. Oswald Spengler, Arthur Moeller van den Bruck, die Brüder Ernst und Friedrich Georg Jünger, Ernst von Salomon, August Winnig, Georg Quabbe, Edgar Jung, Othmar Spann, Hans Freyer, Ernst Niekisch, Wilhelm Stapel, Hans Zehrer und den Tat-Kreis, Carl Schmitt, Ludwig Klages, Thomas Mann, Martin Niemöller, Hugo von Hofmannsthal und die Lensch-Cunow-Haenisch-Gruppe.[83]

Thomas Mann distanzierte sich ab 1922 zunehmend von seiner konservativ-monarchistischen Einstellung, die er noch in den Betrachtungen eines Unpolitischen gezeigt hatte, und trat für die Weimarer Republik und ihre Werte ein. In einer Tagebuchnotiz vom 26. September 1933 bezeichnete er den Nationalsozialismus als „politische Wirklichkeit jener konservativen Revolution“, einer geistigen Bewegung, der er aus „Abscheu vor ihrer Realität“ widerstanden habe.[84]

Der konservativ-katholische Staatsrechtler Carl Schmitt kann dieser Strömung eingeschränkt zugerechnet werden. Obwohl Schmitt dezidierter Antiliberaler war, richtet er sich scharf gegen eine Politische Romantik, der wie Othmar Spann oder der Tat-Kreis viele der konservativen Revolutionäre anhingen. Die Zuordnung Schmitts zur Konservativen Revolution geht auf das Standardwerk von Armin Mohler zurück.

Exemplarische Darstellung

Vorbemerkungen

Die Konstituierungsjahre der Weimarer Republik 1919–1923 waren durch permanente bürgerkriegsähnliche Zustände und Spannungen geprägt. Dieses Kapitel ist der exemplarischen Vertreterauswahl vorangestellt, um sich den situativen Zeitumständen jener ersten Jahre überhaupt annähern und somit das Paradigma und Selbstverständnis der entwurzelten Frontgeneration nachvollziehen zu können. Dem Ende des Ersten Weltkrieges und der Niederlage Deutschlands folgten durch den Versailler Vertrag wirtschaftliche, militärische und politische Forderungen von seiten der Entente, die ein nationales Trauma, Hunger und Elend in der Bevölkerung sowie Flüchtlingsströme aus den abgetretenen Gebieten zur Folge hatten. Der Kampf gegen das Versailler System wurde fortan sowohl von linken als auch von rechten Kräften getragen.

„Wir haben uns als Dynamit, als Sprengstoff unter die Blöcke gelegt, mit denen die materialistische Eiszeit des vergangenen Jahrhunderts die deutsche Erde verwüstet hat.“

In der Weimarer Republik war im Spannungsfeld zwischen Fronterfahrung bzw. Nachkriegskämpfen und der Realität von bürgerlicher Gesellschaft ein bis dato unbekannter Typus Revolutionär entstanden. Dieser bewegte sich auf der schmalen Achse zwischen Links und Rechts. Öfter wechselte diese Art Revolutionär auch das politische Lager. Nationalistisches verband sich mit Sozialistischem, Revolutionäres mit Konservativem. Das System von Weimar war ihnen als ein Kunstgriff der „Erfüllungspolitik“ nach dem Ersten Weltkrieg verhaßt, die Bekämpfung all dessen, was dieses System auszeichnete, galt ihnen somit als ein Bruch mit Morschem. Die Vertreterauswahl erfolgt aufgrund eines Kompromisses zwischen Breitenwirkung, repräsentativem Status in Hinblick auf die Leitfrage und gesetztem Rahmen, so daß verschiedene Facetten des revolutionären Nationalismus ihre Entsprechung finden. Aufgrund des eng bemessenen Rahmens bleiben in der Auswahl drei wesentliche Vertreter weitgehend unberücksichtigt, da eine Auseinandersetzung mit ihnen aufgrund komplexer Sachverhalte diesen Rahmen überstrapazieren würde. Die Rede ist von Ernst Jünger, Kapitän Hermann Ehrhardt und Ernst Niekisch. Da diese Namen sich in der weiteren Arbeit nicht vermeiden lassen werden, seien sie kurz eingeführt. Der 1895 geborene Jahrhundertchronist Jünger diente als Kriegsfreiwilliger im 1. Weltkrieg und wurde mit dem höchsten militärischen Orden „Pour le mérite“ ausgezeichnet. Sein 1920 erschienenes Kriegstagebuch „In Stahlgewittern“ bringt ihm den Vorwurf der Ästhetisierung und Verherrlichung des Krieges ein. Über seine Haltung zum Krieg schreibt Jünger: „Er mag die Hölle gewesen sein – nun gut, es liegt im Wesen des faustischen Menschen, auch aus der Hölle nicht mit leeren Händen wiederzukehren.“ Damit sieht er in den Erfahrungen des Ersten Weltkrieges die Möglichkeit zur revolutionären Erneuerung und Transformation des deutschen Volkes. In den Folgejahren wandte er sich zunehmend nationalrevolutionären Positionen zu und wurde zu einem der bedeutendsten Theoretiker des revolutionären Nationalismus. So führte ihn sein schriftstellerisches Wirken der 20er und frühen 30er Jahre vom frontsoldatischen Nationalismus in „Der Kampf als inneres Erlebnis“ und „Das Wäldchen 125“, über „Das abenteuerliche Herz. Aufzeichnungen bei Tag und Nacht“, in dem er die Figur des Anarchen preußischer Prägung kultivierte, hin zu „Die totale Mobilmachung“ und „Der Arbeiter. Herrschaft und Gestalt“, zwei Werken, die als konsequenteste Form des Nationalbolschewismus bezeichnet wurden, eh er sich aus der politischen Auseinandersetzung zurückzog. Um Zeitschriften wie „Arminius“ oder „Die Kommenden“, die er herausgab bzw. an denen er sich maßgeblich beteiligt zeigte, bildeten sich revolutionäre Zirkel, in denen die führenden Vertreter dieser Geistesströmung verkehrten. Sie gelten ebenso wie der von ihm herausgegebene Sammelband Krieg und Krieger als geistig wirksamste, radikalste und anspruchsvollste Zeugnisse des revolutionären Nationalismus. Jegliche Vereinnahmungsversuche und Angebote der NSDAP wie ein mögliches Reichstagsmandat lehnte er ab.

Im Gegensatz zu Ernst Jünger wirkte der 1881 geborene Hermann Ehrhardt nicht auf publizistischer, sondern auf organisatorischer Ebene. Seine im Zuge der Novemberrevolution aus Angehörigen der Reichsmarine gebildete II. Marinebrigade bzw. Brigade Ehrhardt besetzte im konterrevolutionären Kapp-Lüttwitz-Putsch vom 13. bis 17. März 1920 das Regierungsviertel in Berlin und beteiligte sich nach dessen Scheitern an der Zerschlagung des kommunistischen Aufstandes im Ruhrgebiet. Nach Auflösung seiner Brigade formierte er aus deren Angehörigen den paramilitärischen Bund Wiking. Speziell in den Konstituierungsjahren der Weimarer Republik, 1919–1923, zeichneten sich seine Anhänger durch ihren Aktivismus aus, infiltrierten und durchliefen sämtliche Verbände der äußersten Rechten, beteiligten sich z. B. am Aufbau der Sturmabteilung (SA) und an Sabotageaktionen in den Monaten der französischen Besetzung des Ruhrgebietes 1923. Im November 1923 ließ Ehrhardt in Coburg, Marburg und entlang der thüringischen Grenze bewaffnete Hundertschaften für einen Marsch auf Berlin sammeln. So wurde der Kapitän auch als Hintermann der bekanntesten terroristischen Gruppierung der Weimarer Republik, Organisation Consul, vermutet, die sich für die Ermordung des Reichskanzlers Walter Rathenau verantwortlich zeigte. Wenngleich Ehrhardts Bund Wiking aufgrund eines elitären Selbstverständnisses nie wesentlich mehr als 4.000 Angehörige umfaßte, kann dessen Schlüsselrolle als Aktivistenschmiede und Scharnier zwischen den verschiedenen Wehrverbänden wie Bund Oberland und Wehrwolf als auch zwischen divergierenden revolutionären Positionen nicht unterschätzt werden.

Die Person, das publizistische Werk und die Wirkungsgeschichte Niekischs sind nahezu unerschöpflich. So erklärt sich die Vielzahl wissenschaftlicher Beiträge wie auch der Umstand, daß allen Werken zu Leben und Wirken Niekischs zum Trotz für ihn noch keine gemeinhin akzeptierte Interpretation und politische Kategorie gefunden wurde. Indes findet sich bei aller Vielschichtigkeit und Richtungswechsel des am 23. Mai 1889 geborenen Ernst Niekisch stets die Konstante und Notwendigkeit der Revolution. Aus genannten Gründen wird an dieser Stelle weitgehend auf eine Auseinandersetzung verzichtet, bereits die Chronologie seiner wichtigsten Schriften der Weimarer Zeit wie z. B. „Der Weg der deutschen Arbeiterschaft zum Staat“, „Die Grundfragen deutscher Außenpolitik“ oder die NS-Kritik von rechts in „Hitler. Ein deutsches Verhängnis“ mitsamt der darin vertretenen Positionen würde einen Umfang erfordern, er hier nicht zur Verfügung steht, von der Behandlung organisatorischer Zusammenhänge und Querverbindungen ganz zu schweigen.

Gegenwärtig ist Niekisch nicht nur auf einer ideengeschichtlichen Ebene von Interesse, sondern erfährt eine lebhafte Rezeption durch die Neue Rechte sowie unorthodoxe Vertreter der außerparlamentarischen Linken. Entsprechend konstatierte der Historiker Sebastian Haffner (etabliert u. a. durch sein Werk „Anmerkungen zu Hitler“): „So unwahrscheinlich es klingen mag: Der wahre Theoretiker der Weltrevolution, die heute im Gange ist, ist nicht Marx und nicht einmal Lenin. Es ist Niekisch.“ Empfohlen seien abschließend zur weiteren Auseinandersetzung mit Niekisch abseits der Primärliteratur die Monographien „Das Prinzip Widerstand. Leben und Wirken von Ernst Niekisch“ der Autorin Birgit Rätsch-Langejürgen, „Ernst Niekisch. Zwischen allen Fronten“ und „Ernst Niekisch und der revolutionäre Nationalismus“ von Uwe Sauermann unter Beteiligung Armin Mohlers sowie Friedrich Kabermanns Werk „Widerstand und Entscheidung eines deutschen Revolutionärs. Leben und Denken von Ernst Niekisch“. Als ein junger Beitrag der Niekisch-Forschung liegt mit „Ernst Niekisch. Völkischer Sozialismus, nationale Revolution, deutsches Endimperium“ die Doktorarbeit des Politikwissenschaftlers Michael Pittwald in Buchform vor, die sich auf nationalistische, antisemitische und völkische Versatzstücke in Niekischs Werk konzentriert.

Ernst von Salomon: Ein preußischer Revolutionär

Im November 1918 erlebte der am 25. September 1902 geborene Ernst von Salomon, Kadett einer königlich-preußischen Militärakademie in Karlsruhe, die Revolution des kriegsmüden Volkes und den Einzug deutscher Fronttruppen in die Heimat. Dieser Eindruck, das plötzliche Bewußtsein einer Entfremdung zwischen heimkehrenden Soldaten und Bürgern, zwischen Heimat, Nation und Staat erschütterte ihn zutiefst. Zugleich erkannte er den Betrug, diesen Friedens, die Unmöglichkeit der Wiedereingliederung der Frontsoldaten in eine bürgerliche Wirklichkeit. Die im Wilheminischen Deutschland nur notdürftig aufrechterhaltene Idylle vom strebsamen Bildungsbürgertum als Träger der Nation hatte seinen Bankrott erfahren.

„Der Krieg ist zu Ende. Die Krieger marschieren immer noch.“

So schloß sich der plötzlich entwurzelte von Salomon einem Freikorps an. Am 12. Dezember erließ der provisorische Rat der Volksbeauftragten das „Gesetz zur Bildung freiwilliger Volkswehren“, da dieses Exekutivorgan über keinerlei zuverlässige bewaffnete Einheiten verfügte. Abgesehen von Berlin war zu diesem Zeitpunkt die Herrschaft der Arbeiter- und Soldatenräte im gesamten Reichsgebiet noch ungebrochen. In Absprache mit der Obersten Heeresleitung (OHL) wurden Freikorps, paramilitärische Verbände, zur Sicherung der Grenzen und Regierungsgewalt gegründet. Da sich diese Freikorps aus Freiwilligen zusammensetzten, sammelten sich in ihnen die Aufgestörten und Entwurzelten sämtlicher Schichten, vorrangig ehemalige Frontsoldaten und Offiziere, was zu einer raschen Politisierung führte. Nun beteiligte sich von Salomon am deutschen Bürgerkrieg, Freikorps schlugen im Auftrag der SPD die von Spartakisten und revolutionären Obleuten getragenen Januar- und Märzaufstände in Berlin nieder, sie beendeten mit Waffengewalt die Herrschaft der roten Räte in München, fochten an allen Grenzen. Schließlich, am 1. April 1919, begab sich von Salomon mit Angehörigen seines Freikorps als Schutztruppe nach dem Baltikum. Hier traten erstmalig seit dem Ende der Kampfhandlungen des Ersten Weltkrieges wieder deutsche Truppen den Vormarsch an und es schien für eine kurze Zeit möglich, das Rad der Geschichte noch einmal zu drehen.

„Deshalb werden sie, die Soldaten, marschieren für die Revolution, für eine andere Revolution, ob sie wollen oder nicht, gepeitscht von Gewalten, die wir nicht ahnen können, Unzufriedene, wenn sie auseinandergehen, Sprengstoff, wenn sie beisammenbleiben.“

Und in der Tat entstand im Baltikum eine bis dato unbekannte revolutionäre Dynamik, ein revolutionärer Stil, nicht unähnlich dem zur selben Zeit in Italien präsenten Squadrismus. Die Baltikumer, vielmehr marodierende Landsknechte und Krieger als Soldaten, führten einen Kampf um des Kampfes willen, welcher starke Analogien zu dem von Armin Mohler beschriebenen faschistischen Stil im gleichnamigen Essay aufweist. Diese Krieger standen dem bekämpften Bolschewisten vom Wesen und Selbstverständnis näher als dem Bürger im eigenen Land. Als die Reichsregierung unter dem Druck der Entente den Rückzug der deutschen Truppen aus dem Baltikum befahl, kam es zum Eklat. So waren viele Soldaten nicht bereit, diesem Befehl Folge zu leisten und kämpften in eigener Sache weiter. Das Baltikumunternehmen endete schließlich aller Erfolge zum Trotz mit einer Niederlage der Freikorps. Nur einem Bruchteil der als „Geächtete“ bekannten Baltikumer gelang es, lebend nach Deutschland zurückzukehren, darunter Ernst von Salomon. Doch zahlreiche im Baltikum kämpfende Freikorpsleute sollten später, wie Gerhard Roßbach oder Friedrich Wilhelm Heinz, eine bedeutsame Rolle in den Wehrverbänden und den Auseinandersetzungen des revolutionären Nationalismus einnehmen und den aktivistischen Kern jener Bewegung bilden.

Kaum aus dem Baltikum zurückgekehrt nahm er, enttäuscht von den politischen und gesellschaftlichen Realitäten in der Eisernen Schar des Hauptmann Rudolf Berthold am Kapp-Lüttwitz-Putsch vom 13. bis 17. März 1920 teil. Der Putschversuch scheiterte kläglich, die Eiserne Schar wurde im Hamburger Vorort Harburg von kommunistischen Arbeiterwehren aus dem Hinterhalt aufgerieben. Der Fliegerheld und „Pour-le-mérite“-Träger Berthold fand Tod und Verstümmelung im aufgehetzten Mob. Bald darauf machte er die Bekanntschaft mit dem charismatischen jungen Marineoffizier Erwin Kern, dem späteren Attentäter von Reichskanzler Walther Rathenau. Gemeinsam begannen sie in einem kleinen Kreis revolutionäre Zellen für einen Guerillakampf aufzubauen, zu denen Menschen unterschiedlichster politischer Ausrichtung wie z. B. Kommunisten stießen. Es galt, den französischen Besatzern in einigen Ruhrstädten, im Rheinland und im Saarland Widerstand zu leisten. Diese Zellen und entstandenen Querverbindungen legten den Grundstein für die berüchtigte Organisation Consul (O.C.).

Am 24. Juni 1922 wurde Walther Rathenau von Mitgliedern der O.C., darunter Erwin Kern, ermordet. Über die Hintergründe des Attentates berichtete von Salomon ausführlich in seinem 1930 erschienenen schriftstellerischen Debüt „Die Geächteten“. Er hatte den Fahrer und das Fluchtfahrzeug besorgt. Nachdem die Attentäter Kern und Fischer am 17. Juli 1922 in einem Feuergefecht mit der Polizei] gestorben waren, wurde von Salomon verhaftet. Wegen Beihilfe zum Mord erhielt er im darauf folgenden Prozeß am 22. Oktober 1922 ein Strafmaß von fünf Jahren Zuchthaus und fünfjährigem Verlust der Bürgerrechte. In den Jahren seiner Haft verbrüderte er sich mit einem kommunistischen Zellennachbarn und führte mit ihm ausführliche Diskussionen, ehe der Gefängnisdirektor, ob der revolutionären Mischung bange, den Kommunisten in eine andere Zelle verlegte.

Nach seiner Haftentlassung 1928 gedachte von Salomon dieses Kommunisten in einem Beitrag des von Hartmut Plaas, Kapitän Ehrhardts Adjutanten, herausgegebenen Sammelbandes „Wir klagen an. Nationalisten in den Kerkern der Bourgeoisie“ und forderte zum Schulterschluß zwischen Nationalisten und Kommunisten im revolutionären Kampf gegen das System von Weimar wie Versailles auf. In den auf die Entlassung folgenden Jahren rief noch einmal der nationalrevolutionäre Kampf, so beteiligte er sich 1930 an Ernst Jüngers „Krieg und Krieger“ und veröffentlichte im selbigen Jahr sein wohl bekanntestes Werk, „Die Geächteten“, die Schilderung seines Werdegangs vom preußischen Kadetten, zum Freikorpskämpfer, revolutionären Nationalisten, Putschisten und Terroristen hin zum Alltag seiner fünfjährigen Inhaftierung. Als zentrale Motivation seinesgleichen galt ihm das Konzept der sich im Kampf erneuernden Nation. So liest man: „Das war erkannt von allen, die das metaphysische Gesetz beherrschte, durch welches die Nation allein erfaßbar wird. Dies Gesetz verlangt den Einsatz.“ Die Erneuerung der Nation sei nur durch die revolutionäre Jugend möglich, die sich aus dem Geist der souveränen, weil eigenverantwortlichen, kriegerischen Handlung speist. Das Gespräch mit Erwin Kern nimmt darin einen großen Teil ein.

Im Jahre 1929 brach der Aufstand schleswig-holsteinischen Bauern los, nachdem sich ihre wirtschaftliche Lage seit Mitte der 20er Jahre stetig verschlechtert hatte. Diese als Landvolk bekannt gewordene sozialrevolutionäre Bewegung sollte zu einem nationalen Mythos werden, so daß sich nebst Ernst von Salomon und seinem Bruder Bruno zahlreiche Revolutionäre jeglicher Couleur diesem anschlossen. Bruno von Salomon wandte sich der KPD zu und begann 1931 in Dithmarsch kommunistische Bauernkomitees zu gründen. Parallel zur KPD versuchte die NSDAP-Linke unter der Landvolkbewegung an Einfluß zu gewinnen. In der Folge erlahmte die Dynamik dieser Bewegung unter Vereinnahmungsversuchen und den Repressalien staatlicher Stellen, der erhoffte Flächenbrand blieb aus. Diese Ereignisse verarbeitete Ernst von Salomon in seinem 1932 erschienenen nationalrevolutionärem Programmroman „Die Stadt“. Er entwarf darin „ein Porträt jener Gemeinschaft von Suchenden in der Endphase der Weimarer Republik, die sich in den Strudel der geistigen Auseinandersetzung warfen, ohne sich letztlich für eine bestimmte Position entscheiden zu können.“

Mit „Die Kadetten“ erschien 1933 die Aufarbeitung seiner Jugendzeit als Kadett. Der einstmalige Freikorpskämpfer und Revolutionär sah sich mit diesem Werk angesichts der nationalsozialistischen Machtergreifung, der er distanziert gegenüberstand, zu einem Bekenntnis als preußischer Bürger gezwungen. Gleichwohl Ernst Jünger zog sich Ernst von Salomon nach dem 30. Januar 1933 ins Privatleben zurück. Die Mordaktionen im Rahmen des 30. Juni und 1. Juli 1934 verfolgte er, der Ernst Röhm und verschiedene Vertreter des revolutionären Nationalsozialismus persönlich kannte, angewidert. Er betätigte sich fortan als Lektor beim Rowohlt-Verlag und Drehbuchautor für die UFA. Während dieser Zeit widmete sich von Salomon als Chronist nochmals der Freikorps-Thematik. Das Ergebnis dieser Beschäftigung ist „Das Buch vom deutschen Freikorpskämpfer“, welches 1938 erschien. In seinem 1951 veröffentlichten autobiographischen Roman „Der Fragebogen“, welcher zu einem der ersten Verkaufsschlager der jungen BRD wurde, reflektierte er über die zwölf Jahre währende NS-Herrschaft, wie auch seine Aktivitäten als Nationalrevolutionär in der Weimarer Republik. Hierbei erneuerte er sein nationales Bekenntnis und sein Ziel der Erneuerung einer preußischen Staatsauffassung. Diese Erneuerung müsse mittels revolutionärer Methoden erfolgen, auf inhaltlicher Ebene aber im Wesen konservativ sein. Am 2. August 1972 starb Ernst von Salomon als Preuße ohne Preußen und hinterließ die unvollendete Geschichtsinterpretation „Der tote Preuße. Roman einer Staatsidee“ als Bekenntnis eines Konservativen Revolutionärs.

Karl Otto Paetel und der Nationalbolschewismus

Da der am 23. November 1906 geborene Paetel nach dem Zweiten Weltkrieg als Autor verschiedener bio-bibliographischer Werke über Ernst Jünger zu einem gewissen Bekanntheitsgrad gelangte, wird gern vergessen, daß er sich in den letzten Jahren der Weimarer Republik zu einem führenden Vertreter des Nationalbolschewismus profilierte. Seine Ablehnung westlich-materialistischer Werte und der Versailler Ordnung führten ihn 1926 als Student zur Deutschen Freischar, dem Versuch einer Sammlungsbewegung der zersplitterte Bündische Jugend. Eine Zusammenarbeit mit der reaktionären Deutschvölkischen Freiheitspartei führte 1927 zu einem schnellen Bruch mit den Altkonservativen. Beeinflußt von dem Gemeinschaftsgefühl und romantischen Sozialismusvorstellungen der Bündischen Jugend wandte sich Paetel der Altsozialdemokratischen Partei (ASP) um Ernst Niekisch und August Winnig zu, die sich 1926 von der SPD abgespaltet hatte. Zu diesem Zeitpunkt suchte die ASP eine Versöhnung von Arbeiterschaft und Nation, um mittels der unverbrauchten revolutionären Kraft der Arbeiter die vermeintlichen Ketten von Versailles und westlichem Liberalismus zu zerbrechen. Entscheidend sollte für Paetel die Übernahme der Zeitschrift „Das Junge Volk“ werden. In den Reihen der Bündischen Jugend wie der nationalen Jugend überhaupt, vollzog sich ein Wandlungsprozeß. Aus unscharfen Sozialismusbegriffen und der noch diffusen Sehnsucht nach nationaler Identität und Größe kristallisierte sich ein Bekenntnis heraus, das beides umfassen sollte, Nation und Sozialismus. Die Last des Versailler Vertrages und das kapitalistische Wirtschaftssystem der Weimarer Republik habe die arbeitende deutsche Gesellschaft proletarisiert. Ein Kampf um Nation und Sozialismus müßte gegen beide Eckpfeiler geführt werden. Unter diesem Eindruck radikalisierte Paetel „Das Junge Volk“ zunehmend und schlug einen nationalbolschewistischen Kurs ein. Dieser Umstand stieß auf reges Interesse bei Wehrverbänden wie Bund Oberland.

Im Frühjahr legte Paetel den Posten als Chefredakteur nieder und widmete sich dem Aufbau eines revolutionären Zirkels, dem Arbeitsring Junge Front (AJF). Der in Berlin-Charlottenburg ansässige Arbeitszirkel ging davon aus, daß ohne die revolutionäre soziale Befreiung der werktätigen Massen die Freiheit einer bewußten Nation undenkbar sei. Diese Befreiung durch Klassenkampf gegen das Finanzkapital müsse der Eingliederung der Arbeiter in eine Volksgemeinschaft vorausgehen. Im Gegensatz zu anderen Zirkeln des revolutionären Nationalismus zeigt der AJF ein klares theoretisches Selbstverständnis und reges Interesse an der Rechtfertigung seiner ideologischen Position. An den Veranstaltungen beteiligten sich u. a. Vertreter des kommunistischen und nationalsozialistischen Jugendverbände HJ und KVJD. Hierbei wurde die Bildung einer antikapitalistischen wie nationalistischen Jugendfront propagiert. Paetel erkannte die Existenz eines revolutionären Flügels innerhalb der NSDAP, der sich dem bürgerlichen Münchner Kurs widersetzte. Zuvor hatte Otto Strasser seine Schrift „14 Thesen der Deutschen Revolution“ veröffentlicht, die sich mit ihren Kernpunkten der völkischen Erneuerung gegen Versailles, Großdeutschland und Befürwortung eines korporativen Wirtschaftssystems im Vergleich zum damaligen NS-Linksaußen und Berliner Gauleiter Joseph Goebbels recht harmlos ausnahm und in punkto sozialistischer Forderungen sogar hinter den ursprünglichen 25 Punkten der NSDAP zurückblieb. In den Nationalsozialistischen Briefen Otto Strasser wiederholte Paetel seine These vom nationalen Klassenkampf auf überparteilicher Ebene. Dadurch gelang es ihm nicht nur beträchtliche Aufregung durch sämtliche politische Lager zu verursachen, sondern auch das Interesse der Hamburger Nationalkommunisten unter Laufenberg und Wolffheim zu wecken, die sich zu einer publizistischen Zusammenarbeit bereit zeigten. Es folgte das Engagement Paetels in am 3. Januar 1930 von Ernst Jünger und Werner Lass übernommenen Zeitschrift „Die Kommenden“ und eine Annäherung an den linken Flügel der NSDAP. Sein Endziel war die Einheitsfront der revolutionären wie Bündischen Jugend, revolutionärer Nationalsozialisten, Nationalrevolutionärer und soldatischer Nationalisten. Zu diesem Zweck erklärt er in „Die Kommenden“ die reaktionäre nationale Bourgeoisie zum Hauptfeind und arbeitete vorübergehend mit der NSDAP-Abspaltung Kampfgemeinschaft Revolutionärer Nationalisten (KGRNS) Otto Strassers zusammen, mit dem es jedoch bald zum Bruch kam, als Strassers Reformbereitschaft in punkto Klassenkampf und revolutionärem Krieg gegen das Kapital an ihre Grenzen stieß und sich die Hoffnung auf eine zahlenmäßig bedeutsame Abwanderung unzufriedener revolutionärer NS'ler von der NSDAP zur KGRNS bald zerschlug.

Am Pfingstwochenende 1930 begründete K. O. Paetel mit Anhängern des AJF und Mitgliedern des in Auflösung begriffenen Hamburger Bundes der Kommunisten die als Arbeitsgemeinschaft konzipierte Gruppe Sozialrevolutionärer Nationalisten (GSRN). Als Zentralorgan der GSRN erschien bis 1933 „Die Sozialistische Nation“ in einer Auflage von 300 bis 600 Stück. Nationalbolschewistische Blätter. Bei dieser Gruppe handelte es sich, wenn sie auch nie mehr als 500 Mitglieder umfaßte, um den sicherlich radikalsten, weitestreichenden und konsequentesten Versuch einer revolutionären Synthese von Nationalismus und Kommunismus. So war die GSRN auch die einzige Organisation, die sich ihrem Selbstverständnis gemäß öffentlich als nationalbolschewistisch bezeichnete. Nachdem Paetel die Schriftleitung von „Die Kommenden“ verlassen hatte und der Bruch mit der NS-Linken um Strasser vollzogen war, wandte er sich der KPD zu. Diese Zuwendung wurde durch den Übertritt namhafter Vertreter des revolutionären Nationalismus wie Josef „Beppo“ Römer 1931 und Bodo Uhse 1932 zur KPD sicherlich gefördert. Als Endprodukt dieser Entwicklung und für die Betrachtung der revolutionären Praxis von K. O. Paetel und der GSRN unverzichtbar kann „Das nationalbolschewistische Manifest“ von 1933 gezählt werden. Einige prägnante Auszüge:

„Wir bekennen uns zum planwirtschaftlichen Sozialismus, der nach Brechung der kapitalistischen Ordnung Volk und Nation und organischer Wirtschaftsgliederung bindet und als Gemeinwirtschaft die Grundlage der staatlichen Souveränität bildet. Die Verwirklichung unserer Ziele ist der freie großdeutsche Volksrätestaat als Ausdruck der Selbstverwaltung des schaffenden Volkes“
„Kampf gegen das die äußere Unfreiheit sanktionierende System von Weimar, reichend von Hilferding zu Hitler, bis zu seiner Vernichtung. Der heutige Zustand erfordert: Die schärfste Durchführung des Klassenkampfes der Unterdrückten gegen alle, die das privatkapitalistische Dogma von der Heiligkeit des Eigentums vertreten. Das ist der einzige Weg zur deutschen souveränen sozialistischen Nation. Zur Erreichung dieser Ziele ist heute notwendig: Kampfgemeinschaft mit der Partei des revolutionären Proletariats, der KPD.“

Die konkreten Forderungen beinhalten im Allgemeine eine von Arbeitern, Bauern und Soldaten getragene politische, kulturelle, geistige und wirtschaftliche nationale Revolution mittels Klassenkampf, im Detail u. a. eine vollständige Nationalisierung, sprich Vergesellschaftung der Wirtschaft, die Etablierung eines Rätesystems für wirtschaftliche Betriebe wie für den staatlichen Rahmen, Enteignung des Grundbesitzes an Boden, Zerschlagung des Parteienstaates sowie die Herausbildung einer nationalen Volksgemeinschaft nach Überwindung der Klassengegensätze. Außenpolitisch waren eine starke Ostorientierung und ein Bündnis mit der UdSSR zur Bildung eines antiwestlichen Blocks vorgesehen, um nationale westliche Einflüsse ausschalten zu können. Ebenfalls beinhaltet waren Antikolonialismus und die strikte Ablehnung und Annullierung des Versailler Vertrages zugunsten eines gesamtdeutschen Großdeutschlands. Die Möglichkeit eines revolutionären Krieges gegen die Staaten des imperialistischen Westens wurde als wahrscheinlich erachtet. Trotz allem Bekenntnis zum Nationalbolschewismus, zum revolutionären Proletariat, zur sozialistischen Einheitsfront und zum Schulterschluß mit der KPD verstand sich die GSRN als nicht-marxistisch. Der strikte Antimaterialismus und das Bekenntnis zu Nation als organische Größe ließen sich nicht mit der Dialektik des Marx'schen historischen Materialismus vereinbaren.

Bei der Reichspräsidentenwahl 1932 empfahl „Die Sozialistische Nation“ den Kandidaten der KPD, Ernst Thälmann. Ab dem Herbst 1932 begann sich die GSRN, angesichts einer drohenden Machtübernahme durch die NSDAP, nach einem Zellenprinzip zu dezentralisieren. Sämtliche nicht namentlich bekannten Aktivisten wurden zur Infiltration von und Einflußnahme auf NSDAP-Untergliederungen aufgefordert. Umgehend nach dem 30. Januar 1933 wurde „Die Sozialistische Nation“ verboten und Paetels „Nationalbolschewistisches Manifest“ im Februar in der Druckerei beschlagnahmt. Seitdem war die GSRN nur noch auf einer konspirativen Ebene tätig. Nach einer vorübergehenden Verhaftung im Januar 1935 entzog sich Paetel einem Prozeß wegen öffentlicher Kritik am Nationalsozialismus durch Flucht in die Tschechoslowakei. Einem kurzen illegalen Aufenthalt in Deutschland folgte im Sommer 1935 die endgültige Emigration, die ihn über Stockholm und Brüssel nach Paris führte, zu diesem Zeitpunkt ein Sammelpunkt geflüchteter deutscher Intellektueller. Hier arbeitete er mit dem jüdischen Kommunisten Willi Münzenberg zusammen, intensivierte die Zusammenarbeit mit dem Kreis um die von Harro Schulze-Boysen herausgegebene Zeitschrift „Der Gegner“, an welcher sich oppositionelle Kommunisten und Nationalrevolutionäre beteiligten, und vertrieb als Auslandsbüro der GSRN die „Blätter der sozialistischen Nation. Rundbriefe für sozialistische und nationalsozialistische deutsche Politik“. Durch Kontakte zu Vertretern der verbotenen bündischen d.j. 1.11 um Eberhard Koebel, genannt „tusk“, versuchte Paetel erneut, den innerdeutschen Widerstand zur Einheitsfront zu formieren. Dies brachte ihm im April 1939 den Entzug der deutschen Staatsbürgerschaft und die Verurteilung zum Tode wegen Hochverrat ein. Im Zuge der Westoffensive der Wehrmacht im Mai/Juni 1940 wurde Paetel von französischen Polizeieinheiten interniert, konnte jedoch nach der Niederlage Frankreichs vor der drohenden Auslieferung in die VSA fliehen, wo er als Journalist arbeitete. Damit war die für diese Arbeit bedeutsame Wirkungsphase Paetels weitgehend abgeschlossen.

Standortbestimmung und Schlußbetrachtung

Bezüglich des Verhältnisses der gegenständlichen Bewegung zum Nationalsozialismus wird auch in wissenschaftlichen Kreisen gern die Teilmenge mit der Gesamtmenge verwechselt. Man lasse sich von der erwähnten Nähe einiger Nationalrevolutionäre zur NSDAP bzw. SA nicht täuschen. Oftmals stellte diese Annäherung lediglich eine vorübergehende Liaison dar, welche mit dem Legalitätseid Hitlers im Rahmen des Reichswehrprozesses 1929/30 offiziell beendet war. Die weitere Entwicklung der drei Hauptangeklagten dieses Prozesses, den Reichswehrangehörigen Richard Scheringer, Hanns Ludin und Hans Friedrich Wendt kann als symptomatisch für den geschilderten Typus Revolutionär gelten. Ihnen wurde von der Anklage die Bildung nationalsozialistischer Zellen innerhalb der Reichswehr für den Fall eines gewaltsamen Umsturzes vorgeworfen. Sie wurden zu jeweils anderthalb Jahren Festungshaft verurteilt.

Noch in der Haft trat Scheringer 1931 zur KPD über. Zuvor hatte „Die Rote Fahne“, das Parteiorgan der KPD, am 24. August 1930 die „Programmerklärung zur nationalen und sozialen Befreiung des deutschen Volkes“ veröffentlicht. Durch die Betonung der nationale Frage hoffte die KPD, ähnlich Radeks „Schlageter-Rede“ 1923, nationalistische Wählerschichten aus Mittelstand und Bauernschaft sowie Protestwähler der NSDAP für sich zu gewinnen. Die Folge war der sogenannte Eigendynamik entwickelnde „Scheringer-Kurs“ der KPD rund um die zwischen 1931 und 1933 erscheinende Zeitschrift „Aufbruch“ im Sinne des Leutnants a. D. Scheringer, deren Schriftleitung u. a. der zur KPD gewechselte ehemalige Bund-Oberland-Führer Josef „Beppo“ Römer angehörte, der Versuch einer Synthese von nationalem Selbstverständnis und revolutionärem Kommunismus unter strikter Frontstellung gegen das Versailler Diktat. Hanns Ludin nahm nach seiner Haftentlassung einen hohen Rang in der SA ein und überlebte die Säuberungsaktionen im Rahmen des „Röhm-Putsches“, während Hans Friedrich Wendt sich der unter Zusammenschluß von Anhängern Otto Strassers und Walther Stennes entstandenen Kampfgemeinschaft revolutionärer Nationalsozialisten (KGRNS) zuwandte. Die zahlenmäßig unbedeutenden nationalsozialistischen Abspaltungen um genannte NS-Dissidenten fielen als erste der Machternennung zum Opfer. Sie wurden noch vor den Massenparteien KPD und SPD verboten, im Gegensatz zu Hitlers vermeintlichem rechten Hauptwidersacher, Ernst Niekisch, dessen Widerstandsbewegung abgesehen vom Verbot ihrer Publikationen bis 1937 als Organisation weiterbestehen konnte.

Diese revolutionären Nationalisten hatten, sofern sie nicht rechtzeitig, wie z. B. Alfred Baeumler, Werner Beumelburg oder Werner Best, überliefen oder sich wie die Reste der Brigade Ehrhardt und des Bund Wiking eingliedern ließen, nach Machtübernahme der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 einen hohen Blutzoll zu verrichten. Die Entmachtung der SA und Liquidierung ihrer Führungsspitze am 30. Juni und 1. Juli 1934 diente nicht nur der Ausschaltung einer revolutionären Opposition innerhalb der NS-Bewegung, sondern wurde gleichsam genutzt, um alte Rechnungen im nationalen Lager zu begleichen. So entging Kapitän Ehrhardt, der gegen Hitler persönliche Aversionen gehegt und sich 1933 nur widerwillig mit ihm versöhnt hatte, nur vorübergehend der Verhaftung durch Flucht nach Österreich. Gregor Strasser wurde am 30. Juni erschossen, sein Bruder Otto Strasser emigrierte und propagierte weiterhin eine dissidente nationalsozialistische Haltung. Der Nationalkommunist Richard Scheringer entzog sich der Verhaftung durch eine Warnung von Hanns Ludin, erfuhr verschiedene Verhaftungen und versuchte vergeblich den bröckelnden nationalrevolutionären Widerstand zu organisieren. Ernst Jünger zog sich in ein inneres Exil zurück und veröffentlichte 1939 seine gleichnishafte Widerstandsnovelle „Auf den Marmorklippen“. Harro Schulze-Boysen durchlief die Folterkeller der SA, wandte sich dem Kommunismus zu und wurde am 19. Dezember 1942 zum „Tod durch den Strang“ verurteilt. Das Urteil wurde drei Tage darauf vollstreckt. Josef „Beppo“ Römer wurde mehrfach inhaftiert und schließlich am 25. September 1944 hingerichtet, wie auch Ehrhardts Adjutant Hartmut Plaas im Zusammenhang mit dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944. Es gäbe noch zahlreiche weitere Namen zu nennen. Die Kritik, welche die NSDAP von Nationalrevolutionären und Nationalbolschewisten erfuhr, war zugleich eine Kritik von links wie von rechts. Als Vorwürfe wurden u. a. bürgerliche plebejerhafte Haltung, fehlender Sozialismus, Mangel an Radikalismus und revolutionäre Gesinnung in der Beseitigung der Weimarer Ordnung, „römische Einflüsse“, Antibolschewismus, ein biologistisch determiniertes Weltbild und die Fixierung an Mittelstand und Staat, anstatt am gesamten Volk und am Prinzip der Nation als organische Größe, vorgebracht.

Entgegen der in zahlreichen Schriften revolutionärer Nationalisten vorhandenen Blut-Metaphorik sind sowohl biologistischer Rassismus als auch Antisemitismus Randerscheinungen geblieben, wie auch die Begriffe Rasse, Volk und Nation nicht im doktrinären Kontext nationalsozialistischer Parteidogmatik verwandt wurden. Tatsächlich hatten namhafte Protagonisten keine Berührungsängste, so waren Ernst von Salomon und Karl Otto Paetel offen mit Frauen assimiliert-jüdischer Herkunft liiert. Nun war auch die Bewegung revolutionärer Nationalsozialisten nicht frei von einem schwelenden Antisemitismus, wie er sich in sämtlichen gesellschaftlichen Bereichen fand, nicht gefeit, doch wäre es verfehlt von Haß zu sprechen. Diese Ausprägung des Antisemitismus richtete sich gegen eine abstrakte, mitunter personifizierte Figur des öffentlichen deutschen Geisteslebens, gegen eine ökonomische Größe oder im Falle Niekisch zur Positionierung und Antithetik gegen eine „imperiale Figur“. Im umfangreichen politisch-publizistischen Werk von Ernst Jünger nimmt die „Judenfrage“ wenige Zeilen ein, ein Ansatz, der von ihm nicht weiter ausgeführt wurde. Der naheliegende Trugschluß, die revolutionären Nationalisten politisch am äußersten rechten Rand der Weimarer Republik anzusiedeln, berücksichtigt nicht den möglichen Umkehrschluß, diese Bewegung aufgrund radikaler sozialistischer Forderungen zur Linken zu zählen. Beides hieße, die dargestellte Realität des revolutionären Grenzgängertums auszublenden. Dabei lassen sich vier immanente Konstanten erkennen: Nation und Volk als ewige Größen, die es zu erneuern gilt, das Streben nach einer revolutionären Überwindung von Klassen- und Ständegegensätzen aus dem Geist einer soldatischen Gemeinschaft, eine strikt antiparlamentarische Haltung und die Befürwortung eines kollektiven Sozialismus, der sich aus preußischen oder bolschewistischen Quellen speist.

Nun wäre es freilich verfehlt, den Terminus Sozialismus als Synonym für Marx'sche Theorie zu verwenden, wie von Denkern der Konservativen Revolution aufgegriffene gesamtgesellschaftliche preußische Sozialismus-Konzepte belegen. Als früher Widersacher von Marx und Vertreter eines nationalen Sozialismus sei Ferdinand Lassalle genannt. In ihren Forderungen bezüglich der ökonomischen und sozialen Frage zeichneten sich die revolutionären Nationalisten wesentlich sozialistischer, weil weitergehender und unversöhnlicher als die von der parlamentarischen Realität geprägte SPD. Gleichsam wäre es verfehlt, die Arbeiterbewegung per se als globalistisch zu bezeichnen. Die Geschichte der Arbeiterbewegung ist nicht zuletzt eine Geschichte der Nationalismen und der nationalen Frage, der Aussöhnung von Arbeiterschaft und Nation. Damit ist es verständlich, daß Ernst Niekisch trotz zunehmender Radikalisierung seiner Gedanken von nationaler und sozialer Befreiung bis 1926 als Mitglied in der SPD verblieb. Der Historiker Sebastian Haffner läßt verlauten: „Imperialismus ist eine ‚rechte‘ Idee, Nationalismus eine ‚linke‘.“ Dieser Ansatz gewinnt an Stimmigkeit, wird bedacht daß der Nationalstaatsgedanke der Französischen Revolution von 1789 entspringt und das Konzept der Nation somit ein originär revolutionäres ist.

Das elitäre Selbstverständnis, ihre im Vergleich zur Parteienlandschaft kleine Anzahl und die überwiegend geringe Auflage ihrer expliziten Publikationen wie „Arminius“, „Die Standarte“, „Der Widerstand“ oder „Das Reich“ ließen keine Möglichkeit der Einflußnahme auf die Meinungsbildung breiterer Bevölkerungsschichten zu. Sie agierten politisch im luftleeren Raum. Ihre Schriften richteten sich an einen aktivistischen Kern und wurden darüber kaum wahrgenommen. Der blinde Aktivismus nationalrevolutionärer Zellen führte zu einer immer größeren Zersplitterung. So verliefen auch die Versuche, durch Infiltration beispielsweise der NSDAP an Einfluß zu gewinnen, im Sande. Die heterogene nationalrevolutionäre Bewegung wurde zwischen den beiden republikfeindlichen Massenparteien NSDAP und KPD zerrieben bzw. von ihnen absorbiert. Gleichsam sollte ihre indirekte Beeinflussung des geistigen Klimas jener Zeit nicht unterschätzt werden, wie auch sie erst durch dieses Klima wirken konnten. Diese Wirkung erzielten sie nicht vorrangig auf realpolitischer Ebene, sondern als Chronisten eines Zeitgeistes, der sich schließlich gegen sie wandte, als Theoretiker und Ideengeber eines revolutionären Nationalismus, den sowohl unorthodoxe rechte wie einige linke Intellektuelle als Leitgedanken aufgriffen.

Indes wurde das Ziel einer Sammlungsbewegung mit Mobilisierungsmoment niemals erreicht. Über eine Vielzahl von Querverbindungen hinaus manifestierte sich der Gedanke einer revolutionären kriegerischen Erneuerung von Volk und Nation nicht, da die Realität des aktivistischen Grenzgängertums mit dem 30. Januar 1933 ein jähes Ende fand. So bleibt als Resümee die Feststellung, daß den in dieser Arbeit angeführten nationalrevolutionären und nationalbolschewistischen Kreisen das Aufzeigen unzureichender Kategorien parlamentarischer Typologie und die Nähe vermeintlicher Gegensätze sowie die Herausbildung eines eigenständigen, wenn auch wenig verbindlichen, vom Nationalsozialismus zu unterscheidenden, revolutionären Typus gelang. Verglichen mit den beiden großen revolutionären Bewegungen des 20. Jahrhunderts, dem Faschismus syndikalistischer Prägung und dem russischen Bolschewismus, kann ihre Praxis als revolutionär bezeichnet werden, was Inhalte, die gemeinhin als reaktionär begriffen werden, nicht ausschließt.

Jedoch mangelte es ihnen am Bewußtsein gesellschaftlicher wie politischer Realität, so daß dem intellektuellen Grenzgängertum keine Festlegung und somit keine eigenständige und revolutionäre dritte Position erwachsen konnte. Gedenk dem Umstand, daß sich die behandelten Personen und Kreise ihrem Selbstverständnis gemäß nicht auf den Stand des „nur Politischen“ reduzieren lassen, sich vielmehr als Vertreter einer nationalen geistigen wie gesamtgesellschaftlichen Befreiungs- und Erneuerungsbewegung betrachteten, wird die diskursive Methodik der Politikwissenschaft allein dem Gegenstand nicht gerecht. Hier ist eine transdisziplinäre Erforschung nötig.

Siehe auch

Literatur

  • Oswald Spengler: Preußentum und Sozialismus, München 1920
  • Ernst Jünger:
    • Das abenteuerliche Herz. Aufzeichnungen bei Tag und Nacht, Berlin 1929
    • Das Wäldchen 125. Eine Chronik aus den Grabenkämpfen 1918, 6. Auflage Berlin 1935
    • Der Arbeiter. Herrschaft und Gestalt, Stuttgart 1982
    • Der Kampf als inneres Erlebnis, 4. Auflage, Berlin 1929
    • In Stahlgewittern, 14. Auflage, Berlin 1934
    • (Hrsg.): Krieg und Krieger, Berlin 1930
  • Ernst Niekisch:
    • Der Weg der deutschen Arbeiterschaft zum Staat, Verlag der Neuen Gesellschaft, Berlin 1925
    • Die Grundfragen deutscher Außenpolitik, Berlin 1925
    • Hitler. Ein deutsches Verhängnis, Berlin 1932
  • Friedrich Georg Jünger / Ernst Jünger (Hrsg.): Aufmarsch des Nationalismus, Berlin 1928
  • Friedrich Wilhelm Heinz: Sprengstoff, Berlin 1930
  • Karl Otto Paetel: Das nationalbolschewistische Manifest, Berlin 1933
  • Ernst von Salomon:
    • Der Fragebogen, Hamburg 1951
    • Die Geächteten, 25.–54. Tsd., Gütersloh 1938
    • Die Kadetten, 2. Auflage, Berlin 1937
    • Die Stadt, 1.–5. Tsd., Berlin 1932
    • Offener Brief, in: Hartmut Plaas (Hrsg.): Wir klagen an. Nationalisten in den Kerkern der Bourgoisie, Berlin 1928, S. 78–84
    • (Hrsg.): Das Buch vom deutschen Freikorpskämpfer, Berlin 1938 (Bestellmöglichkeit)
  • Edgar Julius Jung: Die Herrschaft der Minderwertigen, ihr Zerfall und ihre Ablösung durch ein neues Reich, 1930, Nachdruck im Verlag für ganzheitliche Forschung und Kultur, ISBN 978-3-92793303-3
  • Ernst von Salomon / Hans Lipinsky-Gottersdorf: Der tote Preuße. Roman einer Staatsidee, München 1973
  • Alain de Benoist: Kulturrevolution von rechts, Sinus-Verlag, Krefeld 1985
  • Ernst Jünger / Sven Olaf Berggötz (Hrsg.): Politische Publizistik 1919–1933, Stuttgart 2001
  • Ellen Kositza: Angriff auf die Normalität - Linke Kulturrevolution: Auf leisen Sohlen wird „Gender Mainstreaming“ zur neuen Gesellschaftsdoktrin, in: „Junge Freiheit“, 28. Februar 2010 (archiviert)

Sekundärliteratur

  • Armin Mohler:
    • Der faschistische Stil, in: ders.: Liberalenbeschimpfung. Drei politische Traktate, Essen 1992, S. 79–127
    • Die Konservative Revolution in Deutschland 1918–1932. Ein Handbuch, 6., völlig überarb. u. erw. Aufl. (unter Mitarbeit von Karlheinz Weißmann, Ares Verlag, Graz 2005
  • Sebastian Maaß: Die andere deutsche Revolution, Edgar Julius Jung und die metaphysischen Grundlagen der Konservativen Revolution, Regin-Verlag, ISBN 978-3-941247-20-8

Fußnoten

  1. Karl Marx / Friedrich Engels: Reden auf der Gedenkfeier in Brüssel am 22. Februar 1848 zum 2. Jahrestag des Krakauer Aufstandes von 1846
  2. Ernst Nolte: Der Faschismus in seiner Epoche – Action française, Italianischer Faschismus, Nationialsozialismus, Piper Verlag, 1964, S. 179
  3. Anm.: Eigene Übersetzung nach dem Original: «En pratique, on ne réussira jamais une Révolution, surtout une Révolution conservatrice, une Restauration, un retour à l'Ordre qu'avec le concours de certains éléments administratifs et militaires.» Charles Maurras: Enquête sur la monarchie, S. 509–510
  4. Thomas Mann: Große kommentierte Frankfurter Ausgabe, Frankfurt 2002, Band 15, S. 341
  5. Hugo von Hofmannsthal: Das Schrifttum als geistiger Raum der Nation, S. 31
  6. Thomas Mann hielt in einer Tagebuchnotiz vom 26. September 1933 fest, daß Hofmannsthal sich zur „konservativen Revolution“ zwar positiv verhalten habe, „unbekümmert um die Gestalt, in der die wildgewordenen Untermittelstandsmassen sie in Deutschland verwirklichen würden“. Vielleicht habe man allerdings die Realität dieser Bewegung in Deutschland leichter voraussehen können als in Wien. Vermutlich würde auch Hofmannsthal dem widerstehen. Quelle: Thomas Mann, Tagebücher 1933–1934, Frankfurt am Main, 1997, Hrsg. Peter de Mendelssohn
  7. „Konservative Revolution nennen wir die Wiederinachtsetzung all jener elementaren Gesetze und Werte, ohne welche der Mensch den Zusammenhang mit der Natur und mit Gott verliert und keine wahre Ordnung aufbauen kann. An Stelle der Gleichheit tritt die innere Wertigkeit,an Stelle der sozialen Gesinnung der gerechte Einbau in die gestufte Gesellschaft, an Stelle der mechanischen Wahl das organische Führerwachstum, an Stelle [...] des Massenglücks das Recht der Volkspersönlichkeit“ Aus: Edgar Julius Jung: Deutschland und die konservative Revolution. In: Deutsche über Deutschland. Die Stimme des unbekannten Politikers, München 1932, S. 380; zitiert nach Assheuer/Sarkowicz 1992, S. 149
  8. Louis Dupeux: La révolution conservatrice allemande sous la république de Weimar
  9. Stefan Breuer: Anatomie der Konservativen Revolution, S. 4, 9
  10. Bernhard Dietz: Gab es eine „Konservative Revolution“ in Großbritannien? – Rechtsintellektuelle am Rande der Konservativen Partei 1929–1933
  11. Marcello Veneziani: La rivoluzione conservatrice in Italia
  12. Armin Mohler: George Sorel – Erzvater der Konservativen Revolution, Edition Antaios, 2002
  13. Rolf Peter Sieferle: Die konservative Revolution – Fünf biographische Skizzen, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt, 1995, S. 86, 25
  14. Richard Herzinger: Feldzeichen des Nichts – Die Gewaltphilosophie der Konservativen Revolution und der Chiliasmus der deutschen Übermoderne. In: Frauke Meyer-Gosau und Wolfgang Emmerich: Gewalt, Faszination und Furcht; Jahrbuch für Literatur und Politik in Deutschland 1, Reclam, Leipzig, 1994, S. 74, 75
  15. Armin Mohler: Die Konservative Revolution in Deutschland 1918–1932. Grundriß ihrer Weltanschauungen, Friedrich Vorwerk Verlag, Stuttgart, 1950, S. 90
  16. Sontheimer: Antidemokratisches Denken in der Weimarer Republik, S. 201–207 und 279 ff.
  17. Kurt Sontheimer: Antidemokratisches Denken in der Weimarer Republik, Kapitel 3 Die Politisierung des Irrationalismus, S. 54–63
  18. Kurt Sontheimer: Antidemokratisches Denken in der Weimarer Republik, S. 119
  19. Gustav Steinbömer: Betrachtungen über den Konservatismus, in: Deutsches Volkstum, 1932, S. 26
  20. Edgar Jung: Deutschland und die konservative Revolution, 1932, S. 380
  21. zit. nach Hans Mommsen: Die verspielte Freiheit – Der Weg der Republik von Weimar in den Untergang 1918 bis 1933, Die Auflösung des parlamentarischen Systems. Propyläen, Geschichte Deutschlands, Berlin 1989, S. 313
  22. Kurt Sontheimer: Antidemokratisches Denken in der Weimarer Republik, S. 123
  23. Carl von Ossietzky: Antisemiten, Weltbühne vom 19. Juli 1932, S. 89
  24. Arthur Moeller van den Bruck: Das dritte Reich. 3. Aufl. Hrsg. von Hans Schwarz. Hamburg 1931. S. 189
  25. Arthur Moeller van den Bruck: Das dritte Reich. 3. Aufl. Hrsg. von Hans Schwarz. Hamburg 1931. S. 202
  26. Interview von Peter Bossdorf mit dem französischen Schriftsteller und Philosophen Alain de Benoist auf www.zinnober.net
  27. Armin Mohler: Die Konservative Revolution in Deutschland 1918–1932. Grundriß ihrer Weltanschauungen, Friedrich Vorwerk Verlag, Stuttgart, 1950, S. 146–151
  28. Kurt Sontheimer: Antidemokratisches Denken in der Weimarer Republik, S. 119
  29. Gustav Steinbömer: Betrachtungen über den Konservatismus in Deutsches Volkstum, 1932, S. 26
  30. Sontheimer, S. 144
  31. Sontheimer, S. 142
  32. Keith Bullivant: The Conservative Revolution; in: Anthony Phelan: The Weimar Dilemma – Intellectuals in the Weimar Republic, Manchester University Press, 1985, S. 52; zitiert nach John King: Writing and Rewriting the First World War – Ernst Jünger and the Crisis of the conservative Imagination 1914–25, S. 249, auf www.juenger.org
  33. Moeller van den Bruck: Das Dritte Reich, S. 119
  34. „Er war zwar in seinen Grundpositionen zutiefst antidemokratisch, antiparlamentarisch und antiliberal, aber sein Ziel war es, die gleichsam ‚aristokratische‘ Diktatur des Reichspräsidenten zu legitimieren und zu stärken. Es ging [...] letztlich darum, ein präsidial-autoritäres System mit plebiszitären Elementen zu errichten, zu Lasten der Rolle des Parlaments“; Rezension von Erwin von Beckeraths „Wesen und Werden des faschistischen Staates“ (zitiert nach Positionen und Begriffe, S. 125).
  35. Sontheimer, S. 153
  36. Harro Segeberg: Ernst Jünger im 20. Jahrhundert, S. 81, 129 ff.
  37. Ernst Jünger: Schließt Euch zusammen!; in: Standarte, 1. Jahrgang, Heft 10 vom 3. Juni 1926, S. 223; zitiert nach: Tobias Wimbauer: Ernst Jünger – Leben und Schreiben in Diktatur und Demokratie im 20. Jahrhundert; auf www.studienzentrum-weikersheim.de
  38. Hans Zehrer: Das Ende der Parteien; in: Die TAT, 24, S. 68, im Jahr 1932
  39. Othmar Spann: Der Wahre Staat, S. 110–118
  40. Edgar Julius Jung: Die Herrschaft der Minderwertigen – Ihr Zerfall und ihre Ablösung durch ein neues Reich, S. 333
  41. Alfred Weber: Die Krise des modernen Staatsgedankens in Europa, Stuttgart, 1925
  42. Kurt Sontheimer: Antidemokratisches Denken in der Weimarer Republik, S. 193
  43. Heinrich von Gleichen-Rußwurm: Reich und Reichsführung. In: Europäische Revue 8, 1932, S. 770
  44. Oswald Spengler: Preußentum und Sozialismus, 1919, S. 56–57, 103
  45. Oswald Spengler: Jahre der Entscheidung, 1933, dtv, 1961, S. 52
  46. Georg Wilhelm Friedrich Hegel in Grundlinien der Philospohie des Rechts. Naturrecht und Staatswissenschaft: „§ 258 Der Staat ist als die Wirklichkeit des substantiellen Willens, die er in dem zu seiner Allgemeinheit erhobenen besonderen Selbstbewußtsein hat, das an und für sich Vernünftige. Diese substantielle Einheit ist absoluter unbewegter Selbstzweck, in welchem die Freiheit zu ihrem höchsten Recht kommt, sowie dieser Endzweck das höchste Recht gegen die Einzelnen hat, deren höchste Pflicht es ist, Mitglieder des Staats zu sein.“
  47. Julius Binder: Der autoritäre Staat, Logos 22, 1933, S. 157
  48. Friedrich Gogarten: Politische Ethik, Jena, 1932
  49. Stefan Breuer: Anatomie der Konservativen Revolution, S. 115 ff.
  50. Othmar Spann: Der wahre Staat – Vorlesungen über Abbruch und Neubau des Staates, 1921, S. 176
  51. Kurt Sontheimer: Antidemokratisches Denken in der Weimarer Republik, S. 201–207
  52. Kurt Sontheimer: Antidemokratisches Denken in der Weimarer Republik, S. 271
  53. Kurt Sontheimer: Antidemokratisches Denken in der Weimarer Republik, S. 271
  54. Armin Mohler: Die Konservative Revolution in Deutschland 1918–1932. Grundriß ihrer Weltanschauungen, Friedrich Vorwerk Verlag, Stuttgart, 1950, S. 148
  55. Othmar Spann: Der wahre Staat, Fischer, Jena, 1938, S. 44
  56. Kurt Sontheimer: Antidemokratisches Denken in der Weimarer Republik, S. 275
  57. Kurt Sontheimer: Antidemokratisches Denken in der Weimarer Republik, S. 276, 277
  58. Moeller van den Bruck: Das Dritte Reich, S. 68
  59. Moeller van den Bruck: Das Dritte Reich, S. 68
  60. Armin Mohler: Die Konservative Revolution in Deutschland 1918–1932. Grundriß ihrer Weltanschauungen, Friedrich Vorwerk Verlag, Stuttgart, 1950, S. 59–65
  61. Stefan Breuer: Anatomie der Konservativen Revolution, Darmstadt, 1993, S. 59 ff
  62. Armin Mohler in: Die konservative Revolution in Deutschland, S. 17: Als Ganzes ist diese Bewegung in Deutschland nur Teil einer in fast allen europäischen Ländern seit Beginn des 19. Jahrhunderts feststellbaren und auf allen Lebensgebieten sich auswirkenden Strömung. Der Nationalsozialismus aber ist ein Verwirklichungsversuch unter vielen, wenn auch der hervorstechendste, und dem unvoreingenommenen Betrachter entgeht nicht, daß neben diesem Antrieb noch manche andere in ihm wirksam sind.
  63. Kurt Sontheimer: Antidemokratisches Denken in der Weimarer Republik, S. 282, 283
  64. Armin Mohler: Die konservative Revolution in Deutschland 1918–1932, S. 187
  65. Edgar Julius Jung: Neubelebung von Weimar? In: Deutsche Rundschau, 1932, S. 153
  66. Sontheimer, S. 279 ff.
  67. Hans Bogner: Das Ende der aufgeklärten Demokratie; in: Deutsche Rundschau, 1932, S. 13
  68. Hans Bogner: Die Bildung der politischen Elite, Oldenburg, 1932, Schriften an die Nation, Nr. 6, S. 31
  69. Armin Mohler: Die Konservative Revolution in Deutschland 1918–1932. Grundriß ihrer Weltanschauungen, Friedrich Vorwerk Verlag, Stuttgart, 1950, S. 12, 13
  70. Heidrun Rotermund-Ehrke und Erwin Rotermund: Zwischenreiche und Gegenwelten – Texte und Vorstudien zur „Verdeckten Schreibweise“ im Dritten Reich, S. 513–520
  71. Wolfgang Benz und Walter Pehle: Lexikon des deutschen Widerstandes, Edgar-Jung Kreis, S. 204–207
  72. Mohler: S. 14, 15
  73. Armin Mohler: Die konservative Revolution in Deutschland 1918–1932, 1950, S. 12–18
  74. Hans Mommsen: Bürgerlicher (nationalkonservativer) Widerstand; in Wolfgang Benz und Walter Pehle: Lexikon des deutschen Widerstandes, S. 56, 57
  75. Armin Mohler: Die Konservative Revolution in Deutschland 1918–1932. Grundriß ihrer Weltanschauungen, Friedrich Vorwerk Verlag, Stuttgart, 1950, S. 151
  76. Armin Mohler: S. 152
  77. Oscar Cullmann: Christus und die Zeit – Die urchristliche Zeit- und Geschichtsauffassung, zitiert nach Armin Mohler, S. 152
  78. Herbert Ulmann: Das werdende Volk – Gegen Liberalismus und Reaktion, Hamburg, 1929, S. 81
  79. Armin Mohler: Die Konservative Revolution in Deutschland 1918–1932. Grundriß ihrer Weltanschauungen, Friedrich Vorwerk Verlag, Stuttgart, 1950, S. 83, 84, 151
  80. Armin Mohler: Die Konservative Revolution, S. 165
  81. Peter Gay: Die Republik der Außenseiter – Geist und Kultur in der Weimarar Zeit 1918–1933, S. 71–93
  82. Armin Mohler: Die Konservative Revolution in Deutschland, S. 73, 132
  83. Armin Mohler / Karlheinz Weissmann: Die konservative Revolution in Deutschland 1918–1932 – Ein Handbuch, Graz 2005; 6. überarbeitete Auflage, S. 379 f (Spengler, Mann, Schmitt); S. 467 ff (Jung, Spann); S. 472 (Hans Freyer); S. 479 (Niemöller); S. 62 (Lensch-Cunow-Henisch-Gruppe); S. 372 (Hofmannsthal, George); S. 470 (Winnig); S. 110 ff, 415 (Quabbe [5. Aufl. 1999]); S. 465 (Stapel)
  84. Thomas Mann, Tagebücher 1933–1934, Frankfurt am Main 1997, Hrsg. Peter de Mendelsohn