Putschversuch am 20. Juli 1944

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Der Völkische Beobachter vom Tage nach dem Attentat

Der Putschversuch am 20. Juli 1944 war ein Attentat und versuchter Staatsstreich unter dem Decknamen Unternehmen „Walküre“. Es handelte sich dabei um den erfolglosen Versuch der Opposition gegen den Nationalsozialismus den Weltkrieg gegen Deutschland aufzuhalten. Die Beteiligten der Verschwörung hatten vielfältige Kontakte zum Kreisauer Kreis um Helmuth James Graf von Moltke, kamen jedoch nicht nur aus dem Militär. Unter den 200 später wegen des gescheiterten Putsches Hingerichteten gab es Kommunisten und Landesverräter, die mit den Westmächten zusammenarbeiteten, und konservative Oppositionelle, die nichts mit Landesverrat zu tun haben wollten. Sie vertraten die Ansicht, durch die Ermordung Adolf Hitlers dem deutschen Volk zu nutzen und das Vaterland vor der weiteren Zerstörung zu bewahren. Dies war freilich ein Trugschluß; denn der Zweite Weltkrieg wurde weder gegen Adolf Hitler noch den Nationalsozialismus geführt, sondern gegen Deutschland und das deutsche Volk insgesamt. Zur letztgenannten Oppositionsgruppierung gehörten Carl-Friedrich Goerdeler, der als Reichskanzler vorgesehen war, Josef Wirmer, der als Reichsjustizminister eingeplant war und Claus Schenk von Stauffenberg, der „20.-Juli-Attentäter”. Graf von der Schulenburg war in diesem Schattenkabinett als Reichsaußenminister vorgesehen.

„Was wir im deutschen Widerstand während des Krieges nicht wirklich begreifen wollten, haben wir nachträglich vollends gelernt: Daß der Krieg schließlich nicht gegen Hitler, sondern gegen Deutschland geführt wurde.“Eugen Gerstenmaier, Bundestagspräsident ab 1954, während des Zweiten Weltkrieges Mitglied der „Bekennenden Kirche im Widerstand“. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21. März 1975
Das Fernschreiben mit dem abgeänderten Text des eigentlichen Unternehmens „Walküre“

Der Staatsstreich

So stellte sich Graf von der Schulenburg ein „hitlerfreies” Großdeutschland, das Vierte Reich, vor („Reichsreformplan”)
Der Völkische Beobachter zum Attentat

Eine wesentliche Voraussetzung wären die Ausnutzung des Überraschungseffektes und der Zeitfaktor gewesen. Doch die Verschwörer hatten es versäumt, Vorsorge für eine sichere und klare Informationsübermittlung vom Führerhauptquartier zum Bendlerblock zu treffen. General Fellgiebel informierte den Generalleutnant Thiele um 13.15 Uhr telefonisch von dem am 20. Juli 1944 um 12.42 Uhr stattgefundenen Attentat und dessen Mißlingen, aber im Bendlerblock tat sich erstmal garnichts. Offensichtlich hatten vorher keine Überlegungen stattgefunden, wie man bei einem Fehlschlag des Attentats verfahren sollte. Es wußte auch niemand, wie man die Befehlshaber der Wehrkreise am schnellsten benachrichtigen sollte: So wurde die höchste Geheimhaltungsstufe angeordnet, bei der die Übermittlung Stunden dauerte, die sonst in 30 Minuten erledigt worden wäre. Erst gegen 16 Uhr wurden die ersten Befehle herausgegeben. Daraufhin wurden von dem Stadtkommandanten von Berlin, Generalleutnant Paul v. Hase, das Wachregiment Großdeutschland, die Garnison Spandau, die Heeresfeuerwerkerschule und die Heerswaffenmeisterschule alarmiert. Die Putschisten setzten vom Bendlerblock aus die Panzertruppenschulen Krampnitz und Wünsdorf, die Fahnenjunkerschule und die Unteroffiziersschule Potsdam, die Infanterieschule Döberitz und das Panzergrenadier-Ersatzregiment Cottbus in Marsch. Alle zogen sich wieder zurück, nachdem sie von Major Remers Ordonnanzoffizieren über das gescheiterte Attentat unterichtet worden waren. Das Funkhaus in der Masurenallee und andere Anlagen im Berliner Umraum wurden besetzt, aber die zugesagten Nachrichtenoffiziere kamen nicht, und so ging der normale Sendebetrieb weiter. Bald wurden die ersten Kommuniques über das Scheitern des Attentats verbreitet. Ausgerechnet in Berlin, dem Hauptsitz der Verschwörer, klappte fast nichts. Viele der anderen Angeschriebenen reagierten erstmal garnicht, da die Befehle von Leuten unterschrieben worden waren, die dazu nicht befugt waren.

Generaloberst Fromm hatte sich geweigert, Walküre anzuordnen und wurde daraufhin von den Verschwörern festgesetzt.

Daß es auch anders gehen konnte, zeigten die Vorgänge in Paris, Wien, Prag und Kassel, wo ohne Blutvergießen viele Funktionsträger festgesetzt werden konnten. In Paris wurden innerhalb einer Stunde auf Befehl von General v. Stülpnagel 1.200 Beamte von Polizei und Sicherheitsdienst einschließlich der SS-Führer festgenommen. Doch nachdem die Ansprache Hitlers im Rundfunk zu hören war, enthob Generalfeldmarschall von Kluge Stülpnagel seines Amtes und ordnete die Freilassung der Inhaftierten an. (Zuvor hatte schon Admiral Krancke angedroht, mit 1.000 Marinesoldaten nach Paris zu marschieren, und auch die Luftwaffe in Paris hatte ihre Soldaten alarmiert).

Antony Beevor schreibt in seinem Buch „D-Day, Die Schlacht um die Normandie“, Verlag C. Bertelsmann München, 3. Auflage 2009, auf Seite 357:

Man kann Stauffenberg, Treskow und die meisten ihrer Anhänger für naiv halten, daß sie erwarteten, die westlichen Alliierten könnten sich nach Hitlers Tod in Verhandlungen mit ihnen einlassen. Auch ihre Planung und ihre Vorbereitungen waren erstaunlich laienhaft, wenn man bedenkt, daß sie ausgebildete Generalstäbler waren.

In diesem Zusammenhang könnte man aber auch die Frage stellen, wodurch bei ihnen eigentlich der Eindruck entstanden ist, daß dies doch der Fall sein könnte und ob dieser Eindruck nicht bewußt erweckt worden ist.

Hitler erklärte dem verwundeten General Karl-Heinrich Bodenschatz:

„Ja, wissen Sie, Bodenschatz, man fragt mich heute viel darüber, was ich denn zum Attentat sage, was ich denn vom politischen Mord halte. Ich lehne ihn nicht hundertprozentig ab! Verstehen kann ich auch, daß es nötig ist, einen Staatsmann zu entfernen, wenn es die Lage einer Nation erfordert und ein Volk nach Beseitigung des Herrschers eine bessere Zukunft vor sich haben kann.
Ich weiß, Stauffenberg, Goerdeler und Witzleben haben geglaubt, das deutsche Volk durch meinen Tod zu retten. Aber bisher hat man nur das eine ermitteln können: diese Leute hatten überhaupt keinen festen Plan darüber, was sie nachher tun wollten. Sie hatten keine Ahnung, welche Armee ihren Putsch unterstützen, welches Wehrkreiskommando ihnen helfen würde! Selbst das Naheliegendste, eine Verbindung mit dem Feind, hatten sie nicht zuwege gebracht. Ja, ich habe sogar erfahren, daß die Gegner Verhandlungsangebote abgelehnt haben. Bedenken Sie doch, Bodenschatz, an der Ostfront stehen deutsche Soldaten in erbittertem Kampf. Fast 9 Millionen. Und stellen Sie sich nun einmal die Wirkung vor! Es wäre ein Krieg jeder gegen jeden geworden, ein Bruderkrieg im deutschen Heer, der Russe allein wäre der lachende Dritte gewesen. Denn er hätte schreckliche Beute gemacht. Sehen Sie, Bodenschatz, darin, allein darin, besteht in meinen Augen das Verbrechen der Attentäter!“[1]

In David Irvings Goebbels-Biographie heißt es über den Staatsstreich nach dessen erfolgreicher Niederschlagung:

Immanuel Schäffer fragte sich, wie das alles Himmlers Aufmerksamkeit hatte entgehen können. Und was war mit Görings Telefonüberwachung los? [...] Tatsächlich blieben nach dem 20. Juli 1944 Fragen offen, die in Deutschland auch ein halbes Jahrhundert danach nicht beantwortet sind.“[2]

Schlußbemerkungen von O. E. Remer, Seite 302:

„Der Aufstand – besser gesagt die Revolte – des 20. Juli 1944 scheiterte nicht an meinem Eingreifen, sondern an der inneren Ziel- und Konzeptionslosigkeit seiner heterogenen Veranstalter, sichtbar nur eine überwundene privilegierte Adelsschicht, die sich wohl in der Ablehnung Hitlers einig, in allen übrigen Fragen aber völlig uneins war. Der Putsch scheiterte, weil er mit unklaren Vorstellungen begonnen, mit unzureichenden Mitteln vorbereitet und mit einer geradezu erschütternden Hilflosigkeit durchgeführt worden war. Auch wußte man, daß außenpolitisch keinerlei Erleichterungen zugesagt waren und nur die bedingungslose Kapitulation als Ergebnis offen blieb. Die Ursache dieses technischen wie menschlichen Versagens aber liegt – es läßt sich leider nicht verschweigen – in dem Mangel an persönlichem Mut, der bei allen Beteiligten zutage trat. Selbst ein Mann wie der Oberst Stauffenberg, der kurze Zeit an der Front war, hat in dieser Angelegenheit jegliche persönliche Einsatzbereitschaft, die zum Gelingen eines solchen Vorhabens mindestens doch beim Attentäter selbst vonnöten gewesen wäre, vermissen lassen. Kein geringerer als Stauffenberg selbst hat durch sein Verhalten – wie schon erwähnt – seine Mitverschwörer und sich selber ans Messer geliefert. Statt wenigstens in der Nähe des Beratungszimmers die Explosion seiner Bombe abzuwarten und sich persönlich von der Wirkung zu überzeugen, hat er es vorgezogen, sich baldmöglichst vom Tatort zu entfernen und nach seiner Ankunft in Berlin seinen Mitverschwörern und Vorgesetzten eine Meldung zu erstatten, von deren Richtigkeit er sich nicht persönlich überzeugt hatte und die – wie sich später herausstellte – eine Falschmeldung war.

Der Held des 20. Juli war zweifellos General Joachim von Kortzfleisch, der das Kommando über den Wehrkreis III in Berlin innehatte und, seinem Eid gemäß, konsequent alle Anweisungen der Putschisten verweigerte.

Politische Ziele

Hitler und Mussolini besichtigen die Zerstörungen in der Wolfsschanze nach dem Attentat
Das Ausmaß der Zerstörung

Die Clique um Goerdeler vertrat damals Ansichten, die heute in der BRD als äußerst „rechtsextrem” gebrandmarkt würden. Die Bewahrung des Großdeutschen Reiches mit der Ostmark und des Sudetenlandes war für sie ganz selbstverständlich. Den Reichsreformplänen nach sollte die Ostgrenze zu Polen und Litauen der des Deutschen Kaiserreiches entsprechen, Polen wäre demnach wieder ein Binnenstaat geworden. Die eroberten und besetzten Gebiete sollten wieder abgetreten werden. Südtirol wäre ebenso nicht bei Italien verblieben, wie auch von Adolf Hitler geplant, was dieser aber aus pragmatischen Gründen vorerst nicht forderte. Man kann feststellen, daß die Verschwörer das Großdeutsche Reich behalten und nur dessen Begründer beseitigen wollten.

Josef Wirmer entwarf bereits die Flagge des zukünftigen Vierten Reiches. Heute gelten die Ultrarechten Goerdeler und Stauffenberg in der veröffentlichten Meinung Deutschlands und der Welt allgemein als demokratische Lichtgestalten. Wie sie heute verehrt werden, wurden sie damals – nach dem Bombenanschlag – unisono als Schurken und Verbrecher verdammt, sowohl von der deutschen als auch von der Presse der Alliierten.

An eine Einführung der parlamentarischen Demokratie war nicht gedacht. Das Reich sollte in eine Art Ständestaat übergehen, „eine Mischform zwischen der konstitutionellen Monarchie und der autoritären Diktatur” (Professor Hans Mommsen). Darin waren sich alle Verschwörer einig – von dem National-Konservativen Carl Goerdeler bis zum Sozialdemokraten Julius Leber. Man verachtete die „Gleichheitslüge” und forderte von der Gesellschaft, sich vor den „naturgegebenen Rängen” zu beugen.

Eine Direktwahl von Abgeordneten sollte es nur auf unterster Ebene geben, weil dort einigermaßen gewährleistet sei, daß „man weder einen Lumpen noch einen Phantasten wählt”, wie es in den Papieren des „Widerstands“ wörtlich heißt. SA und SS sollten als unerwünschte Wehrmachtskonkurrenz verboten werden, nicht aber die NSDAP. Deren, wie überhaupt der Parteien, Bedeutung wollten die Verschwörer allerdings deutlich verringern. Die Interessen des Volkes seien in besserer Hand bei den Repräsentanten der Berufsgruppen, bei Unternehmern, Gewerkschaften und Hochschullehrern. Kein „Parteiengezänk” mehr. Damit kämen Stauffenberg und seine Umsturzplaner heute in den „Verfassungsschutzbericht“ der BRD – als „Extremisten“.

Außenpolitisch schwebte den Oppositionellen eine deutsche Großmacht zur Führung Europas vor. Die Grenzen Deutschlands sollten die des Kaiserreichs von 1914 sein, dazu Österreich und das Sudetenland. Auch Kolonien wollte man von den Alliierten verlangen – und von Italien die Rückgabe Südtirols. Das waren Forderungen, die selbst Hitler nicht alle aufzustellen gewagt hatte. Eine Rückkehr zur Unrechtsordnung von Versailles – da waren sich Führer und Widerstand einig – sollte es unter keinen Umständen geben.[3]

„Ich habe mir schon oft überlegt, was diese Leute eigentlich wollten. Den Krieg aufgeben und Frieden machen – und dann mit diesen Hanswursten in der Regierung mit der Feindseite Friedensverhandlungen anfangen? Als ob sich Herr Stalin und Herr Churchill und Herr Roosevelt an unserem plötzlichen Friedenswillen gestört hätten. Die Russen wären in acht Tagen in Berlin gewesen, und dann wäre es mit Deutschland für immer aus gewesen.“ — Adolf Hitler[4]

Die Opposition und die Gegner Deutschlands

Völkischer Beobachter vom 9. August 1944 zu den Urteilen

Den Oppositionellen ging es um die Beseitigung Hitlers, den Alliierten aber um die Niederschlagung Deutschlands. Die Alliierten hatten Kenntnis von den Umsturzplänen und deutschen Friedensangeboten, machten jedoch deutlich, daß sie in jedem Falle gegen Deutschland weiter Krieg führen würden, auch für den Fall, daß Hitler beseitigt sein würde.

Als sich der zivile Führer des 20. Juli, Karl Friedrich Goerdeler, im März 1938 mit den Alliierten in Kontakt setzte, bereiteten ihm diese einen mehr als kühlen Empfang. In London bezichtigte ihn der erste Ratgeber des britischen Außenministers, Robert Vansittart, sogar des Verrats. Nach Kriegsausbruch versuchte Trott zu Solz am Rande einer Konferenz in Washington Präsident Roosevelt zur Unterstützung einer Denkschrift zu bewegen. Diese sollte die sich formierende Opposition gegen Hitler ermutigen. Vergeblich. Ab 1942 wurden seitens Emissären des Kreisauer Kreises Versuche unternommen, den Alliierten klarzumachen, daß es durchaus andersdenkende Kreise gab, die den Nationalsozialismus zutiefst verachteten und daß die Alliierten diesen keinesfalls mit dem deutschen Volk gleichsetzen dürften. Aber eine solche Unterscheidung wurde von den Alliierten nicht akzeptiert. Chamberlain zeigte eine „eisige” Haltung, Roosevelt hielt Gespräche für „untunlich” und 1942 ließ er einen Mittelsmann wissen, daß seine Bitte um Fühlungnahme die „offizielle Politik” in „größte Verlegenheit” bringe. Die Friedensangebote der deutschen Opposition blockte Außenamtschef Anthony Eden mit der Bemerkung ab, daß die Angelegenheit zu den Akten gelegt worden sei. Mit der Casablanca-Konferenz machten die Alliierten ihre Forderung nach bedingungsloser Kapitulation der Wehrmacht offiziell. Als nach dem Kriegseintritt Amerikas die Friedensbemühungen von deutscher Seite (der einzig berechtigten durch die Führung des Dritten Reiches und der widerständlerischen gleichermaßen) erneuert wurden, erhoben die Alllierten im Januar 1943 auf der Casablanca-Konferenz die Forderung der bedingunglosen deutschen Kapitulation, um gleich darauf in aller Öffentlichkeit geradezu katastrophische Kriegsziele zu diskutierten, die für keine deutsche Regierung annehmbar sein konnten. Das bedeutete, daß nunmehr aus deutscher Perspektive nur noch ein schmaler Türausschnitt übrig war, an dessen Pfosten die blutigen Parolen „Totaler Krieg” und „Endsieg” angeschlagen standen. Die Forderungen der Alliierten evozierten die Proklamation des totalen Krieges in Deutschland und verlängerten den Krieg erneut.

Als man 1944 in London von dem Attentat auf Hitler hörte, machte man sich über die Verschwörer lustig. Sie wurden als eine Clique verknöcherter Militaristen karikiert, die sich kurz vor der deutschen Niederlage ans rettende Ufer zu flüchten versuchten, um den nächsten Krieg vorzubereiten. Schon die ersten Versuche der Opposition, mit der britischen Regierung in Kontakt zu kommen, hatte Vansittart mit einem hohntriefenden Fünfzeiler beantwortet:

„Litte Hans, in a tight corner, / Wondered what next he could try / So to look even littler / He bumped off his Hitler / And said 'What a good boy am I'.” Auf deutsch in etwa: „Klein Hans, in enger Ecke, / überlegte, was er als nächstes versuchen könnte. / Um noch harmloser auszusehen, / brachte er seinen Hitler um / und sagte: ‚Welch guter Junge bin ich doch!'”

Ausgerechnet Kriegstreiber Churchill heuchelte nach dem Krieg, der Stauffenbergsche Putschversuch zähle „zum Edelsten und Größten, was in der politischen Geschichte aller Völker hervorgebracht wurde”. Dagegen heißt es in einem US-Dossier vom 30. Juli 1944, Hitlers Überleben sei ein Glücksfall für die Alliierten gewesen („lucky for the Allies”). Sonst wäre es den Verschwörer-Generälen („conspiring generals”) ermöglicht worden, die Kriegsniederlage allein Hitler anzulasten.[5]

Tatsächlich mußte den Alliierten das Scheitern des 20. Juli 1944 mehr als gelegen kommen. Man stelle sich vor: Hitler stirbt mitten im Sommer 1944. Ein breitgefächertes Bündnis von Oppositionellen übernimmt die Regierung, auf deren Geheiß hin die deutschen Truppen die Waffen niederlegen. Die Kampfhandlungen enden jenseits der Grenzen einer großdeutschen Nation, die das von Britannien so eifersüchtig überwachte Gleichgewicht auf dem Kontinent aus der Waagschale geworfen hat. Es ist fraglich, ob dies durch die bloße Gründung des Großdeutschen Reiches tatsächlich geschehen ist. Unter diesem Gleichgewicht verstand England allerdings immer nur, daß es die Einigung Europas unter einer einzigen Großmacht verhindert, weil dadurch das Englische Weltreich in Gefahr geraten hätte können. Ein uneiniges Europa gewährleistete hingegen, daß England sich ungestört seiner überseeischen Expansion widmen konnte. Doch Besatzung oder gar Teilungen sind unter den gegebenen Umständen nicht in Sicht. Mehr noch, den gerade erst an den Stränden der Bretagne angelandeten Amerikanern bleibt es verwehrt, ihre militärische Präsenz nach Westeuropa zu tragen. Und die Sowjets erhalten keinen Zugriff auf die Länder Osteuropas, die bald hinter einem „Eisernen Vorhang” verschwinden werden: Polen, Ungarn, Bulgarien, die Tschechei, Rumänien, das Baltikum. Dieses Szenario konnte unmöglich im Interesse der Alliierten liegen. Und so mußte der Krieg andauern, bis die siegreichen Armeen Stalins, Churchills und Roosevelts ihre längst untereinander abgesteckten „Claims” besetzt hatten. Bis zum Handschlag von Torgau und der Besetzung Berlins mußte fanatisch gekämpft werden.[6] Es ist eine etwas naive Vorstellung, daß Stalin seine Armeen nach einem erfolgreichen Umsturz im Reich einfach angehalten hätte und auch, daß die Westmächte nicht weitermarschiert wären. Sie hätten dies damit rechtfertigen können, daß auch die neuen Machthaber keine Demokraten waren.

Aktion Königgrätz

Heinrich Müller (Gestapo-Müller) soll, wenn auch diese Angabe des Schriftstellers Gregory Douglas historisch äußerst strittig ist, später den US-Amerikanern gegenüber angegeben haben, daß auch Heinrich Himmler in die Umsturzpläne eingeweiht gewesen sei. Dies würde auch Himmlers passives Verhalten nach Aufdeckung der Verschwörung erklären. Himmlers Anteil dabei solle unter der Bezeichnung Aktion Königgrätz bekannt geworden sein. Heinz Höhne hat in seinem Buch „Der Orden unter dem Totenkopf, die Geschichte der SS“, neben anderen auf Himmlers seltsame Untätigkeit und seinen offensichtlichen Unwillen, in den Stunden unmittelbar nach dem Attentatsversuch Entscheidendes anzuordnen, hingewiesen. Dieses zögerliche Verhalten bei einem Menschen, der normalerweise für sein schnelles Erfassen und Tätigwerden bekannt war, wird im Licht der Müllerschen Ausführungen verständlich.[7]

Liste der Opfer

Insgesamt nahmen 24 Personen an der Lagebesprechung teil. Vier wurden getötet, zu den Verwundeten gehörte der Führer Adolf Hitler.

Getötete

Sofort getötete oder später ihren Verwundungen erlegene Opfer des Anschlages:

Günther Korten General der Flieger, Chef des Generalstabes der Luftwaffe Günther Korten.jpg Grabstein von GeneraloberstGünther Korten, Berlin-Steglitz
Heinz Brandt Oberst i. G., Erster Generalstabsoffizier; Adolf Heusingers Stellvertreter Oberleutnant Heinz Brandt auf Tora in Warschau, 1934.jpg
Rudolf Schmundt Generalleutnant, Chefadjutant der Wehrmacht beim Führer und Chef des Heerespersonalamtes Bundesarchiv Bild 183-J27812, Rudolf Schmundt.jpg
General der Infanterie Rudolf Schmundt starb an seinen schweren Verwundungen am 1. Oktober 1944
Grabstein von General der Infanterie Rudolf Schmundt, Invalidenfriedhof Berlin
Heinrich Berger Stenograph Heinrich Berger.jpg

Schwerverwundete

Schwer verwundet wurden:

Karl-Heinrich Bodenschatz General der Flieger, Verbindungsoffizier des Oberbefehlshabers der Luftwaffe im Führerhauptquartier Generalmajor Karl-Heinrich Bodenschatz.jpg
Heinrich Borgmann Oberstleutnant i. G., Adjutant Hitlers Heinrich Borgmann.jpg
Oberstleutnant im Generalstab Heinrich Borgmann im Reserve-Lazarett

Mäßig- und Leichtverwundete

Nicht lebensgefährlich verwundet wurden neben Adolf Hitler selbst:

Walter Scherff Generalmajor, Sonderbeauftragter Hitlers für die militärische Geschichtsschreibung Generalmajor Walter Scherff.JPG
Walter Scherff nach dem Attentat
Alfred Jodl Generaloberst, Chef des Wehrmachtführungsstabes Alfred Jodl.jpg
Heinz Aßmann Kapitän zur See, Admiralstabsoffizier im Wehrmachtführungsstab Heinz Assmann.jpg
Der Führer bei Heinz Assmann
Karl-Jesco von Puttkamer Konteradmiral, Marineadjutant Hitlers Konteradmiral Karl-Jesko von Puttkamer.jpg
Konteradmiral Karl-Jesco von Puttkamer (vorn) im Lazarett Karlshof-Rastenburg
Adolf Heusinger Generalleutnant, Chef der Operationsabteilung des Generalstabes des Heeres und Stellvertreter des Chefs des Generalstabes des Heeres Adolf Heusinger (Porträt mit Unterschrift).jpg

Liste der Verschwörer

BRD

In der BRD werden Stauffenberg und der Kreis der Verschwörer im Zuge des Remer-Prozesses von 1952 gerne als Helden und Vorbilder bezeichnet, dabei wird jedoch nur das betrachtet, das man sehen will. Die Grenzforderungen der Verschwörer sowie deren Haltung zum Nationalsozialismus an sich werden dabei meist völlig unbeachtet gelassen.

Im Juli 2004 bezeichnete das ehemalige FDP-Mitglied Hildegard Hamm-Brücher das Scheitern des Attentats als „Glücksfall“ für die demokratische Entwicklung der nachfolgenden BRD, da nur dadurch eine bedingungslose Bezwingung Deutschlands möglich war. Sonst wäre offensichtlich geworden, daß der Krieg nicht gegen Hitler oder den Nationalsozialismus geführt wurde, sondern gegen Deutschland.

Dabei argumentiert sie aus ihrer Sicht nur logisch. Diejenigen, welche heutzutage Stauffenberg für ihre propagandistischen Zwecke in Anspruch nehmen, hätten dessen damalige politischen Einstellung zu Deutschland nur verachtet, einschließlich der Halbjüdin und FDP-Opportunistin Hamm-Brücher.

Zitate

  • „[D]ieser Eidbruch [der Verschwörer und Täter des Anschlags in der Wolfsschanze] war nach seinem inneren Antrieb, seiner falschen Moral und späteren Rechtfertigung durch und durch christlich-konservativ, darüber sollte sich jedermann klar sein.“Dietrich Schuler, 2009[8]
  • „Im Kriege vollends, als es um Leben und Tod ging, waren die Deutschen miteinander schicksalhaft auf das engste verbunden, gleichgültig, ob man den Krieg oder das Regime billigte oder nicht. Hier konnte der Landesverrat nichts Positives bewirken.“Winfried Martini[9]

Siehe auch

Literatur

Verweise

Weltnetz

Fußnoten

  1. Vgl. Interview Bodenschatz in „Der Hausfreund für Stadt und Land“, Nürnberg, Nr. 26 v. 26. 6. 1954; zitiert in: Max Domarus: „Hitlers Reden und Proklamationen 1932-1945“, Band 4
  2. Irving, David, Goebbels Macht und Magie, Arndt-Verlag, Kiel 2007, ISBN 978-3-88741-168-8, S. 483
  3. Dr. Fritz Stenzel: Die Widerstandslüge
  4. Zitiert in: David Irving: Wie krank war Hitler wirklich?
  5. Dr. Fritz Stenzel: Die Widerstandslüge
  6. Der Verrat der Alliierten am deutschen Widerstand
  7. Gregory Douglas: GEHEIMAKTE GESTAPO-MÜLLER, Auf den Spuren von Königgrätz
  8. Dietrich Schuler: Kreatismus als geistige Revolution. Die notwendige Überwindung der Wüstenreligion, Verlag Ahnenrad der Moderne, Bad Wildungen 2009, S. 322
  9. in: Karl Balzer: „Der 20. Juli und der Landesverrat. Eine Dokumentation über Verratshandlungen im deutschen Widerstand“, 1971, S. 8