Entartete Kunst (Ausstellung)

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Entartete Kunst war eine von Joseph Goebbels initiierte Ausstellung, die am 19. Juli 1937, einen Tag nach der „Großen Deutschen Kunstausstellung“, in München eröffnet wurde und bis April 1941 in zwölf weitere Städte wanderte, wobei sie über 3 Millionen Besucher anzog. 1938 folgte die von Dr. Hans Severus Ziegler organisierte Ausstellung „Entartete Musik“.

Ausstellungsführer Entartete Kunst.jpg
Handzettel zur Ausstellung Entartete Kunst in München 1937.jpg
Titelblatt des Ausstellungsführers Entartete „Kunst“ Handzettel zur Ausstellung „Entartete Kunst“ in München 1937

Ausstellungsinhalt

Gezeigt wurden Elaborate von Personen, welche in ihrer Geistesrichtung zumeist bereits dem Betrugs- und Profitwesen des heutigen „Kunstbetriebes“ (bildende Künste) ähnelten, also Werke darstellten, die – ohne auch nur den Mindestanforderungen früherer Zeiten an technischem und ästhetischem Können zu entsprechen – von völlig korrupten „Kunstkritikern“ als tiefgehende Kunst proklamiert werden, um dann an den Meistbietenden verkauft werden zu können. Organisiert und geleitet wurde die Ausstellung von Adolf Ziegler, dem Präsidenten der Reichskammer der Bildenden Künste, der auch die Eröffnungsrede hielt. Am 24. Juli, fünf Tage nach der Eröffnung, notierte Goebbles in sein Tagebuch:

„Die Ausstellung ‚Entartete Kunst‘ ist ein Riesenerfolg und ein schwerer Schlag. Der Führer steht mir fest zur Seite gegen alle Anfeindungen. Wird im Herbst auch nach Berlin kommen. Große Kunstausstellung hat schon sehr viel verkauft. So muß man es machen. Durch große Aktionen das Interesse des Volkes wachrufen.“[1]

In den ersten 14 Tagen seit Eröffnung der Ausstellung in München wurde der Rekord von 396.000 Besuchern registriert. Besonders hoch war die Zahl ausländischer Besucher, besonders aus England und den Vereinigten Staaten.[2] Anläßlich der Berliner Nachfolgeausstellung, die am 28. Februar 1938 im Haus der Kunst eröffnet wurde, schrieb die Berliner Morgenpost:

„‚Kunst kommt von Können; wenn sie von wollen käme, müßte sie Wunst heißen.‘ Wie eine Illustrierung zu diesem Witzwort wirken die ersten Bilder, mit denen sich jetzt in Berlin die Ausstellung ‚Entartete Kunst‘ am Königsplatz 5 den Besuchern präsentiert. Es ist wirklich Wunst, was sich uns hier entgegenwölbt. Und so sinnlos dieses Wort klingt, genau so sinnlos glotzen uns die Kleckereien an, die mit Malerei nur dem Material nach etwas zu tun haben. Es sind Gebilde aus Leinwand und Farbe, formlos und schreiend; oft ist nur der Rahmen das einzig Gestaltete an ihnen. Voller Beschämung denkt man daran, daß diese Machwerke der Primitivität und des Unverstandes einmal ‚Zierden‘ staatlicher Museen waren. Keines dieser Dokumente der Verfallszeit stammt aus Privatbesitz, sie hingen im Berliner Kronprinzenpalais und im Essener Museum Folkwang, erworben von Direktoren, die einmal Hüter der Kunst sein sollten, und bezahlt mit den Steuergoschen eines Volkes, das einen Dürer und Holbein. einen Cranach und Grünwald hervorgebracht hat. Und noch größer wird die Bestürzung des Besuchers, wenn er entdeckt, daß die Namen dieser Kunststümper noch in seiner Erinnerung leben. Wie stark müssen sie uns einmal von ihren Anbetern eingehämmert worden sein, wenn wir heute noch wissen, wer Otto Dix und Paul Klee, Kokoschka und Nolde war. Tausende von wirklichen Könnern leben unbekannt im Volk, aber diese Vertreter einer wahrhaft entarteten Kunst waren jahrelang die verhätschelten Lieblinge der Salons und Museen, ihre Namen wurden uns eingehämmert als Verkünder einer neuen ‚künstlerischen 0ffenbarung‘.
Urplötzlich spürt man bei dieser Erkenntnis, daß sich hinter der gemalten Sinnlosigkeit doch eine bewußte Absicht verbirgt. Die Formlosigkeit – sie ist das auch politisch angestrebte Chaos, die Sinnlosigkeit der Motive – sie verkörpert die mit künstlerischen Mitteln unterstützte Volksverdummung, die Disharmonie der Farben – was bezweckt die anders, als den angeborenen Schönheitssinn des deutschen Menschen zu ertöten? [...] Rund zwei Millionen Menschen haben in München die Ausstellung ‚Entartete Kunst‘ gesehen. Sie wird morgen ihre Pforten den Berlinern öffnen, und auch in der Reichshauptstadt werden Hunderttausende vom Volksgenossen den Weg zum Königsplatz nehmen. In seinem eigenen Erschrecken sollte jeder spüren, aus welchem Abgrund die deutsche Kunst gerettet wurde. Um so reiner und strahlender werden uns dann die Werke erscheinen, die heute wieder die echte Kunst dem ganzen Volke schenkt.“
[3]

Kritik und Propaganda

Anders als oft von deutschfeindlichen Kräften behauptet,[4] wurden die Ersteller der geschätzten 16.000 bis 20.000 insgesamt aus Museen beschlagnahmten „Kunstwerke“ natürlich nicht verfolgt oder gar ermordet, und Arbeitsverbote wurden nur in drei Fällen ausgesprochen: Für Karl Schmidt-Rottluff, Edwin Scharff und für NSDAP-Mitglied Emil Nolde. Die anderen konnten also weiterarbeiten, wenn sie auch vielleicht nicht mehr in Museen ausgestellt wurden. Ebenso ist es falsch, daß jemand pauschal als „entarteter Künstler“ betrachtet wurde. Bspw. hat man nur einige der Austellungsstücke von Franz Marc oder Lovis Corinth beschlagnahmt, während andere den Ansprüchen genügten.[5] Und selbst einige Werke Arno Brekers galten als entartet, was seiner Laufbahn als Vorzeigekünstler des damaligen Deutschen Reiches offenbar keinen Abbruch tat.

Das Schicksal der konfiszierten Gegenstände regelte das „Gesetz über die Einziehung von Erzeugnissen entarteter Kunst“ vom 31. Mai 1938. Dort heißt es:[6]

„Die eingezogenen Werke werden zerfallen
a) in solche (vorwiegend Ausländer), welche international verwertbar sind, d.h. durch Tausch gegen hochwertige deutsche Kunst oder gegen Devisen abgestoßen werden können,
b) in solche, welche für Lehrausstellungen entarteter Kunst aufzubewahren sein werden,
c) in absolut wertlose, welche zu vernichten sein werden.“

Was will die Ausstellung „Entartete Kunst“?

Quelle
Folgender Text ist eine Quellenwiedergabe. Unter Umständen können Rechtschreibfehler korrigiert oder kleinere inhaltliche Fehler kommentiert worden sein. Der Ursprung des Textes ist als Quellennachweis angegeben.

Sie will am Beginn eines neuen Zeitalters für das Deutsche Volk anhand von Originaldokumenten allgemein Einblick geben in das grauenhafte Schlußkapitel des Kulturzerfalls der letzten Jahrzehnte vor der großen Wende.

Sie will, indem sie das Volk mit seinem gesunden Urteil aufruft, dem Geschwätz und Phrasendrusch jener Literaten- und Zunft-Cliquen ein Ende bereiten, die manchmal auch heute noch gerne bestreiten möchten, daß wir eine Kunstentartung gehabt haben.

Sie will klarmachen, daß diese Entartung der Kunst mehr war als etwa nur das flüchtige Vorüberrauschen von ein paar Narrheiten, Torheiten und allzu kühnen Experimenten, die sich auch ohne die nationalsozialistische Revolution totgelaufen hätten.

Sie will zeigen, daß es sich hier auch nicht um einen „notwendigen Gärungsprozeß“ handelte, sondern um einen planmäßigen Anschlag auf das Wesen und den Fortbestand der Kunst überhaupt.

Sie will die gemeinsame Wurzel der politischen Anarchie und der kulturellen Anarchie aufzeigen, die Kunstentartung als Kunstbolschewismus im ganzen Sinn entlarven.

Sie will die weltanschaulichen, politischen, rassischen und moralischen Ziele und Absichten klarlegen, welche von den treibenden Kräften der Zersetzung verfolgt werden.

Sie will auch zeigen, in welchem Ausmaß diese Entartungserscheinungen von den bewußt treibenden Kräften übergriffen auf mehr oder weniger unbefangene Nachbeter, die trotz einer früher schon und manchmal später wieder bewiesenen formalen Begabung gewissen-, charakter- und instinktlos genug waren, den allgemeinen Juden- und Bolschewistenrummel mitzumachen.

Sie will gerade damit aber auch zeigen, wie gefährlich eine von ein paar jüdischen und politisch eindeutig bolschewistischen Wortführern gelenkte Entwicklung war, wenn sie auch solchen Menschen kulturpolitisch in den Dienst der bolschewistischen Anarchiepläne stellen konnte, die ein parteipolitisches Bekenntnis zum Bolschewismus vielleicht weit von sich gewiesen hätten.

Sie will damit aber erst recht beweisen, daß heute keiner der an dieser Kunstentartung damals irgendwie beteiligten Männer kommen und nur von „harmlosen Jugendeseleien“ sprechen darf.

Aus alledem ergibt sich schließlich auch, was die Ausstellung „Entartete Kunst“ nicht will:

Sie will nicht bestreiten, daß der eine oder andere der hier Vertretenen manchmal – früher oder später – „auch anders gekonnt“ hat. Ebensowenig aber durfte diese Ausstellung die Tatsache verschweigen, daß solche Männer in den Jahren des bolschewistischen Generalangriffs auf die deutsche Kunst in der Front der Zersetzung standen.

Sie will nicht verhindern, daß diejenigen Deutschblütigen unter den Ausgestellten, welche ihren jüdischen Freunden von ehedem nicht in das Ausland gefolgt sind, nun ehrlich ringen und kämpfen um eine Grundlage für ein neues, gesundes Schaffen. Sie will und muß aber verhindern, daß solche Männer von den Zirkeln und Cliquen einer so düsteren Vergangenheit dem neuen Staat und seinem zukunftsstarken Volk gar heute schon wieder als „berufene Bannerträger einer Kunst des Dritten Reiches“ aufgeschwatzt werden.

Quelle: 96-book.png PDF Fritz Kaiser: Führer durch die Ausstellung „Entartete Kunst“ 1937, S. 2 f.


Die Ausstellung

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Wir befinden uns in einer Schau, die aus ganz Deutschland nur einen Bruchteil dessen umfaßt, was von einer großen Zahl von Museen für Spargroschen des deutschen Volkes gekauft und als Kunst ausgestellt worden war. Sie sehen um uns herum diese Ausgeburten des Wahnsinns, der Frechheit, des Nichtkönnertums und der Entartung. Uns allen verursacht das, was diese Schau bietet, Erschütterung und Ekel.

Adolf Ziegler, Eröffnungsrede der Ausstellung „Entartete Kunst“, 1937


Die Ausstellungen waren grob in insgesamt neun thematisch geordnete Werkgruppen unterteilt, denen nachstehend einige der auf den verschiedenen Veranstaltungen präsentierten Gegenstände zugeordnet sind. Da zum einen eine Rekonstruktion der damals ausgestellten Auswahl und ihre Zuordnung zu den verschiedenen Gruppen nicht immer möglich ist und zum anderen einige Werke zerstört wurden oder verschollen sind, ist diese Übersicht als nicht erschöpfend zu betrachten. Außerdem können sich Fehler in der Zuordnung eingeschlichen haben, wenn auch sicher ist, daß die dargestellten Gegenstände auf mindestens einer Ausstellung gezeigt wurden.

Gruppe 1

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Hier ist eine allgemeine Übersicht über die Barbarei der Darstellung vom handwerklichen Standpunkt her zu gewinnen. Man sieht in dieser Gruppe die fortschreitende Zersetzung des Form- und Farbempfindens, die bewußte Verachtung aller handwerklichen Grundlagen der bildenden Kunst, die grelle Farbkleckserei neben der bewußten Verzerrung der Zeichnung, die absolute Dummheit der Stoffwahl, lauter Dinge, die nach und nach den Charakter einer frechen Herausforderung jedes normalen, kunstinteressierten Beschauers annahmen.

– Fritz Kaiser, Führer durch die Ausstellung „Entartete Kunst“, S. 6 f.[7]


Gruppe 2

„Unter der Herrschaft des Zentrums freche Verhöhnung des Götterlebens“
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In diesen Räumen sind solche Bildwerke zusammengefaßt, die sich mit religiösen Inhalten befassen. Man nannte diese Schauerstücke in der jüdischen Presse einstmals ‚Offenbarungen deutscher Religiosität‘. Der normal empfindende Mensch denkt allerdings bei diesen ‚Offenbarungen‘ eher an einen Hexenspuk und empfindet sie, ganz gleich, welchem religiösen Bekenntnis er angehört, als unverschämten Hohn auf jede religiöse Vorstellung. Außerordentlich beachtenswert ist die Tatsache, daß gemalte und geschnitzte Verhöhnungen jüdisch-alttestamentarischer Legenden nicht anzutreffen sind. Die Gestalten der christlichen Legenden hingegen grinsen uns hier mit immer neuen Teufelsfratzen an.

– Fritz Kaiser, Führer durch die Ausstellung Entartete Kunst, S. 8 f.[7]


Emil Nolde – Das Leben Christi
Emil Nolde -Die Heiligen Drei Könige, Teil des linken Flügels des Altars Das Leben Christi (1912).jpg Emil Nolde - Christus und Judas, Teil des linken Flügels des Altars Das Leben Christi (1912).jpg Emil Nolde - Kreuzigung, Mittelteil des Altars Das Leben Christi (1912).jpg Emil Nolde - Frauen am Grabe, Teil des rechten Flügels des Altars Das Leben Christi (1912).jpg Emil Nolde - Himmelfahrt, Teil des rechten Flügels des Altars Das Leben Christi (1912).jpg
Emil Nolde - Heilige Nacht, Teil des linken Flügels des Altars Das Leben Christi (1912).jpg Emil Nolde - Der zwölfjährige Christus, Teil des linken Flügels des Altars Das Leben Christi (1912).jpg Emil Nolde - Auferstehung, Teil des rechten Flügels des Altars Das Leben Christi (1912).jpg Emil Nolde - Der ungläubige Thomas, Teil des rechten Flügels des Altars Das Leben Christi (1912).jpg

Gruppe 3

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Die in dieser Abteilung gezeigten Graphiken sind schlüssige Beweise für den politischen Hintergrund der Kunstentartung. Mit den Ausdrucksmitteln einer künstlerischen Anarchie wird hier die politische Anarchie als Forderung gepredigt. Jedes einzelne Bild dieser Gruppe ruft zum Klassenkampf im Sinne des Bolschewismus auf. Der schaffende Mensch soll durch eine grob tendenzielle Proletkunst gestärkt werden in der Überzeugung, daß er so lange ein in geistigen Ketten schmachtender Sklave bleiben wird, bis auch der letzte Besitzende, der letzte Nichtproletarier von der erhofften bolschewistischen Revolution beseitigt sein wird. Mit grauen und grünen Elendsgesichtern starren Arbeiter, Arbeiterfrauen und Arbeiterkinder dem Beschauer entgegen. Auf den Zeichnungen sind alle überhaupt nur vorstellbaren ‚Kapitalisten‘ und ‚Ausbeuter‘ dargestellt, wie sie sich höhnend über das Elend der schaffenden Menschen hinwegsetzen. Vom Fleischermeister bis zum Bankier sind alle diese ‚Sklavenhalter‘ dargestellt. Nur jene sicherlich damals auch nicht darbenden jüdischen Kunsthändler, die sich gerade an dieser Proletkunst nicht wenig bereicherten, sind auffälligerweise von den Klassenkampfmalern übersehen worden.

– Fritz Kaiser, Führer durch die Ausstellung Entartete Kunst, S. 10 f.[7]


Gruppe 4

„Gemalte Wehrsabotage – Beschimpfung des deutschen Helden des Weltkrieges“
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Auch diese Abteilung hat eine ausgeprägt politische Tendenz. Hier tritt die ‚Kunst‘ in den Dienst der marxistischen Propaganda für die Wehrpflichtverweigerung. Die Absicht tritt klar zutage: Der Beschauer soll im Soldaten den Mörder oder das sinnlose Schlachtopfer einer im Sinn des bolschewistischen Klassenkampfes ‚kapitalistischen Weltordnung‘ erblicken. Vor allem aber soll dem Volk die tief eingewurzelte Achtung vor jeder soldatischen Tugend, vor Mut, Tapferkeit und Einsatzbereitschaft ausgetrieben werden. So sehen wir in den Zeichnungen dieser Abteilung neben bewußt Abscheu erregenden Zerrbildern von Kriegskrüppeln und den mit aller Raffinesse ausgemalten Einblicken in Massengräber die deutschen Soldaten als Trottel, gemeine erotische Wüstlinge und Säufer dargestellt. Daß nicht nur Juden, sondern auch deutschblütige ‚Künstler‘ mit solch niederträchtigen Machwerken die feindliche Kriegsgreuelpropaganda, die damals schon als Lügengewebe entlarvt war, nachträglich auf diese Weise unaufgefordert erneut bestätigten, wird für immer ein Schandfleck der deutschen Kulturgeschichte bleiben.

– Fritz Kaiser, Führer durch die Ausstellung „Entartete Kunst“, S. 12 f.[7]


Gruppe 5

„Verhöhnung der deutschen Frau – Ideal: Kretin und Hure“
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Diese Abteilung der Ausstellung gibt einen Einblick in die moralische Seite der Kunstentartung. Für die darin vertretenen ‚Künstler‘ ist offensichtlich die ganze Welt ein einziges großes Bordell, und die Menschheit setzt sich für sie aus lauter Dirnen und Zuhältern zusammen. Es gibt unter dieser gemalten und gezeichneten Pornographie Blätter und Bilder, die man auch im Rahmen der Ausstellung ‚Entartete Kunst‘ nicht mehr zeigen kann, wenn man daran denkt, daß auch Frauen diese Schau besuchen werden. Es ist für jeden Menschen unseres heutigen Deutschlands völlig unbegreiflich, daß man vor wenigen Jahren noch, und zwar auch noch in den Zeiten der Zentrumsherrschaft unter Heinrich Brüning, so abgrundtiefe Gemeinheiten, so viel Verkommenheit und ein so eindeutig überführtes Verbrechertum unter der Devise ‚Freiheit der Kunst‘ ungehindert an die niedersten Instinkte des Untermenschentums appellieren ließ. Das aber darf nicht übersehen werden: Auch diese Seite der Kunstentartung geht letzten Endes auf eine politische Zielstellung zurück. Das ist schon daraus ersichtlich, daß fast alle diese Schweinerein auch eine deutliche marxistisch-klassenkämpferische Tendenz aufweisen. Immer wieder begegnet man Blättern, auf denen Wüstlinge der ‚besitzenden Klasse‘ und ihre Dirnen in Gegensatz gestellt sind zu den ausgehungerten Gestalten des im Hintergrund sich müde vorbeischleppenden ‚Proletariats". Auf anderen Zeichnungen wird die Dirne idealisiert und in Gegensatz gestellt zur Frau der bürgerlichen Gesellschaft, die nach Ansicht der Macher dieser ‚Kunst‘ moralisch viel verworfener ist als die Prostituierte. Kurzum: Das moralische Programm des Bolschewismus schreit in dieser Abteilung von allen Wänden.

– Fritz Kaiser, Führer durch die Ausstellung „Entartete Kunst“, S. 14 f.[7]


Gruppe 6

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Hier wird an einer größeren Zahl von Werken sichtbar gemacht, daß sich die entartete Kunst vielfach auch in den Dienst jenes Teils der marxistischen und bolschewistischen Ideologie gestellt hat, deren Ziel lautet: Planmäßige Abtötung der letzten Reste jedes Rassebewußtseins. Wurde in den Bildern der vorigen Abteilung die Dirne als sittliches Ideal hingestellt, so begegnen wir nun hier dem Neger und Südseeinsulaner als dem offensichtlichen rassischen Ideal der ‚modernen Kunst‘. Es ist kaum zu glauben, daß die Macher dieser Bildwerke in Deutschland oder in Europa ihre Heimat haben oder wenigstens damals noch hatten. Dabei ist allerdings zu betonen, daß auch diese Niggerkunst handwerklich so barbarisch ist, daß sich mancher Neger mit Recht dagegen auflehnen würde, in den dargestellten Gestalten Menschen seinesgleichen zu erblicken oder gar der Urheberschaft an solchen Bildwerken bezichtigt zu werden.

– Fritz Kaiser, Führer durch die Ausstellung „Entartete Kunst“, S. 16 f.[7]


Gruppe 7

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In dieser Abteilung der Ausstellung wird klargemacht, daß außer dem Neger als dem rassischen Ideal der damals ‚modernen‘ Kunst auch ein ganz besonderes geistiges Ideal vorschwebte, nämlich der Idiot, der Kretin und der Paralytiker. Auch wo sich diese ‚Künstler‘ selbst oder gegenseitig porträtierten, kommen dabei ausgesprochen kretinhafte Gesichter und Gestalten heraus. Das mag, den übrigen Werken nach zu schließen, nicht immer ein grundsätzlicher Verzicht auf Ähnlichkeit sein. Sicher aber ist, daß jedes stupid-idiotenhafte Gesicht die hier vertretenen ‚Modernen‘ besonders zum Schaffen angeregt hat. Anders wäre es nicht zu erklären, daß auch diese Abteilung der Ausstellung in Plastik, Graphik und Malerei so umfangreich ist. Hier sind menschliche Figuren zu sehen, die wahrhaftig mit Gorillas mehr Ähnlichkeit haben als mit Menschen. Hier gibt es Porträts, gegen die die ersten geschichtlich bekannten Versuche der Menschendarstellung in steinzeitlichen Höhlen reife Meisterwerke sind. Aber auch für solche Schauerstücke wurden, wie die Ankaufspreise ausweisen, noch vor wenigen Jahren höchste Preise verlangt und bezahlt.

– Fritz Kaiser, Führer durch die Ausstellung „Entartete Kunst“, S. 18 f.[7]


Gruppe 8

„Offenbarung der jüdischen Rassenseele – Aufmarschplan der Kulturbolschewaren“
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In einem kleinen Raum sind hier der Abwechslung halber einmal nur Juden vertreten. Damit keine Mißverständnisse entstehen. Daß es sich hier nur um eine kleine Auswahl aus den zahlreichen jüdischen Machwerken handelt, die die Ausstellung insgesamt zeigt. Die großen ‚Verdienste‘, die sich die jüdischen Wortführer, Händler und Förderer der entarteten Kunst zweifellos erworben haben, rechtfertigt zur Genüge diese ‚Sonderehrung‘. Hier findet sich unter anderem auch ‚Der neue Mensch‘, wie ihn sich Jud Freundlich erträumt hat. Dort stehen und hängen auch noch andere plastische und gemalte Wüstenträume herum, denen gegenüber Worte versagen müssen.

– Fritz Kaiser, Führer durch die Ausstellung „Entartete Kunst“, S. 20 f.[7]



Gruppe 9

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Dieser Abteilung kann man nur die Überschrift ‚Vollendeter Wahnsinn‘ geben. Sie nimmt den größten Teil der Ausstellung ein und enthält einen Querschnitt durch die Ausgeburten sämtlicher ‚Ismen‘, die Flechtheim, Wollheim und Cohnsorten im Laufe der Jahre ausgeheckt, gefördert und verramscht haben. Auf den Bildern und Zeichnungen dieses Schauerkabinetts ist meistens überhaupt nicht mehr zu erkennen, was den kranken Geistern vorschwebte, als sie zu Pinsel oder Stift gegriffen. Der eine[11] ‚malte‘ schließlich nur noch mit dem Inhalt von Mülleimern. Ein anderer begnügte sich mit drei schwarzen Linien und einem Stück Holz auf einem großen weißen Untergrund. Ein Dritter [12] hatte die Erleuchtung, ‚Einige Kreise‘ auf zwei Quadratmeter Leinwand zu malen. Ein Vierter[13] verbrauchte nacheinander für drei Selbstbildnisse gut drei Kilogramm Farbe, da er sich nicht einig werden konnte, ob sein Kopf grün oder schwefelgelb, rund oder eckig, seine Augen rot oder himmelblau oder sonst etwas sind. In dieser Gruppe des Wahnsinns pflegen die Ausstellungsbesucher nur noch den Kopf zu schütteln und zu lachen. Sicher nicht ohne Grund. Aber wenn man bedenkt, daß auch all diese ‚Kunstwerke‘ nicht etwa aus verstaubten Ecken verlassener Ateliers, sondern aus den Kunstsammlungen und Museen der großen deutschen Städte herausgeholt wurden, wo sie teilweise noch in den ersten Jahren nach der Machtergreifung hingen und der staunenden Mitwelt dargeboten wurden, dann kann man nicht mehr lachen: dann kann man nur mit der Wut darüber kämpfen, daß mit einem so anständigen Volk wie dem deutschen überhaupt einmal so Schindluder getrieben werden konnte.

– Fritz Kaiser, Führer durch die Ausstellung „Entartete Kunst“, S. 22 f.[7]


Auf der Ausstellung vertretene Erzeuger

Adler, Jankel
Barlach, Ernst
Bauer, Rudolf
Bauknecht, Philipp
Baum, Otto
Baumeister, Willi
Bayer, Herbert
Beckmann, Max
Belling, Rudolf
Bindel, Paul
Brün, Theo
Burchartz, Max
Burger-Mühlfeld, Fritz
Camenisch, Paul
Caspar, Karl
Caspar-Filser, Maria
Cassel, Pol
Chagall, Marc
Corinth, Lovis
Davringhausen, Heinrich
Dexel, Walter
Diesner, Johannes
Dix, Otto
Drexel, Hans Christoph
Dreisch, Johannes
Eberhard, Heinrich
Ernst, Max
Feibusch, Hans

Feininger, Lyonel
Felixmüller, Conrad
Freundlich, Otto
Fuhr, Xaver
Gies, Ludwig
Gilles, Walter
Gleichmann, Otto
Grossmann, Rudolph
Grosz, George
Grunding, Hans
Haizmann, Richard
Hausmann, Raoul
Hebert, Guido
Heckel, Erich
Heckrott, Wilhelm
Heemskerck, Jacoba van
Heister, Hans Seibert von
Herzog, Oswald
Heuser, Werner
Hoerle, Heinrich
Hoefer, Karl
Hoffman, Eugen
Itten, Johannes
Jawlensky, Alexej von
Johansen, Eric
Kallmann, Hans Jürgen
Kandinsky, Wassily
Katz, Hans

Kirchner, Ernst Ludwig
Klee, Paul
Klein, Cesar
Kleinschmidt, Paul
Kokoschka, Oskar
Lange, Otto
Lehmbruck, Wilhelm
Lissitzky, El
Lüthy, Oskar
Marc, Franz
Marcks, Gerhard
Matare' Ewald
Meidner, Ludwig
Metzinger, Jean
Mitschke-Collande, Constantin von
Moholy-Nagy, Laszlo
Moll, Margarethe
Moll, Oskar
Molzahn, Johannes
Mondrian, Piet
Muche, George
Meuller, Otto
Nagel, Erich
Nauen, Heinrich
Nay, Ernst Wilhelm
Neistrath, Karel
Nolde, Emil
Pankok, Otto

Pechstein, Max
Watenphul, Max Peiffer
Purrmann, Hans
Rauh, Max
Richter, Hans
Röder, Emy
Rohlfs, Christian
Scharff, Edwin
Schlemmer, Oskar
Schlichter, Rudolph
Schmidt-Rottluff, Karl
Scholz, Werner
Schreyer, Lothar
Schubert, Otto
Schwitters, Kurt
Segall, Lasar
Skade, Friedrich
Stukenberg, Friedrich
Thalheimer, Paul
Tietz, Johannes
Topp, Arnold
Völker, Karl
Voll, Christoph
Wauer, William
Wollheim, Gert

Termine der Ausstellung „Entartete Kunst“

  • Dessau, Anhaltische Gemäldegalerie, 19.9.1937 – 3.10.1937

Vorhergehende Ausstellungen

  • Entartete Kunst, Dresden, Neues Rathaus, Lichthof, 23.9.1933 – 18.10.1933
  • Entartete Kunst, Hagen, Beginn: 11.2.1934
  • Entartete Kunst, Nürnberg, Städtische Galerie, 7.9.1935 – 21.9.1935
  • Entartete Kunst, Dortmund, Haus der Kunst, 11.11.1935 – 8.12.1935
  • Entartete Kunst, München, Alte Polizeidirektion, 4.3.1936 – 31.3.1936
  • Entartete Kunst, Darmstadt, Kunstverein, Kunsthalle, Beginn: 20.6.1936
  • Entartete Kunst, Frankfurt am Main, Volksbildungsheim, 1.9.1936 – 30.9.1936
  • Entartete Kunst, Koblenz, NS-Kulturgemeinde, 5.1.1937 – 8.2.1937
  • Schaufenster (März 1933), Dessau, Der Mitteldeutsche, Anhaltische Tageszeitung, 1933
  • „Kulturbolschewistische Bilder“, Mannheim, Städtische Kunsthalle, 4.4.1933 – 5.6.1933
  • „Kunst, die nicht aus unserer Seele kam“, Chemnitz, Städtisches Museum , 14.5.1933 – 06/1933
  • „Novembergeist - Kunst im Dienste der Zersetzung 2“, Bielefeld, Städtisches Museum, 20.8.1933 – 18.9.1933
  • „Kunst der Geistesrichtung 1918–1933“, Breslau, Schlesisches Museum der bildenden Künste, Beginn: 17.12.1933
  • „Schreckenskammer“ / Sonderraum Entartete Kunst, Halle, Städtisches Museum für Kunst und Kunstgewerbe, 27.11.1935 – 25.7.1937
  • Der ewige Jude, München, Deutsches Museum, Bibliotheksbau, 8.11.1937 – 31.1.1938

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte

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‚Kunstwerke‘, die an sich nicht verstanden werden können, sondern als Daseinsberechtigung erst eine schwulstige Gebrauchsanweisung benötigen, um endlich jenen Verschüchterten zu finden, der einen so dummen oder frechen Unsinn geduldig aufnimmt, werden von jetzt ab den Weg zum deutschen Volke nicht mehr finden!

– Adolf Hitler, Eröffnungsrede zur Ersten Großen Deutschen Kunstaustellung, 18. Juli 1937





Literatur

  • 96-book.png PDF Fritz Kaiser: Führer durch die Austellung „Entartete Kunst“ 1937
  • Entartete Kunst – Ausstellungsführer (deutsch-englischer Neudruck, 74 S.) Bestellmöglichkeit
  • Adolf Dresler: Deutsche Kunst und Entartete „Kunst“, Deutscher Volksverlag, München 1938

Siehe auch

Verweise

Fußnoten

DBEK: Datenbank zum Beschlagnahmeinventar der Aktion „Entartete Kunst“, Forschungsstelle „Entartete Kunst“, FU Berlin
  1. Zit. n. Uwe Fleckner: Angriff auf die Avantgarde: Kunst und Kunstpolitik im Nationalsozialismus. Schriften der Forschungsstelle ‚Entartete Kunst‘, Forschungsstelle Entartete Kunst Berlin, Akademie Verlag, 2007, ISBN 3050040629, S. 98
  2. Manfred Overesch: Das III. Reich 1933–1939: Eine Tageschronik der Politik, Wirtschaft, Kultur, Weltbild Verlag, Augsburg 1982, Ausgabe 1990; S. 378
  3. Zit. n. Uwe Fleckner: Angriff auf die Avantgarde: Kunst und Kunstpolitik im Nationalsozialismus. Schriften der Forschungsstelle „Entartete Kunst“, Forschungsstelle Entartete Kunst Berlin, Akademie Verlag, 2007, ISBN 3050040629, S. 104
  4. So z. B. bei Wikipedia
  5. Andreas Hüneke: Die Nazis hatten kein klares Konzept, Die Welt, 19. Juli 2007
  6. 96-book.png Google-BücherUwe Fleckner: Angriff auf die Avantgarde: Kunst und Kunstpolitik im Nationalsozialismus. Schriften der Forschungsstelle „Entartete Kunst“, Forschungsstelle Entartete Kunst Berlin, Akademie Verlag 2007, S. 98 f., ISBN 3050040629
  7. 7,0 7,1 7,2 7,3 7,4 7,5 7,6 7,7 7,8 96-book.png PDF Fritz Kaiser: Führer durch die Ausstellung „Entartete Kunst“ 1937
  8. 8,0 8,1 96-book.png Google-BücherUwe Fleckner: Angriff auf die Avantgarde: Kunst und Kunstpolitik im Nationalsozialismus. Schriften der Forschungsstelle „Entartete Kunst“, Forschungsstelle Entartete Kunst Berlin, Akademie Verlag 2007, S. 126 f., ISBN 3050040629
  9. DBEK: EK-Nr. 16031
  10. DBEK: EK_Nr. 6544
  11. Gemeint ist Kurt Schwitters
  12. Kandinsky
  13. Gemeint ist Wilhelm Morgner
  14. 14,0 14,1 14,2 14,3 14,4 14,5 14,6 96-book.png Google-BücherUwe Fleckner: Angriff auf die Avantgarde: Kunst und Kunstpolitik im Nationalsozialismus. Schriften der Forschungsstelle „Entartete Kunst“, Forschungsstelle Entartete Kunst Berlin, Akademie Verlag 2007, S. 135 f., ISBN 3050040629
  15. DBEK: EK-Nr. 17386-E
  16. DBEK: EK-Nr. 17384-E
  17. DBEK: EK-Nr. 16308
  18. DBEK: EK-Nr. 12622
  19. DBEK: EK-Nr. 3698
  20. DBEK: EK-Nr. 15974
  21. DBEK: EK-Nr. 24085
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