1. SS-Panzer-Division „Leibstandarte-SS Adolf Hitler“

Die Leibstandarte-SS „Adolf Hitler“, kurz LSSAH oder auch LAH, war ein Adolf Hitler persönlich unterstellter Truppenverband der SS, die Leibgarde des Führers. Die Standarte stellte in der Epoche des Nationalsozialismus das Wachpersonal für Regierungsmitglieder und Regierungsgebäude.
Inhaltsverzeichnis
Erläuterung
Sie hatte ihren Sitz in der nach dem Ersten Weltkrieg als „Kaserne Königlich-Preußische Hauptkadettenanstalt Berlin-Lichterfelde“ umgebauten ehemaligen Kadettenanstalt in Berlin Lichterfelde-West, wo auch die Ausbildung der Rekruten stattfand. Zusammen mit den Politischen Bereitschaften bildete die Leibstandarte die SS-Verfügungstruppe, aus der 1940 die Waffen-SS hervorging.
Die Ritterkreuzträger der 1. SS-Panzer-Division „Leibstandarte-SS Adolf Hitler“ gehörten zu den höchstdekorierten Soldaten des Zweiten Weltkrieges. Aufgrund der überdurchschnittlichen Körpergröße der Angehörigen der Leibstandarte wurden diese oftmals als Statisten in den Filmstudios Babelsberg eingesetzt. Ihre Rollen waren überwiegend jene von Soldaten.
Namensentwicklung
- SS-Stabswache Berlin 17. März 1933
- SS-Sonderkommando Berlin – 8. Mai 1933
- SS-Sonderkommando Zossen – 10. Mai 1933
- SS-Sonderkommando Jüterbog – 8. Juli 1933
- „Adolf Hitler“-Standarte – 3. September 1933 (auf zwei Bataillone verstärkt)
- Leibstandarte „Adolf Hitler“ – 8. November 1933
- Leibstandarte SS „Adolf Hitler“ – 13 April 1934
- Infanterie-Regiment (motorisiert) „Leibstandarte SS Adolf Hitler“ – 12. June 1939
- verstärkte „Leibstandarte SS Adolf Hitler“ – 1940
- am 13. August 1940 erging der Befehl, die Leibstandarte auf Brigadestärke aufzustocken; rund 6.500 Mann
- SS-Division (motorisiert) „Leibstandarte SS Adolf Hitler“ – 15. Juli 1941
- nach dem Balkanfeldzug in den Raum Gaya verlegt, etwa 100 km nördlich von Wien, wo sie aufgefrischt und weiter verstärkt wurde; erreichte beinahe Divisionsstärke,[1] dann unvollendet und bei Abbruch der Ausbildung Einsatz beim Unternehmen „Barbarossa“
- nach manchen Quellen erst Sommer 1942 vollständig aufgestellt und derart (als SS-Division) bezeichnet,[2] da die Brigade erst von der Ostfront herausgelöst werden mußte (Transport nach Frankreich), allerdings wurde Sepp Dietrich schon 1941 bei der Eichenlaubverleihung als Kommandeur der SS-Division (mot.) „LSSAH“ geführt
- SS-Panzergrenadier-Division „Leibstandarte SS Adolf Hitler“ – 24. November 1942 (mit Wirkung vom 9. November)
- 1. SS-Panzer-Division „Leibstandarte SS Adolf Hitler“ – 22. Oktober 1943
Chronik

Ursprung
Ursprung der Leibstandarte war die SS-Stabswache Berlin, die am 17. März 1933 aufgestellt wurde und 117 ausgesuchte Angehörige (viele waren schon 1923 Angehörige des Stoßtrupps „Adolf Hitler“) hatte. Schon im Mai 1933 war die Stabswache als „SS-Sonderkommando Zossen“ bekannt, im Juni 1933 dann als „SS-Sonderkommando Jüterbog“; im September 1933 auf dem NSDAP-Parteitag erhielt sie die offizielle Bezeichnung Leibstandarte „Adolf Hitler“ und wurde als Garde des Führers am 9. November 1933, dem Jahrestag des Marsches auf die Feldherrnhalle, auf Hitler persönlich vereidigt.
„LSSAH“ als stehender militärischer Verband
Aufgestellt wurde die SS-Standarte „LSSAH“ als stehender militärischer Verband am 15. August 1938 in Berlin-Lichterfelde. Die Bataillone hießen Sturmbann und die Kompanien Sturm. Anfang 1939 erhielt die Standarte den Namen SS-Infanterie-Regiment „Leibstandarte-SS Adolf Hitler“ (mot.).
Nach dem Westfeldzug 1940 wurde im August 1940 in Metz (Winterquartier der Leibstandarte) als verstärkte Leibstandarte-SS „Adolf Hitler“ (mit der Stärke einer Brigade) um einen neuen IV. Sturmbann (17.–20. Sturm) und Brigadetruppen erweitert. Nach manchen Quellen wurde die LSSAH schon im Sommer 1941 nach dem Balkanfeldzug im Rahmen des XXXX. Armeekorps zur motorisierten Division ausgebaut.
Neugliederung
Am 21. Februar 1942 befahl Hitler, bis zum 1. März 1942 auf dem Truppenübungsplatz Sennelager die Auffrischung und Neugliederung der Leibstandarte so vorzubereiten, daß sie jederzeit kurzfristig durchgeführt werden konnte. Das V. Bataillon war dazu heranzuziehen, das schwere Bataillon in Panzerjäger-Abteilung und die Abteilung Schönberger in Sturmgeschütz-Abteilung umzubilden.
Eine neue Panzer-Abteilung (mit 3 mittl. Panzer-Kompanien) war am 1. Februar 1942 in Wildflecken bis Ende März aufzustellen. Da die Leibstandarte jedoch in Südrußland eingesetzt blieb und auch das V. Bataillon im April und Mai 1942 bei der 18. Armee vor Leningrad eingesetzt war und erst im Juni zur Heeresgruppe Süd abtransportiert wurde, kam es erst am 15. Juli 1942 zur Verstärkung auf eine SS-Division (motorisiert) „Leibstandarte-SS Adolf Hitler“, die dann am 24. November 1942 mit Wirkung vom 9. November in Panzer-Grenadier-Division „Leibstandarte-SS Adolf Hitler“ umbenannt wurde.
An Stelle des mobil gewordenen V. Bataillons/LSSAH war am 15. Januar 1942 ein VII. Bataillon LSSAH als Wachtruppe in Berlin neu gebildet worden. Es wurde im Herbst 1943 jedoch zur Auffrischung der Division verwendet.
Schwere Panzer-Abteilung
1943 erhielt die Division ebenfalls eine Tigerkompanie (im SS-Panzer-Regiment 1) als Schwere Panzer-Abteilung.
Endlich SS-Panzer-Division
Am 20. bzw. 22. Oktober 1943 erfolgte im Zuge der Durchnumerierung der SS-Divisionen die letzte Umbenennung in 1. SS-Panzer-Division „Leibstandarte SS Adolf Hitler“.
Feldzüge und Kriegsfronten

Bei ihren Kriegseinsätzen war die Leibstandarte der Führung der Wehrmacht unterstellt. Es waren im einzelnen:
- September 1939: Polenfeldzug (17. Infanterie-Division, ab 9. September 1939 4. Panzer-Division)
- Mai/Juli 1940: Westfeldzug 1940 (ab 13. Mai 9. Panzer-Division, 24. Mai Panzergruppe „von Kleist“ bei der 1. Panzer-Division, 9. Juni XXXXIV. Armeekorps, 12. Juni 9. Panzer-Division, 4. Juli Armeeoberkommando 12)
- März/April 1941: Krieg auf dem Balkan (XXXX. AK, unter Generalfeldmarschall Wilhelm List, 12. Armee).
- Juli 1941 bis Juli 1942: Teilnahme am Rußlandfeldzug (dem XIV. Panzerkorps unterstellt, danach dem III. AK, motorisiert, unter Generalfeldmarschall Walter von Reichenau)
- August 1942: in Frankreich stationiert, unter Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt
- Januar bis März 1943: Sowjetunion (Schlacht um Charkow), unter Generaloberst Heinz Guderian und Generaloberst Hermann Hoth
- Juni bis Juli 1943: Sowjetunion (Schlacht bei Kursk), unter Generalfeldmarschall Erich von Manstein
- August bis November 1943: Italien (10. Armee, General der Panzertruppe Heinrich von Vietinghoff)
- November 1943 bis April 1944: Sowjetunion (Schlacht am Dnepr und Dnepr-Karpaten-Operation), unter Generalfeldmarschall von Manstein
- Juni bis September 1944: Frankreich (Normandie), unter Generalfeldmarschall Erwin Rommel
- Dezember 1944 bis Januar 1945: Frankreich/Belgien (Ardennenoffensive), unter Generalfeldmarschall Walter Model
- Januar bis Mai 1945: Ungarn und Österreich (Schlacht um Wien) (6. Panzer-Armee, General der Panzertruppe Hermann Balck)
- März bis Mai 1945: Schlacht um Berlin (General der Artillerie Helmuth Weidling) als Teil des I. SS-Panzer-Korps „Leibstandarte-SS Adolf Hitler“
- Hierbei handelt es sich um den verschwindend kleinen Rest der Division bzw. des Korps, der nicht in Ungarn war und zur Verteidigung von Berlin abgestellt war.
Endkampf
Nachdem die Leibstandarte bei der Plattenseeoffensive gescheitert war, ging es darum, mit den kläglichen Resten der Division Wien zu verteidigen, aber gegen die Massen der Roten Armee hatten sie letztlich nie eine Chance. Während der Nacht vom 7. auf den 8. Mai 1945 verließ die Leibstandarte den Raum zwischen Lilienfeld und Pernitz und bewegte sich durch Scheibbs nach Waidhofen an der Ybbs, Steyr und überquerte dann die Enns.
Der letzte Funkspruch

Ein Soldat der Leibstandarte schrieb über die Kapitulation am 9. Mai:
- „Am 8. Mai hatte ich noch einen Funkspruch bekommen: Auf Straße Ybbs – Waidhofen sammeln. Das war mein letzter Funkspruch. Das Gefühl, daß der Krieg aus war, war ganz mies innerhalb des Nachrichtenzuges. Man war eben geschlagen. Vorher hat man noch immer Hoffnung gehabt, daß noch alles gut geht. Zum Schluß wußten wir, daß es dem Ende zugeht. Auf dem Weg zum Enns Fluß verliert der 1 to. Funk-SPW (Sd.Kfz. 250/5) eine Kette. Er und seine Besatzung sind gezwungen, das Fahrzeug zu sprengen. Wir hatten einen Schirrmeister dabei und haben dann einen Lkw. flott gemacht – bei dem Wagen waren nur die Zündkabel durchgeschnitten. Damit sind wir dann auch in Gefangenschaft gegangen. In Mauerkirchen trafen wir auf die Amis. Wir sind in einer langen Kolonne gefahren. Niemand wußte wohin. Bekannt war nur: in Richtung Ami. Wem der Sprit ausging, der wurde zum Fußgänger. Für mich war es in Gaming. Man hat sich halt in die große Kolonne eingereiht und ist marschiert, marschiert. Irgendwann waren wir an der Enns, die als Demarkationslinie zwischen Ami und Russe vereinbart sein sollte. Wir sind abends gegen 19.00 Uhr bei Losenstein über eine schmale Brücke gegangen. Unmittelbar dahinter war ein großes Sägewerk. Hier haben wir die letzte Nacht in Freiheit auf hohen Holzstapeln geschlafen. Als wir in Gefangenschaft fuhren, da standen überall Schilder. Da stand drauf: Marschrichtung 6. Armee. Da ging das Gerücht um, wir würden wieder eingesetzt mit dem Amerikaner zusammen gegen den Russen.“
Organisation und Entwicklung
Gliederung

Leibstandarte-SS „Adolf Hitler“ (LSSAH) – 1940
- I. Sturmbann
- II. Sturmbann
- III. Sturmbann
- IV. Wachtbataillon
- Artillerie-Regiment
- Panzerspäh-Zug
- Nachrichtenzug
- Nachrichtensturmbann
- Kradmeldezug
- Kraderkundungszug
- Pionierzug
- Pioniersturm
- Panzer-Sturm-Batterie
- Musik-Zug
- Leichte Infanterie-Kolonne
SS-Panzergrenadier-Division „Leibstandarte-SS Adolf Hitler“ – 1942
- Infanterie-Regiment 1 LSSAH
- Infanterie-Regiment 2 LSSAH
- Panzer-Abteilung LSSAH
- Artillerie-Regiment LSSAH
- Aufklärungs-Abteilung LSSAH
- Panzerjäger-Abteilung LSSAH
- Sturmgeschütz-Abteilung LSSAH
- Flak-Abteilung LSSAH
- Pionier-Bataillon LSSAH
- Panzer-Nachrichten-Abteilung LSSAH
- Versorgungs-Einheiten LSSAH

1. SS-Panzer-Division „Leibstandarte-SS Adolf Hitler“ (1943)
1. SS-Panzer-Division „Leibstandarte-SS Adolf Hitler“ (Gliederung 1944 Westfront)
- SS-Panzer-Regiment 1
- SS-Panzergrenadier-Regiment 1 „L. A. H.“
- SS-Panzergrenadier-Regiment 2 „L. A. H.“
- SS-Panzer-Artillerie-Regiment 1
- SS-Flak Artillerie-Abteilung 1
- SS-Nebelwerfer-Abteilung 1 (ab September 1944)
- SS-Sturmgeschütz-Abteilung 1
- SS-Panzer-Aufklärungs-Abteilung 1
- SS-Panzerjäger-Abteilung 1
- SS-Panzer-Pionier-Bataillon 1
- SS-Panzer-Nachrichten-Abteilung 1
- SS-Versorgungs-Einheiten 1
- SS-Feldersatz-Bataillon 1 (ab Oktober 1944)
Personen
Kommandeure
- 15. August 1938 bis 4. Juli 1943: SS-Oberst-Gruppenführer und Generaloberst der Waffen-SS Josef Dietrich
- 4. Juli 1943 bis 20. August 1944: SS-Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS Theodor Wisch
- 20. August 1944 bis 6. Februar 1945: SS-Standartenführer (ab 4. November 1944 SS-Oberführer) Wilhelm Mohnke
- 6. Februar 1945 bis 8. Mai 1945: SS-Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS Otto Kumm
Bekannte Angehörige

- Hans Behrend
- Otto Beisheim, SS-Kanonier und Metro-Konzern-Gründer
- Josef Dietrich
- Herbert Döhring, Hausverwalter von Hitlers Berghof
- Kurt Gildisch, SS-Führer
- Otto Günsche, SS-Führer beim Führer-Begleit-Kommando und letzter persönlicher Adjutant Hitlers
- Klaus Havenstein, Schauspieler
- Hugo Kraas, SS-Führer
- Johann Kreye, Soldat der Flak-Abteilung der LSSAH
- Theo M. Loch, SS-Obersturmführer und Journalist
- Kurt Meyer
- Rochus Misch, ein Leibwächter Hitlers – in Dokumentationen wird er als „Funker Hitlers“ bezeichnet.
- Wilhelm Mohnke, SS-Führer
- Joachim Peiper, SS-Führer
- Otto Reich, SS-Führer
- Hans-Albin Freiherr von Reitzenstein, SS-Führer
- Franz Schönhuber, Politiker der Republikaner und DVU
- Heinrich Schütz
- Herbert Schweiger, Buchautor
- Bernhard Siebken, SS-Führer
- Karl-Heinz Spilker, SS-Obersturmführer, ehemaliges Mitglied des Bundestages (für die CSU)
- Wolfgang Venohr, patriotischer Journalist und Sachbuchautor
- Herbert Walther, SS-Untersturmführer der Waffen-SS und Sachbuchautor
- Fritz Witt
- Michael Wittmann, SS-Hauptsturmführer der Waffen-SS
- Heinz von Westernhagen, SS-Obersturmbannführer der Waffen-SS
Siehe auch
- Musikkorps der Leibstandarte-SS „Adolf Hitler“
- Führer-Begleit-Kommando
- Ritterkreuzträger der 1. SS-Panzer-Division „Leibstandarte-SS Adolf Hitler“
- Panzertruppe der Wehrmacht und Waffen-SS
Literatur
- Patrick Agte: Michael Wittmann, erfolgreichster Panzerkommandant im Zweiten Weltkrieg, und die Tiger der Leibstandarte SS Adolf Hitler (Klappentext)
- Sepp Dietrich: Fotomappe: Soldaten der Leibstandarte SS Adolf Hitler (mit Zip gepackte PDF-Datei)
- Günther Honolka: Drei von der Leibstandarte – Erlebnisse im Polenfeldzug (1941, 158 S., Scan, Fraktur).pdf
- Rudolf Werner:[3] Vom Wachbataillon bis in den Kessel von Halbe, 2017
Verweise
- 1. SS-Panzer-Division Leibstandarte-SS Adolf Hitler
- Richtigstellungen zur Zeitgeschichte: Über die Leibstandarte
- Lexikon der Wehrmacht: 1. SS Panzer-Division „Leibstandarte SS Adolf Hitler“
Filmbeiträge
Fußnoten