Wien-Film
Die Wien-Film GmbH war eine große deutsche Filmproduktionsgesellschaft, die 1938 aus der Tobis-Sascha-Filmindustrie AG hervorging und bis 1985 bestand. Das Unternehmen befand sich bis 1945 im Besitz der der deutschen Reichsfilmkammer unterstehenden Cautio Treuhandgesellschaft und zeichnete für fast die gesamte Filmproduktion auf ostmärkischem Gebiet verantwortlich.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Geschichte
- 2 Ateliereinrichtungen
- 3 Die obersten Herrn der Wien-Film
- 3.1 Die Regisseure der Wien-Film
- 3.2 Die Darsteller der Wien-Film
- 3.3 Die Darstellerinnen der Wien-Film
- 3.4 Die Autoren der Wien-Film
- 3.5 Die Dramaturgen der Wien-Film
- 3.6 Die Kameraleute der Wien-Film
- 3.7 Die Architekten der Wien-Film
- 3.8 Die Komponisten der Wien-Film
- 3.9 Die Produktionsleiter der Wien-Film
- 3.10 Die kaufmännischen Angestellten der Wien-Film
- 3.11 Die technischen Leiter der Wien-Film
- 4 Produktionen
Geschichte
Der Wiener Film entstand mit wenigen rühmlichen Ausnahmen unter Produzenten, die Heurigengeselligkeit, Walzertraum, Leichtsinn, Liebe und Nichtstun skrupellos mischten und dem gedankenlosen Kinobesucher als Spiegelbild eines ganzen Volkes anboten. Mit dem Anschluß der Ostmark an das Deutsche Reich wurde diesem Treiben der Geschäftemacherei um jeden Preis ein Ende gesetzt.
In den Jahren vor dem Umbruch war die gesamte Wiener Filmproduktion in jüdischen Händen. Auch die Verwaltung und Vermietung des Ateliers stand unter jüdischem Einfluß. Die Deutsche Tobis kämpfte dagegen innerhalb der Tobis-Sascha Filmindustrie A.G. einen erbitterten Kampf. Doch erst mit dem Augenblick, in dem der Reichstreuhänder für das Filmwesens, der Bürgermeister Dr. h. c. Max Winkler, mit der Geschäftsführung der Tobis-Sascha-Filmindustrie AG Ing. Fritz Hirt betraute, wurde dieser Clique das Handwerk gelegt. Als sein Ing. Fritz Hirt auch den jüdischen Produzenten den Kampf ansagte, war die Voraussetzung gegeben, den Kampf zu gewinnen. Die auf Probleme der Geschäftsleitung dieses umgestalteten Unternehmens in Wien reiften in der Stunde der nationalen Befreiung zur Tat. Das Unternehmen wuchs nun unter dem reichsdeutschen Einfluß so rasch, daß zu seiner Erweiterung des Vorstandes geschritten werden mußte. Für die künstlerische Gestaltung konnte der bekannte und erfolgreiche Regisseur Karl Hartl als Vorstandsmitglied gewonnen werden, der seinerzeit den Produktionsgruppenleiter Erich von Neusser als stellvertretenden Produktionschef verpflichtete. Für die finanzielle Führung wurde Direktor Paul Hach berufen. Als äußeres Zeichen dieses Sieges wurde die Tobis-Sascha-Filmindustrie AG in Wien-Film Gesellschaft m.b.H. umgewandelt und damit der Grundstein dieses damals so bekannten Filmstudios gelegt.
Dank der Großzügigkeit, mit der bei seinem ersten Besuch der Schirmherr des deutschen Films, Reichsminister Dr. Goebbels, weitschauend die Zukunftsaufgaben des jüngsten deutschen Filmunternehmens umriß, entstand binnem kurzem in Wien eine neue Stätte für den deutschen Film. Neben Berlin und München war Wien nun eine weitere Keimzelle der deutschen Filmkunst.
Die Zahl der Gefolgschaftsmitglieder stieg bereits im ersten Jahr um mehr als das doppelte. Der Bau neuer Ateliergruppen, die Errichtung eines Gefolgschafts- und Verwaltungsgebäudes sowie die Neugestaltung der Heiz- und Kraftzentrale sollten den Weg in die Zukunft kennzeichnen und den Umfang der Führerschaft wesentlich erweitern. In der Spielfilmproduktion der neuen Gesellschaft dominierten die österreichischen Themen, ihr Markenzeichen war der ausstattungsträchtige Wiener Film, der meist vergangene Zeiten portraitierte. Ab 1943/44 produzierte die Wien-Film auch Farbfilme, ein Privileg, das bis dahin der UFA vorbehalten gewesen war. Daneben produzierte die Wien-Film auch Kulturfilme.
Neben der Spielfilm- und Kulturfilmproduktion konzentrierte sich die Wien-Film auch auf den Betrieb von Kinos. Österreichweit gehörten 14 Kinos in Wien, Berndorf, Linz, Steyr und Steyrermühl dazu. In Wien waren es die Kinos „Scala“, „Apollo“, „Busch“ und „UFA-Ton“, die für Uraufführungen genutzt wurden. Betrieben wurden die ehemals in Besitz der Wiener Kinobetriebsanstalt (Kiba) und der UFA befindlichen Kinos unter der neu gegründeten „Ostmärkischen Filmtheater Betriebsgesellschaft m.b.H.“
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Wien-Film als „deutsches Eigentum“ von den Alliierten beschlagnahmt. Nachdem Wien in vier Besatzungszonen aufgeteilt worden war, stand zudem fest, daß die Filmstudios in Sievering sowie die Zentrale in der Siebensterngasse der amerikanischen Besatzung zugeordnet waren, während die Rosenhügel-Filmstudios im sowjetischen Sektor lagen. Die Sievering-Filmstudios sollten von den VS-Amerikanern liquidiert werden. Die Vereinigten Staaten verfolgten zudem das Interesse, den Hollywood-Produktionen keine Konkurrenz machen zu lassen.
Ende 1945 wurde der ehemalige Wien-Film-Produktionsleiter Karl Hartl zum Geschäftsführer ernannt. Während die Sowjets nach den Bestimmungen des Potsdamer Abkommens sämtliche ehemals „deutsche“ Unternehmungen als Reparation übernahmen, verzichteten die westlichen Besatzungsmächte VSA, Frankreich und Großbritannien auf diese Maßnahme. Dies bedeutete für die neu gegründete Wien-Film, daß sie mit den Filmstudios in Sievering und Schönbrunn weiterarbeiten konnte, jedoch auf die Rosenhügel-Filmstudios verzichten mußte. Diese wurden in die sowjetische USIA eingegliedert und als „Wien-Film am Rosenhügel“ weiterbetrieben. Am 21. August 1945 unterzeichneten die Wien-Film und das Staatsamt für Wiederaufbau einen Vertrag zu einem Dokumentarfilm über die Restaurationsarbeiten in Wien.
Nach dem Staatsvertrag 1955 ging die Gesellschaft in Bundesbesitz über. Da die Eigenproduktion und auch die Vermietung der Ateliers immer mehr an Rentabilität verloren, wurde die Wien-Film als staatliche Gesellschaft 1985 aufgelöst. Erhalten blieb nur eine Nachfolgefirma zur Bewahrung früherer Produktionen.
Ateliereinrichtungen
Als Filmateliers konnten die einzigen zwei Großanlagen Österreichs, die ehemaligen Sascha-Film-Studios in Sievering sowie die ehemaligen Vita-Film-Ateliers am Rosenhügel herangezogen werden. Hinzu kamen auch das kleine ehemalige Wiener Kunstfilm-Atelier am Bauernmarkt im Wiener Gemeindebezirk und das ebenfalls kleine Atelier in Schönbrunn.
In drei Jahren Bauzeit wurde von 1939 bis 1941 neben den Rosenhügel-Ateliers ein Synchronhallenkomplex mit einer großen und einer kleinen Synchronisationshalle, Schneideräumen und Büros errichtet.
Die obersten Herrn der Wien-Film
Paul Hach
DirektorFritz Hirt
BetriebsführerKarl Hartl
ProduktionschefErich von Neusser
Stellvertretender Betriebsführer
Die Regisseure der Wien-Film
Geza von Bolvary, Géza von Cziffra, E. W. Emo, Willi Forst, Karl Hartl, Heinz Helbig, Karl Köstlin, Gerhard Lamprecht, Ernst Marischka, Hubert Marischka, Franz Seitz senior, R. A. Stemmle, Hans Thimig, Gustav Ucicky
Die Darsteller der Wien-Film
Wolf Albach-Retty, Georg Alexander, Ernst Arnold, Franz Böheim, Michael Bohnen, Siegfried Breuer, Rudolf Carl, Theodor Danegger, Karl Ehmann, Hermann Erhardt, Richard Eybner, O. W. Fischer, Karl Forest, Willi Forst, Erik Frey, Willy Fritsch, Heinrich George, Herbert Gernot, Joachim Gottschalk, Tibor von Halmay, Reinhold Häussermann, Heinrich Heilinger, Ludwig Hillinger, Attila Hörbiger, Paul Hörbiger, Hans Holt, Hans Hotter, Bruno Hübner, Wilhelm Hufnagel, Fritz Imhoff, Egon von Jordan, Edwin Jürgensen, Curd Jürgens, Eduard Klitsch, Eduard Köck, Kurt von Lessen, Fred Liewehr, Ferdinand Mayerhofer, Hans Moser, Ernst Nadherny, Alfred Neugebauer, Erich Nikowitz, Hans Olden, Leo Peukert, Franz Pfaudler, Anton Pointer, Rudolf Prack, Fritz Rasp, Hans Richter, Sepp Rist, Richard Romanowsky, Heinz Salfner, Werner Scharf, Hans A. Schlettow, Otto Schmölle, H. Schott-Schöbinger, Hans Schulz, Oskar Sima, Karl Skraup, Leo Slezak, Otto Tressler, Alexander Trojan, Hans Unterkircher, Robert Valberg, Georg Vogelsang, Gustav Waldow, Richard Waldemar, Rolf Wanka, Oskar Wegrostek, Pfilipp von Zeska
Die Darstellerinnen der Wien-Film
Charlotte Ander, Maria Andergast, Else Aulinger, Viktoria von Ballasko, Hedwig Bleibtreu, Friedl Czepa, Elfriede Datzig, Charlott Daudert, Käthe Dorsch, Else Elster, Hertha Feiler, Friedl Haerlin, Ruth Hellberg, Maria von Höslin, Friedl Hoffmann, Maria Holst, Olly Holzmann, Gusti Huber, Dora Komar, Hilde Krahl, Dorit Kreysler, Lotte Lang, Helene Lauterböck, Elisabeth Markus, Winnie Markus, Trude Marlen, Irene von Mayendorff, Maria Olszewska, Paula Pfluger, Auguste Pünkösdy, Frieda Richard, Annie Rosar, Dagny Servaes, Mimi Symo, Gretl Theimer, Jane Tilden, Traudl Stark, Hilde Weissner, Paula Wessely, Lina Woiwode, Gertrud Wolle, Gisa Wurm
Die Autoren der Wien-Film
Harald Bratt, Axel Eggebrecht, Willi Forst, Otto Emmerich Groth, Stefan von Kamare, Hans Gustl Kernmayr, Fritz Koselka, Karl Köstlin, Ernst Marischka, Lothar Mayring, Gerhard Menzel, Josef Friedrich Perkonig, Rudo Ritter, Hans Sassmann, Friedrich Schreyvogel
Die Dramaturgen der Wien-Film
Hans Gustl Kernmayer, Hubert Gerwald, Rudolf Oertel, Edmund Strzygowski
Die Kameraleute der Wien-Film
Günther Anders, Karl Kurzmayer, Georg Bruckbauer, Robert Lach, Karl Hasselmann, Hans Schneeberger, Willy Winterstein
Die Architekten der Wien-Film
Julius von Borsody, Herbert Hochreiter, Robert Dietrich, Hans Ledersteger, Arthur Günther, Ernst Richter, Karl Haacker, Walter Röhrig, Kurt Herlth, Werner Schlichting, Karl Weber
Die Komponisten der Wien-Film
Guseppe Becce, Anton Profes, Hans Lang, Heinz Sandauer, Alois Melichar, Willy Schmidt-Gentner, Max Niederberger, Heinrich Strecker, Bruno Uher
Die Produktionsleiter der Wien-Film
Franz Antel, Karl Künzel, Fritz Fzuhrmann, Hans Somborn, Ernst Garden, Viktor von Struve, Heinrich Haas, Walter Tjaden
Die kaufmännischen Angestellten der Wien-Film
Heinz-Joachim Ewert, August Schwenk
Die technischen Leiter der Wien-Film
Produktionen
Filmproduktionen
In den Jahren 1939 bis 1945 entstanden fünfzig Filme. Hinzu kamen mehrere Auftragsproduktionen, die von der Forst-Film, der Emo-Film und der Styria-Film abgewickelt wurden.
Kulturfilme (Auswahl)
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