Pleß

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Pleß

Wappen von Pleß
Staat: Deutsches Reich
Gau: Oberschlesien
Landkreis: Pleß
Provinz: Schlesien
Höhe: 183 m ü. NN
Koordinaten: 49° 59′ 0″ N, 18° 57′ 0″ O
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Pleß befindet sich seit 1945 unter Fremdherrschaft. Das Gebiet ist von Polen vorübergehend besetzt, die einheimische Bevölkerung wurde vertrieben oder ermordet und deren Eigentum gestohlen.

Pleß (auch: Pless) ist eine deutsche Stadt in Oberschlesien. Der Ort liegt rund 37 Kilometer südlich von Kattowitz im beskidischen Vorland in der Niederung des Plessebaches, eines Nebenflusses der Weichsel.

Einwohnerentwicklung

  • 1890 – 4.084
  • 1905 – 5.190
  • 1910 – 5.315
  • 1931 – 7.200

Geschichte

Bis 1177 gehörte das Land zu Kleinpolen und anschließend zum schlesischen Herzogtum Ratibor. Pleß war im Mittelalter Herrschaftsgebiet der Piastendynastie. Die alte Burg der Piastenherzöge wurde 1263 von Truppen des böhmischen Premyslidenkönigs Ottokar II. zerstört. Herzog Bolko I. aus der Schweidnitzer Linie der Schlesischen Piasten ließ während seiner Herrschaft (1288–1292) erneut eine Burg in Pleß errichten.

Der letzte der Schweidnitzer Piast war Herzog Bolko II.. Nach dessen Tode 1368 erhielt seine Witwe Agnes von Habsburg ein lebenslanges Nutzungsrecht über das Herzogtum, das zur Krone Böhmen gehörte. 1375 verpfändete der Pr(emyslidenherzog Johann I. von Troppau-Ratibor das Plesser Land an den Oppelner Herzog Wladislaus II., der 1412 das gesamte Gebiet von Pleß, Altberun, Myslowitz sowie Nikolai und Sohrau seiner Gattin Helena, Prinzessin von Litauen lebenszeitig verlieh. Dadurch entstand das Herzogtum Pleß, an dessen Spitze von 1424 bis zu ihrem Tode 1449 Herzogin Helena stand.

1548 erklärte der böhmische und römisch-deutsche König Ferdinand I. die Standesherrschaft von Pleß zum Erblehen und verlieh es als kirchliche Standesherrschaft dem Fürstbischof von Breslau Balthasar von Promnitz. Diese Maßnahme sollte auch die Ausbreitung der Reformation in diesem Gebiet verhindern. Die meist polnische Landbevölkerung bekannte sich zur katholischen Religion.

Pleß verblieb bis 1765 im Besitz der kirchenfürstlichen Standesherrschaft. In diesem Jahr wurde Pleß infolge der Schlesischen Kriege (1741–1761) dem Königreich Preußen einverleibt. Die freie Ständeherrschaft blieb aber weitestgehend erhalten. 1765 erhielt Prinz Friedrich Erdmann von Anhalt-Köthen von seinem Onkel, Graf Johannes Erdmann von Promnitz, die Standesherrschaft Pleß (3 Städte und 49 Dörfer), und nahm den Titel eines Fürsten von Anhalt-Köthen-Pleß an.

Nach dem Tod seiner kinderlosen Söhne Ferdinand Friedrich, Ludwig und Heinrich erbten die Nachkommen der ältesten Tochter Anna Amalia (1770–1830) die Standesherrschaft. Sie war mit Graf Hans Heinrich VI. von Hochberg-Fürstenstein (1768–1833) verheiratet.

Die anhaltische Fürstenherrschaft brachte im 19. Jahrhundert die freie Standesherrschaft mehr und mehr in die deutsche Reichshoheit Preußens. Die im Siebenjährigen Krieg verwüsteten Güter wurden wieder bewirtschaftet. In Pleß gab es Glas- und Zinkhütten sowie Tuchmanufakturen.

1847 hinterließ Herzog Heinrich von Anhalt-Köthen die Standesherrschaft Pleß seinem Neffen, Graf Hans Heinrich X. von Hochberg. Dieser verwaltete Pleß bereits seit dem Tod des Fürsten Ludwig von Anhalt-Köthen-Pleß (1783–1841) im Auftrage Heinrichs. Nachfolger wurde sein ältester Sohn Graf Hans Heinrich XI. von Hochberg. Dieser diente in der preußischen Armee, danach übernahm er die Verwaltung der Familiengüter. Er war der Oberstjägermeister Kaiser Wilhelms I. und Mitglied des Preußischen Herrenhauses. In den Jahren 1867 bis 1884 war er als Abgeordneter der Reichs- und Freikonservativen Partei auch Abgeordneter im Reichstag. 1890 wurde der Fürst Mitglied des Preußischen Staatsrats. Hochberg betätigte sich auch politisch, war Landtagsmarschall von Schlesien, Mitglied der preußischen Ersten Kammer und seit dessen Gründung (1854), des Preußischen Herrenhauses. 1905 wurde er vom Deutschen Kaiser für seine Person zum Herzog von Pleß erhoben.

Er war der erste Montanmagnat der deutschen Schwerindustrie. Die Steinkohlenbergwerke bei Waldenburg brachten ihm hohe Gewinne. Seine Besitzung bei Freiburg in Schlesien, die mittelalterlich befestigte Burg Fürstenstein, ließ er zu einem barocken Schloß umbauen, umgeben von Gärten und Terrassen, und wählte es zu seinem Landsitz. Sein ältester Sohn vollendete das fürstliche Bauwerk, das größte und schönste Schloß im deutschen Kaiserreich. Der Herzog verstarb 1907 auf Schloß Albrechtsberg in Dresden.

Sein Sohn und Nachfolger Hans Heinrich XV. rühmte sich nach dem Tod des Herzogs, der reichste Fürst des Deutschen Reichs zu sein. Reichsgraf und Freiherr zu Fürstenberg, 1861 in Pleß geboren, war nach seinem Universitätsstudium im diplomatischen Dienst des Kaiserreichs in London tätig. 1891 heiratete er die siebzehnjährige Britin Mary Theresa Olivia Cornwallis-West, genannt Daisy, eine der attraktivsten Frauen der Londoner Salons. Ihre Ehejahre verbrachte die Familie mit ihren drei Kindern im Schloß Fürstenstein. Sie reiste oft und veranstaltete in Fürstenstein aufwendige Festlichkeiten. Vergeblich versuchte Daisy vor Kriegsbeginn zwischen dem Deutschen Kaiser und dem britischen König persönlich friedensstiftend zu vermitteln und betätigte sich engagiert in der deutschen Sozialfürsorge als Helferin.

Während des Ersten Weltkriegs war sie als Krankenschwester im Deutschen Roten Kreuz auf Bahnhöfen zur Truppenbetreuung tätig. Ihre Ehe war während der Kriegsjahre zerbrochen. 1922 wurde die Ehe geschieden. Sie selbst mußte Schloß Fürstenstein verlassen und wohnte mit ihren drei Kindern verarmt in München, Berlin und anderen Städten, zuletzt in einer Villa im schlesischen Waldenburg, nahe der einstigen Residenz. Ihr Gatte scheiterte an seinen ehrgeizigen Unternehmungen. Er verschuldete sich und musste seinen Besitz während der Inflation verkaufen. 1926 heiratete er erneut, ließ sich nach mehrjähriger Ehe jedoch abermals scheiden.

Obwohl das Fürstentum Pleß bei der Teilung Oberschlesiens nach 1919 infolge des Schanddiktats von Versailles an Polen fiel, blieben die Güter und das Schloß bis 1939 im Besitz der Familie Hochberg-Fürstenstein.

1922 besetzte polnisches Militär die Stadt Pless. Hans Heinrich XV. nahm in diesem Jahr die polnische Staatsangehörigkeit an, wohnte aber in seiner niederschlesischen Residenz Schloß Fürstenstein. Erst im Jahre 1936 verließ er Deutschland hoch verschuldet und starb 1938 verarmt in Paris. Nach seinem Tod wurde das Schloß durch seinen ältesten Sohn Hans Heinrich XVII. von Hochberg, der polnischer Staatsbürger war, übernommen. Er ging nach Großbritannien, wo er in der britischen Armee diente. 1939 wurde er von den deutschen Behörden enteignet.

1941 wurde das Schloß Fürstenstein von den deutschen Behörden beschlagnahmt und 1945 von der sowjetischen Militärverwaltung besetzt.

Bekannte, in Pleß geborene Personen

In Pleß geborene Nichtdeutsche