Neustadt (Oberschlesien)
Staat: | Deutsches Reich |
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Gau: | Oberschlesien |
Landkreis: | Neustadt O.S. |
Provinz: | Schlesien |
Einwohner (1939): | 16.937 |
Koordinaten: | 50° 19′ N, 17° 36′ O |
Neustadt befindet sich seit 1945 unter Fremdherrschaft. Das Gebiet ist von Polen vorübergehend besetzt, die einheimische Bevölkerung wurde vertrieben oder ermordet und deren Eigentum gestohlen.
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Neustadt O.S. ist eine deutsche Stadt in Oberschlesien.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Neustadt liegt zwischen dem Leobschützer Lößhügelland und dem ostsudetischem Oppagebirge. Fünf Kilometer südlich verläuft die Grenze gen Böhmen, Oppeln liegt etwa 60 Kilometer nördlich. Die Stadt ist von drei Seiten vom Fluß Prudnik umgeben.
Geschichte
Ältere Zeit
Neustadt hieß bis 1708 Königlich Neustadt, von 1818–1908 Neustadt i. Ob. Schles. und 1908–1945 Neustadt O.S.
Die Gegend von Neustadt gehörte ursprünglich zu Nordmähren, das im Zuge des in den schlesisch-mährischen Grenzwald vordringenden Landesausbaus besiedelt wurde. Zu diesem Zweck errichtete um die Mitte des 13. Jahrhunderts der dem böhmischen Geschlecht der Witigonen entstammende Oberstmarschall Wok von Rosenberg am Fuß der Bischofskoppe als Stützpunkt die Burg Wogendrossel.
Sein Sohn Heinrich I. von Rosenberg errichtete um 1279 im Schutz dieser Burg das 1302 erstmals urkundlich erwähnte, in einer Schlinge des Flüßchens Prudnik liegende Neustadt, das nach dem Fluß auch als Prudnik bezeichnet wurde. Es wurde planmäßig auf gitterförmigem Grundriß angelegt und verfügte von Anfang an über das Stadtrecht. Für das Jahr 1321 ist die zum Bistum Olmütz gehörende Pfarrkirche belegt, die Sitz eines Archipresbyteriats wurde. Die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt wurde durch ihre Lage an der wichtigen Handelsstraße von Neisse nach Jägerndorf entscheidend gefördert.
1337 trennte der böhmische König Johann das Weichbild Neustadt von Mähren und verkaufte es für 2000 Mark an Herzog Bolko II. von Oppeln und Falkenberg, der bereits 1327 dem König Johann gehuldigt und seine Gebiete als ein Lehen an die Krone Böhmen übergeben hatte. Nachfolgend benutzten einige Oppelner Herzöge die Titulatur „Herr von Klein Glogau und Prudnik“. Bis zum Tod des Oppelner Herzogs Johann II. 1532, mit dem die Oppelner Linie der Schlesischen Piasten erlosch, blieb Neustadt/Prudnik mit Oppeln verbunden und fiel dann durch Heimfall an die Krone Böhmen, die seit 1526 die Habsburger innehatten. Als Immediatstadt gehörte Neustadt nun zum Erbfürstentum Oppeln-Ratibor, mit dem es seine weitere politische Zugehörigkeit und Geschichte teilte.
Zusammen mit dem Erbfürstentum wurde Neustadt 1532–1543 an den Jägerndorfer Herzog Georg von Brandenburg-Ansbach und anschließend bis 1551 an dessen Sohn Georg Friedrich I. verpfändet. Während ihrer Herrschaft breitete sich in Neustadt und Umgebung die Reformation aus. 1554 wurde die Pfarrkirche an die Protestanten übergeben, zwei Jahre später erlangte die Stadt das Patronatsrecht.
Wie das Erbfürstentum war Neustadt 1552–1557 an die ungarische Königin Isabella verpfändet. 1558 wurde die Pfandherrschaft Neustadt vom böhmischen Landesherrn an Conrad Saurma verkauft, von dem sie 1562 zunächst als Pfand und 1597 erblich für 60.000 Taler die Stadt erwarb, die bereits 1570 auch die Stadtvogtei gekauft hatte. Zum damaligen Territorium der Herrschaft Neustadt, die über Herrschaftsrechte verfügte, gehörten die umliegenden Dörfer Schnellewalde, Dittmannsdorf, Riegersdorf, Siebenhuben, Leuber, Dittersdorf, Jassen, Wildgrund, Kotzem und Neu Kotzem sowie ab 1700 Zeiselwitz und Schweinsdorf.
Jüngere Zeit
Während des Dreißigjährigen Krieges wurde Neustadt stark zerstört. 1629 wurde das bis dahin zum Bistum Olmütz gehörende Neustädter Gebiet an die Diözese Breslau angeschlossen und Maßnahmen zur Gegenreformation ergriffen. Diesem Zweck diente auch die Gründung des Kapuzinerklosters 1654. Durch ein kaiserliches Dekret erhielt Neustadt 1708 die Bezeichnung Königlich Neustadt. 1766 gründeten die Barmherzigen Brüder eine Niederlassung in Neustadt, 1852 wurde das Franziskanerkloster errichtet.
Nach dem Ersten Schlesischen Krieg 1742 fiel Neustadt wie fast ganz Schlesien an Preußen. Während des Zweiten Schlesischen Krieges kam es 1745 in Neustadt zu Kampfhandlungen zwischen Preußen und Österreichern. 1779 wurde die Stadt vom österreichischen General Wallis in Brand geschossen. 1797 erhielt Neustadt eine Garnison. Im Rahmen der Säkularisation wurde 1810 das Kapuzinerkloster aufgelöst. 1815 wurde Neustadt Sitz des Landkreises Neustadt O.S., zu dem neben Neustadt auch die Städte Zülz und Oberglogau gehörten.
Von wirtschaftlicher Bedeutung waren neben dem Ackerbau die seit dem Mittelalter betriebene Weberei und das seit 1638 bestehende kaiserliche Privileg für den Garnhandel, dem 1727 das kaiserliche Privileg für die Gründung einer Leinwandfabrik folgte. Nach dem Übergang an Preußen wurde die Tuch- und Webwarenproduktion staatlich gefördert. Die 1855 errichtete Fränkelsche Fabrik, verfügte über vorbildliche Wohlfahrtseinrichtungen. Die 1847 gegründete höhere Lehranstalt wurde 1869 zu einem Gymnasium erweitert. Um weitere Grundstücke für den Wohnungsbau zu gewinnen, wurden im 19. Jahrhundert die Stadtmauern und Wälle sowie die Burg bis auf kleine Reste abgetragen. 1876 erhielt Neustadt mit der Bahnverbindung Neisse–Cosel Anschluß an das Eisenbahnnetz, und 1883 wurde eine Zuckerfabrik errichtet. 1908 erfolgte die Umbenennung von Neustadt i. Ob. Schles. in Neustadt O.S. In den 1920er Jahren wurden mehrere Siedlungen errichtet.
An der im Versailler Vertrag festgesetzten Volksabstimmung über die staatliche Zugehörigkeit Oberschlesiens von 1921 nahm die Stadtbevölkerung nicht teil, nur der östliche Teil des Landkreises war Teil des Stimmkreises Neustadt, in dem 85,68 % der Wahlberechtigten (32.722 Stimmen) für einen Verbleib bei Deutschland votierten. 11,72 % der Wahlberechtigten (4.476 Personen) stimmten für Polen. 2,6 % der Wahlberechtigten nahmen nicht an der Abstimmung teil oder gaben eine ungültige Stimme ab. Bei der folgenden Aufteilung Oberschlesiens blieb der Ort bei Deutschland.
Bekannte, in Neustadt geborene Personen
- Karl Dziatzko (1842–1903), klassischer Philologe und Bibliothekar
- Paul Bahlmann (1857–1937), Schriftsteller
- Wilhelm Heerde (1898–1991), Bildhauer und Politiker (NSDAP)
- Walter Kempe (1914–?), Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkrieges
- Carl Metzner (1846–1909), Reichstags- und Landtagsabgeordneter
- Walter Odersky (geb. 1931), Präsident des Bundesgerichtshofes
- Kurt von Ohlen und Adlerskron (1846–1900), Reichstags- und Landtagsabgeordneter
- Hellmuth Reymann (1892–1988), Generalleutnant und Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkrieges
- Bernd Scholz (1911–1969), Komponist
- Rudolf Schneider (1875–1956), Jurist und Oberlandesgerichtspräsident in Hamm
- Kurt Wintgens (1894–1916), Offizier und Jagdflieger im Ersten Weltkrieg
Großstädte mit über 100.000 Einwohnern:
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