Schmidt, Helmut
Helmut Heinrich Waldemar Schmidt ( 23. Dezember 1918 in Hamburg; 10. November 2015 ebenda) war ein deutscher Offizier der Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg, Ritter des Eisernen Kreuzes 2. Klasse, Reserveoffizier der Bundeswehr, Volkswirt sowie SPD-Politiker mit einem jüdischen Großelternteil[1][2] und galt im Dritten Reich als „Vierteljude“, was jedoch auch nach den Nürnberger Gesetzen als unbedenklich galt. Er war von 1974 bis 1982 Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Unter seiner Regierung wurde die Umvolkungspolitik innerhalb der Bonner Republik weiter vorangetrieben; er war zudem deren erster Schuldenkanzler.[3] In seinen letzten Lebensjahren wurde Alt-Bundeskanzler Schmidt von den BRD-Medien vorwiegend als weiser Grandseigneur der Politik präsentiert.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Herkunft
Helmut Schmidt wurde am 23. Dezember 1918 in Hamburg-Barmbek als Sohn des Studienrats und Diplomhandelslehrers Gustav Schmidt ( 1982) und dessen Frau Ludovika, geb. Koch, geboren. Sein Vater war das uneheliche Kind eines jüdischen Kaufmanns und Bankiers namens Ludwig Gumpel, der sich nach Sachsen abgesetzt hatte.[5] Von seinem jüdischen Großvater erfuhr Helmut von seiner Mutter allerdings erst im Herbst 1933. Er behielt das Wissen nicht nur während der nationalsozialistischen Zeit für sich, sondern sogar bis weit über das Ende seiner Kanzlerschaft hinaus.[1]
Ausbildung
Schmidt machte an der Hamburger Lichtwark-Schule 1937 Abitur und war nach eigenem Bekunden „innerlich auf den Beruf des Städtebauers, auch des Architekten vorbereitet“.
Drittes Reich und Weltkrieg
Schmidt war Mitglied der Rudermannschaft der Hamburger Lichtwarkschule, 1933 wurde diese der Hamburger Marine-Hitlerjugend unterstellt. Er wurde begeisterter Kameradschaftsführer von rund 20 Schülern und gleichzeitig Kapitän der Ruderriege. Nach der Teilnahme an einigen Wettkämpfen und HJ-Sommerlagern wurde er 1936 HJ-Scharführer. Er schied am 1. Dezember 1936 aus.
Nach der Reifeprüfung war er beim Reichsarbeitsdienst und anschließend als Wehrpflichtiger bei der Flak-Artillerie. 1941/42 kämpfte er an der Ostfront in einer Panzerdivision. Sein Flak-Regiment gehörte zur 2. Flak-Division unter Generalleutnant Oskar Bertram, die wiederum dem II. Flak-Korps des „Kolufts“ (Kommandeur der Luftwaffe)[6] Generaloberst Otto Deßloch unterstand. Schmidts Flakabteilung hatte den Auftrag, die 1. Panzer-Division unter Generalleutnant Walter Krüger im Bodenkampf bei der Panzerabwehr zu unterstützen. Seine Beurteilungen zeigen, daß er einen tadellosen Offizier darstellte: „Steht auf dem Boden der Nationalsozialistischen Weltanschauung und versteht es, dieses Gedankengut weiterzugeben“ (Februar 1942), „einwandfreie nationalsozialistische Haltung“ (September 1943) und „nationalsozialistische Haltung tadelfrei“ (September 1944) findet man in Schmidts Wehrmachtsakte des Freiburger Militärarchivs.
Anschließend wurde er dem OKL zugeteilt (als Referent für Ausbildungsvorschriften der leichten Flakartillerie im Reichsluftfahrtministerium in Berlin und in Bernau) und 1944/45 an der Westfront eingesetzt, zuletzt als Oberleutnant der Reserve und seit Mitte Januar 1945 Chef der 1. Batterie/leichte Flak-Abteilung 78 (3,7-cm-Flak). Innerhalb von acht Tagen gelangen Schmidts Batterie zehn Abschüsse feindlicher Jagdbomber.
Nach der gescheiterten Ardennenoffensive wurde er bei dem Rückzug einem Panzer-Korps (entweder XXXIX. bzw. XXXXVII. Panzerkorps oder I. SS-Panzerkorps „Leibstandarte“ bzw. II. SS-Panzerkorps) unterstellt. Durch die Kriegswirren erfuhr er erst verspätet, daß sein Sohn bereits im Februar 1945 an einer Hirnhautentzündung gestorben war. Im März 1945 erhielt Schmidt Urlaub auf Ehrenwort und fuhr zu seiner Frau, die inzwischen von Bernau nach Hamburg zurückgekehrt war. Sie erhielten die Erlaubnis, mit dem Zug das Grab des Erstgeborenen in Schönow bei Schmetzdorf zu besuchen. Loki war inzwischen Luftwaffenhelferin.
In der zweiten Märzwoche kehrte Schmidt zu seiner Einheit zurück, die gerade an der Mosel kämpfte. Am 19. März wurde die Einheit bei Lauterecken im Rücken des Feindes aufgerieben. In Kleingruppen kämpften sich die Überlebenden Soldaten zum Rhein durch und wurden noch übergesetzt. Schmidt schloß sich dem Abteilungsstab an, der einer Heeresbrigade unterstellt war, und gelangte in den Taunus. Er war verwundet und wurde in einem Feldlazarett behandelt. Zu Fuß entkam er aus den Taunus-Kessel und durchbrach die feindlichen Linien. Nach vier Wochen Marsch während der erbitterten Reichsverteidigung wurde Oberleutnant d. R. Schmidt am 24. April 1945 in der Lüneburger Heide bei Soltau von den Briten gefangengenommen.
Nachkriegszeit
Nach kurzer britischer Kriegsgefangenschaft studierte er ab Ende 1945 in Hamburg Staatswissenschaften und Volkswirtschaft. 1949 erlangte er mit einer vergleichenden Arbeit über die deutsche und die japanische Währungsreform seinen Abschluß als Diplom-Volkswirt. Früh politisch engagiert, wurde Schmidt 1946 Mitglied der SPD und war 1947/48 Bundesvorsitzender des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS).
Wirken
Seine Berufstätigkeit begann Helmut Schmidt 1949 als Referent, dann Leiter der wirtschaftspolitischen Abteilung in der Behörde für Wirtschaft und Verkehr in Hamburg (bis 1953, ab 1952 auch Verkehrsdezernent).
1953 wurde Schmidt erstmals in den Bundestag gewählt. Ab 1957 war er Mitglied des Fraktionsvorstands und galt – nicht nur wegen seiner rhetorischen Begabung – bald als einer der profiliertesten Vertreter der jüngeren Generation im Bundestag. Beachtung fand „Schmidt-Schnauze“ als Verkehrs- und Militärexperte und scharfer Kritiker der Konrad-Adenauer-Regierung und des Bundesverteidigungsministers Franz Josef Strauß (CSU). Je mehr sich der führende Kopf der sozialdemokratischen Wehrexperten im Bundestag, Fritz Erler, auf die Außenpolitik konzentrierte, um so mehr wuchs Schmidt in die Rolle des SPD-Schattenverteidigungsministers hinein.
1958 setzte er sich im Rahmen der Anti-Atomtod-Kampagne der SPD auch entschieden gegen eine atomare Bewaffnung der Bundeswehr ein. Im selben Jahr wurde Schmidt Hauptmann d. R. der Bundeswehr (im März trat er der Bundeswehr als Reserve-Offizier bei, im Oktober 1958 erhob man Schmidt während einer Wehrübung der Flugabwehrschule Rendsburg zum Hauptmann der Reserve) und Mitglied des Bundesvorstands der SPD.
Im Herbst 1961 übernahm Schmidt das Amt des Hamburger Innensenators und legte Anfang 1962 sein Bundestagsmandat nieder. In Hamburg machte er sich besonders mit seinem energischen und umsichtigen Eingreifen während der Hochwasserkatastrophe im Februar 1962 als Krisenmanager verdient.
Ende November 1964 kam Schmidt auf dem Parteitag in Karlsruhe in die 10köpfige Regierungsmannschaft der SPD für die Bundestagswahl 1965, bei der er wieder ein Mandat errang. Er wurde stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion und nach der Regierungskrise in Bonn, die in eine Große Koalition unter Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger mündete, und dem Tod Fritz Erlers am 22. Februar 1967 erwartungsgemäß Fraktionsvorsitzender. In den Jahren der Großen Koalition gehörte Schmidt dem sogenannten „Kreßbronner Kreis“ aus Spitzenpolitikern der Koalition an, kam 1967 ins SPD-Präsidium und übernahm im März 1968 den stellvertretenden Vorsitz der SPD. Als SPD-Fraktionsvorsitzender arbeitete Schmidt vertrauensvoll mit dem Kollegen Rainer Barzel von der CDU/CSU-Fraktion zusammen und reiste im Juli 1969 nach Washington und einen Monat später mit der SPD-Fraktionsspitze nach Moskau.
Ende Oktober 1969 wurde Schmidt Verteidigungsminister im ersten SPD/FDP-Kabinett von Willy Brandt, der nach der 20jährigen Regierungszeit von CDU/CSU der erste sozialdemokratische Bundeskanzler wurde. Während der Bundestagsdebatte über die Regierungserklärung setzte sich Schmidt im Oktober 1969 nachdrücklich für die Beibehaltung atomarer Trägerwaffen in der Bundesrepublik ein. In seine Amtszeit fiel Ende November 1969 die Unterzeichnung des lange umstrittenen Atomwaffensperrvertrags durch die Bundesregierung. Im Dezember 1969 erklärte Schmidt vor der parlamentarischen Versammlung der WEU, Entspannungspolitik als Ergänzung der Sicherheitspolitik sei ohne Wahrung des vorhandenen Gleichgewichts aller Streitkräfte in Europa und die Fortdauer der Anwesenheit amerikanischer Truppen nicht möglich.[7]
Schmidt war ab 1972 Bundesminister für Wirtschaft und Finanzen, von 1972 bis 1974 Bundesminister der Finanzen und leitete kurzzeitig das Außenministerium (17. September 1982 bis 1. Oktober 1982). Erst später räumte er ein, nachdem sein politischer Freund Valéry Giscard d’Estaing in Paris es zuvor ausgeplaudert hatte, selber jüdischer Abstammung zu sein und dies gegenüber dem Deutschen Reich vertuscht zu haben, was ihm später einen Posten im Reichsluftfahrtministerium unter Hermann Göring sicherte.[8] Als abkommandierter Beobachter (Auge) Görings nahm er an Volksgerichtshofsitzungen unter Roland Freisler als Oberleutnant der Luftwaffe teil. Otto Ernst Remer erwähnt Schmidt in seinem Werk „Verschwörung und Verrat um Hitler“. Remer schätzte Schmidt so ein, daß dieser ein überzeugter Nationalsozialist gewesen sei. Unabhängig von Remer kamen auch andere Autoren zu diesem Schluß, wobei Schmidt dies aber anders darstellte.[9] Kurze Zeit vor dessen Tod rechnete Erhard Eppler mit Schmidt ab.[10]
Um Helmut Schmidt zu schützen, wurden die Zusammenhänge bezüglich der Geheimorganisation Gladio in der BRD nur hinter verschlossenen Türen behandelt:
- „In Deutschland wollte die oppositionelle sozialdemokratische SPD das Thema der Nato-Geheimarmeen als Plattform gegen die regierende CDU von Bundeskanzler Helmut Kohl aufbauen, um kurz vor den ersten gesamtdeutschen Wahlen nach dem Mauerfall und der Wiedervereinigung Stimmen zu gewinnen. Nachdem bekannt geworden war, dass ehemalige SS-Angehörige im deutschen Stay-behind aktiv waren, bezeichnete der SPD-Sicherheitsexperte Hermann Scheer die Geheimarmee in Deutschland als ‚Ku Klux Klan‘ und forderte das Einschreiten der Justiz. Darauf wies die CDU Scheer darauf hin, dass auch SPD-Verteidigungsminister Helmut Schmidt, der spätere Bundeskanzler, das Stay-behind-Geheimnis während seiner Zeit in der Regierung gehütet hatte, worauf die SPD im Parlament zusammen mit der CDU für eine Untersuchung hinter verschlossenen Türen stimmte.“[11]
Spätere Positionen
Haltung zum EU-Beitritt der Türkei
Schmidt war erklärter Gegner eines EU-Beitritts der Türkei. Im Interview mit der „Bild“ vom 16. Dezember 2002 sagte Schmidt:
- „Es ist im deutschen und europäischen Interesse, daß es der Türkei gut geht. Das heißt aber nicht, daß dieses Land Vollmitglied der EU werden sollte. Es ist kein demokratisches Land. Die Türkei hat eine Regierung, die vom Militär geduldet und kontrolliert wird. Darin steckt ein Dilemma dieses Landes. Es gibt eine wachsende Strömung des Islamismus in der Türkei, die den Einfluß der Generäle zurückdrängen und Reformen einführen will. Aber damit würde auch der Einfluß des Islam auf die Politik steigen. Dazu kommt das ungelöste Kurdenproblem und die strategischen Interessen der Türkei im Mittleren Osten und in Zentralasien. Deshalb halte ich mehr als eine engere wirtschaftliche Zusammenarbeit mit der Türkei nicht für sinnvoll.“
Schon in wenigen Jahrzehnten, so Schmidt weiter, werde die türkische Bevölkerung von 70 Mio. auf 100 Millionen angewachsen sein. Es sei mit einer Wanderungsbewegung von Millionen Türken nach Europa und Deutschland zu rechnen. Die Zahl der Türken bei uns werde sich dann bald verdoppeln. Die Integrationsbemühungen würden weit zurückgeworfen und es würden sich Gettos bilden.
Am 1. April 2001 in der n-tv-Sendung „Späth am Abend“ (im Gespräch mit Lothar Späth) äußerte sich Schmidt zum Problem Türkei:
- „Die Türkei ist in noch viel stärkerer Weise kulturell ganz anders als die europäischen Völker [...] Da gibt es nur sehr wenig an Gemeinsamkeiten. Die Türken haben weder Renaissance noch Aufklärung erlebt. Und sie haben auch keine demokratische Kultur der Politik hinter sich. Die Türkei hat eine gemeinsame Grenze mit Georgien, Armenien, Syrien, mit dem Irak, dem Iran, und die Interessen der Türkei reichen bis nach Zentralasien. Die Menschen, die dort leben, sprechen türkische Dialekte. Das reicht sogar bis in die östlichsten Zipfel der westlichsten chinesischen Provinz, bis nach Sinkiang. Es spricht alles dagegen, die Türkei in einen Verband mit einzubeziehen, der sich, wenn ich den heutigen Staatsmännern zuhöre, anheischig macht, eine gemeinsame Außenpolitik zu machen. Bis zum Ussuri und zum Stillen Ozean, bis zum Euphrat und Tigris? Das ist Unfug.“
Beziehe man die Türkei ein, dann seien wir sofort Partner aller Konflikte im Mittleren Osten, aller Konflikte zwischen Israel und seinen Nachbarn, mit dem Irak und Iran usw. Das überfordere die Fähigkeiten der Europäer.
Haltung zu Zuwanderung und Multikulturalismus
In der Wochenzeitung „Die Zeit” (Ausgabe „Zeit-Punkte“, Nr. 1/1993) berichtete Schmidt über ein Schlüsselerlebnis mit dem damaligen türkischen Ministerpräsidenten Demirel:
- „Ich kann mich gut daran erinnern, als ich ihn das erste Mal traf. Das muß anderthalb Jahrzehnte her sein. Wir trafen uns in Ankara. Er war damals Regierungschef und hat zu mir gesagt: ,Wissen Sie, Herr Schmidt, bis zum Ende des Jahrhunderts müssen wir noch fünfzehn Millionen Türken nach Deutschland exportieren.‘ Und ich habe zu ihm gesagt: ,Das wird nicht stattfinden, das werden wir nicht zulassen.‘ Da hat er gesagt: ,Warten Sie mal ab. Wir produzieren die Kinder und Ihr werdet sie aufnehmen.‘“
Im Gespräch mit der „Frankfurter Rundschau” (veröffentlicht am 12. September 1992) bezeichnete Helmut Schmidt es als Fehler, daß in den 1960er Jahren mit allen möglichen Instrumenten ausländische Arbeitnehmer in die Bundesrepublik hineingezogen worden seien. Der sozialdemokratische Ex-Kanzler weiter:
- „Die Vorstellung, daß eine moderne Gesellschaft in der Lage sein müßte, sich als multikulturelle Gesellschaft zu etablieren, mit möglichst vielen kulturellen Gruppen, halte ich für abwegig. Man kann aus Deutschland mit immerhin einer tausendjährigen Geschichte seit Otto I. nicht nachträglich einen Schmelztiegel machen.“
Aus Deutschland wie auch aus anderen europäischen Staaten dürfe man keine Einwanderungsländer machen. „Das vertragen diese Gesellschaften nicht. Dann entartet die Gesellschaft.“
Multikulturalismus müsse an der Realität scheitern:
- „Die Bereitschaft der Leute, Zuwanderung hinzunehmen und sich damit abzufinden, ist dann groß, wenn es jedem gut geht, wenn jeder Arbeit und sein Auto hat. In dem Augenblick, wo Schwierigkeiten auftauchen, wird nach Blitzableitern gesucht. [...] Die Vorstellung, wie sie etwa Heiner Geißler jahrelang verbreitet hat, daß wir mehrere Kulturen nebeneinander haben könnten, habe ich immer für absurd gehalten ... Da wir in einer Demokratie leben, müssen wir uns auch ein bißchen, bitte sehr, nach dem richten, was die Gesellschaft will und nicht nur nach dem, was sich Professoren ausgedacht haben.“
Über Oskar Lafontaine
Schmidt kritisierte im September 2008 den Populismus Oskar Lafontaines und verglich ihn mit Hitler und Le Pen. Charisma für sich genommen mache noch keinen guten Politiker aus, sagte Schmidt der Zeitung „Bild am Sonntag“. „Auch Adolf Nazi war ein charismatischer Redner. Oskar Lafontaine ist es auch.“ fügte Schmidt hinzu. Zudem verglich der Sozialdemokrat Lafontaine mit dem französischen Rechtspopulisten Jean Marie Le Pen. „Der eine ist links, der andere ist rechts. Aber vergleichbare Populisten sind Lafontaine und Le Pen schon.“ sagte der Alt-Kanzler.
Über Adolf Hitler
Schmidt beschrieb Adolf Hitler als „charismatischen Idealisten“. Ein Idealist ist ein zur Selbstaufopferung im Streben nach Utopien einer bestimmten Weltanschauung bereites Individuum. Die Lebenseinstellung des Idealisten ist das Gegenteil von Egoismus bzw. Pragmatismus. Schmidt nahm Hitler auch dahingehend in Schutz, daß er ihm zugute hielt, nicht geglaubt zu haben, daß er Unrecht stiftete. Schmidt sprach über charismatische Idealisten, die mehr versprechen, als sie halten können, und mehr Unrecht stiften, als sie glauben.[12] Den „Black Messiah Obama“ stellte Schmidt auf eine Stufe mit dem Idealisten Hitler. Schmidt: „Barack Obama ist auch so einer.“
Zum „Krisenherd Afghanistan“
In der „Helmut-Schmidt-Universität“ in Hamburg fand eine Diskussionsveranstaltung der „Atlantik Brücke e. V.“ statt, einem gemeinnützigen Verein, der einst mit dem Ziel gegründet wurde, eine Brücke zwischen den VSA und der BRD zu schaffen.
Altbundeskanzler Helmut Schmidt und der Verteidigungsminister Karl Theodor zu Guttenberg diskutierten das Thema „Bundeswehr im Einsatz / Krisenherd Afghanistan“, moderiert wurde die Diskussion von Friedrich Merz. Helmut Schmidt äußert sich zum „Afghanistan-Einsatz“:
- „Ich muß nochmal darauf zurückkommen, daß die Großmächte Abseits stehen ... Wenn wir die Möglichkeit eines generationenlangen Konflikts zwischen dem Westen im allgemeinen ..., das ist Europa und Nordamerika ..., und dem Islam auf der anderen Seite im allgemeinen ..., wenn wir den als Möglichkeit vor Augen haben ..., dann brauchen wir mindestens die Großmächte als Helfer ..., jemand, der einen Krieg führt und weiß ..., ich muß jetzt irgendwann mal mit verhandeln ..., der benutzt dazu ..., das lehrt uns die Geschichte ..., manchmal einen Vermittler ...
- China wird nicht gerne bereit sein zu vermitteln ..., Herr Medwedjew oder Herr Putin sind auch nicht gerade begeistert davon ..., aber man kann nicht auf der einen Seite ..., von der Verantwortung des Herrn Karsai reden ..., der in Wirklichkeit nur der Oberbürgermeister von Kabul ist und keinen Staat und nichts hinter sich hat ..., auf der anderen Seite ..., die Chinesen, die Russen, die Inder aus der Verantwortung raus lassen ..., und die Israelis aus der Verantwortung raus lassen ..., die ihrerseits dazu beitragen, daß die islamischen Menschen in vielen Staaten der Welt antiwestlich ..., immer stärker antiwestlich fühlen ..., und einige von denen nicht nur fühlen, sondern sogar denken ..., und einige sogar handeln ...
- Das Problem ist nicht Afghanistan ..., es ist auch nicht Afghanistan und Pakistan, sondern es ist ein viel größeres Problem ..., und es hat gar keinen Zweck ..., über Abzugstermine aus Afghanistan im Einzelnen lange zu philosophieren ..., man muß philosophieren über eines der Grundprobleme dieses Jahrhunderts ..., dieses Jahrhundert ist ein Jahrhundert ..., in dem die Menschheit noch einmal explodieren wird ..., was die Zahlen angeht ..., am Beginn des 20. Jahrhunderts lebten anderthalb Milliarden Menschen auf der Welt ..., am Beginn des 21. Jahrhunderts hatten wir uns vervierfacht auf sechs Milliarden ..., jetzt sind wir bei sieben Milliarden ..., in der Mitte des Jahrhunderts werden wir bei neun Milliarden Menschen stehen ..., und diese Bevölkerungsexplosion findet nicht in Europa statt ..., im Gegenteil ..., die europäischen Völker schrumpfen alle und werden immer älter ..., das sieht man an mir ..., einundneunzig Jahre ..., sonder die Vermehrung findet statt ..., im islamischen Teil der Welt ..., und in Schwarzafrika ..., und noch ein bißchen in Lateinamerika ..., das heißt, es werden immer mehr ..., das ist der Name unseres Problems ..., ein Problem von ähnlicher Sprengkraft ...“
Friedrich März fügte als Moderator folgendes hinzu:
- „Und das ..., Herr zu Guttenberg ..., bringt uns doch zu den kulturellen Fragen Europas ..., lassen wir Amerika einen Augenblick außer betracht ..., was machen wir in Europa ...?“
Zu Guttenberg antwortete darauf:
- „... unsere eigene Kulturvergessenheit pflegen ..., um es mal so zu sagen ..., aber das ist ..., das wäre jetzt etwas zu wüst ...“ (Phönix-TV, 12. März 2010)
Europäische Union gegen „deutschnationale Kraftmeierei“
Schmidt ergriff beim Bundesparteitag der SPD 2011 in Berlin zur dramatischen Lage der Europäischen Union zum ersten Mal seit 1998 das Wort. Er warnte eindringlich vor einem Führungsanspruch Deutschlands. Dies löse in der EU derzeit Unbehagen und politische Besorgnis aus. „Wenn wir uns verführen ließen, eine Führungsrolle in Europa zu beanspruchen, so würden sich unsere Nachbarn zunehmend wirksam dagegen wehren.“ warnte Schmidt. Es liege im strategischen Interesse Deutschlands, nie wieder in Isolation zu geraten. Äußerungen wie die des Unions-Fraktionschefs Volker Kauder (CDU), daß in Europa jetzt Deutsch gesprochen werde, sei schädliche deutschnationale Kraftmeierei. Empört wies Schmidt die These einer angeblichen Krise des Euro als leichtfertiges Geschwätz von Journalisten und Politikern zurück. Erforderlich sei vielmehr ein mitfühlendes Herz für Griechenland. Eine gemeinsame Verschuldung der EU sei langfristig unvermeidlich. Und Deutschland sei in Europa immer ein Nettozahler gewesen. „Wir konnten uns das leisten. Und wir haben es uns seit Adenauers Zeiten immer geleistet.“ Nach dem Holocaust und den deutschen Schandtaten der Nazis gebe es immer noch einen latenten Argwohn gegen die Deutschen. Auch die nachgeborenen Generationen müßten mit dieser historischen Last leben. „Wer dies nicht verstanden hat, dem fehlt die unverzichtbare Voraussetzung für die Lösung der gegenwärtig höchst prekären Krise Europas.“[13]
Zur europäischen Schuldengemeinschaft
Bei einem gemeinsam Auftritt in Hamburg riet Altkanzler Helmut Schmidt SPD-Kandidat Peer Steinbrück indirekt, die Zukunft der Europäischen Union im Wahlkampf deutlicher anzusprechen, da sich bald die bittere Wahrheit entpuppen werde. Zur Bild-Zeitung sagte Schmidt im September 2013:
- „Spätestens im Laufe des Jahres 2014 werden wir Deutschen – vor allem wegen der schwierigen wirtschaftlichen Lage in Griechenland, Portugal und anderen Ländern Südeuropas – von allen Seiten zur Kasse gebeten ... und das obwohl Merkel das Volk darauf eingestimmt hat, daß wir nicht zahlen werden.“[14]
Weitere Zitate
- „Mit weit über 4 Millionen Ausländern ist die Aufnahme der deutschen Gesellschaft erschöpft, wenn nicht ganz große Probleme entstehen sollen ... Mehr als 4,5 Millionen Ausländer können wir mit Anstand nicht verdauen ...“
- „Beim Zuzug von Gastarbeiter-Angehörigen ist die zulässige Grenze inzwischen erreicht und in manchen Fällen bereits überschritten. Ich warne vor einem Nationalitäten-Problem in der Bundesrepublik Deutschland!“ (1975)
- „Die Bundesrepublik soll und will kein Einwanderungsland werden!“ (1980)
- „Wir haben 4 Millionen Ausländer, wir wollen keine 6 Millionen!“
- „Mir kommt kein Türke mehr über die Grenze!“ (in der Zeit, 5. Februar 1982)
- „Wir können nicht mehr Ausländer verdauen, das gibt Mord und Totschlag!“ (DGB-Veranstaltung seines Hamburger Wahlkreises, November 1981)
- „Es ist ein Fehler gewesen, so viele Ausländer ins Land zu holen!“ (SPD-Wahlparteitag in Hessen)
Helmut Schmidt verlangte einen radikalen Kurswechsel in der Ausländerpolitik:
- „Wir müssen eine weitere Zuwanderung aus fremden Kulturen unterbinden.“ Als Mittel gegen die Überalterung komme Zuwanderung nicht in Frage. „Die Zuwanderung von Menschen aus dem Osten Anatoliens oder aus Schwarzafrika löst das Problem nicht, schaffte nur ein zusätzliches dickes Problem.“ Deutschland habe sich damit in den vergangenen 15 Jahren übernommen. „Wir sind nicht in der Lage gewesen, alle diese Menschen wirklich zu integrieren. [...] Sieben Millionen Ausländer in Deutschland sind eine fehlerhafte Entwicklung, für die die Politik verantwortlich ist.“ Es sei deshalb falsch, Ausländer für die Arbeitslosigkeit verantwortlich zu machen. Diejenigen, die sich nicht in die deutsche Gesellschaft integrieren wollten oder könnten „hätte man besser draußen gelassen“. (Focus-Interview, 11. Juni 2005)[15]
In der Sendung „Beckmann“ fragte der Moderator: „Was gefällt Ihnen an der Redeart von Barack Obama nicht?“ Altkanzler Schmidt antwortete:
- „Ich habe nichts gegen die Art der Rede ..., aber ich habe erlebt, daß Charismatiker ..., hinterher mehr Unheil gestiftet haben ..., als sie sich selber vorgestellt haben ..., immerhin ..., Adolf Hitler war auch ein Charismatiker ..., Stalin auch ...“ (ARD/Beckmann 2010)
- „Wegen der Nazizeit und dem Zweiten Weltkrieg wird Deutschland für lange Zeit in der Pflicht stehen – für das ganze 21. Jahrhundert, vielleicht sogar noch für das 22. Jahrhundert.“[16]
- „Sie haben unsere Geschichte in ein Verbrecheralbum verfälscht.“
- „Mit einer demokratischen Gesellschaft ist das Konzept von Multikulti schwer vereinbar. Vielleicht auf ganz lange Sicht. Aber wenn man fragt, wo denn multikulturelle Gesellschaften bislang funktioniert haben, kommt man sehr schnell zum Ergebnis, daß sie nur dort friedlich funktionieren, wo es einen starken Obrigkeitsstaat gibt. Insofern war es ein Fehler, daß wir zu Beginn der 60er Jahre Gastarbeiter aus fremden Kulturen ins Land holten.“ (Hamburger Abendblatt, 2004)
- „Die multikulturelle Gesellschaft ist eine Illusion von Intellektuellen.“ (Die Zeit, 2004)
- „Wenn wir auf Jahrzehnte so weiterfahren wie bisher, dann muß ich für unser Vaterland schwarz sehen.“ (Im Gespräch mit dem Sender Phoenix, 2006)
- „Wenn man ganz genau hinschaut, dann sieht man, daß die politischen Journalisten eigentlich mehr zur politischen Klasse gehören und weniger zum Journalismus.“ (Zeit Magazin, 2010)
- „Politiker und Journalisten teilen sich das traurige Schicksal, daß sie oft heute schon über Dinge reden, die sie erst morgen ganz verstehen.“ (zitiert laut Bundesregierung)
- „Wenn wir uns überall einmischen wollen, wo himmelschreiendes Unrecht geschieht, dann riskieren wir den Dritten Weltkrieg.“ (gegenüber dem Focus, 2009)
- „Ich teile die Menschheit in drei Kategorien ein: Wir normalen Menschen, die irgendwann in ihrer Jugend Äpfel geklaut haben; die zweite hat eine kleine kriminelle Ader, und die dritte besteht aus Investmentbankern.“ (zitiert nach Angaben der Zeit)
- „Die Glaubwürdigkeit der Politiker war noch nie so gering wie heute. Das liegt nicht zuletzt an einer Gesellschaft, die in die Glotze guckt. Die Politiker reden nur oberflächliches Zeug in Talkshows, weil sie meinen, es sei die Hauptsache, man präge sich ihr Gesicht ein.“ (zitiert nach dem Deutschlandfunk)
- „Die heutige politische Klasse in Deutschland ist gekennzeichnet durch ein Übermaß an Karrierestreben und Wichtigtuerei und durch ein Übermaß an Geilheit, in Talkshows aufzutreten.“ (1994, nach Angaben der Nachrichtenagentur dpa)
Kritik
Der frühere ZDF-Hauptstadtkorrespondent Thorsten Alsleben beleuchtete im November 2011 die Wahrnehmung Schmidts in den deutschen Medien kritisch. In einem Gastbeitrag des Christlichen Medienmagazins pro schrieb Alsleben, der in fast allen Medien gerühmte Ex-Kanzler sei ungehobelt, arrogant und überbewertet. Mit seiner Wortwahl, die Finanzmanager hätten fast die ganze Welt „in die Scheiße geritten“, disqualifiziere sich Schmidt zusätzlich. Die Überhöhung Helmut Schmidts durch die Medien, aber letztlich auch durch ihn selbst, könne auch in seiner selbst postulierten Gottesdistanz liegen. Der Journalist unterstrich, daß, wer niemanden über sich akzeptiere – keinen Gott und Menschen schon gar nicht – anfällig dafür sei, sich selbst zu wichtig zu nehmen. Schmidt habe in seinem Leben zwar viel Gutes geleistet, aber der Journalist Volker Zastrow habe Recht mit der Charakterisierung, daß Helmut Schmidt nach Ludwig Erhard der schwächste Kanzler war, den die Bundesrepublik hatte. Ausgerechnet unter dem „Weltökonom“ Schmidt habe sich der Bund in einem Maße verschuldet wie nie zuvor und wie auch danach nie mehr in einem ähnlichen Zeitraum: Von 1974 bis 1982 habe sich die Bundesschuld vervierfacht.[17][18]
Tod
Altkanzler Helmut Schmidt verstarb nach schwerer Krankheit im November 2015, er wurde bis zum Schluß von seinem Leibarzt betreut. Seine Lebensgefährtin Ruth Loah nahm Abschied von Helmut Schmidt, nachdem dieser das Bewußtsein verloren hatte.[19] Auch die aus ihrem Wohnort London angereiste Tochter Susanne Kennedy-Schmidt war zuletzt an seiner Seite, auch wenn der Vater nicht mehr ansprechbar war.
Baden-Württembergs Finanzminister Nils Schmid sagte in einer öffentlichen Erklärung: „Der Lotse ist von Bord gegangen.“ Altkanzler Gerhard Schröder sagte der Bild-Zeitung:
- „Wie nur wenige in der deutschen Nachkriegsgeschichte hat er es verstanden, durch beherztes staatliches Handeln existenzielle Krisen zu meistern und zugleich den Menschen Orientierung in Zeiten der Unsicherheit zu geben.“
Familie
Helmut Schmidt heiratete am 27. Juni 1942 Hannelore „Loki“ Glaser (1919–2010). Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor. Ihr in Bernau bei Berlin behindert geborener Sohn Helmut Walter ( 26. Juni 1944) verstarb dort im Februar 1945 noch vor seinem ersten Geburtstag. Tochter Susanne, die für den Wirtschaftsfernsehsender Bloomberg TV in London arbeitet, wurde im Mai 1947 in Hamburg geboren.
Im August 2012 stellte Schmidt Ruth Loah als seine neue Lebensgefährtin vor.[20][21] 2015 gestand Schmidt gegenüber dem Magazin „Stern“ eine außereheliche Affäre ein, machte aber keine Angaben zu Zeitpunkt und Länge der Beziehung, nur daß er das Verhältnis zu Beginn seiner Kanzlerschaft beendet habe.[22]
Zitate
- „DER SPIEGEL: [..] Von Schmidt heißt es an einer Stelle [in Ihren Lebenserinnerungen] etwas überraschend, er habe jahrelang eine Geliebte in Hamburg gehabt. Ist das verbürgt?“ | Klaus Harpprecht: „Ich habe das erwähnt, weil sich der Esel gegenüber Brandt immer schrecklich moralisierend aufgeführt hat. Er hat die Freundin dann abgelegt, als er Kanzler wurde, weil er meinte, er könne sich das Verhältnis nicht mehr leisten. Diese Frau ist daran fast zerbrochen. Sie hat einen völligen Zusammenbruch erlebt.“[23]
Mitgliedschaften/Ämter
Helmut Schmidt war Ehrenmitglied des Aspen-Instituts, Berlin, und der Schilddrüsen-Liga Deutschland. Er gehörte dem InterAaction Council früherer Regierungschefs an und war zehn Jahre lang dessen Vorsitzender. Er war Ehrensenator der Max-Planck-Gesellschaft und Ehrenvorsitzender (seit 2002) der von ihm mitbegründeten Deutschen Nationalstiftung in Weimar; Teilnehmer auf Einladung bei Bohemian Grove, einer „geschlossenen”, verschwiegenen rituell-kultischen Vereinigung Mächtiger in Nordkalifornien; Mitglied in Rockefellers Trilateraler Kommission.
- Bilderberger (1973, 1977, 1980)
Auszeichnungen und Ehrungen
Helmut Schmidt erhielt im Laufe seines Lebens zahlreiche Ehrungen in Form von Preisen, Ehrendoktorwürden und Ehrenbürgerschaften. Den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland in der Form mit Stern und Schulterband lehnte er jedoch 1968 nach hanseatischer Tradition ab.
Wehrmacht
- Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938
- Eisernes Kreuz (1939), 2. Klasse
- Medaille „Winterschlacht im Osten 1941/42“
- Panzerkampfabzeichen (ggf. der Luftwaffe?)
- Erdkampfabzeichen der Luftwaffe
Ehrenbürgerschaften
- 1983: Ehrenbürger seiner Heimatstadt Hamburg
- 1983: Ehrenbürger von Bonn
- 1983: Ehrenbürger von Bremerhaven
- 1989: Ehrenbürger von Berlin
- 1995: Ehrenbürger der Barlachstadt Güstrow
- 1998: Ehrenbürger des Landes Schleswig-Holstein.
Ehrensenator
Helmut Schmidt wurde 1983 zum Ehrensenator der Universität Hamburg ernannt.[24]
Ehrendoktorwürden
Im Laufe seiner Regierungszeit und auch danach wurde Helmut Schmidt mit 24 Ehrendoktorgraden geehrt, darunter unter anderem Ehrendoktorwürden der britischen Universitäten Oxford und Cambridge, der Pariser Sorbonne, der VS-amerikanischen Harvard- und der Johns Hopkins University sowie der Keiō-Universität in Japan. 1983 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Katholieke Universiteit Leuven.
Helmut Schmidt erhielt 2007 die Ehrendoktorwürde der Philipps-Universität Marburg im Rahmen der Christian-Wolff-Vorlesungen mit der Begründung, das der Aufklärung verpflichtete Fach Philosophie erkenne in Helmut Schmidt den Philosophen im Politiker. Die Ehrung wurde von Lehrenden der Politikwissenschaft heftig kritisiert. Sie sahen darin ein symbolisches Ende der marxistischen Tradition Wolfgang Abendroths in Marburg und stellten zugleich die sachliche Verleihungswürdigkeit Schmidts in Frage.
Benennungen zu Schmidts Ehren
- Nach Helmut Schmidt wurde 1979 eine Rosensorte benannt.
- Der Helmut-Schmidt-Journalistenpreis ist ein seit 1996 jährlich vergebener Preis der ING-DiBa für besondere Leistungen auf dem Gebiet des kritischen Verbraucherjournalismus durch verbraucherorientierte Berichterstattung über Wirtschafts- und Finanzthemen. Helmut Schmidt war Schirmherr.
- 2003 wurde zu Ehren von Helmut Schmidt ein Lehrstuhl für internationale Geschichte an der privaten International University Bremen nach ihm benannt.
- Im Dezember 2003 wurde die Universität der Bundeswehr in Hamburg in Helmut-Schmidt-Universität umbenannt. Darüber hinaus erhielt Schmidt die Ehrendoktorwürde dieser Hochschule. Damit wurde sein Einsatz für die wissenschaftliche Fortbildung von Offizieren Anfang der siebziger Jahre gewürdigt.
- Im Jahre 2007 wurde von der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius ein Helmut-Schmidt-Preis für Deutsch-Amerikanische Wirtschaftsgeschichte gestiftet, der vom Deutschen Historischen Institut Washington verliehen wird. Bisherige Preisträger waren: Harold James (Princeton University), Volker Berghahn (Columbia University), Richard H. Tilly (Westfälische Wilhelms-Universität Münster) und Charles S. Maier (Harvard University).[25]
- 2012: Am 5. November wurde das Hamburger Gymnasium Kirchdorf/Wilhelmsburg in Helmut-Schmidt-Gymnasium umbenannt.
Preise
- 1978: Theodor-Heuss-Preis für sein Krisenmanagement in der Zeit des RAF-Terrors
- 1978: Friedenspreis der Louise-Weiss-Stiftung in Straßburg
- 1986: Athena-Preis der Alexander-Onassis-Stiftung
- 1988: Four Freedoms Award der Franklin D. Roosevelt-Stiftung.
- 1989: Preis „Das politische Buch“ der Friedrich-Ebert-Stiftung für Menschen und Mächte
- 1990: Neapel-Preis des Journalismus
- 1990: Friedrich-Schiedel-Literaturpreis für Menschen und Mächte
- 1996: Spanischer Journalismuspreis Godo
- 1998: Carlo-Schmid-Preis
- 2001: Goldmedaille der Stiftung Jean Monnet für sein Engagement im Dienste der Europäischen Währungsunion (zusammen mit seinem Freund, dem früheren französischen Staatspräsidenten Valéry Giscard d’Estaing)
- 2002: Martin Buber-Plakette (erster Preisträger)
- 2002: Dolf-Sternberger-Preis.
- 2005: „Prix des Générations“ der Initiative VIVA 50plus. Als herausragender Staatsmann habe „[…] Helmut Schmidt nicht nur das Zusammenleben der Generationen, sondern auch das Verständnis zwischen den Altersgruppen gefördert […]“.
- 2005: Oswald-von-Nell-Breuning-Preis der Stadt Trier, für die „[…] Ernsthaftigkeit, mit der sich Helmut Schmidt immer wieder auch Fragen eines gerechten sozialen Ausgleichs gestellt […]“[26] habe
- 2005: Adenauer-de Gaulle-Preis für sein Wirken um die deutsch-französische Zusammenarbeit (zusammen mit Valéry Giscard d’Estaing)
- 2007: Henry-Kissinger-Preis der American Academy in Berlin, erster Preisträger überhaupt, für seine herausragende Rolle als Publizist in der transatlantischen Kommunikation
- 2007: Weltwirtschaftlicher Preis, für seine realitätsbezogene Politik mit moralischem Pflichtbewußtsein[27]
- 2008: Osgar (Medienpreis der Bild-Zeitung)
- 2009: Internationaler Mendelssohn-Preis zu Leipzig in der Kategorie Gesellschaftliches Engagement.
- 2010: Point-Alpha-Preis,[28] mit 25.000 Euro dotiert, für Verdienste um die Einheit Deutschlands und Europas in Frieden und Freiheit. Das Kuratorium Deutsche Einheit e. V. würdigte damit Schmidts „Standhaftigkeit beim Nato-Doppelbeschluß und seine Rolle beim KSZE-Prozess“.[29]
- 2010: Henri-Nannen-Preis für sein publizistisches Lebenswerk
- 2011: Millennium-Bambi, verliehen in den Rhein-Main-Hallen in Wiesbaden
- 2012: Eric-M.-Warburg-Preis des Vereins Atlantik-Brücke[30]
- 2012: Westfälischer Friedenspreis, verliehen am 22. September 2012 an Schmidt und die Kinderhilfsorganisation Children for a better World im Historischen Rathaus Münster[31]
- 2013: Hanns Martin Schleyer-Preis für das Jahr 2012 „für hervorragende Verdienste um die Festigung und Förderung der Grundlagen eines freiheitlichen Gemeinwesens“[32]
- 2015: Gustav-Stresemann-Preis der Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland für die „Lebensleistung eines Menschen“
Sonstige Ehrungen
- 1966: Goldener Nürnberger Trichter einer Karnevalsgesellschaft
- 1972: Orden wider den tierischen Ernst des Aachener Karnevalsvereins für seinen Haarnetz-Erlaß
- 2006: Ehrenmitglied des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold, Bund aktiver Demokraten e. V.
Filmbeiträge
Verweise
- Helmut Schmidt: Zuwanderung aus fremden Kulturen war Fehler!, Unzensuriert.at, 16. Dezember 2010
- Verantwortung der Forschung im 21. Jahrhundert – Die Rede von Helmut Schmidt zum Festakt am 11. Januar 2011 in Berlin, Max-Planck-Gesellschaft
- Helmut Schmidt fordert europäische Einheitssprache, Junge Freiheit, 31. Oktober 2012
- Leo Thenn: Offener Brief an Altkanzler Helmut Schmidt, 21. Januar 2012
- Helmut Schmidt ist tot, Der Spiegel, 10. November 2015
- Nachrüstung: Vorstoß der Rechten, Der Spiegel, 19. April 1982
Fußnoten
Konrad Adenauer (1949–1963) • Ludwig Erhard (1963–1966) • Kurt Georg Kiesinger (1966–1969) • Willy Brandt (1969–1974) • Helmut Schmidt (1974–1982) • Helmut Kohl (1982–1998) • Gerhard Schröder (1998–2005) • Angela Merkel (2005–2021) • Olaf Scholz (seit 2021)
- Geboren 1918
- Gestorben 2015
- Deutscher Politiker
- Deutscher Offizier
- Bundeskanzler (BRD)
- Bundesaußenminister
- SPD-Mitglied
- Die Zeit
- Atlantik-Brücke
- Aspen-Institut
- Bilderberger
- Rockefellers Trilaterale Kommission
- Bohemian Grove
- Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik
- Angehöriger der Wehrmacht
- BRD-Politiker
- Bundesverteidigungsminister
- Bundeswirtschaftsminister
- Bundesfinanzminister
- Bundestagsabgeordneter (Hamburg)
- Ritter des Ordens wider den tierischen Ernst
- Ehrenbürger von Berlin
- SDS-Mitglied
- Henry-Kissinger-Preisträger
- Eric-M.-Warburg-Preisträger
- Angehöriger des Reichsarbeitsdienstes
- Ehrenbürger von Bonn
- Ehrenbürger von Hamburg
- Ehrenbürger von Schleswig-Holstein
- Ehrendoktor der Sorbonne
- Ehrensenator der Universität Hamburg
- Ehrendoktor der University of Oxford
- Ehrendoktor der Harvard University
- Ehrendoktor der Johns Hopkins University
- Ehrendoktor der Keiō-Universität
- Ehrendoktor der University of Cambridge
- Träger des Eisernen Kreuzes 2. Klasse
- Träger des Theodor-Heuss-Preises
- Bundesverdienstkreuz abgelehnt