Wilhelm II. (Deutsches Reich)

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Wilhelm II., mit vollem Namen Friedrich Wilhelm Viktor Albert von Preußen aus der Dynastie der Hohenzollern, (Lebensrune.png 27. Januar 1859 in Berlin, Preußen; Todesrune.png 4. Juni 1941 in Doorn, Niederlande), war ein deutscher Adliger, Sohn von Friedrich III., Kaiser des Deutschen Kaiserreiches und König von Preußen vom 15. Juni 1888 bis zum 28. November 1918. Seine Regierungszeit wird auch wilhelminische Epoche genannt.

Für Wilhelm II. angefertigte preußische Königskrone

Die Geburt

Wilhelm im Alter von vier Jahren mit seinem Vater auf Schloß Balmoral, seine linke Hand in der Hand des Vaters verbergend
Kronprinz Wilhelm als Kind

Die Geburt des Prinzen war ausgesprochen schwierig und blieb nicht ohne Folgen: Der linke Arm des Kindes wurde durch den Gebrauch einer Geburtszange so verletzt, daß er zeitlebens gelähmt und deutlich kürzer blieb. Das Kind wurde zuerst für tot gehalten, so daß die Rettung der Mutter an erster Stelle stand, bis sich eine Hebamme herließ, das Neugeborene gründlich durchzurütteln, so daß dieser dann doch den ersten Schrei ausstieß. Keinen gesunden Thronfolger geboren zu haben, empfand die Mutter als persönliches Versagen und war nur schwer bereit, die Behinderung ihres Sohnes zu akzeptieren.

Sobald Wilhelm sich seiner Behinderung bewußt geworden war, versuchte er, diese zu verbergen. Demzufolge ließ er auf späteren Fotos den versehrten Arm zumeist in der Manteltasche oder verbarg ihn anderweitig. Wilhelm erlebte seine frühe Kindheit dementsprechend als Tortur. Nichts blieb unversucht den Arm zu heilen – selbst die abenteuerlichsten Wundermittel fanden Anwendung.

Wilhelm erwies sich jedoch von erstaunlicher Energie und lernte es, mit einem Arm das Gewehr zu halten, das Segel, das Ruder und das Tennis-Racket. Die Kunst des Reitens allerdings erwarb er sich nur unter Qualen, da er aufgrund seiner schwierigen Geburt auch unter Gleichgewichtsstörungen litt.

Die Jugend

Nach dem Abitur in Kassel studierte Wilhelm vier Semester an der Universität Bonn in 13 verschiedenen Disziplinen, Chemie ebenso wie Kunstgeschichte und Rechtswissenschaften. In seiner Jugend war er ein großer Verehrer Bismarcks.

Ehe

Im Jahre 1879 verlobte er sich mit der drei Monate älteren Auguste Viktoria Friederike Luise Feodora Jenny Prinzessin von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg, die er am 27. Februar 1881 heiratete.

Am 5. November 1922 sollte der verwitwete Exil-Kaiser erneut heiraten, diesmal Hermine, Prinzessin Reuß ältere Linie, verwitwete Prinzessin von Schoenaich-Carolath.

Der Kaiser

Kaiser Wilhelm II. mit Otto von Bismarck im Jahre 1888
Der Kaiser in Heeresuniform
Wilhelm II. als Regimentschef des Regimentes der Gardes du Corps in weißer Paradeuniform; Gemälde von A. H. Hering (1900)

Im Dreikaiserjahr 1888 folgte der neunundzwanzigjährige Hohenzollern-Prinz seinem am 9. März verstorbenen Großvater Wilhelm I. und seinem nach nur 99 Amtstagen verstorbenen Vater Friedrich III. auf den preußischen Königs- und den deutschen Kaiserthron.

Sozialpolitik

Kaiser Wilhelm II. geriet durch seine Sozialpolitik, die die Arbeiterschaft mit der Regierung versöhnen sollte, in Gegensatz zu Bismarck und drängte ihn 1890 zum Rücktritt. Er beeinflußte ungewollt durch seine unausgeglichene Innen- und Außenpolitik die weltpolitische Entwicklung seiner Zeit in einer für Deutschland letztendlich schicksalhaften Weise.

Österreich-Ungarn

Am 4. Mai 1900 wurde Wilhelm II. zum Generalfeldmarschall der Gemeinsamen Armee von Österreich-Ungarn benannt.

Titel

Der Kaiser des Deutschen Reiches war auch weiterhin König von Preußen und trug zudem noch 51 weitere Titel:

Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit [Majestät] Wilhelm der Zweite, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser und König von Preußen, Markgraf von Brandenburg, Burggraf von Nürnberg, Graf von Hohenzollern, Herzog von Schlesien und des Landes Glatz, Großherzog des Niederrheins und Posens, Herzog von Sachsen, von Westfahlen und Engern, Herzog von Pommern und von Lüneburg, Herzog von Hollstein und von Schleswig, Herzog von Magdeburg, von Bremen, Geldern, Jülich und Berg, Herzog der Wenden und Kaschuben, Herzog von Krossen, Launburg und Mecklenburg, Landgraf von Hessen und Thüringen, Markgraf der Ober- und der Niederlausitz, Prinz von Oranien, Prinz von Rügen, von Ostfriesland, von Paderborn und von Pyrmont, Prinz von Halberstadt, von Münster, Minden, Osnabrück, Hildesheim, Verden, Kammin, Fulda, Nassau und Moess, gefürsteter Graf von Henneberg, Graf der Mark Ravensberg, Graf von Hohenstein, Tecklenburg und Lingen, Fürst von Mansfeld, Sigmaringen und Veringen, Gebieter von Frankfurt.[1]

Der Fehler von Caprivi

Der als Bismarcks Nachfolger ernannte Leo Caprivi versäumte im Jahre 1890 als folgenschwersten Fehler, den mit Rußland geschlossenen Rückversicherungsvertrag zu erneuern. Als Folge geriet Deutschland daraufhin, wie von Bismarck zeitlebens befürchtet, in die Enge zwischen Frankreich und Rußland. Allerdings ließe sich auch Bismarck dafür kritisieren, daß er 1879 den Zweibund mit Österreich-Ungarn und nicht mit Rußland abgeschlossen hatte, was infolge den Schluß zuließe, daß die Kündigung des Rückversicherungsvertrages, der hinter dem Rücken Österreichs abgeschlossen worden war, bei diesem Verbündeten zu einem Vertrauenszuwachs geführt haben dürfte, nachdem dies bekannt geworden war. Letztlich trug aber der Kaiser die letzte Verantwortung für alle diese Entscheidungen.

Andererseits konnte am 10. August 1890 auf friedlichem Wege die Rückgabe der englisch besetzten Insel Helgoland an Deutschland erreicht werden. England trat die Insel im „Helgoland-Sansibar-Vertrag“ wieder an das Deutsche Reich ab, wofür das Deutsche Reich auf seine Ansprüche auf das vor der Küste von Deutsch-Ostafrika liegende Sultanat Sansibar und weitere Rechte in Ostafrika verzichten mußte. Dies ist die übliche Sichtweise auf diesen Vorgang, die wohl das Ergebnis davon ist, daß der Vertrag, in dem dieser Tausch vereinbart wurde, „Helgoland-Sansibar-Vertrag“ genannt wurde. Tatsächlich tauschte das Deutsche Reich seinerzeit seine heute „vergessene Kolonie“ Deutsch-Witu im heutigen Kenia bzw. vormaligen Britisch-Ostafrika gegen Helgoland ein.

Der Burenkrieg

Der Kaiser äußerte sich wie folgt über den Burenkrieg:

„Im allgemeinen glaubt man in England, während der Dauer des Südafrikanischen Kriegs sei Deutschland feindlich gesinnt gewesen. Zweifellos war die öffentliche Meinung in Deutschland den Engländern feindlich – bitter feindlich. Die Presse war feindlich; die private Meinung war es. Aber wie ist es mit dem offiziellen Deutschland? Lassen Sie meine Kritiker sich fragen, was die europäische Reise der Buren-Delegierten, die eine Intervention Europas zu erreichen strebten, zu einem plötzlichen Stillstand und dann zu völligem Zusammenbruch gebracht hat? Sie wurden in Holland gefeiert; Frankreich bewillkommnete sie mit Begeisterung. Sie wollten nach Berlin kommen, wo das deutsche Volk sie mit Blumen bekränzt haben würden. Aber als sie baten, von mir empfangen zu werden, habe ich das abgelehnt. Die Agitation war unmittelbar darauf tot, und die Delegierten kehrten mit leeren Händen zurück. Handelt, frage ich, so ein heimlicher Feind?“
„Und ferner: Als der Kampf auf der Höhe war, wurde die deutsche Regierung von denen Frankreichs und Rußlands eingeladen, sich mit ihnen zu verbinden und England aufzufordern, dem Krieg ein Ende zu machen. Der Moment, so sagten sie, sei da, nicht nur die Burenrepubliken zu retten, sondern England bis in den Staub zu demütigen. Was war meine Antwort? Ich sagte, daß Deutschland, weit entfernt davon, an irgendeinem verabredeten Vorgehen Europas zum Druck auf England und so dessen Erniedrigung teilzunehmen, immer eine Politik vermeiden müsse, die es in Verwicklungen mit einer Seemacht wie England bringen könne. Die Nachwelt wird eines Tags den genauen Wortlaut des Telegramms – es liegt jetzt in den Archiven des Windsor-Schlosses – lesen können, worin ich den Souverän Englands von meiner Antwort an die Mächte, die damals es zu stürzen suchten, unterrichtet habe. Engländer, die jetzt mich beleidigen, indem sie mein Wort anzweifeln, sollten wissen, wie ich in der Stunde ihres Mißgeschicks gehandelt habe.“[2]

Der Kaiser mag dies als sein Verdienst betrachten, aber man könnte dies auch als eine Gelegenheit auffassen, die er nicht wahrnahm.

Flottenpolitik

Wilhelm II. in der Uniform der Kaiserlichen Marine, Gemälde von Robert Hahn aus dem Jahre 1911; er war ebenfalls Großadmiral ehrenhalber der k. u. k. Kriegsmarine.

Der Bau einer deutschen Hochseeflotte war ein Ziel des neuen Kaisers, zu dessen Durchsetzung er sich des Admirals Alfred von Tirpitz bediente. Dies führte zu einem Gegensatz mit England, allerdings kann sie dadurch gerechtfertigt werden, daß das Deutsche Reich eine Flotte haben mußte, die es ermöglichte, es mit den Flotten der unmittelbaren Nachbarn Rußland und Frankreich, die sich als mögliche Kriegsgegner abzeichneten (England trat ihrem Bündnis erst später bei), aufnehmen zu können. England selbst führte aus eigener Machtvollkommenheit einen Zweimächtestandard zur See ein.

Der Kaiser in der Uniform des 1. Leib-Husaren-Regiments Nr. 1 (Totenkopfhusaren[3]).

Kolonialpolitik

Noch 1913, kurz vor Ausbruch des Weltkrieges, einigten sich Deutschland und England auf die Aufteilung des portugiesischen Kolonialbesitzes, für den Fall, daß Portugal seine Zahlungsunfähigkeit erklären würde. Wenn man von dem Pachtgebiet Kiautschou und dem „Caprivi-Zipfel“ absieht, dann wurde das deutsche Kolonialreich unter Wilhelm II. in keinem nennenswerten Ausmaß mehr erweitert.

Verhältnis zu Juden und Judentum

Wilhelm verstand sich und handelte als Judenprotektor,[4] auch in wirtschaftlicher Hinsicht: Er und die von ihm ernannten Reichskanzler ermöglichten es, daß die jüdischen Verleger Mosse, Ullstein, Sonnemann und Singer in der Hauptstadt Berlin mit ihren Zeitungen, Zeitschriften und Magazinen etwa 70 Prozent der veröffentlichten Meinung repräsentierten.[5]

Militärische Titel

Regimentschef

Im Deutschen Reich Chef

Wilhelm II. war z. B. Chef (früher Inhaber genannt) folgender Regimenter der Preußischen Armee:

Wilhelm II. in der Uniform des Regimentes der Gardes du Corps im Garde-Korps (Leibgarde)
Kaiser Wilhelm II. in der Uniform der Osmanischen Armee mit Herren-Fez – Ölbild von Max Fleck (1916) im Kaiserlichen Botschaftspalais
Im Ausland Chef
  • Kaiserlich Russisches St. Petersburger Leib-Garde-Grenadier-Regiment „König Friedrich Wilhelm III.“
  • 85. Infanterie-Regiment „Wyborg“, (Rußland)
  • 13. Husaren-Regiment „Narva“ (Rußland)
  • 12. Balkan-Infanterie-Regiments „Balkanski“ (Bulgarien)
  • 10. Kavallerie-Regiments (Bulgarien)

Inhaber

Im Deutschen Reich Inhaber

Inhaber folgender Regimenter der Bayerischen Armee:

Im Ausland Inhaber
  • K.u.k. Infanterie-Regiment Nr. 34 (Österreich-Ungarn)
  • K.u.k. Jazigier und Kumanier Husaren-Regiment „Wilhelm II. Deutscher Kaiser und König von Preußen“ Nr. 7
  • K.u.k. Feldhaubitzen-Regiment Nr. 23

Sonstige Titel

Wilhelm II. mit Auguste Viktoria
Ehrenoberst des
  • Königlich Großbritannischen 1. Dragoner-Regiments
  • Königlich Portugiesischen 4. Reiter-Regiments und des
  • Königlich Spanischen Dragoner-Regiments „Numancia“
sowie

Friedenskaiser

Im Gegensatz zu anderen europäischen Herrschern konnte Wilhelm 1913 sein 25jähriges Regierungsjubiläum als ›Friedenskaiser‹ feiern. Er hatte nicht einen einzigen Krieg geführt. Auch danach war er auf Frieden bedacht, den 1914 andere Mächte unmöglich machten.

Erster Weltkrieg

Der Kaiser zusammen mit den Feldherren von Hindenburg und Ludendorff während einer Lagebesprechung.

Trotz seiner Vermittlungsversuche im Juli 1914 konnte Wilhelm II. nicht verhindern, daß sich aus der Balkankrise nach der Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand in Sarajevo der Erste Weltkrieg entwickelte. Alle Versuche, einen Krieg in Europa nach diesem Ereignis noch zu verhindern – etwa durch Nachrichten an seine verwandten Monarchen – blieben ohne Erfolg.

Der Kaiser war überzeugt, daß der Krieg von den Regierungen Rußlands, Frankreichs und Englands geplant worden war, um Deutschlands Vormachtstellung zu vernichten. Die Übermacht der Gegner bereitete ihm vom ersten Kriegstage an quälende Sorgen. Die feindliche Propaganda schreckte dennoch nicht davor zurück, den Kaiser als Kriegstreiber und gefährlichen Imperialisten hinzustellen.

Die politische Macht verlagerte sich im Laufe des Krieges da facto immer mehr zur Obersten Heeresleitung, der Kaiser selbst war machtlos.

Novemberputsch

Nach dem militärischen und politischen Zusammenbruch des Deutschen Reiches gegen eine „Welt von Feinden“ verkündete der Novemberverbrecher Max von Baden am 9. November 1918 eigenmächtig und gegen dessen Willen die Abdankung des Kaisers. Dieser floh daraufhin, ohne die Abdankung offiziell bestätigt zu haben, in die Niederlande.

Dem Kaiser kann der Vorwurf gemacht werden, daß er bereits im Frieden diejenigen Stimmen im Lande ignorierte, die davor warnten, seinen bisherigen Kurs fortzusetzen, so stellvertretend Heinrich Claß in seinem Buch „Wenn ich der Kaiser wär“ (1912), in welchem kritisiert wird, daß der Kaiser keinesfalls das tue, was im nationalen Interesse notwendig sei, und zudem einen Byzantinismus pflege, der keine Männer in seiner näheren Umgebung dulde, die ihm schonungslos die Meinung sagen, sondern eher solche, die ihm „nach dem Mund“ reden. Claß veröffentlichte das Buch unter Pseudonym, wahrscheinlich um einem Strafverfahren wegen Majestätsbeleidigung zu entgehen.

Der Historiker Richard Suchenwirth resümierte 1934 die Schlußphase der Regentschaft Wilhelms mit diesen Worten:

„Wilhelm [...] hat die Krone in den Staub sinken lassen, das Reich dem Umsturz preisgegeben. [...] Nie war er im Weltkrieg die Seele der deutschen Verteidigung. Seine Regierung wich Schritt für Schritt vor den Mächten des Defaitismus, ja des Umsturzes, zurück. Stumm und willenlos, möchte man sagen, ging der Träger der Krone in Zusammenbruch und Umsturz hinein.“[6]

Abdankung und Ende

Wilhelm II. erhielt von der holländischen Königin das Angebot, in ihrem Land Asyl zu finden und ging in die Niederlande ins Exil. Er erklärte am 28. November offiziell unter Druck seinen Thronverzicht. In diesem drückt er auch seinen Wunsch aus, daß alle Personen, die nun von dem Eid auf ihn entbunden sind, dazu beitragen, den Revolutionären nicht das Reich zu überlassen. Der Wortlaut des Schriftstückes lautet in voller Länge:

„Ich verzichte hierdurch für alle Zukunft auf die Rechte an der Krone Preußens und die damit verbundenen Rechte an der deutschen Kaiserkrone.
Zugleich entbinde ich alle Beamten des Deutschen Reichs und Preußens sowie alle Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften der Marine, des Preußischen Heeres und der Truppen der Bundeskontingente des Treueeides, den sie Mir als ihren Kaiser, König und Obersten Befehlshaber geleistet haben. Ich erwarte von ihnen, daß sie bis zur Neuordnung des Deutschen Reiches den Inhabern der tatsächlichen Gewalt in Deutschland helfen, das Deutsche Volk gegen die drohenden Gefahren der Anarchie, der Hungersnot und der Fremdherrschaft zu schützen.
Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Kaiserlichen Insiegel.
Gegeben Amerungen, den 28. November 1918.
Wilhelm“

Am 1. Dezember 1918 verzichtete schließlich auch der Kronprinz Wilhelm auf das ihm zustehende Amt:

„Ich verzichte hiermit ausdrücklich und endgültig auf alle Rechte an der Krone Preußens und an der Kaiserkrone, die mir, sei es aufgrund der Thronentsagung seiner Majestät des Kaisers und Königs, sei es aus einem anderen Rechtsgrunde zustehen mögen. Urkundlich unter unsere höchsteigenhändigen Unterschrift. Gegeben in Wieringen am 1. Dezember 1918. gez. Wilhelm.“

Im holländischen Exil schrieb er seine Erinnerungen „Wilhelm II. – Ereignisse und Gestalten 1878–1918“ und verbrachte seine freie Zeit u. a. in seinem Forst auf der Jagd und mit Holzhacken. In seinen Lebenserinnerungen behauptete er, daß bereits im Jahr 1897 ein Krieg gegen Deutschland und eine Aufteilung desselben zwischen den anderen Großmächten eine beschlossene Sache gewesen sei. Er berief sich dabei auf das anonym erschienene Buch „Das Problem Japans“ (1920).[7] Während eines Vortrages von Leo Frobenius soll der entthronte Kaiser eine Art Erweckungserlebnis gehabt haben, derart, daß eine Verständigung mit den Engländern und Franzosen deshalb nicht möglich war, weil es sich bei ihnen um nichtarische Weiße bzw. „weiße Neger“ handelt.[8] In dem Aufkommen der nationalsozialistischen Bewegung hoffte er, durch Adolf Hitler wieder auf den Thron zu gelangen, wurde aber enttäuscht. Die englische Regierung bot ihm nach Beginn des Westfeldzuges ihren „Schutz“ an, während sie ihn nach dem Ersten Weltkrieg noch als „Kriegsverbrecher“ diffamiert hatte und ihm einen Schauprozeß machen wollte. Lloyd George zog 1918 mit der Losung „Hängt den Kaiser auf“ in den Wahlkampf. Diesen Versuch, ihn politisch zu mißbrauchen, wies er entschieden zurück. Während der Kriegshandlungen der Wehrmacht in den Niederlanden stand sein Grundstück unter besonderem Schutz. Daraufhin schrieb er Hitler dennoch nach dem erfolgreichen Frankreichfeldzug einen Brief, in dem er diesen für das lobte, was er selbst damals nicht geschafft hatte.

Der letzte Kaiser des Deutschen Reiches starb am 4. Juni 1941 und wurde auf Anordnung Hitlers mit militärischen Ehren beigesetzt; den Medien war jedoch untersagt worden, über die Bestattung ausführlich zu berichten. Nur engsten Familienmitgliedern und einigen Offizieren wurde die Reise in die Niederlande zur Teilnahme an den Trauerfeierlichkeiten gestattet, darunter befand sich beispielsweise August von Mackensen. Der Leichnam wurde nicht, wie der der Kaiserin, nach Deutschland überführt, sondern in einem Tempel im Park des „Huis Doorn“ aufgebahrt. Der bislang letzte deutsche Kaiser hatte verfügt, daß eine Überführung ins Deutsche Reich erst nach der Wiedererrichtung der Monarchie in diesem vorgenommen werden darf.

Zitate von Wilhelm II.

Kaiser Wilhelm II..jpg
Der Kaiser mit Marschallstab und Pickelhaube
  • „Uns, dem deutschen Volke, sind die großen Ideale zu dauernden Gütern geworden, während sie anderen Völkern mehr oder weniger verloren gegangen sind. Es bleibt nur das deutsche Volk übrig, das an erster Stelle berufen ist, diese großen Ideen zu hüten, zu pflegen, fortzusetzen.“
  • „In aufgedrungener Notwehr, mit reinem Gewissen und reiner Hand ergreifen wir das Schwert.“Thronrede Wilhelms II. in Berlin am 4. August 1914
  • „Es muß denn das Schwert nun entscheiden. Mitten im Frieden überfällt uns der Feind. Darum auf, zu den Waffen! Jedes Wanken, jedes Zögern wäre Verrat am Vaterlande. Um Sein oder Nichtsein unseres Reiches handelt es sich, das unsere Väter sich neu gründeten. Um Sein oder Nichtsein deutscher Macht und deutschen Wesens. Wir werden uns wehren bis zum letzten Hauch von Mann und Roß. Und wir werden diesen Kampf bestehen auch gegen eine Welt von Feinden. Noch nie ward Deutschland überwunden, wenn es einig war. Vorwärts mit Gott, der mit uns sein wird, wie er mit den Vätern war.“
  • „Die Taten unserer tapferen Truppen sind herrlich, Gott gab ihnen den Erfolg. – Möge Er ihnen weiterhin zu einem Frieden in Ehren und zum Sieg über Juda und den Antichrist in britischem Gewand verhelfen.“
  • „Ich denke gar nicht daran abzudanken. Der König von Preußen darf Deutschland nicht untreu werden. Ich denke gar nicht daran wegen der paar hundert Juden und der tausend Arbeiter den Thron zu verlassen.“
  • „In der auswärtigen Politik bin ich entschlossen, Frieden zu halten mit jedermann, so viel an Mir liegt. Meine Liebe zum deutschen Heere und Meine Stellung zu demselben werden Mich niemals in Versuchung führen, dem Lande die Wohlthaten des Friedens zu verkümmern, wenn der Krieg nicht eine durch den Angriff auf das Reich oder dessen Verbündete uns aufgedrungene Notwendigkeit ist. Deutschland bedarf weder neuen Kriegsruhms noch irgend welcher Eroberungen, nachdem es sich die Berechtigung als einige und unabhängige Nation zu bestehen endgültig erkämpft hat." — Kaiser Wilhelm II., Thronrede vom 25. Juni 1888 [9]

Ränge, Orden und Ehrungen (kleine Auswahl)

„In Treue fest“ – Deutsches Bekenntnis von Kaiser Wilhelm II. und Kaiser Franz Josef I., Ölgemälde von E. Bieler, Berlin um 1910

Akademische Titel

Wilhelm II. mit seiner zweiten Gemahlin Hermine im Haus Doorn

Alphabetisch nach Hochschulen:

  • Dr. iur. utr. h. c. der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin
  • Dr.-Ing. E. h. der Polytechnischen Hochschule in Berlin
  • Ehrendoktor der Wissenschaften der Universität Klausenburg
  • Dr. of Civil Law der Universität Oxford
  • Ehrendoktor der Rechte der Universität von Pennsylvania
  • Ehrendoktor der Medizin der Karls-Universität Prag

Filmbeiträge

Aufruf Kaiser Wilhelms II. an das deutsche Volk zu den Kriegserklärungen an Deutschland im August 1914:

Bildergalerie

Ahnenreihe

Ahnentafel Wilhelm II. (Deutsches Reich)
Ururgroßeltern

Großherzog
Karl II. von Mecklenburg-Strelitz (1741–1816)
∞ 1768
Friederike Caroline Luise von Hessen-Darmstadt (1752–1782)

König
Friedrich Wilhelm II. von Preußen (1744–1797)
∞ 1769
Friederike von Hessen-Darmstadt (1751–1805)

Großherzog
Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach (1757–1828)
∞ 1775
Luise von Hessen-Darmstadt (1757–1830) Luise Amalie von Braunschweig-Wolfenbüttel (1722–1780)

Zar
Paul I. von Rußland (1754–1801)
∞ 1776
Sophie Dorothee von Württemberg (1759–1828)

Herzog
Franz von Sachsen-Coburg-Saalfeld (1750–1806)
∞ 1777
Gräfin Auguste Reuß zu Ebersdorf (1757–1831)

Herzog
August von Sachsen-Gotha-Altenburg (1772–1822)
∞ 1797
Luise Charlotte von Mecklenburg-Schwerin (1779–1801)

König
Georg III. von Großbritannien und Irland (1738–1820)
∞ 1761
Sophie Charlotte von Mecklenburg-Strelitz (1744–1818)

Herzog
Franz von Sachsen-Coburg-Saalfeld (1750–1806)
∞ 1777
Gräfin Auguste Reuß zu Ebersdorf (1757–1831)

Urgroßeltern

König Friedrich Wilhelm III. von Preußen (1770–1840)
∞ 1793
Luise von Mecklenburg-Strelitz (1776–1810)

Großherzog Karl Friedrich von Sachsen-Weimar-Eisenach (1783–1853)
∞ 1804
Großfürstin Maria Pawlowna Romanowa (1786–1859)

Herzog Ernst I. von Sachsen-Coburg und Gotha (1784–1844)
∞ 1817
Luise von Sachsen-Gotha-Altenburg (1800–1831)

Edward Augustus, Duke of Kent and Strathearn (1767–1820)
∞ 1818 Victoire von Sachsen-Coburg-Saalfeld (1786–1861)

Großeltern

Kaiser Wilhelm I. (1797–1888)
∞ 1829
Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach (1811–1890)

Albert von Sachsen-Coburg und Gotha (1819–1861)
∞ 1840
Königin Victoria von Großbritannien und Irland (1819–1901)

Eltern

Kaiser Friedrich III. (1831–1888)
∞ 1858
Victoria von Großbritannien und Irland (1840–1901)

Kaiser Wilhelm II. (1859–1941)

Söhne und Töchter

Faksimile des Stichworts „Wilhelm II.“ aus dem „Staatslexikon“ (1957–1963)

Das „Staatslexikon“ des Herder Verlages ist ein offiziöses katholisches Nachschlagewerk.[10]

Siehe auch

Der Kaiser trägt u. a. links im Knopfloch das Jerusalemkreuz 1898.

Schriften

Filmbeiträge über Kaiser Wilhelm II.

Widerlegungen von Lügen über Kaiser Wilhelm II., Michael Vogt im Gespräch mit dem Historiker Jan von Flocken, Quer-denken.tv, 2014, auf Youtube veröffentlicht 27.2.2017, 48:21 Min.:

Literatur

  • Fred Duswald: Der letzte Kaiser, in: Rolf Kosiek / Olaf Rose (Hgg.): Der Große Wendig, Bd. 3, Grabert Verlag, Tübingen, 3. Aufl. 2010, S. 109–113
  • Rainer F. Schmidt: Kaiserdämmerung. Berlin, London, Paris, St. Petersburg und der Weg in den Untergang, Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2021, ISBN 3-608-98318-X [880 S.] – Das Werk des seinerzeitigen Würzburger Ordinarius für Geschichte bemüht sich um eine ausgewogene Darstellung der Wilhelminischen Ära und widerspricht der These von der Hauptschuld Deutschlands am Ausbruch des Ersten Weltkriegs.
  • Hermann Jahnke: Kaiser Wilhelm II. – Ein Bild seines Lebens und seiner Zeit (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  • Wilhelm II. – Ereignisse und Gestalten 1878-1918 (Bestellmöglichkeit), (PDF-Datei)
  • Heinrich Kanner: Kaiserliche Katastrophenpolitik, 1922 (Netzbuch) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  • 96-book.png PDF Adolf von Achenbach: Unser Kaiser – Fünfundzwanzig Jahre der Regierung Kaiser Wilhelms II., 1888-1913, 1913
  • G. Hinzpeter: Kaiser Wilhelm II: Eine Skizze nach der Natur gezeichnet, 1888
  • Baron von Falkenegg: Die Weltpolitik Kaiser Wilhelm II: Zeitgemäße Betrachtungen, 1901
  • Anton Oskar Eugen Klaussmann: Kaiserreden – Reden und Erlasse, Briefe und Telegramme Kaiser Wilhelms des Zweiten.
  • Graf Ernst zu Reventlow: Kaiser Wilhelm II. und die Byzantiner (1906) (PDF-Datei)
  • Paul Seidel: Der Kaiser und die Kunst, Gedruckt in der Reichsdruckerei, 1907 (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  • Otto Hintze: Rede, gehalten zur Feier der fünfundzwanzigjährigen Regierung Seiner Majestät des Kaisers und Königs Wilhelm II. in: „Hohenzollern-Jahrbuch. Forschungen und Abbildungen zur Geschichte der Hohenzollern in Brandenburg-Preußen“, 1913 (PDF-Datei)
  • Otto Hammann:
    • Der neue Kurs (1918) (PDF-Datei)
    • Um den Kaiser Erinnerungen aus den Jahren 1906–1909 (1919) (PDF-Datei)
  • Ludwig Herz: Die Abdankung, Oldenburg-Verlag, 1924
  • Alfred Niemann: Der Weg Kaiser Wilhelms II. vom Thron in die Fremde, Union deutsche Verlagsgesellschaft 1932
  • Adolf Stutzenberger: Die Abdankung Kaiser Wilhelms II. Die Entstehung und Entwicklung der Kaiserfrage und die Haltung der Presse, Verlag Emil Ebering, 1937
  • Rudolf Emil Martin: Fürst Bülow und Kaiser Wilhelm II. (1909) (PDF-Datei)
  • Friedrich Freksa: Menschliche Rechtfertigung Wilhelms II. Nach seinen Randbemerkungen in den Akten des Auswärtigen Amtes (1920) (PDF-Datei)
  • Unser Kaiser und Sein Volk! Deutsche Sorgen. Von einem Schwarzseher (1906)
  • Ehrhardt Bödecker:
    • Preußen – eine humane Bilanz, Olzog-Verlag, 2010, ISBN 978-3789282775
    • Preußen und die Wurzeln des Erfolgs, Olzog-Verlag, 4., durchgesehene Aufl. 2008, ISBN 978-3789282768
  • Friedrich Georg / Thomas Jung: 1918 – Die Tore zur Hölle: Die verheimlichte Wahrheit über den Untergang des deutschen Kaiserreiches, Kopp Verlag, 2019, ISBN 978-3864456244 [237 S.]
  • Paul Schönberger / Stefan Schimmel: Kaisertage – Die unveröffentlichten Aufzeichnungen (1914 bis 1918) der Kammerdiener und Adjutanten Wilhelms II., Südverlag, 2018

Verweise

Weltnetz

Audio

Fußnoten

  1. Rudolf Graf von Stillfried: Die Titel und Wappen des preußischen Königshauses. Berlin 1875.
  2. Die Daily-Telegraph-Affäre (28. Oktober 1908)
  3. „Totenkopfhusaren“ war die populäre Bezeichnung für das Braunschweigische Husaren-Regiment Nr. 17 und für das 1. und 2. Leibhusarenregiment in Danzig (Langfuhr) wegen des an den Pelz- und Tuchmützen getragenen Totenkopfes, der ein altes Wahrzeichen dafür sein soll, daß sie weder Pardon nehmen noch geben.
  4. Justus Burgdorf: Der Kaiser in der Kritik: Der angebliche Antisemitismus Wilhelms II., Netzpräsenz wilhelm-der-zweite.de, undatiert, siehe insbesondere das dortige Fazit
  5. Ehrhardt Bödecker: Preußen und die Wurzeln des Erfolgs, Olzog Verlag, München 2004, S. 281
  6. Richard Suchenwirth: Deutsche Geschichte, Erstauflage 1934, Ausgabe 1937, S. 577
  7. Vorenthaltenes Geschichtswissen 30. Mai 2012 Archiv des verbotenen Wissens; Das Problem Japans: Politische Betrachtungen über Japan und seine Beziehungen zu Rußland, England, China, Deutschland, Amerika, die britischen Kolonien und Holland sowie über die Weltpolitik des Fernen Ostens und der Länder um den Stillen Ozean (1920) (PDF-Datei)
  8. http://www.vlib.us/wwi/resources/archives/texts/t050404/will.html
  9. in: Wilhelm II.: Kaiserreden. Reden und Erlasse, Hrsg. Anton Oskar Klaussmann, Leipzig 1902, S. 11
  10. Staatslexikon – Recht, Wirtschaft, Gesellschaft –, hg. von der Görres-Gesellschaft, 8 Bde., Verlag Herder Freiburg, 6. Aufl. 1957–1963
  11. Kaiser Wilhelm II. nahm in diesem Buch Stellung zu bedeutenden Persönlichkeiten aus der Zeit des Kaiserreiches – Bismarck und alle folgende Reichtskanzler –, aber auch zu verschiedenen Ereignissen dieser Zeit wie der Kolonisierung, der Marokkokrise oder dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges, für den er keine eigene Schuld einräumte. Nachdruck des Originals von 1922