Vererbung der Intelligenz

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Die Forschung zur Vererbung der Intelligenzunterschiede befaßt sich mit dem Grad der Vererbung der geistigen Fähigkeiten und ist damit ein Teilgebiet der Humangenetik. Die Beantwortung der Frage, ob und in welchem Ausmaß geistige Eigenschaften vererbt werden, ist mit einer Reihe von Schwierigkeiten behaftet, denn ein komplexes Merkmal wie die Intelligenz ist nicht nur schwierig meßbar, sondern auch durch viele Faktoren beeinflußt. Da Intelligenz in die Gesamt-Persönlichkeit und ihre biologische und soziale Entwicklung eingebettet ist, muß man davon ausgehen, daß nicht nur die Zahl der sozialen, sondern auch die Zahl der genetischen Einflußfaktoren sehr groß ist. Hinzu kommt, daß diese zahlreichen Einflußfaktoren sich auch gegenseitig beeinflussen. Aussagen über die Vererbung von Intelligenzfaktoren werden darüber hinaus dadurch erschwert, daß zwar die Gesetze und Regeln der Genetik und damit der Vererbung bekannt sind, über das, was Intelligenz ist und was ein Intelligenztest (IQ-Test) mißt, aber nur unter den Fachwissenschaftlern der Differentiellen Psychologie ein Grundkonsens besteht.

Erläuterung

Unterschiede in der Lernfähigkeit lassen sich auch bei Mäusen, Hunden und anderen Tieren messen, und die Leistungsfähigkeit bestimmter Zuchtlinien läßt sich durch Züchtung verändern. Auf diese Weise trägt auch die Verhaltensgenetik grundlegende Daten zur Vererbung mentaler Eigenschaften bei, wobei die Frage offen bleibt, inwieweit derartige Forschungen über Unterschiede des tierischen Verhaltens einer menschlichen Leistungseigenschaft wie der Intelligenz entsprechen bzw. sie erhellen können.

Während die breitere Öffentlichkeit vor allem daran interessiert ist, welche Rolle Anlage und Umwelt, insbesondere aber Elternhaus und Schulbildung, für die Ausprägung der Intelligenz haben, ist die fachwissenschaftliche Forschung darauf gerichtet, die Gene zu entdecken, die zu unterschiedlichen IQs beitragen. Es ist dabei unstrittig, daß sich für das Erreichen eines normalen oder gar eines hohen IQ Umwelt und genetische Anlage ergänzen müssen und beide Faktoren unerläßlich sind.

Methodische Grundlagen und Ergebnisse

Die Ähnlichkeit von Verwandten hinsichtlich ihrer Intelligenz

Wenn man die Annahme prüfen will, ob überhaupt Gene für das Entstehen von Hochbegabungen und für das Zustandekommen eines hohen IQ eine Rolle spielen oder nicht, so muß man die folgende Überlegung verstehen, die ein zentraler Ansatz für die gesamte Vererbungsforschung ist (also nicht nur für die Intelligenz): Wenn ein bestimmter Ausprägungsgrad einer Variablen, eines bestimmten Merkmals, also z. B. eines hohen Grades von Allgemeiner Intelligenz erblich ist, dann zeigen die Verwandten (Nachkommen, Vorfahren und Seitenverwandte) einer Person, die diese Eigenschaft aufweist (dem Probanden also), das Merkmal in gleicher, stärkerer oder schwächerer Ausprägung, sofern das Merkmal im Normalbereich in verschiedenen Ausprägungsgraden existiert, wie wir das bei Begabungen und der normalen Intelligenz wissen. Diese Ähnlichkeit der Verwandten mit den Probanden ist bei Erblichkeit eines Merkmals größer, als das bei einer zufällig aus der Gesamtbevölkerung gezogenen Stichprobe als Vergleichsgruppe zu erwarten wäre. In der Sprache der Korrelationsrechnung bedeutet das: Zwischen genetisch identischen (eineiigen) Zwillingen beträgt die durch die genetische Theorie vorgegebene erwartete Korrelation der Meßwerte (wenn es keinen Meßfehler gäbe) 1,00, zwischen Geschwistern und Geschwisterzwillingen (zweieiigen) sowie zwischen Eltern und Kindern, weil sie die Hälfte der Gene gemeinsam haben, je 0,50, zwischen Halbgeschwistern und zwischen Enkeln und Großeltern je 0,25 und halbiert sich weiter mit abnehmendem Blutverwandtschaftsgrad.

IQ-Tests und ähnliche Messungen (wie die der Kurzspeicherkapazität) haben eine Reliabilität niedriger als 1,00 und die gefundene Verwandtenkorrelation zwischen eineiigen Zwillingen kann deshalb nicht höher sein als diese Test-Reliabilität, zwischen Geschwistern also im Durchschnitt nicht größer als die Hälfte dieser Reliabilität usw. Bouchard und McGue (1981) haben aus 111 Originalarbeiten die Verwandtenkorrelationen für den IQ zusammengestellt. Für eineiige Zwillinge beträgt der Mittelwert der Korrelationen 0,86, für Geschwister 0,47, für Halbgeschwister 0,31, für Cousins 0,15.

Die übliche Methode, den Anteil von Umwelt und Vererbung bei der Ausprägung eines Merkmals zu messen, ist die Varianzanalyse der Verwandtenähnlichkeiten bzw. die Berechnung der Heritabilität. Für den IQ schwanken die Schätzungen zwischen 0,40 und 0,80. Vor allem aus der Zwillingsforschung gibt es zur Anlage-Umwelt-Debatte zahlreiche Beiträge.

Francis Galton hat in seinem Buch „Hereditary Genius“ (1869) erstmals versucht, Spekulationen und völligem Unwissen auf diesem Gebiet mit von ihm gesammelten Daten zu begegnen. Galton hat die Häufigkeiten der Merkmalsträger eines bestimmten Begabungsgrades unter den Verwandten von Hochbegabten und berühmten Persönlichkeiten ermittelt (siehe die folgende Tabelle), d. h., er hat ihre Genealogie erforscht und die Prozentzahlen der Personen ermittelt, die eine gleich hohe geistige Leistungsfähigkeit aufwiesen wie der hochbegabte Proband.

Hochbegabte Männer und die Anzahl ihrer hochbegabten männlichen Verwandten

  • Quelle: Volkmar Weiss: Die IQ-Falle: Intelligenz, Sozialstruktur und Politik. Stocker, Graz 2000, S. 80 (für die Metapedia mit den Daten von Brimhall ergänzt; eingestuft nach Beruf und Leistung)

  Galton Terman Brimhall Weiss  
  % % % % n (Weiss)
Probanden 100 84+ 100 97+ 1972: 1329
1994:   357
Väter 26 41 29 40 346
Brüder 47 - 49 49 220
Söhne 60 64* - 55 77
Großväter 14 - 9 9 681
Onkel 16 - 13 14 615
Neffen 23 - - 22 76
Enkel 14 - - - -
Urgroßväter 0 - - 4 1290
Onkel der Eltern 5 - - 5 1996
Vettern 16 - 9# 18 570
Urenkel 7 - - - -
Vettern der Eltern - - - 11 2250
+ : eingestuft nach dem Beruf; 100 %, wenn nach den Testwerten eingestuft

* : nur nach dem IQ eingestuft; die Einstufung nach dem Beruf ergibt etwa 55%; n = 820.

# : einige Neffen waren noch zu jung und hatten noch keine Gelegenheit sich auszuzeichnen
- : Daten nicht erhoben

  • Quellen:
  • Francis Galton: Hereditary Genius. London 1869.
Berühmte Männer (n = 43) der Mathematik und Naturwissenschaften und die Prozentzahl ihrer berühmten männlichen Verwandten.
  • M. H. Oden: The fullfillment of promise: 40-year follow-up of the Terman gifted group.
Genetical Psychology Monographs 77 (1968) 3-93
Der mittlere IQ (transformiert zu 100;15) bei der Stichprobe der Probanden war 146 (n = 724); der cut-off score IQ 137.
  • Dean R. Brimhall: Family resemblances among American men of science.
The American Naturalist 56 (1922) 504-547; 57 (1923) 74-88, 137-152, and 326-344.
1915 wurden Fragebogen von 956 herausragenden US-amerikanischen Naturwissenschaftlern und ihren Verwandten ausgefüllt.
  • Volkmar Weiss: Mathematical giftedness and family relationship. European Journal for High Ability 5 (1994) 58-67.
Hochbegabte Männer (mittlerer IQ 135 +/- 9) und der Anteil ihrer Verwandten in Berufen, deren Ausübung in der Regel einen IQ von über 123 voraussetzt.

Es besteht in Anbetracht der Unterschiedlichkeit der Methoden, Zeiten und Gesellschaften eine erstaunliche Parallelität, die auf eine zugrundeliegende Gesetzmäßigkeit hindeutet. Zwar ist anzunehmen, daß diese Häufung von Hochbegabten und Leistungsträgern unter den Verwandten von Hochbegabten sowohl durch soziale Tradierung als auch durch die Weitergabe bestimmter, im einzelnen noch nicht bekannter, Gene erfolgen kann, jedoch besteht für den Genetiker die Möglichkeit, die Anzahl und die Genfrequenz der beteiligten Gene aus diesen Tabellenwerten zu schätzen. (Frauen sind in der Tabelle nur aus dem Grunde nicht enthalten, da bei den sozialen Verhältnissen der Vergangenheit ihre Einstufung nach ihrer Begabung schwierig oder unmöglich war. Soweit heute Ergebnisse auch über Frauen vorliegen, entsprechen die Zahlenwerte bei den entsprechenden Verwandtschaftsgraden denen der Männer.) In der analog vorgehenden Psychiatrie-Forschung werden derartige Tabellenwerte als „Belastungsziffer“ der Verwandten bezeichnet.

Ihre Fortsetzung haben Galtons Forschungen in den Datensammlungen zu zahlreichen Mathematikerfamilien bzw. Gelehrtenfamilien gefunden, wie z. B. Bernoulli, Frege, Darwin und den Nachkommen von Adam Ries.

Die Vererbung kognitiver Störungen

An der ursächlichen Beteiligung von Genen bei intellektuellen Minderleistungen bzw. für Werte unterhalb des Durchschnitts bzw. unterhalb eines IQ 100 bestehen in zahlreichen Fällen keine Zweifel. Die Zahl der bekannten Gene, die in bestimmten Konstellationen zu einem stark verminderten IQ führen, beträgt nach derzeitigem Kenntnisstand mehrere hundert. Z. B. verursachen bestimmte Mutationen des Gens GDI1[1] eine geistige Behinderung, d. h. einen IQ unter 70. Genauere Informationen über den erreichten Forschungsstand bei Erbkrankheiten sind in der Datenbank OMIM für jedermann frei zugänglich.

Das klassische Beispiel für eine genetisch bedingte IQ-Minderung ist die Phenylketonurie, an der sich aber auch demonstrieren läßt, wie gerade durch das vertiefte Wissen der Genetiker und Ärzte eine Behandlung und Heilung möglich geworden ist.

Es gibt inzwischen zahlreiche Arbeiten, in denen nachgewiesen wurde (siehe dazu unter Literatur und Verweise), daß bei Stoffwechselerkrankungen, die im homozygoten Zustand zu schweren kognitiven Ausfällen führen, die Heterozygoten leichte IQ-Minderungen aufweisen. Es ist naheliegend, weitere SNP dieser Gene darauf zu prüfen, ob sie Einflüsse auf den IQ haben oder nicht. Z. B. bei der Sukzinatsemidaldehydrogenase bzw. dem Gen ALDH5A1[2], bei dem ein SNP eine seltene Störung der Lernfähigkeit verursachen kann, wurde auf diese Weise ein weiterer SNP entdeckt, der einen IQ-Unterschied von 1,5 Punkten mehr oder weniger ausmacht[3].

Am Nachweis von Genen, die weit überdurchschnittlichen Leistungen zugrunde liegen, wird gegenwärtig intensiv geforscht. Man geht dabei davon aus, daß derartige Leistungen nicht nur die Folge sozialer Traditionen und günstiger Lebensumstände sind, sondern auch eine genetische Komponente voraussetzen. Die Entdeckung der genetischen Grundlagen der Dyslexie bzw. der Lese-Rechtschreib-Schwäche im Jahr 2005 hat in beispielhafter Weise gezeigt, daß auch komplexe geistige Leistungen auf die Wirkungen eines Single Nucleotide Polymorphism (SNP) zurückgeführt werden können. Auch für Altersveränderungen der Intelligenz, die zu Demenz führen, wie bei Alzheimer, sowie für Denkstörungen, wie Schizophrenie, und zahlreiche Erbkrankheiten sind genetische Faktoren nachgewiesen.

Bei X-chromosomalem Erbgang ist die Zahl der männlichen Merkmalsträger auf väterlicher und mütterlicher Seite sehr verschieden. Das dafür bekannteste Beispiel, das mit IQ-Minderung einhergeht, ist das Fragile X-Syndrom, eine Trinukleotiderkrankung.

Auch Chromosomenmutationen, wie das Down-Syndrom, sind in der Regel mit IQ-Minderungen verbunden.

Mendeln der Begabungen innerhalb der Geschwister einer Familie

Die seit Mendel klassische Möglichkeit, Gene zu postulieren und früher oder später zu finden, ist die Analyse der Verteilung der Werte einer Elterngeneration und ihrer Nachkommen. D. h., es wird untersucht, ob die Verteilung in den Geschwisterschaften durch die Mendelschen Gesetze beschrieben werden kann oder nicht. Mit solchen Untersuchungen zeigte Wilhelm Peters (1915) erstmals, daß, wenn beide Eltern einen IQ von über 124 haben, dann auch alle Kinder einen IQ von über 124 haben (dabei selbstverständlich eine entsprechende Bildung und Umwelt vorausgesetzt, sowie das Ausbleiben von schweren Unfällen und traumatischen Gehirnschädigungen). Haben beide Eltern einen IQ von unter 105, dann haben in der Regel auch alle ihre Kinder einen IQ von unter 105. Haben beide Eltern einen IQ zwischen 104 und 124, dann haben 50 % ihrer Kinder einen IQ ebenfalls zwischen 104 und 124, 25 % jedoch über 124 und 25% unter 105. Ein solches Spaltungsverhältnis kann nur auftreten, wenn es ein polymorphes Gen gibt, das diese statistische Verteilung verursacht.

Die molekulargenetischen Grundlagen der allgemeinen Intelligenz

2015 veröffentliche eine Forschungsgruppe unter Leitung von James M. Sikela die Entdeckung, daß zwischen der Anzahl der Kopien des Genom-Proteins DUF1220 und dem IQ und Testleistungen in mathematischen Fähigkeiten ein linearer Zusammenhang besteht. Die Unterschiede erstrecken sich über eine Verteilung zwischen IQ-Werten von 80 bis 140, wobei beim Menschen jede Kopie von DUF1220 mehr einen mittleren Unterschied von 3,3 IQ-Punkten ausmacht. Das Protein kooperiert mit mehr als 20 Genen der NBPF-Gen-Familie.

Die Maus hat von diesem Protein nur eine einzige Kopie, der Schimpanse 120, der Mensch fast 300.[4]

Gesellschaftliche Auswirkungen

Die politische Brisanz jeder Äußerung zu einer möglichen Vererbung von Intelligenz ergibt sich aus dem Zusammenhang mit den Ursachen der sozialen Ungleichheit. Für Personen mit egalitärer bzw. linksextremer Grundhaltung ist die mögliche Vererbung von Intelligenzfaktoren im nicht-medizinischen Bereich so etwas wie ein Tabu, da dieser Personenkreis davon ausgeht, daß Unterschiede in der geistigen Leistungsfähigkeit allein die Folge sozialer Ungleichheit seien und nicht auch ihre Teilursache. Da in einem derartigen Weltbild Vererbung von Intelligenz keinen Platz hat, war in kommunistischen Ländern jede Forschung und Veröffentlichung zur Vererbung geistiger Eigenschaften, ebenso die Humangenetik insgesamt, jahrzehntelang verboten.

Ob sich die Genfrequenzen von Genen bzw. Allelen, die den IQ beeinflussen bzw. ihm zugrunde liegen, in historischer Zeit durch unterschiedliche Kinderzahlen der sozialen Schichten – insbesondere durch die Kinderlosigkeit der Akademiker ändern – und damit ein dysgenischer Trend entsteht, ist ein Gegenstand der öffentlichen Diskussion. Bestehen derartige Zusammenhänge, dann haben sie zweifellos Auswirkungen auf die soziale Mobilität der Gesellschaft.

Darüber hinaus ist seit Galton die Vererbung von Intelligenzfaktoren das Leitthema der Eugenik bzw. Rassenhygiene.

Rasse und Intelligenz

Quelle
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Die Weltverteilung des IQ zeigt (...) erhebliche Unterschiede. Der durchschnittliche IQ der autochthonen Bevölkerung (ohne eingewanderte Europäer) beträgt in Ostasien 105, in Europa 100, in Südostasien 90, in Nordafrika, dem Mittleren Osten, Südasien und Amerika 85, in Schwarzafrika 67 und ist am niedrigsten bei Australiern und afrikanischen Buschmännern (56). Diese Differenzierungen werden übrigens durch die methodisch ganz anders gearteten Ergebnisse der kulturvergleichenden Entwicklungspsychologie nach Jean Piaget bestätigt. Daran, daß hier auch kulturelle und soziale Faktoren eine Rolle spielen, kann kein Zweifel bestehen. Die Frage ist allerdings, ob diese Unterschiede ausschließlich auf kulturellen Ursachen beruhen, wie die politisch korrekte Meinung dazu ist, oder ob auch die Gene dabei eine Rolle spielen. Es ist offensichtlich, daß es eine eindeutige Korrelation sowohl zur biologischen Dimension Archemorphie-Neomorphie als auch zum kulturellen Entwicklungsniveau vor Ausbreitung der Europäer gibt. Unterschiede bestehen auch bei den verschiedenen Teilkomponenten der Intelligenz. So zeigen sowohl die amerikanischen als auch die afrikanischen Negriden eine stärkere verbale als räumlich-visuelle Intelligenz. Bei den Ostasiaten ist es dagegen umgekehrt, die räumlich-visuellen Fähigkeiten sind besser ausgeprägt als die verbalen. Bemerkenswert ist nun, daß die Indianiden dasselbe Intelligenzprofil aufweisen wie die ostasiatischen Mongoliden, mit stärker räumlich-visueller als verbaler Intelligenz. Für die Beteiligung genetischer Faktoren spricht, daß auch bei den Reaktionszeiten entsprechende Unterschiede zwischen siniden Mongoliden, Europiden und Negriden bestehen. Die sind ein Maß für die neurologische Fähigkeit des Gehirns, einfache Reize zu verarbeiten. Die Mongoliden haben die kürzesten und die Negriden die längsten Reaktionszeiten.

Die Psychologen Richard Lynn und Edward M. Miller sehen in den Anforderungen, die das Eiszeitklima stellte, die Ursache für die höhere Intelligenz der Siniden und der (westlichen) Europiden. Das Leben in den nördlichen Breitengraden unterlag einem größeren Selektionsdruck als in den tropischen oder subtropischen Regionen. Während in den warmen Regionen Afrikas und Südasiens die Menschen mehr Sammler als Jäger waren, standen sie in den nördlichen Regionen vor den kognitiven Problemen, die die Jagd auf große Säugetiere im offenen Grasland stellte. Ebenso waren hier die Erfordernisse und Schwierigkeiten bei der Herstellung von Behausung und Kleidung und der Entfachung und Hütung des Feuers größere. Archäologen haben gezeigt, daß Jäger und Sammler in tropischen und subtropischen Regionen mit nur etwa 10 bis 20 Werkzeugen auskamen, während die in nördlichen Regionen zwischen 25 und 60 benötigten. Im Norden waren schon die Jäger und Sammler darauf angewiesen, Lebensmittel zu bevorraten, um den Winter zu überleben. Alle diese Anforderungen erzeugten einen verstärkten Selektionsdruck in Richtung auf kognitive Fähigkeiten.

In der Folge wird der erst einmal erreichte kulturelle Fortschritt selbst die Evolution kognitiver Fähigkeiten begünstigt haben. Er ermöglichte, daß der ständige Selektionsdruck in Richtung Robustizität abnahm und sich grazilere Typen durchsetzten. Das häufige Vorkommen kleiner körperlicher Defekte wie Kurzsichtigkeit, Farbsehstörungen und Deformationen der Nasenscheidewand in der europäischen und ostasiatischen Bevölkerung bezeugt das Nachlassen des Selektionsdruckes, den der Zwang zum Überleben unter naturnahen Bedingungen ausgeübt hatte. Differenziertere arbeitsteilige Sozialstrukturen erlaubten die Erhaltung von Sonderbegabungen. Der Fortpflanzungserfolg belohnte zunehmend ein Sozialverhalten, das an eine komplexe Gesellschaft angepaßt war. Der Verlust motorischer Fähigkeiten bei Mongoliden und Europiden erscheint so als das Ergebnis der nachlassenden natürlichen Selektion. Gleichzeitig liegt es nahe, die Friedfertigkeit und geringe Provozierbarkeit sowie den hohen IQ der ostasiatischen Mongoliden als Anpassungen an das Leben in einer zivilisierten Großgesellschaft zu interpretieren. Ebenso dürfte die somatische und psychologische Entsexualisierung der Europiden und Siniden gegenüber den Negriden (Hormonspiegel, Hodengröße usw.) nicht, wie der kanadische Psychologe J. Philippe Rushton glaubt, auf unterschiedlichen soziobiologischen Fortpflanzungsstrategien im Sinne der r- und K-Strategie, sondern auf der durch den kulturellen Fortschritt veränderten sexuellen Selektion beruhen (Bekleidung, Heiratsregeln).

Jüngste genetische Untersuchungen haben im menschlichen Genom Hinweise darauf gefunden, daß sich die Selektion in den letzten 40.000 Jahren und vor allem seit der letzten Eiszeit vor etwa 10.000 Jahren erheblich verstärkt hat. Es gibt weiterhin Hinweise darauf, daß die Veränderungen bei Europäern und Ostasiaten stärker waren als bei Afrikanern. Dabei sind vier Fünftel der evoluierten Gene rassenspezifisch, und nur ein Fünftel findet sich bei allen Menschen. Ein großer Anteil der durch die Selektion veränderten Gene betrifft das Gehirn und das Nervensystem. So zum Beispiel das Mikrocephalin-Gen und das ASPM-Gen, die beide die Hirnentwicklung steuern. Beide zeigen eine deutliche geographische Korrelation mit der Gehirngröße und dem IQ. So findet sich zum Beispiel das progressive Mikrocephalin-Allel bei Negriden mit nur 22 Prozent erheblich seltener als bei Europäern und Ostasiaten (unter 80 Prozent).

Bislang wissen wir nicht, wie groß der Beitrag der Gene zu den kognitiven Bevölkerungsunterschieden wirklich ist. Es ist möglich, daß er nur eine unbedeutende Rolle spielt. Aber auch das Gegenteil ist möglich. Erst die Aufklärung über die molekulargenetischen Grundlagen der kognitiven Fähigkeiten wird uns Klarheit verschaffen. Spätestens dann wird es nicht mehr ausreichen, das Thema zu tabuisieren, und es stellt sich die Frage, wie eine freiheitliche und der Menschenwürde verpflichtete Gesellschaft mit diesem Wissen umgeht.

Quelle: Andreas Vonderach: Die Europäer, die anderen und die asymmetrische Evolution. In: Sezession, Heft 26 (Oktober 2008), S. 13 f.


Siehe auch

Literatur

Zimmer - Ist Intelligenz erblich.jpg
  • Dieter E. Zimmer: Ist Intelligenz erblich? Eine Klarstellung, Rowohlt-Verlag, Reinbek bei Hamburg 2012, ISBN 978-3-49807-667-2
  • Francis Galton: Genie und Vererbung (1910); PDF-Datei
  • Leslie Clarence Dunn / Theodosius Dobzhansky: Vererbung, Rasse und Gesellschaft. Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Kurt Simon. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1970 [damals noch keine ISBN; Originalausgabe: Heredity, race and society, New York 1946, 1952]
  • Helmar Gunter Frank und Siegfried Lehrl: Zur humangenetischen Erklärung der Kurzspeicherkapazität als der zentralen individuellen Determinante von Spearmans Generalfaktor der Intelligenz. Grundlagenstudien aus Kybernetik und Geisteswissenschaften/Humankybernetik 23 (1982) 177–186 (Nachdruck in: Kybernetische Pädagogik. Band 6. Akademia Libroservo 1993, S. 599–608)
  • P. McGuffin: The quantitative and molecular genetics of human intelligence. Novartis Found Symp. (2000) 243–255
  • A. Payton: Investigating cognitive genetics and its implications for the treatment of cognitive deficit. Genes Brain Behav. 5 Suppl 1(2006) 44–53
  • W. Peters: Die Vererbung psychischer Fähigkeiten. Fortschritte der Psychologie 3 (1915) 185–382
  • Jörg Rieck: Zur Debatte der Vererblichkeit der Intelligenz; in: Pierre Krebs (Hrsg.): Das unvergängliche Erbe. Alternativen zum Prinzip der Gleichheit; Grabert Verlag, 1981
  • Andreas Vonderach: Sozialbiologie. Geschichte und Ergebnisse. [= Berliner Schriften zur Ideologienkunde, Bd. 2] Schnellroda, Institut für Staatspolitik 2012, ISBN 978-3-939869-62-7 [Die umfangreiche „Kommentierte Bibliographie“ darin trägt lexikalischen Charakter] (Bestellmöglichkeit)
  • Volkmar Weiss: Das IQ-Gen – verleugnet seit 2015: Eine bahnbrechende Entdeckung und ihre Feinde, Ares Verlag, Graz 2017, ISBN 978-3-902732-87-3

Verweise

Fußnoten


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