Eugenik
Eugenik (von altgr. eu „gut“ und genos „Geschlecht“) oder Eugenetik, auch Erbgesundheitsforschung (oder Erblehre, Erbpflege) genannt, ist ein medizinisches Fachgebiet, welches sich mit der Erforschung sowie dem Verfahren zur Verringerung der Individuenzahl an schweren vererblichen Erkrankungen Leidenden im Interesse der Volksgesundheit befaßt. Der britische Anthropologe Francis Galton (1822–1911) prägte den Begriff. Um 1900 entstand auch der Gegenbegriff der Dysgenik; diese beschäftigt sich mit Forschung und Maßnahmen zur „Schwächung des genetischen Potentials“.
Der ab ca. 1920 häufig synonym gebrauchte, von dem Mediziner Alfred Ploetz im Jahre 1895 im deutschsprachigen Raum eingeführte Begriff der Rassenhygiene legt das besondere Augenmerk nicht auf die Erhaltung der Volksgesundheit, sondern auf die Pflege, Erhaltung und Verbesserung der rassetypischen Eigenarten eines Volkes.
Inhaltsverzeichnis
Begriffsursprung
Das Wort Eugenik wurde 1883 von Francis Galton, einem Vetter Charles Darwins, geprägt.[1] Galton übertrug die Evolutionslehre Darwins als Konzept der Menschenzüchtung auf den Bereich der Sozialpolitik. An die Stelle der durch die Zivilisation verhinderten natürlichen Selektion sollte eine künstliche Selektion nach Fortpflanzungswürdigkeit treten: „Eugenik ist die Wissenschaft, die sich mit allen Einflüssen befaßt, welche die angeborenen Eigenschaften einer Rasse verbessern und welche diese Eigenschaften zum größtmöglichen Vorteil der Gesamtheit zur Entfaltung bringen.“[2]
Geschichte
Eugenische Maßnahmen finden wir bei den meisten Völkern und zu allen Zeiten der Geschichte, denn dem Heidentum schien das Leben nichts ohne Gesundheit des Leibes und des Geistes und den vollen Gebrauch der Glieder. So berichtet bspw. Plutarch (40–120 n. d. Z.) von der Gesetzgebung der Spartaner im 9. Jahrhundert v. d. Z.[3]:
- „Wenn ein Kind geboren wurde, hatte der Erzeuger nicht das Recht, zu entscheiden, ob es aufgezogen werden soll. Er mußte es vielmehr an einen Ort bringen, der die ‚Halle‘ genannt wurde. Dort saßen die Ältesten […] und besahen das Neugeborene. Wenn es wohlgefügt und kräftig war, so befahlen sie, es aufzuziehen […] Wenn es aber ungestaltet und entartet war, ließen sie es in einer Schlucht im Taygetosgebirge aussetzen.“
Und der römische Philosoph Seneca gibt an:
- „Tolle Hunde, einen wilden und unbändigen Stier töten wir, sieches Vieh schlachten wir, Mißgeburten schaffen wir aus der Welt, selbst Kinder ertränken wir, wenn sie schwächlich und mißgestaltet zur Welt gekommen sind. Und es ist nicht Zorn, sondern Vernunft, Untaugliches von Gesundem zu scheiden.“
Deutschland
Lange vor dem Aufkommen des Nationalsozialismus wurden in Deutschland Fragen der Eugenik diskutiert, von etwa 1900 bis in die 1930er Jahre auch von den deutschen Sozialdemokraten. Diese vertraten die Auffassung, daß nach der Errichtung einer sozialistischen Gesellschaft der Staat die Aufgabe der Selektion übernehmen müsse, die Charles Darwin als natürlichen Vorgang in der Natur beschrieben hatte. Anderenfalls drohe die sozialdemokratische Sozialpolitik eine Degeneration des Menschen hervorzurufen. Entsprechend gab es Überlegungen, Eheschließungen nicht mehr als Privatsache zu betrachten, und zur Durchführung von Zwangssterilisationen, um unerwünschte Fortpflanzung zu verhindern.[4]
Schweden
Gunnar Myrdal hatte schon 1934 in „Die Krise in der Bevölkerungsfrage“ erfolgreich gefordert, Schweden brauche ein schonungsloses Sterilisationsprogramm, um hochgradig lebensuntaugliche Individuen auszusondern. Entsprechende Gesetze und Programme zur Zwangssterilisation wurden 1934 und 1941, unter Mitwirkung schwedischer Sozialdemokraten, erlassen und waren jahrzehntelang bis 1975 in Kraft. Während dieser Zeit wurden 62.888 Eingriffe vorgenommen.[5] Myrdal hielt noch in den 1980er Jahren Vorträge mit Forderungen zur eugenischen Planung von Populationen.
Vereinigte Staaten von Amerika
Zitate
- „Es ist eine Halbheit, unheilbar kranken Menschen die dauernde Möglichkeit einer Verseuchung der übrigen gesunden zu gewähren. Es entspricht dies einer Humanität, die, um dem einen nicht wehe zu tun, hundert andere zugrunde gehen läßt. Die Forderung, daß defekten Menschen die Zeugung anderer ebenso defekter Nachkommen unmöglich gemacht wird, ist eine Forderung klarster Vernunft und bedeutet in ihrer planmäßigen Durchführung die humanste Tat der Menschheit. Sie wird Millionen von Unglücklichen unverdiente Leiden ersparen, in der Folge aber zu einer steigenden Gesundung überhaupt führen. Die Entschlossenheit, in dieser Richtung vorzugehen, wird auch der Weiterverbreitung der Geschlechtkrankheiten einen Damm entgegensetzen. Denn hier wird man, wenn nötig, zur unbarmherzigen Absonderung unheilbar Erkrankter schreiten müssen – eine barbarische Maßnahme für den unglücklich davon Betroffenen, aber ein Segen für die Mit- und Nachwelt. Der vorübergehende Schmerz eines Jahrhunderts kann und wird Jahrtausende vom Leid erlösen.“ — Adolf Hitler[6]
- „Werfen wir einen Blick ein Jahrhundert voraus, setzen wir den Fall, daß mein Attentat auf zwei Jahrtausende Widernatur und Menschenschändung gelingt. Jene neue Partei des Lebens, welche die größte aller Aufgaben, die Höherzüchtung der Menschheit in ihre Hände nimmt, eingerechnet die schonungslose Vernichtung alles Entarteten und Parasitischen, wird jenes Zuviel von Leben auf Erden wieder möglich machen, aus dem der dionysische Zustand wieder erwachsen muß. Ich verspreche ein tragisches Zeitalter: die höchste Kunst im Jasagen zum Leben, die Tragödie, wird wiedergeboren, wenn die Menschheit das Bewußtsein der härtesten, aber notwendigsten Kriege hinter sich hat, ohne daran zu leiden…“ — Friedrich Nietzsche[7]
Vertreter eugenischer Konzepte
- Francis Galton
- Friedrich Nietzsche
- Karl Pearson
- Raymond Bernard Cattell
- Ben Klassen
- William Pierce
- Kevin Alfred Strom
- Alexis Carrel (1873–1944), franz. Träger des Nobelpreises für Medizin
- William Shockley (1910–1989), Nobelpreisträger
Siehe auch
- Liste von Eugenikern in Antike und Neuzeit
- Rassenpflege • Rassenreinheit • Charles Lindbergh
- Sozialdarwinismus • Dysgenik • Sterilisationsgesetze
- Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses
- Bevölkerungspolitik • Rassenschande • Rassenverrat
- Reichszentrale für Gesundheitsführung
- Nobelpreisträger Alexis Carrel über Eugenik
Literatur
Siehe auch: zu Veröffentlichungen bis 1945: Bibliographie zum Stichwort Rassenhygiene
- Jakob Graf: Vererbungslehre und Erbgesundheitspflege – Einführung nach methodischen Grundsätzen, J. F. Lehmanns Verlag, München 1930 (mindestens 30 Auflagen bis 1943)
- Einführung in die wissenschaftliche Vererbungslehre und nationalsozialistische Eugenik zum Gebrauch an Schulen. Erläutert werden unter weltanschaulichen, sittlichen und lebenskundlichen Blickwinkeln: Rassenkunde, Rassenseelenkunde, Selektion, Volks-Entartung und Volks-Aufartung, Sozialdarwinismus, Erbgesundheitspflege u. a.
- Alfred Kühn: Erbkunde in: Kühn/Staemmler/Burgdörfer: Erbkunde, Rassenpflege, Bevölkerungspolitik, 4. Aufl. 1938
- Volkmar Weiss: Das IQ-Gen – verleugnet seit 2015: Eine bahnbrechende Entdeckung und ihre Feinde, Ares Verlag, 2017, ISBN 978-3902732873 [160 S.]
- Andreas Vonderach: Sozialbiologie. Geschichte und Ergebnisse [= Berliner Schriften zur Ideologienkunde, Bd. 2], Institut für Staatspolitik, Schnellroda 2012, ISBN 978-3-939869-62-7 [Die umfangreiche „Kommentierte Bibliographie“ darin trägt lexikalischen Charakter] (Bestellmöglichkeit)
- USA Schrittmacher der Eugenik, in: Rolf Kosiek / Olaf Rose (Hgg.): Der Große Wendig, Band 1, Grabert Verlag, Tübingen 2006, S. 385–387 – betrifft die Zeit von 1895 bis 1930
- Ernst Mann: Die Überwindung des Christentums durch den aristokratischen Gedanken, Fritz Fink Verlag, Weimar 1927 [mit eugenischer Ausrichtung; 193 S.]
- Lothrop Stoddard: The Revolt against Civilization: The Menace of the UnderMan, 1922, Charles Scribner's Sons, New York; dt. Der Kulturumsturz. Die Drohung des Untermenschen, übersetzt von Wilhelm Heise, J. F. Lehmanns Verlag, München 1925
- Knight Dunlap: Personal Beauty and Racial Betterment. 1920
- Michael Schwartz: Sozialistische Eugenik. Eugenische Sozialtechnologien in Debatten und Politik der deutschen Sozialdemokratie 1890–1933, J.H.W. Dietz Nachf., Bonn 1995, ISBN 3-8012-4066-5
- Englischsprachig
- Knight Dunlap: Personal Beauty and Racial Betterment, 1920
- William Shockley / Roger Pearson: Shockley on Eugenics and Race. The Application of Science to the Solution of Human Problems. Scott-Townsend, 1992, ISBN 1-878465-03-1 – William Shockley (1910–1989), Nobelpreisträger, Aktivist für Eugenik
- Paul Popenoe, Roswell Hill Johnson: Applied Eugenics. IAEGCA - Portuguese Institute of Higher Studies in Geopolitics and Auxiliary Sciences, 2015, ISBN 978-9899929449 [488 S.]
Zeitschriften
Verweise
- Ferdinand Bardamu (Pseudonym): Warum Europäer das Christentum zurückweisen müssen, Netzpräsenz The West‘s Darkest Hour, März/April 2018 – geht auf zentrale Bedeutung der Eugenik ein
- Englischsprachig
- Europa Soberana: Introduction to eugenics, Netzjournal The West's Darkest Hour, 29. Mai 2019 (archiviert)
- Nordicism and National Socialism, vom Spanischen ins Englische übersetzt und veröffentlicht von César Tort im März 2019 [23 S.]; das Original erschien am 3. Mai 2013 unter dem Titel Nordicismo y Nazismo auf der inzwischen nicht mehr bestehenden Netzpräsenz Europa Soberana
- Kevin Alfred Strom:
- The Greatest Gift Ever Given, National Vanguard, 27. April 2019
- Eugenics and Survival, National Vanguard, 27. Januar 2018 [Rassenrealistische Bewertung der eugenischen Implikationen des erstmals gelungenen Klonens von Primaten durch China]
- The Only Way To a Better World
Fußnoten
Buschmänner (auch kapische Rasse) • Aborigines (auch inneraustralische Rasse)
Amerikanische Eugenik • Arterhaltung • Aufartung • Aufnordung • Biopolitik • Erbgesundheitsforschung/Eugenik • Dysgenik • Psycho-Anthropologie • Kopfindex • Rassebewußtsein • Rassenbiologie • Rassenblindheit • Rassenethik • Rassenkunde • Rassenleugnung • Rassenmischung • Rassenpathologie • Rassenschichtung • Mischling • Farbige • The Bell Curve • Verrassung
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Zitate