Reichstag (Heiliges Römisches Reich)
Der Reichstag war eine Versammlung (Reichsrat) der Reichsstände und Heerschau des Heiligen Römischen Reiches. Die neben dem römisch-deutschen König bzw. römisch-deutschen Kaiser stehende Körperschaft entwickelte sich seit dem 12. Jahrhundert aus den formlosen Hoftagen und wurde 1495 mittels eines Vertrages zwischen dem Kaiser und den Ständen sowie Reichsrittern zu einer festen Institution der Reichsverfassung. Die Reichsparteitage der Weimarer Republik und des Dritten Reiches fanden in der Tradition des Rechtstages des Ersten Reiches statt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Reichsversammlungen wurden bereits in den frühen Zeiten des Fränkischen Reiches abgehalten und fanden jeweils im März, später im Mai (daher auch „Maifeld“ genannt), also vor den Kriegszügen des anschließenden Sommers, statt. Sie ersetzen die Tradition der Thingstätte als Ort der germanischen Stammesrechtsprechung. Unter Karl dem Großen fand 777 erstmals eine Reichsversammlung inmitten des Landes der Sachsen (in Paderborn) statt, der sein Rivale Herzog Widukind allerdings fernblieb.[2]
Auf den deutschen Reichstagen war neben den Religionsangelegenheiten die Türkenhilfe der wichtigste Beratungsgegenstand. Dies führte dazu, daß der Regensburger Reichstag 1532 in erster Linie ein Türkenreichstag war, indem die Tagesordnung durch die Bedrohung geändert wurde. Schon mit dem Augsburger Reichsabschied 1530 erwuchs den Reichskreisen durch die Organisation des römisch-deutschen Heeres gegen die Türken im Auftrage des Reichstages eine neue wichtige Aufgabe, die ihre organisatorische Struktur erheblich verbesserte und konsolidierte. In der Folgezeit erwies sich eine gut ausgebaute Kreisverwaltung als Voraussetzung der Erfüllung des Reichsmatrikel von Worms 1521 (Romzughilfe), erstens zur Stellung eigener Reichstruppen, zweitens zum Aufbau und Einzug der Türkensteuern. Durch die anhaltenden Kriege, insbesondere die Türkenkriege, bestand besonders in den oberdeutschen Staaten ein erheblicher Bedarf an Söldnern und Landsknechten. Die einzelnen Kreise unterhielten eigene Musterungsplätze, was immer wieder zu Problemen mit nicht beschäftigten Söldnern führte. Dadurch nahm der Landfriedensbruch erheblich zu. Dies hatte zur Folge, daß die Kreise ihr Polizeiwesen verstärkt ausbauen mußten, was wiederum zur Stärkung der Kreise führte. Doch die Kosten führten auch zum Problem des Mißverhältnisses zwischen Steuerbürde und ihrem Mitspracherecht über die immer größer werdende Diskrepanz zwischen der Wirtschaftskraft der Territorien und deren Veranlagungen in der Reichsmatrikel. Somit führte also die Zunahme des Polizeiwesen und die Zunahme zentrifugaler Kräfte zum Emporkommen eines juristisch geschulten Berufsbeamtentums, das seinerseits erheblich den Organisationsgrad der Kreise hob.
Auflösung
Der Reichstag existierte noch bis zur Auflösung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation im Jahr 1806. Die Bezeichnung Reichstag trugen nach 1866 auch das Parlament des Norddeutschen Bundes und ab 1871 das Parlament des Deutschen Reiches.
Liste der Reichsversammlungen und Reichstage
Jahr | Ort | Vorsitz | Ereignisse |
---|---|---|---|
754 | Quierzy | Pippin der Jüngere | |
764 | Worms | Pippin der Jüngere | |
772 | Worms | Karl der Große | |
776 | Karl der Große | ||
777 | Paderborn | Karl der Große | Reichsversammlung 777: Sachsen wird in Missionssprengel eingeteilt und wahrscheinlich ein Feldzug nach Spanien beschlossen. |
781 | Karl der Große | Der Bayernherzog Tassilo III. schwört Karl den Treueeid. | |
782 | Lippspringe | Karl der Große | Reichsversammlung an den Lippequellen: Für Sachsen wird die Grafschaftsverfassung eingeführt und möglicherweise die „Capitulatio de partibus Saxoniae“ erlassen. |
784 | Karl der Große | ||
786 | Worms | Karl der Große | Der Anführer der Bretonen wird zu Karl gebracht. |
787 | Worms | Karl der Große | |
788 | Ingelheim am Rhein | Karl der Große | Absetzung Tassilos III. |
790 | Worms | Karl der Große | |
799 | Paderborn | Karl der Große | Karl der Große trifft mit Papst Leo III. die Vereinbarung über die Kaiserkrönung. |
806 | Diedenhofen | Karl der Große | Erlaß des Divisio Regnorum (Reichsteilungsgesetz) zur Nachfolgeregelung Karls des Großen für das Frankenreich |
817 | Aachen | Ludwig der Fromme | Nachfolgeregelung mit Reichsteilungsplan |
819 | Ingelheim | Ludwig der Fromme | |
826 | Ingelheim am Rhein | Ludwig der Fromme | Vorladung des Sorbenhäuptlings und Empfang fremder Gesandter |
828 | Ingelheim am Rhein | Ludwig der Fromme | |
829 | Worms | Ludwig der Fromme | Neuaufteilung des Reiches unter Berücksichtigung der Ansprüche Karls des Kahlen |
830 | Compiègne | Lothar I. | Schuldbekenntnis und (vorübergehende) Entmachtung Ludwigs des Frommen |
830 | Nimwegen | Ludwig der Fromme | Regelung des Konfliktes zwischen Kaiser Ludwigs des Frommen und seinen Söhnen Lothar, Ludwig dem Deutschen |
831 | Aachen | Ludwig der Fromme | Strafgericht über die Empörer des vorigen Jahres |
833 | Compiègne | Lothar I. | Verfahren gegen Ludwig den Frommen nach dessen zweiter Absetzung |
835 | Diedenhofen | Ludwig der Fromme | Absetzung Ebos von Reims |
838 | Speyer | Ludwig der Fromme | |
838 | Nimwegen | Ludwig der Fromme | |
839 | Ingelheim | Ludwig der Fromme | Ludwig teilt sein Erbe unter den Söhnen Ludwig und Karl. |
845 | Regensburg | Ludwig der Deutsche | |
857 | Worms | Ludwig der Deutsche | |
862 | Ludwig der Deutsche | ||
868 | Worms | Ludwig der Deutsche | Reichstag und Synode[3] |
872 | Forchheim | Ludwig der Deutsche | |
874 | Forchheim | Ludwig der Deutsche | Erbfrage und Nachfolgeregelung |
881 | Karl III. | ||
882 | Worms | Karl III. | |
884 | Worms | Karl III. | |
885 | Karl III. | ||
887 | Tribur | Karl III. | 10.11.: Karl III. flieht vom Reichstag nach Frankfurt, als er erfährt, daß Arnulf von Kärnten auf dem Weg nach Tribur ist. |
889 | Forchheim | Arnulf von Kärnten | |
892 | Forchheim | Arnulf von Kärnten | Vorbereitung eines Feldzuges gegen die Slawen |
894 | Regensburg | Arnulf von Kärnten | |
895 | Tribur | Arnulf von Kärnten | |
896 | Forchheim | Arnulf von Kärnten | |
900 | Forchheim | Ludwig das Kind wird zum König gewählt. | |
903 | Forchheim | Ludwig das Kind | Verteilung der Besitztümer des hingerichteten Babenbergers Adalhard |
906 | Tribur | Ludwig das Kind | |
907 | Forchheim | Ludwig das Kind | Beratung über die Ungarneinfälle in Sachsen und Bayern |
907 | Fürth (?) [4] | Ludwig das Kind | 18. März: Ausstellung einer Schenkungsurkunde für die Mutter des Königs, Oda
19. März: Bestätigung eines Gütertausches zwischen dem Kloster Fulda und dem Kloster Echternach[5] |
911 | Forchheim | Wahl Konrads I. zum König | |
914 | Forchheim | Konrad I. | Beschluß über Krieg gegen den Bayernherzog Arnulf |
919 | Fritzlar | Wahl Heinrichs I. zum König | |
926 | Worms | Heinrich I. | Burgenerlaß |
938 | Steele | Otto I. der Große | |
952 | auf dem Lechfeld bei Augsburg | Otto I. der Große | Reichstage zu Augsburg: Nach dem ersten Italienzug König Ottos I. wird Berengar II. von Italien zu dessen Vasallen gemacht. Außerdem verurteilt der Reichstag Guntram den Reichen wegen Hochverrates. |
953 | Aachen | Otto I. der Große | |
954 | Arnstadt | Otto I. der Große | Die aufständischen Herzöge Liudolf von Schwaben und Konrad der Rote von Lothringen unterwerfen sich Otto. Der sog. Liudolfinische Aufstand ist damit beendet. |
961 | Forchheim | Otto I. der Große | |
967 | Ravenna | Otto II. | |
973 | Quedlinburg | Otto II. | |
975 | Weimar | Otto II. | |
976 | Regensburg | ||
978 | Dortmund | Otto II. | Beschluß des Feldzugs gegen Frankreich im Herbst 978 |
980 | Aachen | Otto II. | |
983 | Verona | Wahl Ottos III. zum König | |
29. Juni 984 | Rara | Kaiserin Theophanu | Herzog Heinrich II. von Bayern wird zur Herausgabe Ottos III. gezwungen.[6] Theophanu übernimmt die Regierungsgeschäfte für den minderjährigen König. |
985 | Frankfurt | Kaiserin Theophanu/Otto III. | Heinrich von Bayern erhält sein Herzogtum zurück. |
991 | Quedlinburg | Kaiserin Theophanu/Otto III. | |
993 | Dortmund | Adelheid/Otto III. | |
995 | Sohlingen | Otto III. | Ende der vierjährigen Regentschaft Adelheids; Otto III. übernimmt mit 15 Jahren selber die Reichsgeschäfte. |
996 | Nimwegen | Otto III. | |
1007 | Frankfurt | Heinrich II. | |
1016 | Frankfurt | Heinrich II. | |
1017 | Aachen | Heinrich II. | |
1022 | Aachen | Heinrich II. | |
1024 | Aachen | Konrad II. | |
1028 | Aachen | Konrad II. | |
November 1053 | Tribur | Heinrich III. | Festlegung der Nachfolge von Heinrichs gleichnamigem Sohn |
1064 | Aachen | Heinrich IV. | |
Januar 1066 | Tribur | Heinrich IV. | Heinrich IV. verweist Adalbert von Bremen auf Drängen des Hofes und nimmt ihm den politischen Einfluß. |
1076 | Worms | Heinrich IV. | Heinrich erklärt Papst Gregor VII. für abgesetzt. |
1077 | Augsburg | geplanter Reichstage zu Augsburg zur Schlichtung des Investiturstreites, den Heinrich IV. jedoch durch den Gang nach Canossa vermutlich verhinderte. | |
1084 | Aachen | Heinrich IV. | |
1098 | Mainz | Heinrich IV. | |
1099 | Aachen | Heinrich IV. | |
1105 | Ingelheim | Heinrich IV. | Erzwungene Abdankung Heinrichs IV. |
1119 | Tribur/Maaraue | Heinrich V. | Ein von den Fürsten für Tribur anberaumter Reichstag wird durch Heinrich auf die Maaraue nach Mainz verlegt. |
1122 | Worms | Heinrich V. | |
1126 | Speyer | Heinrich V. | Berufung Norberts von Xanten zum Bischof von Magdeburg |
1131 | Aachen | Lothar III. | |
1132 | Aachen | Lothar III. | |
1146 | Speyer | Konrad III. | Animiert durch die Predigten des Bernhard von Clairvaux an Weihnachten 1146 im Dom zu Speyer beschließt Konrad III. die Teilnahme am Zweiten Kreuzzug. |
1147 | Frankfurt am Main | Konrad III. | Während des Reichstags erhebt Heinrich der Löwe Klage gegen die Verleihung Bayerns an Heinrich Jasomirgott durch Heinrich III. (HRR). |
1152 | Dortmund/Merseburg | Friedrich I. Barbarossa | |
1154 | Goslar | ||
1156 | Regensburg | Friedrich I. Barbarossa | Erhebung der Mark Österreich zum Herzogtum mit besonderen Vorrechten |
1157 | Bisanz | Friedrich I. Barbarossa | Kardinal Roland verliest ein Schreibens des Papstes Hadrian IV., das die Kaiserkrone als päpstliches Beneficium bezeichnet, Empörung unter den deutschen Fürsten. |
1158 | Augsburg | Friedrich I. Barbarossa | |
1158 | auf den Ronkalischen Feldern | Friedrich I. Barbarossa | Erstellung des Regalienkatalogs zur Wiederherstellung der kaiserlichen Rechte in Italien durch Bologneser Juristen |
1165 | Würzburg | Friedrich I. Barbarossa | Würzburger Eide des Kaisers und fast aller Fürsten, nie „Roland“ (Papst Alexander III.) anzuerkennen, Verlobung Heinrichs des Löwen mit Mathilde, der Tochter des englischen Königs Heinrich II.. |
1165 | Aachen | Friedrich I. Barbarossa | |
1168 | Bamberg | Friedrich I. Barbarossa und Heinrich VI. |
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1173 | Goslar | Friedrich I. Barbarossa | |
1174 | Aachen | Friedrich I. Barbarossa | |
1178 | Speyer | Friedrich I. Barbarossa | Die deutschen Fürsten klagen gegen Heinrich den Löwen. |
1179 | Worms | Friedrich I. Barbarossa | Verhandlung über den Streitfall Heinrich des Löwen; dieser erscheint jedoch nicht. |
1179 | Magdeburg | Friedrich I. Barbarossa | Über Heinrich den Löwen wird wegen Nichterscheinens vor Gericht (Kontumaz) die Reichsacht verhängt. |
1180 | Würzburg | Friedrich I. Barbarossa | Heinrich dem Löwen werden beide Herzogtümer (Sachsen und Bayern) aberkannt. |
1180 | Gelnhausen | Friedrich I. Barbarossa | Aufteilung des Herzogtums Sachsen unter den Kölner Erzbischof, Graf Bernhard von Anhalt, und den Landgrafen von Thüringen (siehe Gelnhäuser Urkunde) |
1181 | Erfurt | Heinrich VI. | Belehnung des Landgrafen Hermann I. von Thüringen mit der Pfalzgrafschaft Sachsen |
1183 | Worms | Friedrich I. Barbarossa | |
1183 | Erfurt | Friedrich I. Barbarossa | Erfurter Latrinensturz: Der morsche Boden der Dompropstei des Erfurter Marienstiftes bricht unter der Last zusammen und drei Fürsten, fünf Grafen und zahlreiche Ritter kommen in der darunterliegenden Fäkalgrube um. Friedrich I. kann sich durch einen Sprung in eine Fensternische retten.[7][8] |
1184 | Mainz | Friedrich I. Barbarossa | Mainzer Hoftag von 1184: Nach seinen Erfolgen gegen Heinrich den Löwen und in der Italienpolitik veranstaltet Friedrich I. einen Hoftag, auf dem nach einem prunkvollen Festessen zahlreiche Geschenke an unzählige Ritter ausgegeben werden und Reitveranstaltungen mit 10.000 Mitgliedern stattfanden. Von politischer Bedeutung waren neben einigen Rangstreitigkeiten unter Friedrichs Gefolgsleuten Verhandlungen mit Heinrich dem Löwen über ein antifranzösisches Bündnis mit England, die jedoch ergebnislos blieben. |
1186 | Gelnhausen | Friedrich I. Barbarossa | Information über den Konflikt mit Urban III. und Isolation von Philipp von Heinsberg |
1187 | Worms | Friedrich I. Barbarossa | |
1188 | Mainz | Heinrich VI. | |
24. September 1190 | Schwäbisch Hall | Heinrich VI. | Des Herzogtum Niederlothringen wird aufgelöst, indem Heinrich dem Erben Heinrich von Brabant mitteilt, das Herzogtum gehöre ihm nicht mehr. |
1193 | Speyer | Heinrich VI. | Der in der Nähe von Wien gefangengenommene englische König Richard I. Löwenherz wird an Heinrich übergeben und auf der Burg Trifels festgesetzt. |
1195 | Gelnhausen | Heinrich VI. | Kardinallegat Johannes von Salerno wirbt für den Kreuzzug des Kaisers. |
1196 | Frankfurt am Main | Heinrich VI. | |
1204 | Aachen | Philipp von Schwaben | |
1205 | Speyer | Philipp von Schwaben | |
1209 | Würzburg | Otto IV. | |
1213 | Speyer | Friedrich II. | Beisetzung des 1208 in Bamberg ermordeten Onkels, Philipp von Schwaben, im Dom zu Speyer |
1213 | Eger | Friedrich II. | Verzicht auf alle königlichen Rechte gegenüber der Kirche |
1222 | Aachen | Friedrich II. | |
1227 | Aachen | Friedrich II. | |
1231 | Worms | Heinrich (VII.) | Heinrich überläßt im Statutum in favorem principum den deutschen Fürsten die meisten der Regalien. |
1232 | Aquileja | Heinrich (VII.) | |
1234 | Frankfurt am Main | Heinrich (VII.) | Heinrich (VII.) ruft die Inquisitoren zur Mäßigung bei ihrem Vorgehen gegen Häretiker auf und verurteilt damit indirekt auch das Vorgehen Konrads von Marburg, der kurz zuvor ermordet worden war.[9] |
1235 | Mainz | Friedrich II. | |
1251 | Augsburg | Konrad IV. (HRR) | Konrad IV. ernennt Herzog Otto II. von Bayern zu seinem Stellvertreter. |
1269 | Worms | Richard von Cornwall | Richard schließt mit den versammelten Fürsten einen Landfrieden. |
1273 | Speyer | Rudolf I. von Habsburg | Rudolf erneuert "seinen Bürgern" von Speyer das Privileg Friedrich Barbarossas von 1182. |
1287 | Würzburg | Adolf von Nassau | |
1309 | Speyer | Heinrich VII. | Heinrich VII. läßt Adolf von Nassau und Albrecht von Habsburg, die sich 1298 in der Schlacht bei Göllheim als Feinde gegenübergestanden hatten, am 29. August feierlich nebeneinander im Dom beisetzen. |
1323 | Nürnberg | Ludwig der Bayer | Nach dem Aussterben der Askanier belehnt Ludwig der Bayer seinen Sohn Ludwig V. mit der Markgrafschaft Brandenburg. |
1338 | Frankfurt am Main | Ludwig der Bayer | Ludwig der Bayer verkündet das Mandat Licet iuris, das festhält, daß schon mit der rechtmäßigen Königswahl durch die Mehrheit der Kurfürsten ein Anspruch auf die Kaiserkrönung ohne päpstliche Approbation besteht. |
1338 | Koblenz | Ludwig der Bayer | Ludwig und Eduard von England bekräftigen ihr 1337 geschlossenes Bündnis; Ludwig ernennt Eduard zum linksrheinischen Reichsvikar und erkennt ihn als König von Frankreich an. |
1349 | Speyer | Karl IV. | |
1356 | Nürnberg | Karl IV. | Karl IV. erläßt die Goldene Bulle, die das Reich stabilisieren und zukünftig Machtkämpfe um die Krone eindämmen soll. |
1356 | Metz | Karl IV. | Erweiterung und Ergänzung der Goldenen Bulle |
1379 | Frankfurt am Main | Wenzel | Beratung mit den vier rheinischen Kurfürsten bezüglich des Abendländischen Schismas und Gründung des Urbansbundes |
1380 | Aachen | Wenzel | |
1384 | Speyer | ||
1389 | Eger | Wenzel von Luxemburg | Landfrieden von Eger: Wenzel schließt mit dem Schwäbischen Städtebund einen für ihn sehr vorteilhaften Frieden, der jedoch die Rebellionen der süddeutschen Städte nicht beenden kann. |
1408 | Konstanz? | ||
1414 | Speyer | Sigismund von Luxemburg | |
1420 | Breslau | Sigismund von Luxemburg | |
1425 | Wien | Sigismund von Luxemburg | |
1426 | Wien | Sigismund von Luxemburg | |
1431 | Nürnberg | Sigismund von Luxemburg | |
1433 | Basel | Sigismund von Luxemburg | |
1437 | Eger | Sigismund von Luxemburg | |
1444 | Speyer | Friedrich III. | Thema sind die seit einiger Zeit marodierenden Armagnaken, die sich jedoch schließlich nach Lothringen zurückziehen. |
1453 | Regensburg | ||
1454 | Frankfurt am Main | Friedrich III. | Enea Silvio ruft als kaiserlicher Kommissar auf dem Reichstag zum Kreuzzug gegen die Türken auf und führt den seit der Karolingerzeit in Vergessenheit geratenen Begriff „Europa“ wieder ein.[10] |
1460 | Wien | ||
1466 | Nürnberg | ||
1467 | Nürnberg | ||
1469 | Regensburg | ||
1470 | Nürnberg | ||
1471 | Regensburg | ||
1474 | Augsburg | ||
1486 | Frankfurt am Main | ||
26. Januar – 7. Februar 1487 | Speyer | Friedrich III. | |
1487 | Nürnberg | Friedrich III. | |
1488 | Esslingen am Neckar | Friedrich III. | Am 14. Februar 1488 Verkündung des Schwäbischen Bundes |
1491 | Nürnberg | Maximilian I. | Am 6. Juli 1491 Bestätigung des Löwlerbundes |
1493 | Colmar | Maximilian I. | |
26. März - 7. August 1495 | Worms | Maximilian I. | Reichstag zu Worms (1495): Umfangreiche Reichsreform, beinhaltend den Ewigen Landfrieden, die Gründung des Reichskammergerichtes, den Gemeinen Pfennig. Deren Ablehnung durch die Schweiz war einer der Gründe für den Ausbruch des Schwabenkrieges. |
1496/97 | Lindau (Bodensee) | Philipp von Habsburg | Einberufen wurde der Reichstag von Maximilian I., wegen dessen Krieges in Italien führte den Vorsitz jedoch sein Sohn Philipp; Tagungsort war der Große Saal im Lindauer Rathaus (heute Altes Rathaus). |
1497/98 | Freiburg | Maximilian I. | Reichstag zu Freiburg: Statt der geplanten Klärung der noch strittigen Fragen zur Reichsreform kam man nur zu wenigen Ergebnissen: einer Kleiderordnung, einer Bettelerlaubnis für arme Menschen und der ersten deutschen Weinordnung. Seine innenpolitischen Interessen konnte Maximilian nicht durchsetzen, dafür mußte er in Freiburg hohe Schulden machen und schließlich seine Frau als Pfand zurücklassen. |
1500 | Augsburg | Reichstage zu Augsburg: Schaffung des Reichsregiments als Kontrollorgan der Fürsten über den Kaiser, Erlaß der Reichsexekutionsordnung zur Behandlung von Landfriedensbrechern. | |
1505 | Köln | Schiedsspruch im Landshuter Erbfolgekrieg: Die posthumen Enkel des verstorbenen Georg von Bayern-Landshut, denen dieser sein Herzogtum vererbt hatte, Philipp und Ottheinrich, erhalten das neugeschaffene Pfalz-Neuburg, der Rest des fraglichen Gebietes fällt an die bayerische Linie der Wittelsbacher. | |
1507 | Konstanz | ||
1509 | Worms | Maximilian I. | |
1512 | Trier/Köln | Zu den bereits 1500 geschaffenen sechs Reichskreisen kommen mit dem Burgundischen, dem Österreichischen, dem Obersächsischen und dem Kurrheinischen Reichskreis vier weitere dazu. Kreisfrei bleiben außer Böhmen, der Schweiz und Reichsitalien nur wenige Gebiete. | |
1518 | Augsburg | Reichstage zu Augsburg: Vergeblich wird versucht, die Nachfolge des Kaiserenkels Karl zu sichern, auf die antipäpstliche Stimmung im Reich einzugehen und einen Kreuzzug gegen die Muslime zustande zu bringen. Auf dem Reichstag wird außerdem Martin Luther verhört, die Reichsacht gegen die Pfalz aufgehoben und Albrecht von Brandenburg vom Papst die Kardinalswürde verliehen. | |
1521 | Worms | Karl V. | Reichstag zu Worms: Die habsburgischen Besitzungen werden zwischen Karl V. und Ferdinand aufgeteilt und angesichts der türkischen Bedrohung ein Reichsregiment eingerichtet und eine Reichsmatrikelordnung beschlossen (Reichstürkenhilfe). Außerdem findet die Befragung Martin Luthers statt; schließlich wird das Wormser Edikt erlassen. |
1522 | Nürnberg | ||
1522/23 | Nürnberg | ||
1524 | Nürnberg | ||
1525 | Augsburg | ||
1526 | Speyer | Ferdinand I. | Reichstage zu Speyer: Der Bruder des Königs bittet die Stände vergeblich um Hilfe gegen die Türkengefahr, diese drängten eher auf eine Behandlung religiöser Fragen. Die Durchführung des Wormser Ediktes wird ihnen schließlich überlassen, die im Gegenzug versprochene militärische Hilfe wird durch den Sieg der Türken bei Mohatsch obsolet. |
1529 | Speyer | Reichstage zu Speyer: Evangelische Landesfürsten protestieren gegen die Wiedereinsetzung des Wormser Edikts, woher sich der Begriff Protestantismus ableitet, und verweigern weitere Hilfe im Türkenkrieg. Zur Bekämpfung der Täuferbewegung wird auf dem Reichstag das Wiedertäufermandat beschlossen. | |
1530 | Augsburg | Reichstage zu Augsburg: Wieder wurden politische Fragen von religiösen überlagert: Der protestantischen Bekenntnisschrift Confessio Augustana wird durch die päpstliche Confutatio Augustana widersprochen, zahlreiche weitere Bekenntnisschriften werden verlesen. Außerdem beschließt Karl V. das erste deutsche Strafgesetzbuch, führt einheitliche Regeln für jüdische und christliche Bankiers ein und verleiht Georg I. Pommern und seinem Bruder Württemberg. | |
1532 | Regensburg | Ferdinand I. | De jure war dies eigentlich ein Hoftag. Von Bedeutung ist auf diesem besonders die Ratifikation der 1530 beschlossenen Constitutio Criminalis Carolina, der "Peinlichen Halsgerichtsordnung Karls V." |
1541 | Regensburg | ||
1542 | Speyer | Ferdinand I. | Reichstag zu Speyer: Die Reichsstände beschlossen eine allgemeine Vermögenssteuer zur Finanzierung der Reichsarmee. Die Verhandlungen mit den Protestanten traten in den Hintergrund. |
1542 | Nürnberg | Ferdinand I. | Der Vertrag von Nürnberg räumt Herzogtum Lothringen große Selbständigkeit ein. Es kam nicht zu weiteren Resolutionen der Reichsstände. |
1543 | Nürnberg | Ferdinand I. | |
1544 | Speyer | Reichstage zu Speyer: Der Kaiser erreicht weitere finanzielle Hilfe für die Franzosen- und die Türkenkriege und suspendiert im Gegenzug verschiedene frühere antiprotestantische Reichsabschiede. Außerdem stellt er ein nationales Konzil in Aussicht. Im Frieden von Speyer verzichtet er auf die dänisch-norwegische Krone und gewährt den Holländern Zugang zur Ostsee. | |
1545 | Worms | ||
1546 | Regensburg | Karl V. lernt während des Reichstages Barbara Blomberg kennen; ihr gemeinsames Kind Don Juan d'Austria siegt 1571 in der Seeschlacht von Lepanto über die Türken. | |
1547/48 | Augsburg | Erlaß des Augsburger Interims als Reichsgesetz zur vorläufigen Regelung der religiösen Verhältnisse im Reich nach der Niederlage der Protestanten im Schmalkaldischen Krieg bis zu einem allgemeinen Konzil. | |
1550/51 | Augsburg | Reichstage zu Augsburg: Der Plan Karls V., seinen Sohn Philipp II. (Spanien) zum römisch-deutschen König wählen zu lassen, scheitert am Widerstand der protestantischen (Fürstenaufstand) und einiger katholischer Fürsten sowie des bisherigen Königs Ferdinand I., Karls Bruder. Weitere Ergebnisse des Reichstages sind eine allgemeine und unmittelbare Reichssteuer, die Ausweisung von Zigeunern aus dem Reich, ein Gesetz gegen Safranfälschung und eine Reichsmünzordnung. | |
1555 | Augsburg | Reichstage zu Augsburg: Der Augsburger Religionsfrieden gewährt den Landesherren Religionsfreiheit, die Bevölkerung muß aber die Religion ihres jeweiligen Fürsten annehmen oder aber auswandern (Cuius regio, eius religio). Als Ausnahme müssen geistliche Territorialherren katholischer Konfession sein (Geistlicher Vorbehalt). Außerdem Bestätigung oder leichte Modifizierung einiger Reichsreformen. | |
1557 | Regensburg | ||
1559 | Augsburg | Reichstag zu Augsburg: Bei Verhandlungen der protestantischen Fürsten, zu denen auch Reichsstädte hinzugezogen wurden, formierte sich eine protestantische Ständepartei, die unter anderem den Geistlichen Vorbehalt außer Kraft setzen wollte. Ein Streitpunkt war, ob man dafür eine Steuerverweigerung riskieren könne (Position der Kurpfalz) oder weiterhin Reichstürkenhilfe gewähren solle (Position Kursachsens). Außerdem wurde auf dem Reichstag durch den Trienter Fürstbischof Ludwig von Madruzzo eine weitere Reichsmünzordnung erlassen, die jedoch nicht allgemein anerkannt wurde. | |
1566 | Augsburg | Reichstag zu Augsburg: Wieder standen religiöse Fragen im Mittelpunkt. Die Kurie lehnte deren Diskussion ab und forderte eine Unterwerfung unter die Beschlüsse des Konzils von Trient. Während der sächsische Kurfürst August erneut Türkenhilfe für den Kampf gegen Johann Sigismund Zápolya gewährte, lehnte er ein Verbot des pfälzischen Calvinismus ab, wodurch dieser faktisch akzeptiert wurde. Außerdem wurde auf dem Reichstag eine erneute Reichsmünzordnung durchgesetzt, die Reichsacht gegen Wilhelm von Grumbach wegen Landfriedensbruchs mit Würzburg auf Johann Friedrich II. von Sachsen ausgeweitet und Ludwig Helmbold mit der Dichterkrone geehrt. | |
1567 | Regensburg | ||
1570 | Speyer | Maximilian II. | Reichstag zu Speyer: Der besiegte Johann Sigismund Zápolya gibt den ungarischen Königstitel an Kaiser Maximilian II. ab und nennt sich fortan nur noch Fürst von Siebenbürgen (Vertrag von Speyer). Das von Johann Friedrich II. von Sachsen 1566 konfiszierte Land wird teilweise an dessen Söhne Johann Casimir und Johann Ernst zurückgegeben. Druckereien außerhalb von Reichs-, Residenz- und Universitätsstädten werden verboten. |
1576 | Regensburg | ||
1582 | Augsburg | Reichstage zu Augsburg: Trotz zahlreicher Verwicklungen zwischen katholischen und protestantischen Reichsständen wird erneut eine Reichstürkenhilfe beschlossen. Des weiteren werden die Befugnisse eines Reichserbmarschalls in der Stadt eines Reichstages und die im Reichsfürstenrat vertretenen Fürstentümer festgelegt sowie die Religionsfreiheit der Reichsstädte eingeschränkt (Aachener Religionsunruhen). | |
1594 | Regensburg | Beschluß zur Reichstürkenhilfe, Scheitern der Auslegung des Religionsfriedens im Sinne der evangelischen Stände | |
1597/98 | Regensburg | Beschluss zur Reichstürkenhilfe, ergebnislose Konfrontation der Religionsparteien | |
1603 | Regensburg | ||
1608 | Regensburg | ||
1613 | Regensburg | ||
1640/41 | Regensburg | Der Erwerb der Reichsstandschaft bedarf nicht mehr der Zustimmung des Reichstages, der Kaiser kann über das Recht auf Sitz und Stimme im Reichstag nicht mehr allein bestimmen. Weil das Eis der zugefrorenen Donau bricht, scheitert im Dreißigjährigen Krieg ein Überraschungsangriff schwedisch-französischer Truppen auf die Stadt Regensburg am 17. Januar 1641. | |
1653/54 | Regensburg | Ferdinand III. | Jüngster Reichsabschied: Ziel des Reichstages war die Klärung der beim Westfälischen Frieden offengebliebenen Fragen. Auf dem Reichstag wurden jedoch Auseinandersetzungen um Formalitäten zu Prinzipienfragen erhoben; Ferdinand III. vertagte den Reichstag, nachdem die ersten Verhandlungen für ihn günstig ausgegangen waren. Im Reichsabschied wurden die Beschlüsse des Westfälischen Friedens und die Ergänzungen des Nürnberger Exekutionstages zu verbindlichen Teilen der Reichsverfassung erklärt und die Reichskammergerichtsordnung novelliert. |
1663–1806 | Regensburg | Gesandtenkongreß als Immerwährender Reichstag im Regensburger Rathaus Pausen: während der Pest 1713 Reichstag in Augsburg, später noch einmal kurz in Frankfurt |
Literatur
- „Aller dess Heil. Römischen Reichs gehaltene Reichstäge, Abschiede und Satzungen bis 1654“, 1660 (PDF-Datei)