Lustiger, Arno
Arno Lustiger (geb. 7. Mai 1924 in Bendsburg, Schlesien; gest. 15. Mai 2012 in Frankfurt am Main) war ein jüdischer Historiker, Publizist, Verbandsfunktionär und „Holocaust-Überlebender“.[1]
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Herkunft
Arno Lustiger wurde am 7. Mai 1924 im oberschlesischen Bendsburg (damals polnisch, Będzin) geboren. Sein Vater, David Lustiger, Stadtrat von Bendzin, war Besitzer eines Betriebs, in dem Maschinen für die Brotherstellung gefertigt wurden. Ein französischer Cousin Aron konvertierte offiziell zum Katholizismus, nahm den Namen Jean-Marie an und wurde 1981 Erzbischof von Paris.[2]
Ausbildung
Im überwiegend von jüdischen Bürgern geprägten Bendsburg erlebte Lustiger eine ebenso jüdische wie säkulare Kultur. So besuchte er bis 1939 das jüdische Fürstenberg-Gymnasium und war in Jugendorganisationen der Zionisten sowie der sozialistischen jüdischen Arbeiterpartei. 1939 ging er in den Widerstand. Nach der Verhaftung überlebte er vier Jahre Zwangsarbeit in den Lagern Sosnowitz, Annaberg, Otmuth, Auschwitz-Blechhammer, Groß-Rosen, Buchenwald und Langenstein. In Westeuropa traf er nach dem Zweiten Weltkrieg seine Familienangehörigen wieder, die auch nicht ins nunmehr kommunistische Polen zurück wollten. Während zwei Schwestern in die VSA auswanderten, blieb Arno Lustiger bei einer weiteren Schwester und der Mutter, dolmetschte bis 1948 für die US-Army und lebte im Displaced-Persons-Lager in Frankfurt-Zeilsheim. Für einen höheren Bildungsweg fehlte das Geld.[3]
Wirken
Um für die Familie die Existenz zu sichern gründete Arno Lustiger in Frankfurt am Main ein Textilunternehmen, das er ohne Ausbildung erfolgreich aufbaute. Zugleich richtete Lustiger ab 1948 als Gemeinderat die jüdische Gemeinde Frankfurt wieder mit ein. 1964 wurde er Vorstand der Budge-Stiftung, des einzigen jüdisch-christlichen Altenzentrums in Europa, und blieb dort auch später aktiv. Auch für den Zionismus arbeitete er weiter, nachdem er 1954 den deutschen Zweig mit konstituiert und später lange geleitet hatte. Er wirkte zudem beim Leo-Baeck-Institute mit.[4]
Der Publizist und Verbandsfunktionär Arno Lustiger, steht seit Jahren an der Spitze der „Zionistischen Organisation in Deutschland“ (ZOD) und gehört dem Vorstand der von ihm nach Kriegsende mitbegründeten jüdischen Gemeinde in Frankfurt am Main an. Der Überlebende der Konzentrationslager Auschwitz und Buchenwald hat zwei Bücher verfaßt, die den bewaffneten Kampf von Juden gegen Hitler schildern, wobei auch Partisanen als „heldenhaft“ erscheinen: „Schalom Libertad“ (1989) über Juden im Spanischen Bürgerkrieg und „Zum Kampf auf Leben und Tod!“ (1994) mit dem Untertitel „Vom Widerstand der Juden 1933-1945“. 1994 brachte er das einst von den sowjetjüdischen Propagandisten Ilja Ehrenburg und Wassilij Grossmann erstellte „Schwarzbuch über die Massenvernichtungen der Juden in der Sowjetunion“ neu heraus. Enthalten sind maßlose Übertreibungen tatsächlichen Unrechts und haarsträubende antideutsche Erfindungen.[2]
Arno Lustiger gibt an, daß eine halbe Million Juden als Soldaten oder Partisanen für die Sowjetunion gegen das Dritte Reich kämpften.[5]
Lustiger kritisiert Bundesverdienstkreuz-Auszeichnung an Felicia Langer
Die israelkritische Schriftstellerin Felicia Langer wurde im Juli 2009 das Bundesverdienstkreuz verliehen. Gegen die Verleihung, die einen großen Pressewirbel verursachte, protestierten u. a. der Schriftsteller Ralph Giordano, der Historiker Arno Lustiger und Dieter Graumann, der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, welche Langer eine völlige Einseitigkeit und Blindheit gegenüber legitimen israelischen Interessen vorwarfen. Dieter Graumann nannte sie „eine militante und fanatische Israel-Hasserin“.[6]
Auszeichnungen
Römer-Medaille (1993), Goethe-Plakette (1999), Moses-Mendelssohn-Medaille (1999), Brücke-Preis Görlitz (2000), Heinz-Galinski-Preis (2001; mit Wolf Biermann), Aufbau-Kulturpreis (2002), Dr. h.c. phil., Universität Potsdam (2003); Ehrenmitglied der Zionistischen Weltorganisation ZWO. Wegen seiner wissenschaftlichen Leistungen verlieh ihm das Land Hessen den Titel eines Professors.
- 20. Juni 2007: Das Land Hessen ernennt Arno Lustiger für seine Lehrtätigkeit und Forschung zur Geschichte des europäischen Judentums und für seinen Beitrag zum Widerstand der Juden während des Holocaust zum Ehrenprofessor.
- 1. April 2010: „Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes“ - Bundespräsident Horst Köhler zeichnet Arno Lustiger mit dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland aus.
Familie
Lustigers Tochter Gila publizierte als Autorin den Band „Bestandsaufnahme“ über jüdische Schicksale. Sie lebt in Israel, „da ihr ein Leben in Deutschland nach der Auseinandersetzung mit der Schoah nicht mehr möglich war“. Lustigers Tochter Rina wurde Malerin in Frankreich.
Fußnoten
Theodor Adorno •
Hannah Arendt •
Fritz Bauer •
Yehuda Bauer •
Thomas Blatt •
Artur Brauner •
Henryk Broder •
David Cesarani •
Ilja Ehrenburg •
Peter Eisenman •
Albert Einstein •
Ed Fagan •
Abraham Foxman •
Otto Heinrich Frank •
Saul Friedländer •
Michel Friedman •
Gustave Gilbert •
Martin Gilbert •
Ralph Giordano •
Daniel Goldhagen •
Nahum Goldmann •
Jonathan Greenblatt •
Wassilij Grossmann •
Stephan Hermlin •
Raul Hilberg •
Moshe Kantor •
Serge Klarsfeld •
Robert Kempner •
Imre Kertész •
Eugen Kogon •
Abba Kowner •
Stanley Kramer •
Moshe Landau •
Felicia Langer •
Claude Lanzmann •
Walter Laqueur •
Deborah Lipstadt •
Arno Lustiger •
Filip Müller •
Paul Niederman •
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David Olère •
Léon Poliakov •
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Walter H. Rapp •
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