Betsche
Staat: | Deutsches Reich |
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Gau: | Mark Brandenburg |
Landkreis: | Meseritz |
Provinz: | Brandenburg |
Einwohner (2006): | 1.806 |
Koordinaten: | 52° 28′ N, 15° 46′ O |
Betsche befindet sich seit 1945 unter Fremdherrschaft. Das Gebiet ist von Polen vorübergehend besetzt, die einheimische Bevölkerung wurde vertrieben oder ermordet und deren Eigentum gestohlen.
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Betsche (seit 1868 auch Hiller-Gärtringen bzw. Hiller-Gaertringen) ist ein deutscher Ort in Brandenburg. Das ursprüngliche Kirchspiel (Pfarrbezirk) gehörte zum Provinz Südpreußen, danach zum Provinz Posen und nach dem Ersten Weltkrieg zum Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen (Kirchenprovinz ) sowie im Zeitraum 1938–1945 zum Landkreis Meseritz (Kirchenkreis) in der Provinz Brandenburg.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Betsche liegt 20 km östlich von Meseritz am Stadtsee und Mielnosee.
Geschichte
Betsche liegt eingebettet in eine Landschaft von Wäldern, Seen und sanften Hügeln, die schon sehr früh besiedelt wurde. Beeindruckendes Zeugnis ist neben vielen Grab- und Keramikfunden der 20 Meter hohe und am Fuß 120 Meter breite Schneckenberg, welcher, gelegen am nördlichen Ende der Stadt, am Ufer des Stadtsees, vermutlich eine vorgeschichtlich heidnische Opferstätte war.
Zum ersten Mal wurde die Herrschaft Betsche im Jahre 1256 erwähnt (erneut 1259). Schon damals war der Ort im Besitz der Bischöfe von Posen. 1288 erfolgte der Auftrag zur Gründung einer Stadt.
Spätestens 1412 wurde Betsche als Stadt mit allen Rechten bezeichnet. Betsche wurde im Jahre 1631 von den Schweden zerstört. 1793 kam Betsche zu Preußen, in den Jahren 1807-15 war Betsche unter französischer Verwaltung und gehörte zum Großherzogtum Warschau. 1815 kam Betsche an Preußen. Im Jahre 1887 erhielt der Ort durch den Bau der Eisenbahnlinie Meseritz–Birnbaum Anschluß an die Preußische Staatsbahn.
Nach dem Versailler Diktat kam Betsche zur Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen und 1938 dann zur Provinz Brandenburg. Im Jahre 1939 lebten 1.739 Einwohner in Betsche.
- „Die Stadt Betsche wurde im Jahr 1288 auf Empfehlung des Bischofs von Posen gegründet. Im Jahr 1508 erhielt Betsche vom Erzbischof von Warschau die ersten Privilegien und ging später in den Besitz der Bischöfe von Posen über. Von diesen wurde es als Sommersitz genutzt und dazu der Bau des Schlosses um 1694 abgeschlossen. Die Herrschaft Betsche umfaßte ca. 8.900 Morgen, davon 4.700 Morgen Wald, 2.200 Morgen Wasser (Seen) und 2.000 Morgen Landwirtschaft, dazu eine Brennerei und eine Verkaufsgärtnerei. Nach der 2. Teilung Polens 1793 wurde Betsche preußisch und nach der Verstaatlichung der Kirchengüter (Säkularisation) verlieh der König von Preußen die Herrschaft Betsche 1796 dem Fürsten v. Hohenlohe-Ingelfingen [Anm. Generalleutnant, später General der Infanterie im vierten Kolitionskrieg]. 1806 kaufte die Betscher Bürgerschaft die Herrschaft von ihm. Sie ging wegen Überschuldung 1817 in den Besitz der Königl. Bank in Berlin über. 1828 kaufte Rudolf Freiherr Hiller v. Gaertringen aus Gärtringen, Kr. Böblingen/Württ., Schwiegersohn des preuß. Finanzministers v. Motz, die Herrschaft zusammen mit 6 Dörfern. Er selbst entwickelte sich im Lauf der Jahre in der Provinz Posen zu einer herausragenden Persönlichkeit – er wurde Mitglied des Posener Provinziallandtages, Landtagsmarschall, Kommendator des wiedergegründeten Johanniterordens für die Provinz Posen und zeitweise stellvertretender Landrat des Kreises Meseritz. Wegen der katastrophalen örtlichen Schulverhältnisse sorgte er für die Anstellung je eines evangelischen und katholischen Lehrers und gründete 1835 die ev. Schule. Ab 1830 hielt er in seinem Haus auch ev. Gottesdienste ab und 1835 wurde Betsche mit umliegenden Dörfern eine selbständige Pfarre; er bezahlte den Pfarrer und stellte die Wohnung. 1865 wurde die neuerbaute ev. Kirche eingeweiht. Für den Bau hatte er das Grundstück, den größten Teil des Baumaterials und einen Geldbetrag zur Verfügung gestellt. Ein Jahr später - 1866 - starb er und wurde neben seiner vorher verstorbenen Ehefrau Sophie auf dem umfriedeten Teil des ev. Friedhofs beigesetzt. Die Herrschaft erbte seine Tochter Sophie, seit 1844 mit Bernhard Graf zu Dohna aus Kotzenau in Schlesien verheiratet. 1868 wurde die Herrschaft Betsche zur Erinnerung an ihren Vater Rudolf in ‚Hiller-Gaertringen‘ umbenannt. Nach dem frühen Tod von Sophie im Jahr 1870 trat ihr Sohn Rudolf Graf zu Dohna (1845-1904), seit 1879 verheiratet mit Ruth v. Dallwitz (1857-1939) aus Tornow in der Prignitz die Erbschaft an.“[1]
Zweiter Weltkrieg
Der Ort wurde nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges unter polnische Verwaltung gestellt. Die deutsche Bevölkerung von Betsche wurde vertrieben oder ermordet. Der letzte Erbe von Schloß und Gut Hiller-Gärtringen/Gaertringen, Oberst a. D. Wilhelm Graf zu Dohna, fiel 1945 im Kampf gegen die Rote Armee zum Schutz seines von ihm aufgestellten Flüchtlingstrecks.
Chronologie von Ludwig Graf zu Dohna
- Das Gut umfaßte ca. 8.900 Morgen, davon ca. 4.700 Morgen Wald, ca. 2.200 Morgen Wasser und ca. 2.000 Morgen Landwirtschaft.
- 1508 erhielt Betsche vom Erzbischof von Warschau die ersten Privilegien, ging später in den Besitz des Bischofs von Posen über.
- 1654 Bau des Schlosses durch Bischof Szoldrski in Posen als Sommerresidenz.
- 1792 Zweite Teilung Polens, Betsche wird preußisch.
- 1796 wurde nach Verstaatlichung der Kirchengüter die Herrschaft Betsche vom König in Preußen dem Fürsten Hohenlohe – Ingelfingen verliehen.
- 1806 kaufte die Betscher Bürgerschaft die Herrschaft. Wegen Zahlungsunfähigkeit fiel die Herrschaft an die Königliche Bank in Berlin.
- 1807 bis 1815 Napoleon besetzt Preußen und gründet das Herzogtum Warschau. Betsche wird wieder polnisch, nach dem Wiener Kongreß 1815 wieder preußisch.
- 1828 Die Königliche Bank in Berlin verkauft Schloß und Gut an Rudolf Freiherrn Hiller von Gärtringen (Schwiegersohn des Friedrich von Motz, Finanzminister in Preußen). Freiherr Hiller von Gärtringen wurde 1853 Landesmarschall und Komtur des wieder gegründeten Johanniter-Ordens der Provinz Posen. Es gelingt ihm, das heruntergewirtschaftete Gut wieder in Ordnung zu bringen. Er wurde 1836 Mitglied des Posener Provinzial Landtages und 1847 Landtagsmarschall.
- 1830 während der Cholera-Epidemie, pflegte seine Frau Sophie geb. von Motz, die Kranken und sorgte sich besonders um die Kinder. Wegen der schlechten Schulverhältnisse sorgte er für die Anstellung eines evangelischen und eines katholischen Lehrers und gründete die evangelische Schule. Ab 1830 wurden die evangelischen Gottesdienste im Schloß abgehalten.
- 1855 wurde Betsche mit den umliegenden Dörfern eine selbständige Pfarre. Er bestellte und bezahlte den Pfarrer und sorgte auch für die Wohnung.
- 1865 wurde die evangelische Kirche eingeweiht. Für den vorausgegangenen Bau stellte er das Grundstück, den größten Teil des Baumaterials und einen hohen Geldbetrag zur Verfügung.
- 1866 starb Rudolf und wurde neben seiner vorher verstorbenen Ehefrau auf der eingefriedeten Familiengrabstätte des evangelischen Friedhofs beigesetzt. Die Herrschaft erbte seine Tochter Sophie, die mit meinem Ur-Urgroßvater Bernhard Graf zu Dohna aus dem Hause Kotzenau in Schlesien seit 1844 verheiratet war.
- 1870 fallen Schloß und Gut an den Sohn Rudolf Graf zu Dohna, geb. 1845 – gest. 1904, verheiratet mit Ruth von Dallwitz geb. 1857 – gest. 1939.
- 1904 fallen Schloß und Gut in der Erbfolge an den 1884 geborenen Sohn Wilhelm.
- 1904 bis 1910 wirtschaftete seine Mutter Ruth allein sehr tatkräftig und baute den größten Teil der Wirtschaftsgebäude neu auf. Für sich selbst baute sie das kleine Haus am See, in dem sie bis zu ihrem Tode lebte. Heute befindet sich dort die örtliche Forstverwaltung.
- 1910 übernahm Wilhelm Graf zu Dohna die Bewirtschaftung, nachdem er als Leutnant im Leibgarde-Husarenregiment in Potsdam seinen Abschied genommen hatte. Im gleichen Jahr Vermählung mit Ottonie v. Kalckreuth, geb. 1888 in Kurzig, gest. 1963 in Celle.
- 1945 im Januar: Flucht meiner Großmutter Ottonie und meiner Mutter Vera nach Boostedt in Schleswig- Holstein.
- 1945 am 23. Februar Geburt des ältesten Sohnes Ludwig in Neumünster (Schleswig-Holstein). Es folgten die Kinder Albrecht geb 1946, Huberta geb. 1948 und Ada geb. 1955.
- 1946 Enteignung und endgültige Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus Betsche. Das Schloß und Gut wurde verstaatlicht. Flächen anderer Höfe und Güter wurden von Betsche aus bewirtschaftet. Im Schloß wurde im Erdgeschoß der ehemalige Wohnteil in Büroräume umgebaut. Saal und Eßzimmer wurden als Kantine genutzt. Das Arbeitszimmer meines Großvaters wurde Arbeitszimmer des Kolchosenverwalters. In das Obergeschoß zogen polnische Arbeiterfamilien ein. Die Wirtschaftsgebäude wurden nur teilweise genutzt und wurden dem Verfall preisgegeben. Die Verkaufsgärtnerei und das Bienenhaus sind nicht mehr erkennbar. Die Brennerei wurde erweitert. Die Revierförstereien Waldecke und Annnahof wurden zur Materialbeschaffung abgerissen und sind auch nicht mehr erkennbar. Die Kirche wurde anfangs als Lagerraum verwendet, das Gestühl abgebaut und in die evangelische Kirche in Meseritz, die eine katholische Kirche wurde, eingebaut.
- 1965, nach 100jährigem Bestehen, wurde die Kirche abgerissen. Eine Pioniereinheit sprengte den Turm. Das Abbruchmaterial wurde als Baumaterial weggeschafft.
- 1973 wurde der evangelische Friedhof durch ein auswärtiges Arbeitskommando bis zur Unkenntlichkeit zerstört und der Bauschutt und die Grabsteine in einer Grube vergraben.
- 1989 brach die Bewirtschaftung des Gutes zusammen. Die Flächen wurden teilweise an den Kolchosenverwalter verpachtet, der dann kurz darauf in Konkurs ging. Das Schloß und die Gebäude begannen zu zerfallen.
- Im Sommer 2003 wurden ein Gedenkstein am Friedhof gesetzt und eine Gedenktafel für die zerstörte Kirche angebracht. Mit Unterstützung der katholischen Kirchengemeinde wurde beides bei einem ökumenischen Gottesdienst im Sommer 2003 feierlich eingeweiht.
- 2004/2005 Lukasz Robak kauft die Gutsgebäude und beginnt erfolgreich zu investieren.
- 2006 wurde ein Gedenkstein für die Kirche gesetzt.[2]
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