Pollock, Friedrich

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Friedrich Pollock (* 22. Mai 1894 in Freiburg im Breisgau; † 16. Dezember 1970 Montagnola, Tessin) war ein jüdischer Soziologe und Ökonom. Er war Mitbegründer des Instituts für Sozialforschung in Frankfurt am Main.

Werdegang

Friedrich Pollock wurde am 22. Mai 1894 als Sohn eines assimilierten jüdischen Kaufmanns (Fabrikanten) in Freiburg im Breisgau geboren. Von 1911 bis 1915 erhielt er eine kaufmännische Ausbildung. Während dieser Zeit lernte er Max Horkheimer kennen, dem er bis zum Tod in enger Freundschaft und steter Zusammenarbeit verbunden blieb. Zwischen 1915 und 1918 leistete er seinen Militärdienst ab. Sein darauf folgendes Studium der Ökonomie, Soziologie und Philosophie in München, Freiburg, Frankfurt am Main schloss er 1923 in Frankfurt mit der Promotion über die Geldtheorie von Marx ab.

Er neigte »Zeit seines Lebens.. . einem vorleninistischen orthodoxen Marxismus zu«.[1] Mit Georg Lukács, Richard Sorge und Felix Weil nahm er im Sommer 1922 im thüringischen Ilmenau an der »Ersten Marxistischen Arbeitswoche« (EMA) linker Intellektueller teil. Er bestärkte Felix Weil Anfang der zwanziger Jahre in dessen Plänen zur Gründung eines märxistischen Institutes und führte Max Horkheimer und andere in diesen Kreis ein.[2]

Er gründete praktisch 1923 das Frankfurter »Institut für Sozialforschung« und leitete es bis Carl Grünbergs Amtsantritt. Pollock wurde 1924 zusammen mit Felix Weil Geschäftsführer der Marx-Engels-Archivgesellschaft mbH zur Förderung der Herausgabe der Marx-Engels-Gesamtausgabe (MEGA). Wegen der eindeutig marxistischen Ausrichtung nannte man das Institut für Sozialforschung „Die Marxburg“. Die drei Schöpfer der Einrichtung, Max Horkheimer, dessen enger Freund Friedrich Pollock und Felix Weil, sowie fast sämtliche führenden Mitarbeiter der „Marxburg“ waren jüdisch.[3]

Im Jahre 1927 nahm Pollock als geladener Institutsvertreter an der Zehnjahresfeier der Sowjetunion teil, vermied es jedoch dann, seine negativen Erfahrungen aus Rußland, die nur innerhalb des Institutes besprochen wurden, in seinem Buch über die sowjetische Wirtschaft Die planwirtschaftlichen Versuche in der Sowjetunion 1917-1927, mit dem er sich 1928 habilitierte, zu veröffentlichen. Pollock leitete nach Grünbergs Schlaganfall 1927 und dessen Rücktritt 1929 erneut das Institut einstweilen bis Horkheimers Amtseinführung im Jahre 1930.

Auch in der späteren Zeit erledigte Pollock in lebenslanger Verbundenheit mit Horkheimer die organisatorischen, verwaltungsmäßigen und vor allem finanziellen Aufgaben des Institutes. Er war Vorsitzender der Gesellschaft für Sozialforschung e.V., des Trägers des Instituts. Als 1931 von Horkheimer in Genf ein zweites Institutsbüro mit rund 20 Mitarbeitern aufgebaut wurde, übernahm Pollock diese Einrichtung und hielt sich nun vorwiegend dort auf, um 1934 mit Horkheimer nach Neu York zu gehen.[2] Dort setzte er mit Unterstützung amerikanisch-jüdischer Finanzkreise das Sozialforschungsinstitut fort. 1940 wurde er VS-Staatsbürger.[3]

Mit diesem kam Pollock 1949 wieder nach Frankfurt am Main, wo er 1950 Professor für Volkswirtschaft an der dortigen Universität (die „Marxburg“ wieder etabliert) wurde. Zu seinen Buchveröffentlichungen gehören Sombarts „>Widerlegung< des Marxismus“ (1926), „Die planwirtschaftlichen Versuche in der Sowjetunion 1917-1927“ (1929) und „Automation“ (1956).[2]

Der von Pollock wesentlich beeinflußten „Frankfurter Schule“ entstammt eine ganze Generation sogenannter progressiver Linksintellektueller der Bundesrepublik; die 1968-er Apo (APO = Außerparlamentarische Opposition) ließ sich von den Chefs der „Marxburg“ leiten.[3]

Wie Max Horkheimer zog sich Friedrich Pollock nach Montagnola an den Luganer See zurück, wo er am 16. Dezember 1970 starb.

Verweise

Fußnoten

  1. Rolf Wiggershaus, 1987, S. 77
  2. 2,0 2,1 2,2 Rolf Kosiek: Die Frankfurter Schule und ihre zersetzenden Auswirkungen - Grabert/Hohenrain-Verlag 2001 ISBN 978-3891800614
  3. 3,0 3,1 3,2 David Korn: Wer ist wer im Judentum? - FZ-Verlag ISBN 3-924309-63-9