Ein Sendbote an die Nichtjuden

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Ein Sendbote an die Nichtjuden ist die deutsche Übersetzung eines Aufsatzes des jüdischen Schriftstellers und Biographen Marcus Eli Ravage, der zuerst im Februar 1928 im US-amerikanischen The Century Magazine und dann 1955 in der US-amerikanischen Zeitung Common Sense unter dem Titel „Commissary to the Gentiles“ erschien.


Quelle
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Ihr Christen klagt und jammert über den jüdischen Einfluß auf Euer Kulturleben. Wir sind, wie Ihr sagt, ein internationales Volk, eine einheitliche Minderheit in Eurer Mitte, mit Traditionen, Interessen, Bestrebungen und Zielen, die von den Euren weit verschieden sind. Zudem erklärt Ihr, dieser Zustand bedeute eine Gefahr für Eure normale Entwicklung, er verwässere Eure Tatkraft und verneble Euren vom Schicksal vorgezeichneten Lebenspfad. Ich sehe darin keineswegs eine Gefahr. Eure Welt wurde immer von Minderheiten regiert, und es scheint mir völlig gleichgültig zu sein, woher die regierende Clique kommt, und was sie für einen Glauben hat. Der Einfluß ist aber andernteils bestimmt vorhanden, und er ist größer und viel heimtückischer, als Ihr zu begreifen scheint.

Das ist es, was uns an Eurem Kampf gegen die Juden Kopfzerbrechen und auch Spaß macht, aber uns auch verbittert. Es hört sich so wichtigtuerisch an. Ihr rennt herum und redet überall ganz erschreckt, der Jude habe seine Hände überall im Spiele. Das läßt uns am ganzen Leibe erzittern. Wir sind uns des Unrechtes vollkommen bewußt, das wir Euch dadurch antaten, daß wir Euch unseren fremden Glauben und unsere fremde Tradition aufzwangen. Angenommen – am ganzen Leibe zitternd sagen wir dies – Ihr würdet Euch einmal vollkommen der Tatsache bewußt, daß Eure Religion, Eure Erziehung, Eure Moral, Euer soziales, Euer Verwaltungs- und Rechtssystem von Grund „auf Jüdisch“ zugeschnitten sind. Und dann greift Ihr Einzeldinge heraus und redet großartig von jüdischen Finanzleuten und jüdischen Filmkönigen. Da ist dann unser Schrecken mit einem Schlage vorüber und löst sich in Gelächter auf. Mit Erleichterung sehen wir es, der Goi wird nie die wirkliche Schwere unserer Verbrechen erkennen.

Uns ist das noch ein Rätsel. Entweder seid Ihr dumm oder habt nicht den Mut, uns der Vergehen anzuklagen, für die doch eine augenscheinliche Gewißheit vorliegt, und die ein intelligenter Anwalt und Richter, ohne sich aufzuregen, ruhig untersuchen könnte. Warum sich über nichtssagende Kleinigkeiten hin- und herstreiten, wenn Ihr es doch so leicht habt, uns wegen schwerer und beweisbarer Untaten unter Anklage zu stellen? Warum uns eine offenbare und plumpe Fälschung wie die Protokolle der Weisen von Zion zur Last legen, wenn Ihr uns mit der Offenbarung des hl. Johannes konfrontieren könnt? Warum über Marx und Trotzki Worte verlieren, wenn Ihr Jesus von Nazareth und Paulus von Tarsus habt, um uns in Verlegenheit zu bringen?

Ihr nennt uns Umstürzler, Aufwiegler und Anstifter von Revolutionen. Stimmt auffallend, und ich beuge mich vor Eurer Entdeckung! Man könnte den Beweis erbringen, ohne die Tatsachen umzustellen und zu verdrehen, daß wir die Hintermänner all der großen Revolutionen in Eurer Geschichte waren. Es ist über allen Zweifel erhaben, daß wir in der Revolution Luthers unsere Finger im Spiele hatten. Es ist auch erwiesene Tatsache, daß wir bei den bürgerlich-demokratischen Revolutionen des letzten Jahrhunderts, sowohl in Frankreich wie auch in Amerika, den Stein ins Rollen brachten. Wenn wir nicht wären, würden wir nicht unsere eigenen Interessen kennen. Doch zeigt Ihr mit Fingern auf uns, um uns wegen dieser scheußlichen und erwiesenen Verbrechen anzuklagen?

Keineswegs! Eure Einbildungskraft schiebt uns den großen Weltkrieg und die russische Revolution in die Schuhe, wo doch jeder Schuljunge sich an den Fingern abzählen konnte, daß die Sache ein solches Ende nehmen würde.

Doch all diese Komplotte und Revolutionen sind nichts im Vergleich mit der großen Verschwörung, die wir zu Beginn dieser Ära ins Leben riefen, und die der Bestimmung diente, den Glauben einer jüdischen Sekte zur Religion der westlichen Welt zu machen. Die Reformation war nicht in rein boshafter Absicht ersonnen. Sie machte uns quitt mit einem alten Feinde und gab unserer Bibel den Ehrenplatz im Christentume wieder. Die republikanischen Revolutionen des 18. Jahrhunderts befreiten uns von unseren unendlich langen politischen und sozialen Beschränkungen. Sie kamen uns zugute, ließen Euch aber ungeschoren. Im Gegenteil sogar machten sie Euch reich und ließen Euch groß werden. Ihnen dankt Ihr Eure Vormachtstellung in der Welt. Aber die Umwälzung, die das Christentum nach Europa brachte, ward – es läßt sich zum mindesten leicht nachweisen – durch Juden geplant und ausgeführt als Racheakt gegen einen großen nichtjüdischen Staat. Und wenn Ihr über jüdische Verschwörungen schwatzt, dann kann ich in aller Welt nicht verstehen, warum Ihr nicht auch hinweist auf die Zerstörung Roms und der alten Zivilisation, die sich unter ihrem Banner sammelte, durch die Hände des jüdischen Christentums.

Es ist kaum zu glauben, aber Ihr Christen scheint nicht einmal den Ursprung Eurer Religion zu kennen, noch die Fragen über das Wie und Warum, die damit zusammenhängen. Eure Geschichtsschreiber, einige wenige ausgenommen, erzählen Euch nichts Derartiges. Die diesbezüglichen Dokumente, die einen Teil Eurer Bibel ausmachen, leiert Ihr her, aber Ihr lest sie nicht. Wir haben unsere Sache nur zu gut gemacht. Ihr glaubt unserer Propaganda dazu noch blindlings. Das Erscheinen des Christentums ist für Euch kein gewöhnliches geschichtliches Ereignis, das aus den Geschehnissen der Zeit wie von allein herauswächst; es ist die Erfüllung einer göttlichen, jüdischen Prophezeiung – mit passenden Verbesserungen Eurerseits. Es zerstörte nicht, wie Ihr es seht, eine große nichtjüdische Kultur und ein großes nichtjüdisches Reich, mit dem das Judentum im Kriege lag; es stürzte die Menschheit nicht für ein Jahrtausend in Barbarentum und Finsternis; es kam, um der nichtjüdischen Welt Erlösung zu bringen.

Doch, wenn je, so war hier eine große umstürzlerische Bewegung, ausgebrütet in Palästina, ausgebreitet durch jüdische Agitatoren, finanziert durch jüdisches Geld, durch Flugschriften und Anwendung aller Mittel unters Volk gebracht, und das zu einer Zeit, wo Judentum und Rom sich in einem Kampf auf Leben und Tod gegenüberstanden, der mit dem Zusammenbruch des großen nichtjüdischen Reiches endete. Doch seht Ihr von all dem kaum etwas, obgleich ein intelligentes Kind, dessen Einsicht durch theologische Zauberei noch nicht vernebelt ist, nach einem flüchtigen Durchlesen des einfachen Tatsachenberichtes Euch sagen könnte, um was es sich handelt. Und dann geht Ihr los und plappert über jüdische Verschwörungen und zitiert als Beispiel den Weltkrieg und die russische Revolution! Wundert Ihr Euch dann, wenn wir Euren Antisemitismus – solang Ihr nicht zu Gewalttaten grifft – ziemlich leicht genommen haben?

Doch erinnert Euch einmal, kein geringerer Gewährsmann als Gibbon machte schon vor langer Zeit den Versuch, Euch ein Licht aufzustecken. Es ist nun schon fast 150 Jahre her, daß das Buch „Der Zerfall und Sturz des Römischen Reiches“, die Katze aus dem Sack ließ.

Gibbon, der kein in der Geschichte herumpfuschender Geistlicher war, machte nicht den Versuch, sich über das Ende eines großen Zeitalters dadurch klar zu werden, daß er albernen Unsinn sich ausdachte über die Lasterhaftigkeit und die Verkommenheit Roms, über den moralischen Niedergang und Zerfall des Glaubenslebens in einem Imperium, das sich gerade zu dem Zeitpunkte inmitten seiner glorreichsten schöpferischen Periode befand. Wie konnte er denn auch? Er lebte im augusteischen Zeitalter in London, welches – trotz der zweitausend Jahre nach Beginn der christlichen Erlösung – in seiner raffinierten Unmoral ein genau so gutes Konterfei des augusteischen Rom war, wie es die Bewohner der vernebelten Eilande uns bieten könnten. Nein, Gibbon war ein rassebewußter Arier und Bewunderer der Kultur des heidnischen Westens, sowie ein Geschichtsschreiber mit Verstand und Augen im Kopfe. Daher war es ihm nicht schwer, mit seinen Fingern auf den Herd der Zerstörung und Verwüstung des stolzen Gebäudes der antiken Kultur hinzuweisen. Das Christentum – das Gesetz, welches von Zion, und das Wort Gottes, das von Jerusalem ausging – fertigte er ab als die Hauptursache des Niedergangs und Zerfalls von Rom und allen Kulturwerten, die es in sich schloß.

So weit ist alles gut. Aber Gibbon ging nicht weit genug. Sie sehen, er wurde geboren und starb ein Jahrhundert vor der Erfindung des wissenschaftlichen Antisemitismus. Das Element der klaren Überlegung zog er nicht in Rechnung. Er sah einen aus dem Osten kommenden, sich schnell ausbreitenden Glauben, der sich die schönen Länder des Westens eroberte. Ihm fiel es aber nie ein, daß der ganze Plan der Erlösung eigens dem Zwecke der Zerstörung dienen sollte. Die Tatsachen liegen, wenn Ihr wollt, doch klar auf der Hand.

Laßt mich ganz kurz die Geschichte unausgeschmückt mit Wundern, Prophezeiungen und Magie erzählen.

Der bessern Übersicht halber muß ich ein wenig in die Vergangenheit schweifen. Die ganze Handlung teilt man am besten in vier Akte ein, mit dem Höhepunkt im dritten Akt. Der erste Vorhang hebt sich, die Zeit der Handlung ist ungefähr das Jahr 65 v. Chr. Die Personen des Dramas stellen mit wenigen Ausnahmen Judäa und Rom. Judäa ist ein winziges Königreich am östlichen Mittelmeer. Seit 500 Jahren war es kaum mehr als ein geographischer Ausdruck. Wieder und wieder wurde es durch Kriege heimgesucht, verwüstet, und seine Bewohner wurden in Verbannung und Sklaverei seiner mächtigen Nachbarn geführt. Dem Namen nach unabhängig, ist es aber jetzt genau so unselbständig wie immer und am Rande eines Bürgerkrieges. Das Reich des Westens, mit dem Mittelpunkt in der Stadt-Republik Rom, ist auf dem besten Wege, die Herrin der Welt zu werden. Sie ist die anerkannt einzige große Militärmacht ihrer Zeit, die Erbin Griechenlands und der Mittelpunkt der Zivilisation.

Bisher waren die beiden Staaten wenig oder noch gar nicht miteinander in Berührung gekommen. Da wurde Rom, ohne daß es darauf ausgegangen war, in die Angelegenheiten Judäas hineingezogen. Zwischen zwei Brüdern war der Streit um die Nachfolge auf den kleinen Thron ausgebrochen, und der römische General Pompejus, der sich gerade in Damaskus befand, um größere Geschäfte abzuwickeln, wurde zum Schiedsrichter zwischen den beiden streitenden Parteien angerufen.

Pompejus, ein gerader, aufrechter Soldat der Republik, verbannte den einen der Brüder, stellte den Hohenpriester als Rivalen auf und schaffte auch mit einem Schlage die Königswürde ab. Die Absichten gingen aber darauf hinaus, Judäa zu einer römischen Provinz zu machen. Die Juden widersetzten sich natürlich diesem Vorhaben. Um sie nun wieder zu beruhigen und den örtlichen Vorurteilen die Spitze zu nehmen, setzten die Römer die Königswürde wieder ein. Rom setzte aber einen König eigener Wahl auf den Thron. Er war der Sohn eines Steuereinnehmers und von Geburt ein Idumäer mit Namen Herodes. Doch die Juden waren nicht zufrieden und riefen weitere Unruhen hervor. Rom wurde dadurch sehr ungnädig gestimmt.

All dieses war aber nur ein Vorspiel und wurde der eigentlichen Handlung nur vorausgeschickt, um diese verständlicher zu machen. Die Unzufriedenheit der Juden wurde immer größer und führte zur Ablehnung und offnen Revolte, als die nichtjüdischen Herren begannen, in Jerusalem die Segnungen der westlichen Kultur einzuführen. Geschnitzte Bilder, Ringkämpfe, griechisches Drama und Gladiatorenkämpfe waren nicht nach dem Geschmack der Juden. Der fromme Jude empfand all dies als ein Angriff auf die Nasenlöcher Jehovahs, wenn auch die verantwortlichen Beamten geduldig erklärten, sie seien nur für die Unterhaltung und Erbauung der nichtjüdischen Garnisonen da. Die Juden widersetzten sich mit besonderer Hartnäckigkeit der Ankunft der strengen römischen Steuereintreiber. Vor allem wollten sie wieder einen König aus der eigenen Rasse und dem eigenen königlichen Hause haben.

Unter der breiten Masse nahm die Rebellion die Formen der Wiederbelebung des alten Glaubens an einen Messias an. Ein von Gott erwählter Erlöser sollte das Volk von dem fremden Joche befreien und Juda zum ersten aller Völker machen. Es fehlte auch nicht an solchen, die diese Würde für sich beanspruchten. In Galiläa entfachte ein gewisser Judas einen schrecklichen Aufstand, der auch vom Volke sehr unterstützt wurde. Johannes, der Täufer genannt, wirkte im Gebiete des Jordan. Er wurde abgelöst durch einen anderen Mann aus dem Norden des Landes, der sich Jesus von Nazareth nannte. Alle drei verstanden sich meisterhaft auf die Kunst, gefährliche, politische Erhebungen mit harmlosen, theologischen Phrasen zu verdecken. Alle drei hatten dasselbe Losungswort für die Erhebung – „Die Zeit ist gekommen“. Und alle drei wurden recht bald gefaßt und mit dem Tode bestraft. Die beiden Galiläer wurden gekreuzigt.

Jesus von Nazareth war – von den persönlichen Qualitäten abgesehen – genau wie seine Vorgänger, ein politischer Aufwiegler, der sein Vaterland von den fremden Unterdrückern befreien wollte. Es sind auch alle Anzeichen dafür vorhanden, daß er den Ehrgeiz nährte, sich zum Könige eines unabhängigen Judäa aufzuzwingen. Er, oder seine Biographen, nahmen später für seine Abkunft die alte königliche Linie des Hauses David in Anspruch. Doch ist die Bestimmung der Vaterschaft für ihn recht verworren. Derselbe Schreiber, der die Abstammung des Mannes seiner Mutter bis zum Psalmisten-König aufzeichnet, beschreibt Jesus als den Sohn Jehovahs, gibt aber zu, daß Josef nicht sein Vater war.

Es scheint aber, daß Jesus schon bald die Aussichtslosigkeit seiner politischen Mission erkannte, und er brauchte daher in der Folge seine rednerische Begabung und seine große Popularität bei den Volksmassen für eine ganz andere Sache. Er begann mit dem Predigen einer primitiven Form des Populismus[1], Sozialismus und Pazifismus.

Die Änderung dieses seines Programmes erbrachte ihm die Feindschaft der vornehmsten und reichsten Klassen, der Priester und Patrioten im allgemeinen gesagt und beschränkte den Kreis seiner Anhänger auf die Armen, die Arbeitermassen und Sklaven.

Nach seinem Tode schlossen sich seine Jünger in einem kommunistischen Verbande zusammen. Eine Rede, die ihr Führer einst auf einem Hügel gehalten hatte, war für sie der große, umfassende Rahmen seiner Lehren, und sie wurde von ihnen zur Richtschnur ihres Lebens gemacht. Es war eine Weltanschauung, die sich besonders an das geknechtete Volk richtete. Sie versprach den hier auf Erden dem Leid verfallenen Menschen Belohnungen jenseits des Grabes. Sie machte aus der Not und Schwäche eine Tugend. Menschen, ohne Hoffnung auf eine bessere Zukunft wurden ermahnt, sich nicht um den kommenden Tag zu kümmern. Menschen, die Beleidigungen und Beeinträchtigungen hilflos gegenüberstanden, wurden gelehrt, nicht Böses mit Bösem zu vergelten. Menschen, zu lebenslanger Plagerei und Not verurteilt, wurde die Würde der Arbeit und der Armut vor Augen gehalten. Der Schwache, der Verachtete, der Enterbte und zu Boden Getretene sollte – im Jenseits – der Auserwählte und Liebling Gottes sein. Den weltlich Gesinnten, den Ehrgeizigen, den Reichen und Mächtigen würde der Weg zum Himmel versagt.

Die Frucht der Mission Jesu war also eine neue Sekte in Judäa. Sie war jedoch nicht die erste und auch nicht die letzte. Judäa war, genau wie das moderne Amerika, ein fruchtbarer Boden für seltsame Glaubensformen. Die Ebionim – die Bettler, wie sie sich selber nannten – betrachteten ihren neuen Glauben nicht als eine neue Religion. Als Juden waren sie geboren und Juden blieben sie. Die Lehren ihres Meisters waren vielmehr von der Natur einer sozialen Philosophie, einer ethischen Lebenshaltung, sie waren eine Richtschnur für das Leben. Den modernen Christen, die nicht müde werden, zu fragen, warum die Juden Jesus und seine Lehre nicht aufnahmen, kann ich nur antworten, daß lange Zeit hindurch nur Juden dieses taten. Darüber nun überrascht zu sein, daß das gesamte jüdische Volk es nicht wie die Ebionim machten, ist genau so weise, wie zu erwarten, daß alle Amerikaner sich den Unitariern, den Baptisten oder Christian Scientists anschließen sollen.

In gewöhnlichen Zeiten hätte man dieser zerlumpten Gesellschaft keine Aufmerksamkeit gewidmet. Sie waren größtenteils Sklaven und Arbeiter und ihre unterwürfige Gesinnung wurde durch das Benehmen der bessern Klassen angestachelt. Doch inmitten eines Kampfes mit einem fremden Gegner im eigenen Lande bekam die unweltliche Lebensanschauung ein gefährliches Gesicht. Es war ein Kredo der Enttäuschung, der Resignation und des Defätismus. Es bestand die Gefahr, daß die Moral der Vaterlandsverteidiger in Kriegszeiten unterminiert wurde. Die Seligkeiten für die Friedfertigen, das Hinhalten auch der anderen Wange, dieses immer Nachgeben, dieses Liebet-Eure-Feinde, sah aus, wie der vorsätzliche Versuch, in Zeiten der Krisis den Volkswillen zu lähmen und dem Feinde dadurch den Sieg zu sichern.

So ist es nicht zu verwundern, daß die jüdischen Behörden mit der Verfolgung der Ebionim begannen. Ihre Versammlungen wurden gesprengt, ihre Führer wurden in die Gefängnisse gesteckt, ihre Lehren wurden verurteilt. Es hatte den Anschein, als ob die Sekte für immer verschwinden würde. Da hob sich der Vorhang für den dritten Akt, und die Ereignisse nahmen eine ganz andere Wendung.

Wohl der bitterste Feind der Sektierer war Saulus, ein Zeltmacher. Er stammte aus Tarsus und war daher ein Mann, der eine gewisse Bildung durch die griechische Kultur genossen hatte. Er verachtete die neue Lehre wegen ihrer Welt- und Lebensfremdheit. Als vaterländisch gesinnter Jude befürchtete er deren Einwirkung auf die nationale Sache. Ein vielgereister Mann, in verschiedenen Sprachen wohl bewandert, war er für die Aufgabe, die zerstreut liegenden jüdischen Gemeinden aufzusuchen und gegen die sozialistisch-pazifistischen Lehren anzugehen, in hervorragendem Maße geeignet. Die Spitzen der Behörden in Jerusalem machten ihn zum Anführer der Verfolger gegen die Ebionim.

Eines Tages war er auf dem Wege nach Damaskus, um eine Gruppe der Sektierer festzunehmen, als ihm plötzlich eine neue Idee kam. In der wunderlichen Darstellung der Apostelgeschichte wird berichtet, er habe eine Vision gesehen. Er erkannte klar, um damit zu beginnen, wie äußerst gering die Aussichten für das kleine Judäa waren, in einem bewaffneten Konflikte gegen die größte militärische Macht der damaligen Welt als Sieger zu bestehen. An zweiter Stelle erkannte er, was noch viel wichtiger war, daß dieser Landstreicherglaube, den er bisher unterdrückt hatte, zu einer unwiderstehlichen Waffe gegen den furchtbaren Feind umgeschmiedet werden konnte. Pazifismus, blinder Gehorsam, Resignation und Liebe waren gefährliche Waffen im eigenen Lande. Unter die feindlichen Legionen verbreitet, vermochten sie die Manneszucht zu untergraben und so doch noch Jerusalem den Sieg heimzubringen. Mit einem Worte, Saulus war höchstwahrscheinlich der erste Mensch, der die Möglichkeiten erkannte, Krieg durch Propaganda zu führen.

Er kam in Damaskus an und verkündete zum größten Erstaunen seiner Freunde und derer, die er zu unterdrücken ausgezogen, seine Bekehrung zu dem Glauben und suchte um Aufnahme in die Brüdergemeinde nach. Nach seiner Ankunft in Jerusalem legte er seinen Feldzugplan vor den überraschten Weisen von Zion dar. Nach vielem Hin- und Herreden und Prüfungen, wurde er angenommen. Größerer Widerstand bot sich bei den Führern der Ebionim in der Hauptstadt. Sie waren voll Mißtrauen wegen der Beweggründe und sie befürchteten, daß das Ablegen der im Glauben verankerten althergebrachten Gebräuche und Gewohnheiten, um den Glauben den Nichtjuden annehmbar zu machen, die Reihen der Brüder mit Halbbekehrten anfüllen und seine Strenge illusorisch machen würde. Doch am Ende bekam er auch sie auf seine Seite. Und so wurde Saulus, der wildeste Verfolger der Anhänger Jesu, Paulus, der Apostel der Heiden. So begann also sich wie durch Zufall eine vollkommen neue orientalische Religion über die heidnischen Länder des Westens zu verbreiten.

Unglücklicherweise wirkte sich der neue Feldzugsplan des Paulus nur allzugut aus. Diese zusammengestoppelte und reichlich bestrickende Glaubenslehre zog Anhänger schneller an sich, als er je gehofft aber auch gewünscht hatte. Sein Plan war – man achte wohl darauf – nur für die Verteidigung bestimmt. Er hatte auch nicht die Absicht, der Welt ein Evangelium zu bringen; er hoffte nur so die Feinde innerlich haltlos zu machen. Nach Erreichung dieses Zieles und dem Verschwinden der römischen Garnisonen aus Palästina war er zu einem Waffenstillstand bereit. Die Sklaven und Unterdrückten des Imperiums, die unglücklichen Verbannten und notleidenden Proletarier der Hauptstadt selbst, fanden jedoch in dem paulinisch zurechtgeschnittenen Glauben ebensoviel Trost als vor ihnen die armen Juden in der ursprünglichen Lehre ihres gekreuzigten Meisters gefunden hatten.

Das Ergebnis dieses unerhofften Erfolges war, daß den Feinden die Augen über die Vorgänge geöffnet wurden. Alarmierende Berichte über Unbotmäßigkeiten bei den Truppen kamen wie in Strömen von den Armeeführern aus Palästina und anderen Gegenden nach Rom. Anstatt den kaiserlichen Behörden Abbruch zu tun, versteifte diese neue Taktik sie nur noch mehr in ihrer Entschlossenheit. Wie ein Raubvogel sich auf seine Beute, so stürzte sich Rom mit Feuer und Schwert auf Jerusalem, und nach einer grimmigen Belagerung von 4 Jahren, zerstörte es das Nest der Verschwörer. (70 n. Chr.). Wenigstens war es der Meinung, es sei zerstört.

Die Geschichtsschreiber der damaligen Zeit lassen uns über die Absichten Roms nicht im Zweifel. Sie erzählen uns, daß Nero den Vespasian und dessen Sohn Titus mit dem ausdrücklichen und bestimmten Befehle abkommandierte, Palästina und zu gleicher Zeit auch das Christentum zu vernichten. Die Römer sahen im Christentum nichts anderes als mobilisiertes Judentum, eine Ansicht, die von den Tatsachen nicht sehr weit entfernt ist. Was nun den Plan Nero‘s betrifft, so war wenigstens die eine Hälfte verwirklicht worden. Palästina war vollkommen vernichtet und blieb bis zu dem heutigen Tage politisch eine Ruine. Aber das Christentum war nicht so leicht abgetan.

Tatsächlich verwirklichte sich Paulus’ Programm erst nach dem Fall Jerusalems vollkommen. Wie ich schon sagte, beabsichtigte seine Taktik bisher nur, den Eroberer abzuschrecken, so wie es die Plagen des Moses mit den Pharaonen machten. Er war nur vorsichtig und zögernd zu Werke gegangen, sich wohl hütend, den mächtigen Gegner zu reizen. Er war entschlossen, die neue Waffe unter der Nase des Widersachers zu schmieden und ihn seine Schneide fühlen zu lassen, aber er schreckte davor zurück, sie kräftig zu schwingen. Nun, da sich das Schlimmste ereignet und Juda nichts mehr zu verlieren hatte, schlug er alle innerlichen Bedenken in den Wind und trug den Feuerbrand in des Feindes Land. Sein Ziel war kein geringeres als Rom zu demütigen, so wie es Jerusalem erniedrigt hatte, es von der Landkarte zu fegen, genau so, wie es Jerusalem weggefegt hatte.

Sollten nun die Schriften des Paulus verfehlen, Ihnen vollkommenen Aufschluß über die Tätigkeit desselben zu geben, so möchte ich Ihre Aufmerksamkeit auf seinen Genossen Johannes lenken, der kein Blatt vor den Mund nimmt. Während Paulus, der im Schatten des kaiserlichen Palastes wirkte und die Hälfte seiner Zeit im Gefängnis als Gefangener saß, in Gleichnissen und verschleierten Anspielungen sich verständlich zu machen gezwungen war, konnte sich Johannes, der sich an unzufriedene Asiaten wendete, den Luxus einer offnen Sprache erlauben. Auf jeden Fall ist seine Broschüre „Die Offenbarungen“ in Wirklichkeit eine genaue Darlegung dessen, was es mit dem ganzen erstaunlichen Geschäfte für eine Bewandtnis hatte.

Rom, phantasievoll Babylon benannt, wird in der Sprache eines hervorbrechenden Hasses als die Mutter von Huren und der Greul der ganzen Erde, als ein vom Blut der Heiligen (Christen und Juden) trunkenes Weib, als der Gewaltherrscher über „Völker, Scharen, Nationen und Sprachen“, und um allen Zweifel über die Anschrift zu beheben als „die große Stadt, die über die Könige der Erde herrscht“ bis ins Kleinste haargenau beschrieben. Ein Engel ruft triumphierend aus: „Babylon, die große, ist gefallen, ist gefallen!“ Dann folgt ein orgienartiges Bild der Zerstörung. Handel und Wandel und die Seefahrt ist gesperrt. Kunst und Musik sowie die „Stimme des Bräutigams und der Braut“ sind verstummt. Finsternis und Elend liegen wie ein Bahrtuch über allem. Die frommen christlichen Eroberer waten bis an die Zügel ihrer Pferde im Blute. „Freuet Euch über sie, Du Himmel und Ihr heiligen Apostel und Propheten; denn Gott hat Rache wegen Euch an ihr genommen!“

Und welches ist das Ende und der Endzweck dieses Chaos und dieser Verwüstung? Johannes ist nicht allzu schweigsam und erzählt uns alles. Schließt er doch seine fromme Prophezeiung mit einer Vision von der Herrlichkeit des neuen – d. h. des wiedererbauten – Jerusalem: es ist keine allegorische Fantasie, ich bitte Sie, sondern das wahre und sichtbare Jerusalem, die Hauptstadt eines großen, „die zwölf Stämme der Kinder Israels“ umfassenden Königreiches.

Kann nun jemand etwas Klareres verlangen?

Es kann freilich keine Zivilisation dieser Art des Ansturmes auf die Dauer standhalten. Um das Jahr 200 hatten die Anstrengungen des Paulus, Johannes und ihrer Nachfolger unter allen Klassen der römischen Gesellschaft schon solch große Fortschritte gemacht, daß das Christentum der herrschende Kult im ganzen Kaiserreiche war. Wie Paulus auch scharfsinnig vorausgesehen hatte, war in der Zwischenzeit die Moral und die Disziplin vollkommen in die Brüche gegangen, so daß der Wert der kaiserlichen Legionen, einstens der Schrecken der ganzen Welt und das Rückgrat der Westlichen Kultur, mehr und mehr schwand und den barbarischen Eindringlingen gegenüber versagte. Im Jahre 326 unterwarf sich der Kaiser Konstantin der Bekehrung zum Christentume und erklärte dasselbe zur Staatsreligion, hoffte er doch, so der heimtückischen Krankheit Herr zu werden. Es war aber schon zu spät. Nach ihm versuchte der Kaiser Julian noch einmal ihr durch Unterdrückung beizukommen. Aber weder Widerstand noch Zugeständnisse erbrachten einigen Nutzen. Der römische Staatsapparat war durch die Propaganda aus Palästina vollkommen wurmstichig geworden. Paulus hatte den Sieg davongetragen.

Dieses ist zum mindesten die Art und Weise, wäre ich ein Antisemit und auf der Suche nach einem glaubwürdigen Beispiel von zerstörender, jüdischer Verschwörertätigkeit – wie ich das Eindringen eines veränderten, jüdischen Glaubens in die westliche Welt darlegen würde.

Fußnoten

  1. Dieses Wort ist schwer zu übersetzen. Es soll etwa bedeuten: Massenpartei, Einfangen und Bewegung der Massen u. dergl.
Quelle: 96-book.png PDF Johannes Marquardt (Hg.): Zwei jüdische Aufsätze vom Juden Marcus Eli Ravage, U. Bodung-Verlag, Erfurt 1937, S. 19 ff.