Graumann, Dieter
Dieter Graumann (geb. 20. August 1950 in Ramat Gan, Israel als David Graumann)[1] ist ein jüdischer Jurist und Betreiber einer Liegenschaftsverwaltung in Frankfurt am Main. Er war neben Salomon Korn zunächst einer der beiden stellvertretenden Leiter des Zentralrats der Juden in der BRD. Vom 28. November 2010 bis November 2014 stand er in Nachfolge von Charlotte Knobloch dem Zentralrat vor.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Herkunft
Dieter Graumann wurde 1950 in Israel geboren. Seine aus Polen stammenden Eltern lernten sich gegen Ende des Zweiten Weltkrieges in Deutschland kennen, heirateten hier und wanderten 1950 nach Israel aus. 1952 emigrierten sie „aus gesundheitlichen Gründen“ in die Bundesrepublik Deutschland.[2] Graumann wuchs in Frankfurt am Main auf. Ursprünglich trug er den Namen David, doch benannten ihn die Eltern vor Schuleintritt in Dieter um – angeblich, damit er nicht gleich als Jude erkannt würde.
Ausbildung
Dieter Graumann legte in Frankfurt am Main das Abitur ab, studierte dort anschließend Volkswirtschaftslehre sowie am King’s College in London Rechtswissenschaft. Später promovierte er über die Europäische Währungsunion.[2]
Wirken
Nach dem Studienabschluß arbeitete er mehrere Jahre bei der Deutschen Bundesbank, machte sich als Immobilienkaufmann in Frankfurt selbständig und stieg in die Liegenschaftsverwaltung seines Vaters ein. Nebenbei engagierte er sich in der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, wo er 1995 in den Vorstand aufgenommen wurde und seitdem für Finanzen, Schule, Kulturarbeit und Presse verantwortlich ist. Es gelang ihm, den Haushalt der Gemeinde jahrelang ohne Defizit aufzustellen. Des weiteren ist er Mitglied in der nach Georg Speyer benannten Georg und Franziska Speyer’schen Hochschulstiftung.
Graumann mischt sich gern in die Politik ein und gilt als „Freund klarer Worte“,[3] was er u. a. in seinen Reden aus Anlaß der „Holocaust-Gedenktage“ unter Beweis stellte. Dies und sein Verhandlungsgeschick ermöglichten ihm einen Aufstieg im Zentralrat der Juden in Deutschland, dessen Präsidium er seit 2001 angehörte. Immer wieder übertrug man ihm heikle Missionen wie die Verhandlungen mit der konkurrierenden Union progressiver Juden. Nach dem Inkrafttreten des neuen Zuwanderungsgesetzes (1/2005) verhandelte Graumann im Namen des Zentralrates mit den Innenministern der Länder und dem Bundesinnenminister über neue Regelungen für die jüdische Zuwanderung aus Staaten der ehemaligen Sowjetunion. Außerdem war er auch im Zentralrat für die Finanzen zuständig.
Dieter Graumann gilt als „scharfer Kritiker jedweder Gegner Israels“.[4] Der Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) warf er im Berliner Tagesspiegel vom 16. Juli 2006 „antiisraelische Reflexe“ vor, da sie angesichts des Libanonkonflikts Israels Politik als „völkerrechtswidrig“ bezeichnet hatte. Gleichzeitig nannte er „antiisraelische Propaganda in deutschen Medien keine Seltenheit“, die aber auch nicht verwunderten „angesichts der Vorlagen aus der Politik“.[5] Im Juli 2007 kritisierte Graumann nach der Neugründung der „Linkspartei“ deren „betont israelfeindliche Politik [...], besonders in der Person von Oskar Lafontaine“, sowie dessen geplante Reise in den Iran zu einem „faschistischen Präsidenten, der einen eliminatorischen Antisemitismus predigt“.[6] In einer großformatigen Anzeige in der Zeitung Die Welt (10. Januar 2009) forderte er gemeinsam mit Knobloch und Korn „Unsere Solidarität mit Israel: Gegen den Raketenterror der Hamas – Für eine Perspektive für die palästinensische Zivilbevölkerung im Gaza-Streifen.“
Graumann „gilt als Mann klarer Worte vor allem im Kampf gegen Antisemitismus, Rechtsextremismus und Islamismus. Mehrfach hat er sich prononciert für ein Verbot der NPD ausgesprochen. Erst zum Jahreswechsel (2009/2010) hatte Graumann sich kritisch zum Schweizer Votum für einen Stopp von Minarettbauten geäußert. Zugleich forderte er aber auch die moslemische Gemeinschaft in Deutschland auf, stärker gegen Antisemitismus vor allem unter jungen Leuten in ihren Reihen vorzugehen. Ansehen hat er sich auch als Verhandlungspartner der Bundesregierung in Sachen Finanzen der Jüdischen Gemeinde in Deutschland erworben.“[7]
Graumann wurde Nachfolger Charlotte Knoblochs, die nach Kritik des „erbärmlichen Zustandes“ der Vertretung[8] und den Verwerfungen innerhalb der jüdischen Gemeinden nicht wieder als Chefin kandidieren wollte. Graumanns Amtskollege Salomon Korn hatte 2006 schon auf eine Kandidatur als Nummer Eins verzichtet. Henryk M. Broder hatte sich selbst im Oktober 2009 zum Zentraljuden-Kandidaten nominiert. Graumann bezeichnete dessen Plan als „lustige Fantasie [...] als Präsident des Zentralrats der Juden wäre Broder eine fulminante Fehlbesetzung.“ [9] Er hielt Broder vor, sich bisher nicht in der jüdischen Gemeindearbeit engagiert zu haben. Broder zog am 31. Oktober seine Kandidatur zurück.
Chef des Zentralrats der Juden in Deutschland
Dieter Graumann stand vom 28. November 2010 bis November 2014 dem Zentralrat vor.[10] Dem Führungswechsel waren Dissonanzen innerhalb des Zentralrats vorausgegangen. Am Führungsstil Knoblochs wurde mehrfach Kritik geübt.
Graumann hatte den Bundespräsidenten Joachim Gauck auf der Reise nach Israel (Mai 2012) zeitweise begleitet.
Positionen
- Im Juli 2010 forderte Graumann einen bundesweiten „Gesinnungstest für Erzieher“: Er appellierte an die Länder, der Initiative Mecklenburg-Vorpommerns zu folgen und künftig von Kita-Betreibern einen Nachweis zu verlangen.[11] Graumann hält dieses Schweriner Modell eines „Gesinnungstests für Erzieher“ für ein „geradezu vorbildliches, absolut bewundernswertes Beispiel für Verantwortung und Engagement“. Unter keinen Umständen dürfe zugelassen werden, „daß Faschisten die Köpfe und Herzen unserer Kinder vergiften können“. Graumann appellierte daher an die Bundesländer: „Die braunen Kinderfänger dürfen erst gar keine Chance bekommen.“[12]
Siehe auch: Aktivitäten des Zentralrats der Juden in Deutschland
- Im November 2011 forderte Graumann ein bundesweites Jüdisches Kulturfestival.[13]
Zitate
- „Das Judentum hat die ganze Welt und besonders das Abendland mit moralischen Fundamenten versorgt.“[14]
- „Nichts ist zu vergleichen mit der unmittelbaren Authentizität von Zeitzeugen. Doch, so hat es der Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel formuliert, wer Zeitzeugen zuhört, der wird selbst zu einem.“[15]
- „Wir Juden haben ein gutes Gedächtnis, wir erinnern uns heute noch an Ereignisse, die 3000 Jahre zurückliegen. Da werden wir nicht vergessen, dass erst vor einigen Jahrzehnten sechs Millionen jüdische Menschen ermordet wurden.“[15]
Tondatei
Anti-Rassismus-Konferenz: Dieter Graumann hetzt gegen Ahmadinedschad und den Iran
Filmbeitrag
- Verbot von religiöser Beschneidung in der BRD (AZ, 151 Ns 169/11)
Die männlichen Mitglieder des englischen Königshauses werden seit langem von jüdischen Priestern beschnitten. Die jüdische Religion sieht vor, daß Jungen innerhalb von acht Tagen nach der Geburt beschnitten werden. Das Kölner Landgericht hatte im Juni 2012 die rituelle Beschneidung von Jungen als Körperverletzung gewertet.[16]
Mitgliedschaften/Ämter
- Jüdische Gemeinde Frankfurt (Vorstandsmitglied seit 1995)
- Zentralrat der Juden in Deutschland (Präsidiumsmitglied seit 2001; Vizepräsident seit 2006; Vorsitzender seit 2010)
- Georg und Franziska Speyersche Hochschulstiftung
- Ehrenamtlicher Geschäftsführer der „Jüdischen Allgemeinen“
- Präsident des jüdischen Sportklubs „TuS Makkabi Frankfurt“
- Vizepräsident des Jüdischen Weltkongresses (seit Mai 2013)[17]
Familie
Dieter Graumann ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er lebt in Frankfurt am Main und gilt als passionierter Sportler. Neben zahlreichen weiteren (Ehren-)Ämtern leitet er den jüdischen Frankfurter Fußballverein „Makkabi“.
Verweise
- zentralratdjuden.de: Über Graumann bei Zentralrat der Juden in Deutschland
- Der selbsternannte Zeitzeuge – Stänkerjude Graumann kriegt mal wieder den Hals nicht voll, Altermedia, 27. Januar 2011 Verweis defekt, gelöscht oder zensiert!
- Abt. Dieter, mit einem D so weich wie bei Damentoilette: Der moralische Fundamenteversorger, Altermedia, 13. März 2011 Verweis defekt, gelöscht oder zensiert!
- Stänkerjude Graumann und der neue Haman, Altermedia, 21. März 2011 Verweis defekt, gelöscht oder zensiert!
Fußnoten
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