Grynszpan, Herschel

Aus Metapedia
Wechseln zu: Navigation, Suche
Herschel Grynszpan (1938)

Herschel Feibel Grynszpan, auch in Schreibweise Grünspan, (Lebensrune.png 28. März 1921 in Hannover, Todesrune.png unbekannt) war ein in der Weimarer Republik geborener und aufgewachsener Jude polnischer Staatsangehörigkeit. Am 7. November 1938 verübte er in Paris ein tödliches Attentat auf den deutschen Diplomaten Ernst Eduard vom Rath. Diese am Abend des 9. Novembers sich als weiterer Mord erweisende schwerste Verwundung war Anlaß für die später im Volksmund als „Reichskristallnacht” bekannt gewordenen Empörungen im Deutschen Reich.

Werdegang

Herschel Grynszpan wurde 1921 in Hannover als Sohn polnisch-jüdischer Eltern geboren und besaß die polnische Staatsangehörigkeit. Der Vater Sendel Grynszpan war Schneider (Altwarenhändler) und verheiratet mit Ryfka, geb. Silberberg. Herschel hatte zwei Geschwister: Markus (Lebensrune.png 29. August 1919) und Esther (Lebensrune.png 31. Januar 1916). Die Familie war in April 1911 aus Russisch-Polen vor polnischem Antisemitismus nach Hannover umgesiedelt und wohnte zunächst in der Knochenhauer Straße 31, dann in der Knochenhauerstraße 17 und schließlich in der Burgstraße 36. Bis 1935 besuchte er die Volksschule. Nachdem Herschel Grynszpan ohne Abschluß aus der Volksschule entlassen worden war, studierte er an der jüdischen „Jeschiwah Salomon Breuer”-Schule (Talmudhochschule) in Frankfurt am Main. Nach dortigem Schulabbruch reiste er 1936 über Brüssel nach Paris, wo er sich seit September 1936 bei seinem Onkel Abraham illegal aufhielt.

Grynszpans Versuche, in Frankreich eine Aufenthaltsgenehmigung zu erlangen, schlugen in den folgenden Jahren fehl. Seine späteren Bemühungen, zu seiner Familie nach Hannover zurückzukehren, scheiterten am Widerspruch des hannoverschen Polizeipräsidenten. Im August 1938 wurde er aus Frankreich ausgewiesen, tauchte aber in Paris unter. Ende Oktober 1938 erfuhr er, daß seine gesamte Familie zusammen mit ca. 480 anderen Juden aus Hannover nach Polen abgeschoben worden war (Polnische Paßkrise). Da Polen sie nicht aufnehmen wollte, mußten sie sich mit tausenden Anderen an der Grenze niederlassen.

Inzwischen hatte die polnische Regierung allen aus Polen emigrierten Juden (die meisten waren nach Deutschland ausgewandert) die polnische Staatsangehörigkeit entzogen und 55.000 von ihnen an der Grenze zurückgeschickt, darunter Grynszpans Eltern. Hinzu kam eine heftige Auseinandersetzung mit seinem Onkel Abraham. Da faßte Herschel den Entschluß, „aus Protest” den deutschen Botschafter in Paris zu erschießen.[1]

Meuchelmord und Auswirkungen

Grynszpan kaufte sich am 7. November 1938 einen Revolver und suchte die deutsche Botschaft in Paris auf. Dort schoß er fünfmal auf den deutschen Legationsrat Ernst Eduard vom Rath und traf ihn mehrfach. Vom Rath erlag zwei Tage später gegen Abend seinen schweren Verletzungen.

Nach seiner Verhaftung durch die französische Polizei wurde der Attentäter Grynszpan in das Gefängnis von Fresnes gebracht. Als die Pariser Gefängnisse evakuiert wurden, wurde er nach Bourges verlegt. Dort war er auch noch inhaftiert, als Frankreich im Juni 1940 von den Deutschen besetzt wurde.

Am 18. Juli 1940 wurde Grynszpan ausgeliefert und nach Deutschland gebracht und im KL Sachsenhausen inhaftiert. Ein Prozeß wegen Mordes wurde vorbereitet, fand aber nie statt. Die tödlichen Schüsse auf vom Rath gaben den Anlaß zur „Reichskristallnacht”. Internationale jüdische Kreise, vor allem der Jüdische Weltkongreß, starteten eine massive Kampagne, um die Freilassung des Attentäters zu erwirken. Das gab Vermutungen Nahrung, Grynszpan habe im Auftrag gehandelt.

Nachkriegszeit

Grynszpan ging unter anderem Namen nach 1945 nach Paris zurück. Seine Familie gelangte mit Hilfe des American Joint Distribution Committee vollzählig nach Palästina. 1960 wurde der Meuchelmörder von bundesdeutschen Behörden für tot erklärt. Sein Vater und sein Bruder sagten 1961 im Eichmann-Prozeß aus.

Reaktion auf das Attentat

Der Bluttäter Grynszpan wird verhaftet.

Es stellten sich auch hier die gleichen Fragen nach den Hintermännern wie im Fall Frankfurter. Auch hier bot sich die LICA als die dafür wahrscheinlichste Organisation an. Aber es fehlten die absolut schlüssigen Beweise. Grynszpan schwieg wie sein „Vorgänger” David Frankfurter, der Mörder Wilhelm Gustloffs.

Die deutsche Presse machte aus der herrschenden Empörung über den Mordanschlag auf vom Rath kein Hehl. In seinem Leitartikel vom 8. November 1938 wetterte der „Völkische Beobachter” wie folgt:

„Es ist klar, daß das deutsche Volk aus dieser neuen Tat seine Folgen ziehen wird. Es ist ein unmöglicher Zustand, daß in unseren Grenzen Hunderttausende von Juden noch ganze Ladenstraßen beherrschen, Vergnügungsstätten bevölkern und als ausländische Hausbesitzer das Geld deutscher Mieter einstecken, während ihre Rassengenossen draußen zum Krieg gegen Deutschland auffordern und deutsche Beamte niederschießen. Die Linie von David Frankfurter zu Herschel Grynszpan ist klar gezeichnet. Wir können heute schon in der jüdischen Weltpresse erleben, daß man sich auch diesmal bemüht, den Täter reinzuwaschen und zu verherrlichen und den Niedergeschossenen zu verdächtigen.”

Besonderes Verständnis fand die Mordtat Grynszpans bei der jüdischen Bevölkerung in den VSA. Dort sammelte Dorothy Thompson, eine bekannte Skandaljournalistin, eine beträchtliche Summe für diesen Grynszpan.

Der „Völkische Beobachter“ fuhr fort:

„Wir werden uns die Namen jener merken, die sich zu dieser feigen Meucheltat bekennen. […] Die Schüsse in der Deutschen Botschaft in Paris werden nicht nur den Beginn einer neuen deutschen Haltung in der Judenfrage bedeuten, sondern hoffentlich auch ein Signal für diejenigen Ausländer sein, die bisher nicht erkannten, daß zwischen der Verständigung der Völker letzten Endes nur der internationale Jude steht.”

Vielleicht erscheint heute eine solche Sprache übertrieben in ihrer Schärfe. Aber um geschichtliche Vorgänge zu verstehen, muß man sich in die damalige Situation versetzen. Zeitungsartikel, wie der oben zitierte, entsprachen der allgemein herrschenden Stimmung. Sie waren ein Ausdruck des Zornes darüber, daß es möglich war, daß deutsche Regierungsbeamte im Ausland grundlos niedergeschossen wurden. Man muß bedenken, daß solche Gewalttaten im Jahre 1938 durchaus nicht an der Tagesordnung waren. Es gab zu jener Zeit keine Terroristengruppen, die ganz nach Belieben Politiker entführten und ermordeten, weil ihnen deren politische Richtung nicht paßte. 1938 lebte man in einer vergleichsweise ruhigen, geordneten Welt. Ein politischer Mord war damals noch eine Angelegenheit, auf die das ganze Volk empört reagierte. Der Artikel im „Völkischen Beobachter“ brachte zum Ausdruck, was die Leute dachten; keinesfalls war er – wie Graml in seiner Studie „Der 9. November 1938“ ihn deutet – das Signal zur Reichskristallnacht, die dann später folgte. Tatsächlich hatte er damit nicht das geringste zu tun.[2]

In Paris lag inzwischen vom Rath im Sterben. Er war sofort nach dem Attentat in ein französisches Krankenhaus gebracht und dort operiert worden. Eine der Kugeln hatte ihn nur ungefährlich an der Schulter verletzt. Die zweite jedoch hatte die Milz durchschlagen und war in der Magenwand steckengeblieben. Aus Deutschland wurden zwei Spezialisten geschickt, ein französischer Frontkämpfer meldete sich als Blutspender – aber alle Mühe war umsonst, die inneren Verletzungen waren zu schwer. Am 8. November 1938 ernannte Adolf Hitler den jungen Legationssekretär zum Botschaftsrat, am 9. November 1938 um 17.30 Uhr verstarb er.

Goebbels' Rede

Beim jährlichen Kameradschaftsabend zum Gedenken des Marsches auf die Feldherrnhalle vom 9. November 1923 im Alten Rathaus in München erfuhr Hitler gegen 21.00 Uhr vom Tod des Diplomaten. Sofort besprach er sich beim Essen mit Reichspropagandaminister Joseph Goebbels. Dann verließ er die Versammlung, fuhr in seine Privatwohnung und hielt sich in den folgenden Tagen nach außen hin zurück.

Gegen 22.00 Uhr hielt Goebbels vor den versammelten SA-Führern eine Rede, in der er die Juden für den Tod vom Raths verantwortlich machte. Er lobte die spontanen Aktionen im ganzen Reich, bei denen auch Synagogen in Brand gesetzt wurden, und verwies dazu auf Kurhessen und Magdeburg-Anhalt. Er machte deutlich, daß die Partei nicht als Organisator antijüdischer Aktionen in Erscheinung treten wolle, aber diese dort, wo sie entstünden, auch nicht behindern werde.

In der offiziell geduldeten Geschichtsschreibung wird Goebbels die Rolle des Initiators der Reichskristallnacht zugeteilt. Einer seiner engsten Mitarbeiter, sein Staatssekretär Dr. Naumann, bemerkte dazu:

„Ich unterstelle gern, daß bei der Zusammenkunft der ‚alten Kämpfer‘, als die Nachricht vom Ableben des Herrn vom Rath eintraf, Dr. G. keine beruhigenden Worte gesprochen haben wird. Er wird sogar sicher – wie das seine Art war – die Angelegenheit dramatisiert haben. Solche Reaktionen von Dr. G. waren den Beteiligten aber schon von anderen Gelegenheiten her bestens bekannt. Von dieser emotionellen Behandlung der Dinge bis zu der Anordnung, im ganzen Reich zur gleichen Stunde z. B. die jüdischen Gotteshäuser anzuzünden, ist aber ein weiter Weg.
Der Verantwortliche für die ‚Kristallnacht‘ kann Dr. G. schon deshalb nicht sein, weil er keine Hausmacht besaß und keine Möglichkeit hatte, mit ihm unterstellten Mitarbeitern eine solche Aktion durchzuführen. Sie kennen am besten die Zwitterstellung der sogenannten Gaupropaganda- und Landesstellen-Leiter. Es ist undenkbar, daß der Gaupropagandaleiter in Königsberg ‚auf Anordnung von Dr. G.‘ eine Aktion gegen die Juden veranlassen konnte. Er wäre in diesem Falle innerhalb weniger Minuten vom Gauleiter seines Postens enthoben. Und so ist es überall im Reich – mit einer Ausnahme: Berlin. Hier ist Dr. G. zugleich Gauleiter, und in dieser Eigenschaft stehen ihm genügend Möglichkeiten zur Verfügung, in seinem Gau eine solche Aktion durchzuführen.
Andererseits wissen Sie, wieviel Wert Dr. G. darauf legte, daß Berlin als Reichshauptstadt geradezu eine Visitenkarte für Ordnung und Sauberkeit sein sollte. In der von ihm geleiteten Reichshauptstadt sollte es keine Kriminalität, keine Tumulte, keine Unruhen geben; geschweige denn einen mit zertrümmerten Schaufensterscheiben übersäten Kurfürstendamm und geplünderte Luxusgeschäfte.
Aus all diesen Erwägungen ist mit Sicherheit zu sagen, daß eine ‚Anordnung‘ für die Zerstörung der Synagogen sowie die Plünderung jüdischer Geschäfte niemals von Dr. G. ausgegangen sein kann, weil ihm jede Möglichkeit fehlte, eine solche Anordnung im Reich – mit Ausnahme von Berlin – durchzusetzen.”[3]

Trotzki über Grynszpan

Leo Trotzki schrieb im Februar 1939 über Grynszpan:

Für jeden mit der politischen Geschichte auch nur wenig vertrauten Menschen ist es klar, daß die Politik der faschistischen Gangster direkt und zuweilen mit Vorbedacht terroristische Akte provoziert. Das erstaunlichste ist, daß es nur einen einzigen Grynszpan gegeben hat. Zweifellos wird die Zahl dieser Akte zunehmen. Wir Marxisten betrachten die Taktik des individuellen Terrors als ungeeignet zur Lösung der Aufgaben des Befreiungskampfes des Proletariats oder der unterdrückten Nationalitäten. Ein einzelner isolierter Held kann nicht die Massen ersetzen. Jedoch verstehen wir ebenso klar die Unvermeidlichkeit dieser krampfhaften Verzweiflungs- und Racheakte. All unser Mitempfinden, unsere ganze Sympathie gehören den sich aufopfernden Rächern, auch wenn sie nicht den richtigen Weg gefunden haben.

Spekulationen zu Grynszpans Tod

Wahrscheinlich hat der jüdische Attentäter Herschel Feibel Grynszpan, dessen Mord am deutschen Botschaftsrat vom Rath 1938 die sogenannte Reichskristallnacht auslöste, die Haft überlebt. Im „Biographischen Handbuch der deutschsprachigen Emigration” heißt es:

„April 1942 endgültige Verschiebung des Prozesses auf Befehl Hitlers. Nach 1945 vermutlich Rückkehr nach Paris, Aufenthalt unter falschem Namen, um französischer Strafverfolgung zu entgehen; andererseits ist seine Ermordung in deutscher Haft nicht auszuschließen.”

Im „Großen Lexikon des Dritten Reiches” steht:

„Er überlebte, weil die Nationalsozialisten bis zum Schluß einen Schauprozeß gegen ihn planten zum Beweis der These von der Kriegsschuld des ‚Weltjudentums‘.”

In den „Materialien zur Judenpolitik des Nationalsozialismus; nach den Empfehlungen des Niedersächsischen Kultusministers” heißt es (SVBI. 8/ 78), S. 28.:

Herschel überlebte den Krieg – wahrscheinlich in einem deutschen Gefängnis – ebenfalls. Die Niederlage Deutschlands gab ihm die Freiheit zurück. Unter verändertem Namen ging er wieder nach Paris.

Fußnoten