Fried, Erich

Aus Metapedia
Wechseln zu: Navigation, Suche

Erich Fried (* 6. Mai 1921 in Wien; † 22. November 1988 in Baden-Baden) war ein jüdischer Lyriker, Übersetzer und Essayist aus Österreich, dabei Atheist und Antizionist.

Einsatz für Michael Kühnen

1983 sollten Kühnen und Fried in einer TV-Sendung miteinander diskutieren. Kühnen wurde kurzfristig ausgeladen, was Fried ärgerte. Die beiden trafen sich, es folgte ein Briefwechsel über Jahre.

Ende 1984 besuchte Fried auf eigenen Wunsch den damaligen Führer der „ Aktionsfront Nationaler Sozialisten“, Michael Kühnen, im Gefängnis und berichtete dann über sein mehr als fünfstündiges „Beisammensein“ in der „Frankfurter Rundschau“: „Was ich geschrieben habe, ist: daß er in dieser Diskussion mit mir nicht nur ein vorbildlich ehrlicher Diskussionspartner war, sondern auch weit entfernt von jeder Verstocktheit und Unbelehrbarkeit. Und daß ich nach dieser Begegnung ihm jederzeit mein Leben anvertrauen würde. Das war mein Eindruck. Und ich habe keine andere Möglichkeit, als dazu zu stehen!“ (FR, 15. Dezember 1984) Und gegenüber der „taz“ sagte Fried: „Ich fand, dass Kühnen symptomatisch ist für eine Verwirrung, die entsteht, wenn man nach Kameradschaft sucht und sie an der falschen Stelle findet.“ (taz, 22. Dezember 1984) Fried weiter: „Kühnen (ist) ein armer Hund, der jetzt wieder eingesperrt wird und der überhaupt keine Chance hat, an die Macht zu kommen.“ (taz, 22. Dezember 1984)

Stimmen über Fried

Thomas Brehl, Weggefährte Kühnens, über Erich Fried: „In Erich Fried begegnet uns nun aber eine Persönlichkeit, deren gelebte Toleranz besonders vor dem Hintergrund seines Verfolgungsschicksals Erstaunen und Bewunderung hervorzurufen geeignet ist. Weder er, noch sein späterer Gesprächspartner Michael Kühnen entsprachen den gängigen Klischees ihrer Zeit und so darf gerade deren Dialog als bestes Beispiel für ein offenes, vorurteilsfreies Aufeinanderzugehen völlig unterschiedlicher Charaktere gelten.“[1]

Aus Briefen an Kühnen

Schreibfeder.png

Du weißt sicher auch, daß in meinem Brief an Deinen Anwalt steht: `Natürlich würde ich Michael Kühnen gern von vielen seiner Ansichten abbringen, doch ist meine Bereitschaft, für ihn auszusagen, davon in keiner Weise beeinträchtigt.´ Das gilt nicht nur von den Aussagen vor Gericht, sondern Du bedeutest mir natürlich viel, auch dann wenn ich Dich nie von etwas überzeugen könnte. Das ist so, wie wenn ich einem von meinem Kindern sage: `Das ist meine Meinung: tust Du aber das Gegenteil, so bedeutest Du mir noch genauso viel, und ich werde Dir immer noch zu helfen versuchen und für Dich da sein.

– Fried an Kühnen


Fried rühmt Kühnens Briefstil als „menschlich gut“ und „großherzig“, doch:

Schreibfeder.png

Erst will ich noch sagen was ich von Herrn Horst Peters Satz: `wie jeder andere gemeine und heimtückische Verbrecher können Faschisten Objekte polizeilicher Verfolgung sein´ halte. Natürlich bin ich anderer Meinung, aber auch im Namen der `gemeinen und heimtückischen Verbrecher´, die ja auch Mitmenschen sind, oft auch in Wirklichkeit Opfer unserer Gesellschaft. Solche bloßen Verfolgungsobjekte könnte man ja ihrer Menschenrechte ledig sprechen. Da wäre der Besserungsanspruch der Justiz dann weggewischt. Nein!!! Natürlich glaube ich Dir, daß jedes Wort in Deinem langem Brief an mich Deine ehrliche Überzeugung ist. Gerade dadurch bestätigt mir Dein Brief ja auch, daß ich mich in meiner Einschätzung Deiner Ehrlichkeit, deines menschlichen Wertes, über all deiner guten Eigenschaften nicht geirrt habe, und dafür bin ich auch dankbar. Und überhaupt ist es eine Leistung, in Deiner Lage einen so schönen Brief zu schreiben.

– Fried an Kühnen


In der zweiten Hälfte des Briefs an Kühnen geht´s historisch- politisch zur Sache: Warum Neonazis wie Kühnen Auschwitz eben nicht aus „Gemeinheit oder Trotz“ leugnen. Daß es mutig sei, die Ideale eines Ernst Röhm (den der schwule Kühnen verehrte) von den Zielen des SS-Staates zu trennen. Warum Fried Sympathien zum jungen Hitler hegt, und warum die von den Nationalsozialisten eingeführte Tierschutzgesetzgebung vorbildlich sei.[2]

Auszeichnungen

Literatur

  • Briefwechsel. Der Dichter und der Neonazi. Erich Fried schreibt Michael Kühnen, in: VOLLTEXT. Zeitung für Literatur 4/2009[3]

Fußnoten

  1. Erich Fried und Michael Kühnen - Gelebte Toleranz zweier Antipoden
  2. 33-cabinet.png Abgerufen am 2. August 2016. Bei WebCite® archivieren.Ellen KositzaMenschenrechte für Faschisten?Sezession, 13. November 2009
  3. Der in Volltext abgedruckte Brief ist ein Auszug aus dem bei Wagenbach erschienenen, von Volker Kaukoreit herausgegebenen Buch: Erich Fried. Alles Liebe und Schöne, Freiheit und Glück. Briefe von und an Erich Fried