Jaeger, David-Maria

Aus Metapedia
(Weitergeleitet von David-Maria Jaeger)
Wechseln zu: Navigation, Suche
David Jaeger, Richter am Päpstlichen Gerichtshof

David-Maria A. Jaeger (* 1955 in Tel Aviv) ist ein jüdischer Richter am Päpstlichen Gerichtshof, dem in Rom ansässigen ordentlichen Appellationsgerichtshof der römisch-katholischen Kirche.

Werdegang

Jaeger wuchs als Kind jüdischer Eltern in Israel auf und erhielt eine entsprechende religiöse Erziehung an der Zeitlin Religious High School in Tel Aviv. Er verließ die Schule im Alter von 16 Jahren und war – wie die führende israelische Zeitung Haaretz einen engen Freund Jaegers zitiert – sodann sechs Jahre „verschwunden“. Im Alter von 22 Jahren sei er wieder in Erscheinung getreten mit der Erklärung, er sei nun Mitglied der Kirche.[1][2] Nach dem Übertritt zum Christentum erhielt Jaeger im Jahr 1986 den Status als Kleriker. Er ist Mitglied des Franziskaner-Ordens (OFM) und Professor für Kanonisches Recht.

Wirken

Sechs Jahre nach seiner Bestellung zum Kirchenbeamten wurde Jaeger 1992 vom Kirchenoberhaupt, Papst Johannes Paul II., als Rechtsberater des Papstes sowie Chefunterhändler eingesetzt, um eine Übereinkunft zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Staat Israel über die Aufnahme diplomatischer Beziehungen auszuhandeln und zu entwerfen.[3] Es kam zu einer Einigung, die im Jahr 1994 vollzogen wurde. Jaeger erhielt einen Sitz in der „Bilateralen Ständigen Arbeitskommission zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Staat Israel“ und vertritt darin den Vatikan.[4]

Mit Wirkung vom 9. Juni 2011 berief Papst Benedikt XVI. Jaeger als Richter (Auditor) in die Römische Rota (lat. Tribunal Rotae Romanae, „Gericht der Römischen Rota“). Es ist dies der ordentliche Appellationsgerichtshof und -- nach der Apostolischen Signatur -- das zweithöchste Gericht der römisch-katholischen Weltkirche. Er übt für den Papst die ordentliche Gerichtsbarkeit aus. Die Rota hat ihren Sitz in Rom im Palazzo della Cancelleria. Jaegers Amtszeit endet planmäßig im Jahr 2030, mit Vollendung des 75. Lebensjahres.

Selbstverständnis

In einem Gespräch anläßlich seiner Beförderung äußerte Jaeger gegenüber der Zeitung Haaretz zu seinem Selbstverständnis als Richter der katholischen Kirche:

„Ich bin wie jeder andere israelische Bürger, der für eine internationale Organisation außerhalb der Landesgrenzen tätig ist - so wie es Israelis gibt, die für den Internationalen Währungsfonds in Washington arbeiten oder für die Vereinten Nationen in New York oder die UNESCO in Paris. Ich gehöre einer supranationalen[5] internationalen Körperschaft an, das ist der einzige Unterschied.“ „Ich bin ein loyaler und patriotischer Sohn unseres Volkes und unseres Landes.“[6]

Eine andere jüdische Zeitung zitiert Jaeger nach seiner Ernennung mit den Worten:

„Ich bin ein päpstlicher Richter - und ein stolzer Jude.“[7]

Außenwirkung

Im Gegensatz zu israelischen Zeitungen berichteten die großen Medien in der BRD nicht über diese herausragende Personalie christlich-jüdischer Zusammenarbeit.[8]

Vereinzelt wird angesichts Jaegers stolzer Betonung seines fortbestehenden Judeseins[9] und seiner Einordnung der eigenen dienstlichen Stellung die Frage nach dem Gehalt seiner Neubekehrung[10], nach seiner Loyalität und nach dem Kurs der katholischen Kirche gestellt.[11][12]

Siehe auch

Literatur

  • John Connelly: From Enemy to Brother: the Revolution in Catholic Teaching on the Jews, 1933-1965, Harvard University Press, 2012

Verweise

  • Kevin MacDonald: Crypto-Judaism in the Catholic Church, The Occidental Observer online, Artikel vom 7. Juni 2011 [2]
  • Kevin MacDonald: The role of Jewish converts to Catholicism in changing traditional Catholic teachings on Jews, The Occidental Observer online, Artikel vom 31. Juli 2012 [3]
  • John Connelly: Converts Who Changed the Church. Jewish-Born Clerics Helped Push Vatican II Reforms, The Jewish Daily Forward, Artikel vom 30. Juli 2012 [4]
  • Rabbi Shlomo Riskin: Christianity Has Changed Drastically In the 20th Century, The Jewish Week (Neuyork), Artikel vom 5. September 2012 [5]

Fußnoten

  1. Haaretz: Israeli Jew turned Catholic priest named head of papal court Bericht vom 3. Juni 2011, abgerufen am 11. Oktober 2012. Die Zeitung irrt jedoch insofern, als Jaeger nicht zum Vorsitzenden bzw. Präsidenten des Gerichts berufen wurde, sondern zu einem der Richter.
  2. The Jewish Chronicle online Bericht vom 7. Juli 2011, abgerufen am 11. Oktober 2012
  3. The Jewish Chronicle online Bericht vom 7. Juni 2011: “Mr Jaeger's Jewish background fed into his previous roles at the Vatican: he was widely reported as being lead negotiator in the Vatican's Fundamental Agreement with Israel in 1993, which established diplomatic relations between the two.”
  4. Bericht und Mitgliederliste einer Sitzung der Arbeitskommission am 28. Mai 2008 Abgerufen am 11. Oktober 2012
  5. Supranational ist ein Spezialfall von international (zwischenstaatlich) und meint, bezogen auf die katholische Kirche, eine gegenüber Nationalstaaten selbständige und unabhängige öffentliche Gewalt
  6. Israeli Jew turned Catholic priest named head of papal court Haaretz vom 3. Juni 2011. Jaeger im Originaltext: “’I’m just like any Israeli citizen who works for an international organization situated outside the country – just like there are Israelis at the International Monetary Fund in Washington, the UN in New York or UNESCO in Paris. I am in a supra-national international body, that’s the only the difference.’ … ‘I’m a loyal and patriotic son of our people and our country’, he said.“
  7. Interview: “I'm a Papal judge - and a proud Jew” The Jewish Chronicle online, 7. Juni 2011
  8. Berichte über die Person David Maria A. Jaeger sind bei ard.de, spiegel.de, welt.de, zeit.de, faz.net, sueddeutsche.de, focus.de usw. nicht zu finden.
  9. Vgl. Brief des Apostels Paulus an die Galater: „Denn ihr seid alle Söhne Gottes durch den Glauben in Christus Jesus. Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen. Es gibt nicht mehr Juden noch Griechen, nicht mehr Sklaven noch Freie, nicht mehr männlich noch weiblich; denn ihr seid alle einer in Christus Jesus.“ (Gal 3,26-29) [1]
  10. Der Begriff „Konversion“ betrifft nach katholischem Verständnis nur den Übertritt zwischen christlichen Konfessionen; vgl. Brockhaus Enzyklopädie in 24 Bänden, 19. Auflage, Stichwort „Konversion“
  11. Kevin MacDonald: Crypto-Judaism in the Catholic Church Artikel vom 7. Juni 2011, abgerufen am 11. Oktober 2012
  12. Kevin MacDonald: The role of Jewish converts to Catholicism in changing traditional Catholic teachings on Jews Artikel vom 31. Juli 2012, abgerufen am 11. Oktober 2012