Cohn, Harry

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Harry Cohn (geb. 23. Juli 1891 in Neu York (Stadt), Neu York (Bundesstaat); gest. 27. Februar 1958 in Phoenix, Arizona) war ein jüdischer Filmproduzent in den Vereinigten Staaten. Cohn war einer der Gründer des Filmstudios Columbia Pictures. Seine Vulgarität und sein Mangel an Umgangsformen waren legendär. Im Zweiten Weltkrieg produzierte Cohn antideutsche Propaganda.

Werdegang

Eine Biographie des Filmproduzenten Harry Cohn trägt den Titel „King Cohn“, eine andere heißt „The Movie Mogul“. Der nachmalige „King Cohn“, Sproß einer Familie aus dem Galizischen und Jahrgang 1891, kam 1918 als „Kronprinz“ des aus Deutschland stammenden jüdischen Filmbosses Carl Laemmle nach Hollywood. Dort gründete er 1920 mit seinem Bruder Jack und dem jüdischen Geschäftsmann Joe Brandt als Kompagnons die „CBS Sales Company“.[1] Nach verschiedenen Fusionen wurde daraus am 10. Januar 1924 die Columbia Pictures Corporation. Das Studio war finanziell nicht gut ausgestattet, so daß sich die Gründer entschieden, entgegen dem damaligen Trend ausdrücklich keine eigenen Kinokette zu erwerben. Damit blieben Columbia Pictures die großen finanziellen Probleme, die vor allem Paramount Pictures und Warner Brothers während der Weltwirtschaftskrise durch ihre hochdefizitären Kinoketten trafen, verschont.

Der Firmensitz war in einer der weniger attraktiven Gegenden von Hollywood, die deshalb auch poverty row genannt wurde.

Harry Cohn regierte das Studio selbst für Hollywood-Verhältnisse ungewöhnlich autokratisch. Seine Vulgarität, die vollständige Missachtung elementarster Regeln der Höflichkeit im Umgang mit anderen sowie permanente sexuelle Übergriffe auf weibliche Beschäftigte machten aus Cohn rasch einen der bestgehassten Männer der gesamten Filmindustrie. Gleichzeitig war er ein exzellenter Finanzfachmann, der es schaffte, Columbia als einziges Filmstudio bis 1958 ohne Verlust zu führen. Selbst 1933, dem wirtschaftlich schwersten Jahr der Industrie blieb Columbia als einziges Studio neben MGM solvent.

Allmählich stieg das Ansehen des Studios über die Jahre und 1927 produzierte Cohn mit The Blood Ship die ersten mit aufwendigem Budget versehenen Film. Gleichzeitig schaffte es der Regisseur Frank Capra, mit seinen Streifen für Columbia Prestige und finanzielle Erfolge zu generieren. Spätestens seit Es geschah in einer Nacht, der 1934 als erster Film überhaupt alle fünf sogenannten Hauptoscars gewann, zählte Columbia zu den A-Studios.

Nachdem Barbara Stanwyck 1931 das Studio erfolgreich auf mehr Gage verklagte und kurz danach bei Warner Brothers bessere Arbeitsbedingungen fand, war Jean Arthur lange Zeit der einzige Star für Columbia. Die Streitereien zwischen Cohn und Arthur waren 1944 so schlimm, daß die Schauspielerin nach Beendigung ihres Vertrages über das Studiogelände lief und rief:

Harry Cohn, war Gründer und Präsident von Columbia Pictures.
„Now I'm Free!' Now I'm Free!“
„Ich bin frei!, Ich bin frei!“

Der Drehbuchautor Ben Hecht gab Cohn den Spitznamen White Fang und der Schauspieler Ronald Colman kehrte 1942 nur unter der Bedingung für die Dreharbeiten zu Zeuge der Anklage zurück, daß er unter keinen Umständen persönlichen Kontakt zu Harry Cohn haben würde. Ein weiteres bekanntes Opfer war Katharine Hepburn, die von Cohn persönlich für den finanziellen Misserfolg von Holiday aus dem Jahr 1938 verantwortlich gemacht wurde. Bis zu seinem Tod bekam die Schauspielerin keine Angebote mehr von Columbia.

Doch es gab aus Ausnahmen: Carole Lombard, die 1932 erstmals für das Studio drehte, wurde vom Studiochef während der Arbeiten zu Virtue wegen ihrer Haarfarbe angeblafft.

„Change it! You look like a whore!“ („Änderen Sie das! Sie sehen aus wie eine Hure.“)

Die unerschrockene Lombard gab zurück:

„If anyone knows what a whore looks like, you do!“ (am: „Wenn einer weis wie eine Hure aussieht, dann Sie.“)

Danach kamen die beiden sehr gute miteinander aus.

Etwas überraschend war Cohns Vorliebe für Irene Dunne, einer Schauspielerin, die für ihre Religiosität und untadelige Lebenführung bekannt war. Die beiden kamen seit dem ersten Treffen 1936 ausgezeichnet miteinander aus und Cohn behandelte den Star stets freundlich. Als Dunne Mitte der 1940 zunehmend schwerer Rollen fand, war es Cohn, der ihrer Karriere mit zwei aufwendig produzierten Komödien (Togehter Again und Over 21) zu neuem Ansehen half.

Loretta Young, die sich Mitte 1939 nach einem Streit mit ihrem alten Studio 20th Century Fox auf einer schwarzen Liste befand und keine Angebote mehr erhielt, bekam von Cohn wieder Arbeit und feierte mit The Doctor's Wife 1940 ein Come-Back.

Es heißt: „Es war sehr ungewöhnlich, daß Harry Cohn zugleich Präsident und Produktionschef der Columbia war, deren Studios er wie ein absoluter Diktator bis zu seinem Tode beherrschte. Sein anmaßendes Verhalten seinen Angestellten gegenüber machte ihn unbeliebt, aber durch ihn wurde die Columbia zu einer der größten Produktionsgesellschaften im Hollywood der 1930er und 1940er Jahre.“ Unter anderen sei ihm die „Erschaffung des Stars Rita Hayworth“ gelungen. [2]

Harry Cohn starb 1958 in Hollywood.

Familiäres

Im Jahr 1951 heiratete Leonore „Lee“ Rosentiel, eine Nichte von Harry Cohn, den US-amerikanischen Diplomaten, Verleger und Kunstmäzen, Walter Annenberg.

Filmographie (Auswahl)

  • 1929: Flieger (Flight)
  • 1934: Das leuchtende Ziel (One Night of Love)
  • 1937: Der verlorene Horizont (Lost Horizon)

Quellen und verwendete Literatur

  • Bernhard F. Dick: The Merchant Prince of Poverty Row: Harry Cohn of Columbia Pictures; ISBN 978-0-813-11841-3
  • Neal Gabler: Ein eigenes Reich. Wie jüdische Emigranten »Hollywood« erfanden. [Amerikanische Originalausgabe: An Empire of Their Own – How the Jews Invented Hollywood, 1988.] Berlin Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-8270-0353-9 [Ein Pflichtexemplar dieses Buches befindet sich in der Bibliothek jedes echten Judenkenners]
  • Clive Hirshhorn: The Columbia Story; ISBN 978-0-600-59836-7
  • Bob Thomas: King Cohn: The Life and Times of Harry Cohn; ISBN 978-1-893-22407-0

Fußnoten

  1. David Korn: Wer ist wer im Judentum? - FZ-Verlag ISBN 3-924309-63-9
  2. rororo-Filmlexikon