Korn, Salomon

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Salomon Korn (* 4. Juni 1943 in Lublin, Polen) ist ein jüdischer Architekt, Ehrensenator der Universität Heidelberg, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main sowie Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland.

Werdegang

Salomon Korns Großvater war Rabbiner in Lublin. Nach dem Krieg kam er mit seinen Eltern als „Displaced Person“ in das DP-Lager Frankfurt-Zeilsheim. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Familie vor, in die VSA oder nach Israel auszuwandern. Sie verschoben die Emigration dank der großzügigen Unterstützung Deutschlands immer weiter und blieben. 1964 heiratete Salomon Korn Maruscha Rawicki. Korn studierte Architektur mit Nebenfach Soziologie in Berlin und Darmstadt und wurde 1976 über die Reform des Strafvollzugs zum Dr. phil. promoviert. Nach seinen Plänen wurde in Frankfurt am Main das Jüdische Gemeindezentrum gebaut und 1986 unter dem von ihm formulierten, programmatischen Wort: „Wer ein Haus baut, will bleiben und wer bleiben will, erhofft sich Sicherheit“ eröffnet. Korn wurde in den Vorstand der Jüdischen Gemeinde Frankfurt gewählt (zweitgrößte Gemeinde Deutschlands). In den 1990er Jahren trat Korn vor allem in Debatten um ein zentrales Holocaust-Denkmal in Erscheinung. Er veröffentlichte Werke zu sozialwissenschaftlichen und architekturgeschichtlichen Themen.

Seit 1999 ist er Vorstandsvorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main und seit 2003 Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland (später lehnte er die Präsidentschaft wiederholt ab).

Er ist Mitglied in mehreren Stiftungen, darunter Vorstandsmitglied der Ludwig-Börne-Stiftung des Stiftungsrates der Europäischen Stiftung Kaiserdom zu Speyer und des Kuratoriums Große Dom Restaurierung, der Kommission zur Erforschung der Geschichte der Frankfurter Juden (Magistratskommission), der Stiftung zur Förderung der wissenschaftlichen Beziehungen der Johann Wolfgang Goethe-Universität, des Kuratoriums des Ignatz Bubis Preis für Verständigung, (Kulturpreis der Stadt Frankfurt a. M.), des Kuratoriums der Stiftung Denkmal für die Juden Europas, des Senats der Deutschen Nationalstiftung, des Fördervereins für Jiddische Sprache und Kultur e. V., des Kuratoriums Aktion Sühnezeichen Friedensdienste, des Kuratoriums Atlantik-Brücke, des Kuratoriums der Stiftung 20. Juli 1944, des Kuratoriums Oper in der Hersfelder Stiftsruine, des Fördervereins Freundeskreis des Deutschen Filminstituts e. V., der Walther Rathenau Gesellschaft e.V., des ZDF-Fernsehrates, des Beirats des American Jewish Committee Berlin, des Kuratoriums des Sigmund-Freud-Institut Frankfurt am Main, des Kuratoriums des Leo Baeck Institut, der Kommission Europäische Traditionen-Enzyklopädie jüdischer Kulturen bei der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, Kuratoriumsvorsitzender der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg, Vorsitzender des Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland und Mitglied des Kuratoriums der Bundesstiftung Jüdisches Museum Berlin.

Salomon Korn erhielt den „Cicero-Rednerpreis“, 2005 für besondere rednerische Leistungen in der Kategorie Politik. Im Mai 2006 verlieh ihm das Land Hessen aufgrund seiner Verdienste um das Thema „Erinnerung“ den Ehrentitel Professor. Seit Oktober 2006 ist er Ehrensenator der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und seit April 2008 Mitglied des Universitätsrates der Universität Heidelberg.

Positionen

Salomon Korn sieht für die „deutsch-jüdische Kultur“ keine Zukunft. „Aus jüdischer Sicht bleibt die Geschichte der jüdischen Kultur in Deutschland eine des vergeblichen Aderlasses jüdischer Substanz und eine der dauerhaften Selbstentfremdung“, der „Selbstverleugnung und des Scheiterns“.[1][2]

Salomon Korn vertritt die Meinung, der Begriff „Leitkultur“ sei irreführend. Er klinge nach seinem Geschmack zu sehr nach Abgrenzung. Gesellschaften erstarrten aber, sobald sie keine Einflüsse von außen mehr zuließen. „Von 'Leitkultur' zur 'Kulturdiktatur' ist es nur ein kleiner Schritt.“ Auch die Betonung „christlich-jüdischer Wurzeln des Abendlandes“ sei mit Vorsicht zu genießen. Wer solche Redewendungen verwende, könne versuchen, Juden in eine gemeinsame Front etwa gegen den Islam einzubinden. Bei solchen „Umarmungen“ bleibe er, Korn, skeptisch. [3]

Verbot von Tchibo- und Esso-Kaffeewerbung

„Jedem den Seinen“ - mit diesem Wahlspruch (Plakat) haben Tchibo und Esso für Kaffee geworben. Der Wahlspruch spielt mit dem berühmten Spruch "Jedem das Seine" ("suum cuique") des römischen Philosophen Cato der Ältere. Die Unternehmen hatten BRD-weit an rund 700 Esso-Tankstellen unter dem Wahlspruch „Jedem den Seinen“ für Kaffeesorten geworben. Im Januar 2009 müßten sie Konsequenzen ziehen. Offensichtlich hatten die Konzerne nicht bedacht, daß der Spruch „Jedem das Seine“ historisch belegt ist: Er schmückt unter anderen den Eingang des Konzentrationlagers Buchenwald. Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland Salomon Korn sagte der Frankfurter Rundschau, das Plakat sei entweder eine „nicht zu überbietende Geschmacklosigkeit“ oder ein Beispiel „totaler Geschichtsunkenntnis“. Tchibo und Esso sind nicht die ersten, die aus historischer Unkenntnis den Satz „Jedem das Seine“ für Werbezwecke verwenden. 1998 bewarb Nokia austauschbare Handy-Gehäuse. Die Plakate wurden mit dem Shakespeare-Titel „Was ihr wollt“ überklebt, nachdem unter anderem das American Jewish Committee (AJC) dagegen protestiert hatte. Kurze Zeit später konnte der Handelskonzern REWE einen Prospekt nicht mehr stoppen, in dem es hieß: „Grillen: Jedem das Seine“. REWE entschuldigte sich öffentlich. 1999 stoppte die Hamburger-Kette „Burger King“ in Erfurt nach Protesten eine Handzettel-Aktion mit dem Wahlspruch. 2001 zeigten sich jüdische Kunden entsetzt über eine Werbekampagne für Kontoführungsmodelle der Münchner Merkur-Bank.[4][5][6]

Pfeil 2 siehe auch.pngSiehe auch: Aktivitäten des Zentralrats der Juden in Deutschland

Zitate

  • „Wer ein Haus baut, will bleiben, und wer bleiben will, erhofft sich Sicherheit“[7]
  • „Wir haben das 20. Jahrhundert verlassen, aber das 20. Jahrhundert hat uns nicht verlassen“[8]

Funktionen und Mitgliedschaften

Ehrungen

  • 2009 Hessischer Kulturpreis - Verliehen wird der Preis für Verdienste um den Dialog der Relgionen und ist mit 45.000 Euro dotiert.

Literatur

  • Salomon Korn - Geteilte Erinnerung. Beiträge zur deutsch-jüdischen Gegenwart. - ISBN 3-86572-205-9 (2001)
  • Helga Krohn, Matthias Morgenstern, Salomon Korn - Ostend. Blick in ein jüdisches Viertel. - ISBN 3-7973-0742-X (2000)

Gespräche

Siehe auch

Verweise

Fußnoten

  1. nz-online.de, 2. Oktober 2009: Salomon Korn: «Die deutsch-jüdische Kultur ist längst gescheitert»
  2. altermedia: Von Naivling zu Naivlingen (03.10.09)
  3. Interview mit der Weltnetzausgabe der „Süddeutschen Zeitung“, 27. Januar 2011
  4. Tchibo und Esso stoppen Kaffeewerbung, 14. Januar 2009
  5. Eklat um Justinian: "Jedem das Seine", 14. Januar 2009
  6. Kurzdokumentation zur Formel »Jedem das Seine« (pdf)
  7. Salomon Korn am 14. September 1986 bei der Eröffnung des von ihm entworfenen Jüdischen Gemeindezentrums Frankfurt; lt. FAZ, 4. September 2007
  8. 18. Juli 2005