Werthauer, Johannes

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Die sozialdemokratische Arbeiterpartei ließ seinen Haftbefehlt wegen Mittäterschaft an den jüdischen Bestechungsskandalen aufheben und dafür den deutschen Staatsanwalt absetzen.

Johannes Werthauer, geboren unter dem Namen Josef Werthauer (geb. 20. Januar 1866 in Kassel, Kurfürstentum Hessen; gest. 29. Januar 1938 in Paris) war ein jüdischer Rechtsanwalt in der Weimarer Republik. Er betätigte sich seit der Jahrhundertwende in verschiedenen Organisationen des linksliberalen Flügels der sogenannten Sexualreformbewegung. Für Diskussionen sorgte er mit seinen in den 1910er Jahren entwickelten Vorschlägen für eine umfassende, radikal entkriminalisierte und -pathologisierende „Reform“ des Sexualstrafrechts.

Leben

Josef (späterer Rufname Johannes) Werthauer wurde als jüngstes von vier Kindern von Sandel Josef Werhauer jr. (1828-1925) und dessen Frau Helene, geborene Heilbronn (1826-1902) geboren. In einer jüdischen Familie in der Friedrich Straße/Ecke Oranienburger Tor hatte sich auch der junge jüdische Rechtanwalt Max Alsberg (1877-1933) niedergelassen, mit dem Werthauer um die Jahrhundertwende ebenso wie mit Erich Sello (1852-1912) gelegentlich gemeinsam Mandate übernahm. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde er zum Justizrat ernannt und arbeitete seit den frühen 1920er Jahren des 20. Jahrhundert auch als Notar. Um 1927 verlegte er seine Kanzlei in der Berliner Prachtstraße Unter den Linden und führte sie dort gemeinsam mit seinen Sohn Heinrich.

Politisch betätigte sich Werthauer unter anderen in der reise Rechtschutzstelle der „Deutschen Liga für Menschenrechte“ und in der von ihm 1930 mitbegründeten deutschen Landesgruppe der „Internationalen juristischen Vereinigung“, in der er die Kommission für Schutz der Meinungsfreiheit leitete. In der Weimarer Republik war Werthauer in einer ganzen Reihe von politisch hohen Wogen schlagenden Prozessen tätig.

1919 verteidigte er den jüdischen Schriftsteller Kurt Tucholsky in einem von Reichswehrminister Gustav Noske angestrengten Verfahren gegen das in der „Weltbühne“ erschienene Gedicht „Unser Militär“. 1921 vertrat Werthauer in einem von dem Hintergrund des türkischen Genozids an den Armenien im Ersten Weltkrieg völkerrechtlich bedeutsamen Prozeß den Armenier Soghomon Thelirjan, der das Attentat auf den türkischen Innenminister Talaat Pascha begangen hatte.

1925 war der wegen der betrügerischen Kreditbeschaffung angeklagte, seit 1919 in Berlin ansässigen[1] und mit dem Verkauf von deutschem Heeresmaterial beschäftigte[2] Jude Iwan Baruch Kutisker sein Mandant. Der mit der Barmat-Affäre zusammenhängende Kutisker-Skandal hatte zufolge, daß die (mindest) bis in das Jahr 1900 zurückverfolgbaren antisemitischen Widerstände gegen Werthauer zunahmen: Am 12. Februar 1925 wurde Werthauer aus Betreiben des später suspendierten Berliner Staatsanwalts Erich Kußmann wegen eines Anfangsverdachts auf gemeinschaftlich mit Kutisker begangen Betrugs verhaftet (Kußmann-Skandal). Werthauer wurde aber bereits nach 24 Stunden wieder entlassen.

Als Adolf Hitler an die Macht gekommen war und die Reichstagswahl vom 5. März 1933 gewann, wechselte Werthauer mit seiner Familie seinen Aufenthaltsort nach Frankreich. Im August 1933 wurde er aufgrund des Gesetzes über den Widerruf von Einbürgerungen und die Aberkennung der deutschen Staatsangehörigkeit ausgebürgert. Im Oktober desselben Jahres entzog ihm die deutsche Reichsregierung die Zulassung als Anwalt. 1936 verurteilte ihm die deutsche Justiz in Abwesenheit wegen Steuerflucht zu einem Jahr Gefängnis und einer hohen Geldstrafe.

1937 wurde auch Werthauers Frau und seinen Kindern die deutsche Staatsangehörigkeit entzogen. Über Werthauer letzte Lebensjahre in Paris ist nur wenig bekannt.

Fußnoten