Lévy, Bernard-Henri

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Bernard-Henri Georges Lévy (* 5. November 1948 in Beni-Saf, damalige französische Kolonie Algerien), „BHL“, wie er sich nennen lässt,[1] ist ein jüdischer Pseudophilosoph, Autor und Kriegstreiber.

Werdegang

Bernard-Henri Georges Lévy („BHL“ – wie er kurz genannt wird) wurde am 5. November 1948 als Sohn der Ginette und des André Lévy[2] in Béni Saf im damals französischen Algerien in eine wohlhabende Industriellenfamilie geboren.[3] In seinem erstem Lebensjahr siedelte die streng-religiöse sephardische jüdische Familie nach Frankreich über, wo Lévy mit Schwester Veronique und Bruder Phillippe in Paris aufwuchs.

Bernard-Henri Lévy besuchte das Lycée Pasteur in Neuilly-sur-Seine und das Lycée Louis-le-Grand in Paris. Ab 1968 studierte er an der renommierten Ecole Normale Supérieure de la rue d'Ulm (ENS), wo er Schüler von Jacques Derrida, Louis Althusser und Jacques Lacan war. 1971 erwarb er den Grad der „agrégation“ in Philosophie, der zur Hochschullehre berechtigt.

Wirken

Nach seinem Studienabschluss engagierte sich Lévy, der sich während der 68er-Studentenunruhen von den Revolutionären ferngehalten hatte, im Bürgerkrieg zwischen Pakistan und Bangladesch (1971/1972). 1972 reiste er selbst ins ostindische Kalkutta, um sich den internationalen Brigaden im Kampf für Bangladesch anzuschließen.

BHL wird häufig als einer der bedeutendsten lebenden Philosophen Frankreichs bezeichnet.[3] Als junger Akademiker hing der Industriellensohn dem Marxismus an. Nachdem er in den 1970er Jahren Professor und Verlagsdirektor geworden war, entwickelte er mit seinem Freund und Abstammungsgenossen André Glucksman die sogenannte „Neue Philosophie“. Nun glaubte er, Nationalsozialismus und Kommunismus als verwandte Barbareien erkannt zu haben, gegen die nur jüdisch-christliche Theologie helfe. Im Verlauf der 1990er Jahre rückte immer mehr der „islamische Fundamentalismus“ als Hauptfeind in sein Blickfeld, dessen Gefolgsleute beispielsweise in Algerien „Babys ermorden, ihnen die Schädel einschlagen, sie lebendig in Bratöfen stecken, Menschen schlachten und ihre Eingeweide als Girlanden aufhängen“.[3] Lévy plädiert für Intervention in einen Staat, wo solches möglich sei („Einmischung des Gewissens“).[3]

Am 1. Dezember 1997 wurde er von den „Israel Nachrichten“ (Tel Aviv) mit den Worten zitiert: „Der Zionismus ist diejenige Ideologie des 20. Jahrhunderts, die sich am besten bewährt hat. Er ist auch weiterhin mit einer großartigen Befreiungsbewegung und mit dem Aufbau einer Demokratie verbunden. Ich bin sehr stolz, mich mit dieser Tradition identifiziert zu haben.“ Lévy ist femer als Romancier hervorgetreten. 1984 erschien sein Erstlingswerk: „Der Teufel im Kopf“.[3] Lévy leitet das „Verlagshaus Bernard Grasset“ mit.[4]

Zu einem vielübersetzten Bestseller wurde der Briefwechsel zwischen Michel Houellebecq und BHL aus dem Jahr 2008 unter dem Titel „Volksfeinde“.[5] Darin sprechen beide Außenseiter der französischen Öffentlichkeit über ihre Stellung im Mediengewerbe, in der politischen Öffentlichkeit und über ihre singulären Erfahrungen. Insbesondere zeichnen beide ihre persönlichen Erinnerungen an öffentliche Verunglimpfungen detailliert nach und reflektieren über die Grenzen, innerhalb derer literarische und politische Öffentlichkeit beeinflußbar sei. Ein Reiz des Buches ist die unerwartete Ähnlichkeit in den Schilderungen der — aus der Distanz betrachtet — so ganz und gar unterschiedlich erscheinenden Autoren.

Anfang März 2011 war Bernard-Henri Lévy nach Libyen gereist und hatte den sog. „Rat der Widerstandsregierung“ dort besucht. Anschließende Gespräche zwischen den libyschen Rebellen, BHL und dem französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy führten zum Votum des UN-Sicherheitsrates für einen Militärangriff gegen Libyen (→Libyen-Konflikt 2011).[6]

Im Mai 2012 forderte Bernard-Henri Lévy das Eingreifen Frankreichs in Syrien (→Syrien-Konflikt 2012).[7] In einem offenen Brief an Frankreichs Präsident François Hollande, der am 30. Mai 2012 in mehreren Zeitungen erschien, fragte er „Wird Frankreich für Hula und Homs tun, was es für Misrata und Bengasi getan hat?“ und erklärte, er wisse, daß der Präsident in Europa mit der Rettung des Euro viel zu tun habe, in Syrien gehe es aber um die Rettung eines ganzen Volkes. Hollande hatte am 29. Mai 2012 in einem Fernsehinterview einen Militäreinsatz nicht ausgeschlossen.

Familie

Seit 1993 ist Bernard-Henri Lévy verheiratet mit der französischen Schauspielerin und Sängerin Arielle Dombasle. Seine Tochter Justine Lévy ist ebenfalls Autorin.

Verweise

Fußnoten

  1. 3Sat, 29. März 2011: „Man musste Gaddafi aufhalten“ - Bernard-Henri Lévy kämpft für Freiheit in Libyen
  2. André Lévy war Multimillionär durch Gründung und Leitung des Holzhandelsunternehmen „Becob“.
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 David Korn: Wer ist wer im Judentum? - FZ-Verlag ISBN 3-924309-63-9
  4. wsws.org, 23. Februar 2000: In Wien demonstrieren 250.000 Aktivisten gegen die FPÖ/ÖVP-Regierung. Die Demonstration stand unter dem Titel: „Widerstand gegen Schwarzblau, gegen Rassismus und Sozialabbau“. Die Demonstrationsteilnehmer kamen aus ganz Österreich, BRD und vielen Teilen Europas. Europaweit und in den VSA fanden weitere Demonstrationen mit Tausenden von Teilnehmern statt. Im Anschluss an die Demonstration fanden sich im Wiener Burgtheater zu einer Pressekonferenz bekannte Künstler und Schauspieler wie Klaus Maria Brandauer, Luc Bondy und Michel Piccoli, aber auch Bernard-Henri Lévy und sein Glaubensbrüder Michel Friedman, der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, zusammen. Unter dem Motto: „Nein zum Rassismus. Nein zum Rechtsextremismus. Für ein offenes, pluralistisches und soziales Österreich. Für ein Europa ohne Rassismus“ forderten sie den Rücktritt der neuen Regierung und erklärten, solange nicht Ruhe geben zu wollen, bis die Regierung freiwillig ihren Rücktritt einreicht. Wer danach die Amtsgeschäfte übernehmen soll, wurde aber nicht gesagt. Der Schriftsteller Doron Rabinovici kündigte an, daß von nun an jeden Donnerstagabend eine Demonstration auf dem Ballhausplatz stattfinden solle. Sie waren aber nicht bereit, vier Jugendliche aus Tübingen zu verteidigen, die am Rande der Demonstration von der Polizeisondereinheit „Cobra“ aufgegriffen und brutal misshandelt worden waren. Ihnen wurden alle Hosentaschen zerrissen, die Handys zerstört und die Schuhe weggenommen. Als sie auf der Abschlusskundgebung darüber sprechen wollten, verwehrten ihnen die Veranstalter das Rederecht. Luc Bondy und Michel Friedman rechterfertigten dieses Vorgehen damit, daß „wir uns in diese Falle nicht hineintragen lassen. Gewalt darf es von keiner Seite geben.“ Nach der Demonstration bedankte sich Innenminister Ernst Strasser (ÖVP) bei den Organisatoren der Großkundgebung für den reibungslosen Ablauf der Demonstration. Er sprach ihnen für ihre „Kooperationsbereitschaft mit der Exekutive“ seinen „persönlichen Respekt“ aus. Aufsehen erregten auch die Auseinandersetzungen vor einem Restaurant in der Josephstraße, in dem Jörg Haider gesehen und von Demonstranten belagert wurde. Der Polizei gelang es, Haider durch einen Hinterausgang in Sicherheit zu bringen.
  5. Michel Houellebecq / Bernard-Henri Lévy: Volksfeinde. Ein Schlagabtausch. DuMont Buchverlag, Köln 2009, ISBN 978-3-8321-9518-2 [Französische Originalausgabe: 2008]
  6. 2011 setzte sich Bernard-Henri Lévy und Daniel Cohn-Bendit energisch für ein militärisches Eingreifen zum „Schutz der Zivilbevölkerung“ in Libyen ein.
  7. Gabriela M. Keller: Drinnen lagen Kinder mit eingeschlagenen KöpfenWelt Online, 28. Mai 2012