Mühsam, Erich
Erich Kurt Mühsam ( 6. April 1878 in Berlin; 10. Juli 1934 in Oranienburg) war ein jüdischer Umstürzler und Schriftenverfasser. Als Beteiligter der sogenannten Zweiten Räterepublik von Eugen Leviné in München wurde er nach ihrem Ende im Mai 1919 zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Erich Mühsam war der Sohn eines Apothekers aus Berlin. Er besuchte u. a. ein Lübecker Gymnasium, von dem er als Untersekundaner wegen „sozialistischer Umtriebe“ von der Schule verwiesen wurde. In Parchim (Mecklenburg) bestand er das Abitur.
Wirken
Nach Abschluß der Schulausbildung arbeitete er an verschiedenen Orten als Apothekergehilfe und schloß sich 1901 in Berlin als freier Schriftsteller der Dichtergruppe „Neue Gemeinschaft“ (Friedrichshagener Kreis der Brüder Julius und Heinrich Hart) an. Dort lernte er Gustav Landauer kennen, der ihn mit der kommunistisch-anarchistischen Bewegung und den Ideen Max Stirners, Pierre-Joseph Proudhons und Michail Bakunins bekannt machte. Damals schloß er Freundschaften mit Peter Hille und Frank Wedekind. 1902 war er Redakteur der Zeitschrift „Der arme Teufel“, 1905 des „Weckruf“.
1910 fand er in München seine Wahlheimat und gab von 1911 bis 1919 die radikalanarchistische Zeitschrift „Kain“ heraus,[1] die er „Zeitschrift für Menschlichkeit“ nannte und von November 1918 bis April 1919 in neuer Folge als „reines Revolutionsorgan“ erscheinen ließ.[2] Wo immer Anarchisten an die Macht kamen, beispielsweise 1909 in Katalonien, oder Kommunisten die Regierung übernahmen, z. B. nach dem Ersten Weltkrieg in Ungarn und Rußland, übten sie grausamen Massenterror aus. Erich Mühsam wollte beide Bewegungen, Anarchismus und Kommunismus, zusammenführen.[1]
Als Freund und Schüler Gustav Landauers war er 1918/19 Mitglied der Münchner Räteregierung, die Meinungsdiktatur und Geiselmord zu verantworten hatte. Mühsam wurde zu 15 Jahren Festungshaft verurteilt, doch schon 1924 amnestiert. Nun trat er in seinem Blatt „Fanal“ für einen Anarchokommunismus ein, der die Weimarer Republik beseitigen und sogar die Weltherrschaft antreten sollte. Er wurde aktiv für die „Rote Hilfe“ und setzte sich insbesondere für Max Hölz ein, der in Mitteldeutschland den bewaffneten Kampf der Roten gegen die Weimarer Demokratie angeführt hatte.
Suizid
Mühsam erhängte sich 1934 auf einer Toilette[3] in Oranienburg.
Über die Deutschen
Zur Auflösung des deutschen Volkes durch Vergewaltigung, Mord, Verrassung und Umvolkung widmete die germanophobe Minusseele und Vertreter Dunkeldeutschlands Erich Mühsam 1923 den Deutschen – und insbesondere den deutschen Frauen – folgende Zeilen:
- Strömt herbei, Besatzungsheere,
- schwarz und rot und braun und gelb,
- daß das Deutschtum sich vermehre,
- von der Etsch bis an den Belt!
- Schwarzweißrote Jungfernhemden
- wehen stolz von jedem Dach,
- grüßen euch, ihr dunklen Fremden:
- sei willkommen, schwarze Schmach!
- Jungfern, lasset euch begatten,
- Beine breit, ihr Ehefrau’n,
- und gebäret uns Mulatten,
- möglichst schokoladenbraun!
- Schwarze, Rote, Braune, Gelbe,
- Negervolk aus aller Welt,
- ziehet über Rhein und Elbe,
- kommt nach Niederschönenfeld!
- Strömt herbei in dunk’ler Masse,
- und schießt los mit lautem Krach:
- säubert die Germanenrasse,
- sei willkommen, schwarze Schmach!
Mühsams Tagebücher (Zitate)
- „Der Elende Tripper. Ununterbrochen macht er sich bemerkbar, stört mich in meinen Absichten, lähmt meine Aktionen, vergiftet meine Laune.“
- „Von vorgestern ist einiges zu notieren, vor allem eine arge Sünde. Emmy verführte mich zum Koitus. Ich warnte sie, ich sträubte mich, ich kämpfte gegen mich, aber ich war schwach. Nun werde ich sie wohl angesteckt haben, und Kätchens Tripper wird die Runde durch München machen.“
Siehe auch
Fußnoten
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