Madoff, Bernard Lawrence

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Bernard L. Madoff (2009)
Bernard L. Madoff Investment Securities-Firmensignet

Bernard „Bernie“ Lawrence Madoff [meidɔf] (Lebensrune.png 29. April 1938 in New York City, Neuyork; Todesrune.png 14. April 2021 in Butner, North Carolina), war ein in den USA lebender jüdischer[1] Milliardenbetrüger und ehemaliger Finanz- und Börsenmakler. Der rechtskräftig verurteilte Kriminelle Madoff richtete im wohl größten Betrugsfall der Finanzgeschichte mit einem über Jahrzehnte lang betriebenen Schneeballsystem in den Jahren bis 2008, bis der Betrug aufflog, unter Kapitalanlegern einen Schaden von rund 65 Milliarden Fed-Dollar an.

Werdegang

Bernard L. Madoff 12-2008.jpg

Mit einer Ersparnis von 5.000 Dollar aus Ferienjobs als Rettungsschwimmer und Installateur für Gartenbewässerungsanlagen, so der unbestätigte Mythos, gründete Madoff 1960 eine Investmentfirma, die 10 Jahre später eine große Anzahl Kunden aufwies, die er vornehmlich in Country-Clubs der sogenannten US-High-Society, wie dem Palm Beach Country Club, gewonnen hatte.

Madoff wirkte an der National Association of Securities Dealers (NASD) mit, die den NASDAQ regulierte. Sein Unternehmen war eine der treibenden Kräfte bei der Entwicklung desselben, und er war persönlich ab 1990 Chairman des Board of Directors (Vorstandsvorsitzender) und Mitglied des Board of Governors (Vorstand der Gouverneure).[2]

Der Finanzmakler besitzt Immobilien in der Upper East Side Manhattans, den Hamptons, Palm Beach und Paris. Zusammen mit seiner Frau Ruth wirkte er nach außen hin angeblich als Philanthrop und Spender für Colleges, Theater, Bildungseinrichtungen, jüdische Charity-Organisationen sowie als Kunstmäzen, natürlich auf Kosten der betrogenen Anleger.[3]

Madoffs Firma Bernard L. Madoff Investment Securities LLC agierte vor allem als Broker an der Börse, aber auch als Investor. Sie ist in einen der größten Betrugsskandale verwickelt, die die Börse New York erlebt hat. Das Wall Street Journal meinte, es sei ein Vorgang, der „sich als der größte Finanzbetrug der Geschichte erweisen könnte“.[4] Das Unternehmen ist als sogenannter Market Maker tätig. Die Bücher des Broker-Hauses, das Anlagegelder für vermögende Kunden und, nach Angaben der New York Times, zwei Dutzend Hedgefonds mit 17 Milliarden Dollar verwaltete[5], hielt Madoff stets unter Verschluß. 1970 stieg sein Bruder Peter B. Madoff in das Geschäft ein.

Verdacht auf kriminelle Machenschaften

Im Dezember 2008 wurde Madoff vom FBI wegen Betruges verhaftet. Die U.S. Securities and Exchange Commission fror das verbliebene Vermögen von rund 70 Millionen Dollar ein. Insgesamt geht es bei dem über Jahrzehnte durchgeführten Schneeballsystem um rund 50 Milliarden Dollar,[6] rund 38 Milliarden Euro.

Madoff wird vorgeworfen, er habe versprochene Gewinne aus immer neuen Kundeneinlagen ausbezahlt, was sich im Laufe der Zeit auf Verluste von 50 Milliarden Dollar summiert habe. Als einer seiner Kunden mehrere Milliarden an Einlagen zurückforderte, brach das System zusammen.[7] Die Securities and Exchange Commission erhob daraufhin am 11. Dezember 2008 Anklage. Der Fall ist am US Bezirksgericht in Manhattan (U.S. District Court for the Southern District of New York, Manhattan) mittlerweile unter der Bezeichnung US versus Madoff, 08-MAG-02735, anhängig. [8]

Anscheinend hatte Madoff vor, sich zu stellen, nachdem sein System, das wohl mindestens seit 1990 betrieben wurde, kurz vor dem Zusammenbruch stand. Seit Dezember 2007 bestanden Probleme, weil Kunden im Zuge der Finanzkrise ihre Einlagen abzogen. Aus den Klageschriften geht hervor, daß Madoff auch seine Söhne Andrew und Mark betrogen hat. Nachdem er ihnen am Abend des 10. Dezember eröffnet hatte, daß von den Milliarden der Anleger nur noch 200 bis 300 Millionen Dollar übrig waren, hatten die Brüder Anwälte verständigt und die Behörden eingeschaltet.

Für die Prüfung der Bücher waren laut der New Yorker Anlageberatung Aksia die Firma Friehling & Horowitzhad verantwortlich, eine Firma mit drei Angestellten: einem 78jährigen in Florida, einer Sekretärin und einem 47jährigen Buchhalter in einem 21,7 Quadratmeter großen Büro in New York.[9]

Geschädigte

Mit Stand vom 16. Dezember 2008 sind unmittelbar Geschädigte unter anderem Emittenten verschiedenartiger Investmentfonds, aber auch wohlhabende Privatpersonen, wie:

  • Fairfield Sentry Ltd, ein Hedgefonds der Walter Noel's Fairfield Greenwich Group. [10] Laut Bloomberg (s. u. ) handelt es sich um den größten Verlust. Er soll bei 7,3 Milliarden Dollar liegen, und umfasst damit mehr als die Hälfte seiner Gesamtanlagen von 14,1 Milliarden Dollar.
  • Die Kingate Global Fund Ltd, ein Hedgefonds der Kingate Management Ltd. [11]
  • Der Hedgefonds Bramdean Alternatives von Nicola Horlick in London. [12][13]
  • Die Maxam Capital Management LLC, gegründet von Sandra Manzke, verlor rund 280 Millionen Dollar.[14] Frau Manzke war selbst eine derjenigen, die Investoren an Madoff vermittelten.
  • Die Tremont Group Holdings Inc., ein Hedgefonds der OppenheimerFunds Inc., hatte die Hälfte seines Anlagevermögens, rund 3,1 Milliarden Dollar bei Bernard Madoff investiert, wie Bloomberg am 16. Dezember meldete.[15]

Die Robert I. Lappin Charitable Foundation, eine karitative jüdische Organisation in Salem, Massachusetts, die beispielsweise Reisen jüdischer Kinder nach Israel finanzierte[16], mußte infolge der Entwicklungen am 12. Dezember 2008 Konkurs anmelden. [17]

Die Schweizer Banque Benedict Hentsch Fairfield Partners SA mit Sitz in Genf gab bekannt, daß sie 56 Millionen Schweizer Franken (47,5 Millionen US-Dollar) ihrer Kunden bei Madoff investiert habe.[18] Nach diesem Bericht sind auch Carl und Ruth Shapiro, wichtige Spender für das Museum of Fine Arts, aber auch die Brandeis University und das Beth Israel Deaconess Medical Centre betroffen. Allein die Shapiros haben danach die Hälfte ihres Vermögens, rund 220 Millionen Dollar, eingebüßt. Ebenfalls geschädigt wurden Avram und Carol Goldberg, die früheren Besitzer von Stop and Shop, einer Supermarktkette, sowie Stephen Fine, Präsident der Biltrite Corp. Wie Reuters berichtet[19], haben allein Schweizer Banken 4,22 Milliarden Dollar verloren. Allein die auf Hedgefonds spezialisierte Union Bancaire Privée, die im Juni noch 127 Milliarden Schweizer Franken verwaltete, verlor über eine Milliarde Dollar. Die Bank Benedict Hentsch, die 7,5 Milliarden Dollar bei Madoff angelegt hatte, war erst im August mit Fairfield Greenwich Group fusioniert worden. Auch die EIM Group, die 2 % ihres Kapitals, oder 220 Millionen Dollar bei Madoff investiert hatte, zählt zu den Geschädigten. Ebenso betroffen sind Notz, Stucki & Cie, von denen noch keine Zahlen vorliegen, sowie Benbassat & Cie. Nicht betroffen ist nach eigenen Aussagen Credit Suisse.

Syz & Co sowie Pictet sind nach eigener Aussage nicht betroffen, ebenso Lombard Odier Darier Hentsch, Mirabaud und die Man Group, GAM (von Julius Baer, Gottex und Rotschild kontrolliert). Julius Baer teilte Reuters mit, es gebe keine Schäden, die UBS teilte mit, die Schäden seien bedeutungslos.

In Österreich sind vor allem Privatanleger geschädigt worden, nach Schätzung der Nationalbank um rund 350 Millionen Euro. Sie hatten in Primeo-Fonds von Pioneer Alternative Investment Management, die zur UniCredit in Mailand gehören, und in Herald Fonds der Bank Medici investiert.[20]

In Italien ist bisher der Fonds Pioneer Alternative Investments der Bank UniCredito, der in Dublin ansässig ist, betroffen. Es handelt sich um 75 Millionen Euro. Mediobanca verneinte jede Investition bei Madoff.[21]

In Frankreich meldet die BNP Paribas Verluste von 350 Millionen Euro. Sie soll nicht direkt, sondern über den Handel und durch Kredite in Mitleidenschaft gezogen worden sein. Der Finanzdienstleister Natixis weist bisher Verluste von rund 450 Millionen Euro auf.[22] Die Société Générale war nach eigenen Angaben mit weniger als 10 Millionen Euro investiert.[23]

Deutlich stärker betroffen ist die spanische Banco Santander, die eine sogenannte „Exposure“ von bis zu 3 Milliarden Dollar aufweist[24], laut Bloomberg möglicherweise auch 3,6 Milliarden. Die Investitionen erfolgten durch das Tochterunternehmen Optimal, das insgesamt rund 10,5 Milliarden Euro verwaltet. Auf eigene Rechnung hat Santander nur 17 Millionen investiert. Die nach Santander zweitgrößte Bank Spaniens, die Banco Bilbao Vizcaya Argentaria SA, verneinte, in Madoff investiert zu sein.

In Großbritannien ist Bramdean Alternatives, das über 9 % seines Kapitals bei Madoff eingesetzt hatte, von hohen Verlusten bedroht. Auch die Royal Bank of Scotland fürchtet Verluste von 400 Millionen Euro,[25] wie AP meldet.

Die HSBC (Hongkong and Shanghai Banking Corporation) ist, wie am 15. Dezember die Financial Times meldete, besonders betroffen, denn sie ist mit rund einer Milliarde Dollar investiert.[26]

Die japanische Nomura meldete Verluste von rund 225 Millionen Euro,[27] und auch Aozora ist mir mindestens 137 Millionen Dollar bei Madoff investiert.[28]

Nach einer Auflistung diverser Medien ergeben sich mit Stand vom 15. Dezember 2008 folgende Verluste:[29][30]


Name Land Verlust in Millionen US$
Fairfield Greenwich VSA 7.300
Banco Santander Spanien 3.600
Kingate Management VSA 2.800
HSBC Großbritannien 1.200
Benbassat & Cie Schweiz 935
Union Bancaire Privée Schweiz 850
Natixis Frankreich 450
Fix Asset Management ? 400
Reichmuth Matterhorn Schweiz 330
Maxam Capital VSA 280
EIM Group Schweiz 230
Shapiro Foundation VSA 145
Banque Bénédict Hentsch Schweiz 48
Madoff Family Foundation VSA 18

Am 16. Dezember 2008 gab Fortis bekannt, durch indirekte Investitionen bis zu einer Milliarde Euro verloren zu haben.[31]

Unter den prominenten Privatinvestoren finden sich neben dem Ehepaar Shapiro auch Steven Spielberg sowie sein Geschäftspartner und Chef von DreamWorks Animation, Jeffrey Katzenberg,[32] sowie Holocaust-Stiftungen wie die von Elie Wiesel.[33]

BRD

Laut Reuters waren keine deutschen Banken betroffen, jedoch nach Informationen der Financial Times Deutschland rund 20 frei vertriebene Dachfonds[118] und Zertifikate und damit private Kunden.

Danach erfolgten deren Investitionen „offenbar über den Umweg zweier von Österreich aus vertriebener Fonds mit den Namen ‚Thema US Equity‘ und ‚Herald US Absolute Return‘ “. Vertreiber war die Wiener Privatbank Medici. Weiter hieß es: „Die […] Gesellschaften – Frankfurt-Trust, AmpegaGerling, Carat, Alceda und Universal-Investment − mussten den Wert der beiden Fonds in ihren Portfolios auf einen Wert von 10 Cent abschreiben. Entsprechend sank auch der Kurs der Dachfonds ab.“ Dies war ein Hinweis auf weitere Schäden, die Kunden durch veränderte außerbörsliche und börsliche Bewertungen entstanden sind. Im Artikel hieß es zudem „Die Depotbank, eine irische Tochtergesellschaft der Großbank HSBC, ist für die Verwahrung der Vermögensgegenstände im Fonds verantwortlich. Sie haftet auch gegenüber Anlegern, wenn sie den Verwahr- und Prüfpflichten nicht nachgekommen ist. Wirtschaftsprüfer ist PricewaterhouseCoopers.“

Namhafte Vertriebsquelle in der BRD war die UBS, die für besonders vermögende Kunden über Dachfonds der UBS Sauerborn Trust in Thema und Herald investierte.

Am 20. Februar 2009 teilte das Finanzministerium mit, daß „153 Millionen Euro über deutsche Investmentfonds in möglicherweise direkt betroffene Madoff-Fonds investiert“ worden seien. Dabei handle es sich um „69 Investmentvermögen“, darunter 35 Spezialfonds, wobei die Zahl der Betroffenen nicht zu ermitteln sei.

Ende April 2009 zeigte sich, daß sich der in der BRD entstandene Gesamtschaden auf über eine Milliarde Euro summierte. Unter den Geschädigten befand sich auch die deutsch-schweizerische Industriedynastie Thyssen-Bornemisza, Nachfahren August Thyssens. Über das Unternehmen TBG in Monaco hatte die Familie bei Madoff investiert.

Zwangsliquidation des Unternehmens

Am 15. Dezember 2008 gab ein New Yorker Richter dem Antrag des Anlegerschutzfonds SIPC statt, das Unternehmen Bernard Madoffs zu liquidieren, um es einem Treuhänder zu unterstellen. Stephen Harbeck, Leiter der SIPC, vermutete jedoch, daß das Unternehmen nur noch geringfügige Reserven besitze. Die SIPC verfügt über einen Reservefonds, um Investoren von Finanzunternehmen mit bis zu 500.000 Dollar pro Kunde beizustehen. Der Reservefonds ist wiederum vom VS-Kongreß genehmigt.[34]

Die Behörden riegelten den 17. Stock von Madoffs Firmensitz an der Third Avenue in Manhattan ab und durchsuchten die Geschäftsunterlagen.

Mysteriöse Todesfälle

Der Franzose Thierry de La Villehuchet hatte 1,5 Milliarden Euro beim Wall-Street-Betrüger Bernard Madoff investiert – und alles verloren. Im Dezember 2008 nahm sich de la Villehuchet das Leben .[35] Der Gründer eines im Madoff-Betrugsskandal an der Wall Street geschädigten Hedge-Fonds wurde laut Medienberichten tot in seinem New Yorker Büro aufgefunden. Die Todesursache des 65jährigen sei den Behörden zufolge noch unklar, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg. Der französischen Zeitung „La Tribune“ zufolge soll sich der Finanzmanager selbst das Leben genommen haben.[36]

Ermittlungen

Laut Anklageschrift bezifferte Madoff vor der Bundespolizei FBI den Umfang seines Schneeballsystems auf 37 Milliarden Euro. Den Riesenbetrug will er ganz allein organisiert haben. Die Ermittler suchten jedoch auch nach möglichen Komplizen. Im Visier: ein enger Mitarbeiter, der seit 30 Jahren mit dem Ex-Chef der VS-Technologiebörse Nasdaq zusammenarbeitete, und mehrere Wirtschaftsprüfer. Unter Beobachtung standen auch die Söhne Madoffs, die eng mit ihm zusammengearbeitet hatten, und eine Nichte, die mit einem Mitarbeiter der VS-Finanzaufsicht SEC – Securities and Exchange Commission – verheiratet ist.

Das FBI nahm Madoff fest und stellte ihn unter Hausarrest. Der Rekordbetrüger war 70 Jahre alt und riskierte 20 Jahre Haft und fünf Millionen Dollar Geldstrafe.

Die Ermittlungsbehörde SEC wurde inzwischen selbst angezeigt – eine Madoff-Kundin will 1,7 Millionen Dollar Schadenersatz.

SEC-Kontrolleure sollen nach Medienberichten bereits Anfang 2006 fragwürdigen Machenschaften Madoffs auf die Spur gekommen sein. Sie hätten ihre Ermittlungen dann aber wieder eingestellt, weil sie die Unregelmäßigkeiten als nicht schwerwiegend genug gewertet hätten.

Nach Medienberichten hatte Madoff zwar zunächst eine Anlagestrategie für seine Kundengelder, die aber scheiterte. Später soll er nur noch wenige oder gar keine Transaktionen mehr ausgeführt haben. Das Geld neuer Kunden ging danach gleich als angebliche Rendite an Bestandskunden.

In Europa haben Fondskunden der spanischen Bank Santander die größte Einzelsumme im Feuer – 2,3 Milliarden Euro.[37]

Der geständige Milliardenbetrüger Bernard Madoff und seine Frau haben ihr Vermögen laut Gerichtsakten auf über 823 Millionen Dollar beziffert.[38]

Anklage

Sein betrügerisches Anlagesystem, das er in den 1990er Jahren gestartet habe, habe schnell eine Eigendynamik gewonnen, die sich nicht mehr stoppen ließ. „Ich dachte, ich könnte es schnell zu Ende bringen und mich und meine Kunden aus der Sache rausholen“, sagte Madoff. „Das erwies sich als schwierig und am Ende als unmöglich.“

Richter Denny Chin erließ anschließend die sofortige Inhaftierung. Polizisten legten dem früheren Chef der Technologiebörse Nasdaq Handschellen an und führten ihn aus dem Saal. Die Monate seit dem Zusammenbruch seines betrügerischen Investment-Systems im Dezember 2008 hatte Madoff unter Hausarrest in seiner New Yorker Luxuswohnung verbringen dürfen.

Madoff war in elf Punkten wegen Betrugs, Diebstahls, Geldwäsche und Urkundenfälschung angeklagt. Der Anklage zufolge hatte er seine Kunden über Jahre hinweg mit einem Schneeballsystem betrogen: Er nutzte die Einlagen neuer Kunden, um seinen Anlegern vermeintliche Investitionsgewinne auszuzahlen. Im Dezember 2008 brach das System zusammen. Anwälte der Opfer bezifferten den Schaden seinerzeit auf 177 Milliarden Dollar. Madoffs Verteidiger Daniel Horowitz wies dies als „völlig übertrieben“ zurück. In VS-Medien war von 50 Milliarden Dollar die Rede. Zu Madoffs Opfern zählen Privatinvestoren, Hollywoodstars, wohltätige Stiftungen und europäische Großbanken.

Verurteilung und Haft

Für den 12. März 2009 wurde der Prozeß anberaumt. Schon eine Woche vorher war bekannt geworden, daß Madoff einen sogenannten Deal anstrebte, in dem er sich schuldig bekennen würde, und damit seiner Familie einen Teil des Vermögens – die Rede ist von 60 Millionen Dollar – sichern wollte. Nach Regierungsangaben aus Massachusetts hat Madoff seiner Frau einen Tag vor seiner Verhaftung 10 Millionen Dollar überwiesen, 15 Tage zuvor 5,5 Millionen.[39]

Madoff saß bereits einen Tag vor Prozeßbeginn im Manhattan Correctional Center (MCC) im Süden Manhattans ein.[40] Der zuständige Richter lehnte eine Kaution in Höhe von 10 Millionen Dollar mit der Begründung der Fluchtgefahr ab.[41]

Der eigentliche Prozeß begann am 13. März 2009 im Bezirksgericht New York und dauerte insgesamt 75 Minuten. Darin gestand Madoff, viele Jahre lang ein Schneeballsystem betrieben zu haben, sowie mit Blick auf die weiteren zehn Anklagepunkte des Wertpapierbetrugs, der Geldwäsche und der Falschaussagen schuldig zu sein.

Zunächst fragte der Vorsitzende Richter Denny Chin jedoch formal korrekt, ob Madoff unter der Einwirkung von Drogen, Alkohol oder Medikamenten stehe. Dann machte er ihn darauf aufmerksam, daß er nach einer Verurteilung jedes Recht auf Wählen, politische Ämter und „das Tragen von Schußwaffen“ verwirkt habe.

Darauf erst verlas Madoff sein fünfseitiges Schuldbekenntnis, das die vielfach zitierten Sätze „Ich bekenne mich schuldig. Es tut mir sehr leid. Ich schäme mich.“ enthielt.[42] Auf die vorgetragenen elf Anklagepunkte bekannte Madoff jedes Mal „schuldig“. Der ganze Vorgang dauerte fünf Minuten, wobei Madoff erklärte, er habe seit Anfang der 90er Jahre die Gelder nicht mehr angelegt.[43]

Dennoch bekannte Madoff sich nur in den Punkten schuldig, in denen ihm eine Schuld bereits zu Lasten gelegt wurde. Joel Cohen, ehemaliger Chefankläger, meinte, Madoff sei „Lichtjahre davon entfernt, kooperativ zu sein“, während Lev Dassin, derzeitiger Chefankläger in Manhattan, ebenfalls nicht mit Madoffs Aussagen übereinstimmte, jedoch nun seine Schuld als erwiesen ansah.

Madoff wurde noch im Gerichtssaal in Handschellen gelegt und abgeführt, was von den Zuschauern mit Beifall begrüßt wurde.

Seine Eingabe, ihn bis zur Verkündung des Strafmaßes auf freien Fuß zu setzen, lehnte das zuständige Appellationsgericht am 20. März 2009 ab.[44][45]

Kurz vor Prozeßbeginn wurde bekannt, daß der unmittelbare Schaden sich auf insgesamt 65 Milliarden Dollar beläuft, die Zahl der Geschädigten auf 4.800.

Madoff wurde am 29. Juni 2009 zu 150 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt[46] und direkt nach der Urteilsverkündung Gefangener des Metropolitan Correctional Center (MCC) in New York City (Reg.-Nr. 61727-054). Am 14. Juli 2009 wurde er in den Federal Correctional Complex Medium, einen Sicherheitstrakt im US-Bundesgefängnis in Butner, North Carolina, verlegt.[47][48][49] Seine Entlassung ist für das Jahr 2139 vorgesehen.[50]

Madoffs Anwalt erklärte am 9. Juli 2009, daß sein Mandant kein Rechtsmittel gegen das Urteil einlegen werde.[51] Er verdient im Gefängnis 40 Dollar im Monat.[52]

Weitere Kompensationen

Am 22. April 2009 kündigte der Vermögensverwalter Notz Stucki an, den um rund 870 Millionen Schweizer Franken Geschädigten einen Ausgleich zu zahlen. Dieser sollte sich auf etwa 120 Millionen Schweizer Franken belaufen und betraf Fälle, in denen Investmentmanager die Entscheidung zur Anlage bei Madoff getroffen hatten. Nur Kunden, die auf eigenen Wunsch bei Madoff hatten anlegen lassen, sollten keine Kompensation erhalten.[53]

Kritik

  • Finanzkrise heißt: stürzende Kurse, Massenarbeitslosigkeit, Staatsbankrotte. Die Verantwortlichen sind gierige Banker und skrupellose Finanzjoungleure. Der bekannteste von ihnen ist Bernie Madoff. In seiner Person bündeln sich alle Klischees vom ‚raffenden Banker‘, der die Volkswirtschaft unterminiert: gierig, skrupellos und – ein Jude. Madoff ist zum Lieblingsfeind aller Globalisierungskritiker avanciert – und nebenbei wird ihm die gesamte Palette antisemitischer Stereotypen angedichtet: Madoff sei gerissen, habgierig und hinterhältig. In seiner Person verdichtet sich die Wahnvorstellung von jüdischer Allmacht – bis hin zum Vorwurf, die Juden seien für den Antisemitismus selbst verantwortlich.“ [54]
Zitat des ehemaligen Ministerpräsidenten Israels, Ariel Scharon: Antisemitismus ist die beste Waffe des Zionismus[55]

Familie

Bernard Madoff hatte den Betrug seinen beiden Söhnen offenbart und war auf deren Hinweis hin festgenommen worden. Mark Madoff, der ältere Sohn von Madoff, nahm sich am 11. Dezember 2010 das Leben, indem er sich selbst aufhängte.[56] Der jüngere Bruder des Milliardenbetrügers Bernard Madoff, Peter Madoff, mußte im Juni 2012 ins Gefängnis. Ihm wurde vorgeworfen, Dokumente gefälscht und die Börsenaufsicht belogen zu haben.[57]

Filmbeiträge

Die Madoff-Affäre – Aufstieg und Fall einer Wallstreet-Legende (Teil 1)



Er galt als Wall-Street-Legende schlechthin, hat die US-Technologiebörse Nasdaq mit aufgebaut und genoß weltweit das Ansehen eines absolut zuverlässigen Finanzgenies: Bernard Madoff. Als er im Dezember 2008 mitten in der Wirtschaftskrise zugab, daß sein Firmenmodell auf dem Schneeballprinzip beruhe, wurde er in wenigen Tagen zum Inbegriff des gierigen und korrupten Betrügers. Madoff gab ein Schuldgeständnis ab und wurde festgenommen. Von März bis Ende Juni 2009 war sein Prozeß, das Urteil lautete 150 Jahre Haft.

Verweise

Fußnoten

  1. tzvee.blogspot.com
  2. Netzseite der Madoff-Gesellschaft zur Firmengeschichte
  3. Profile of a Wall Street star, The Daily Telegraph, 14.12.2008
  4. Wörtlich: „what could prove to be history's largest financial scam“ (Robert Frank, Peter Lattman, Dionne Searcey und Aaron Luccetti:Fund Fraud Hits Big Names, in: The Wall Street Journal, 13. Dezember 2008)
  5. Prominent Trader Accused of Defrauding Clients, New York Times, 11. Dezember 2008
  6. SEC Charges Bernard L. Madoff for Multi-Billion Dollar Ponzi Scheme, Presseerklärung der SEC
  7. Madoff Charged in $50 Billion Fraud at Advisory Firm (Update3), Bericht von Bloomberg, 11. Dezember 2008
  8. Madoff Charged in $50 Billion Fraud at Investment Advisory Firm abgefragt am 11. Dezember 2008
  9. Mitteilung der New Yorker Anlageberatung Aksia (in Englisch)
  10. Madoff's alleged $50 billion fraud hits other investors abgefragt am 13. Dezember 2008
  11. Madoff's alleged $50 billion fraud hits other investors abgefragt am 13. Dezember 2008
  12. Nicola Horlick is a possible victim of the Bernard Madoff scandal
  13. For Investors, Trust Lost, and Money Too
  14. Robert Frank, Peter Lattman, Dionne Searcey und Aaron Luccetti:Fund Fraud Hits Big Names, in: The Wall Street Journal, 13. Dezember 2008
  15. Tremont Invested More Than Half Its Assets With Bernard Madoff, in: Bloomberg.com 16. Dezember 2008
  16. Netzseite der Robert I. Lappin Charitable Foundation
  17. New York Times abgefragt am 13. Dezember 2008
  18. So berichtet The Seattle Times, 13. Dezember 2008
  19. Geneva banks lost more than $4 billon to Madoff: report
  20. Betrugsfall Madoff schlägt höhere Wellen: Spielberg zählt zu den prominenten Opfern, in: NewsAT, 16. Dezember 2008
  21. Market Watch, 13. Dezember 2008
  22. Morningstar, News, 15. Dezember 2008
  23. Presseerklärung, PDF 36 kB
  24. Santander has big exposure to Madoff, Marketwatch, 13. Dezember 2008
  25. RBS says Madoff could cost it 400 million pounds, 15. Dezember
  26. HSBC joins victims of Madoff’s alleged fraud, Financial Times, 15. Dezember 2008
  27. Madoff-Skandal: Drei europäische Banken betroffen
  28. Japan's Aozora has $137 mln exposure to Madoff, Finanznachrichten, 16. Dezember 2008
  29. Nach Angaben der Financial Times Deutschland: Madoff erleichtert Santander um 2 Mrd. Euro, 15. Dezember 2008.
  30. Madoff lässt auch Österreich zittern, 15. Dezember 2008.
  31. Madoffs Anlagefirma aufgelöst, in: Süddeutsche Zeitung, 16. Dezember 2008
  32. Madoffs Anlagefirma aufgelöst, Süddeutsche Zeitung, 16. Dezember 2008
  33. Madoff-Skandal. Ein weiteres prominentes Opfer, 20min.ch, 25. Dezember 2008
  34. Madoffs Anlagefirma aufgelöst, in: Süddeutsche Zeitung, 16. Dezember 2008
  35. Milliardenschwindel, Opfer von Madoff begeht Selbstmord, tagesspiegel.de, 23. Dezember 2008
  36. New York – Von Madoff geschädigter Fondsmanager tot aufgefunden, Deutsche Presse-Agentur GmbH, 23. Dezember 2008
  37. USA – Madoff-Betrugsaffäre: Fondsmanager begeht Selbstmord, euronews.net, 24. Dezember 2008
  38. Madoff-Skandal: Madoff besitzt 823 Millionen Dollar, 20min.ch, 14. März 2009
  39. Madoff plant Deal mit Gericht, in: Manager-Magazin, 9. März 2009
  40. So spekulierte der Tagesanzeiger über Madoffs zukünftige Lebensumstände: Bernard Madoffs neues Leben hinter Gittern, in Tagesanzeiger, 13. März 2009
  41. Ein neues Leben für Häftling 61727-054: 5,5 Quadratmeter für Bernard Madoff, in: RP Online, 13. März 2009
  42. "Er ist ein Monster", in: ZEIT Online, 13. März 2009
  43. Der genaue Wortlaut seines Bekenntnisses findet sich hier: [[[:Vorlage:Toter Link]] Text of Bernard Madoff's court statement, 12. März 2009]
  44. Madoff must stay in jail before sentencing, in: Times Online, 20. März 2009
  45. Madoff stays jailed as appeal denied, Reuters 20. März 2009
  46. BBC NEWS | Business | Fraudster Madoff gets 150 years
  47. BOP Inmate Finder Federal Bureau of Prisons „Inmate Locator – Locate Federal inmates“. Aufgerufen 11. August 2009.
  48. The New York Times − Artikel „Madoff Arrives at Federal Prison in North Carolina“ vom 15. Juli 2009 (Engl.), Aufgerufen 11. August 2009.
  49. reuters.com − Meldung „Madoff's prison life begins in North Carolina“ vom 14. Juli 2009 (Engl.). Aufgerufen 11. August 2009.
  50. http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/us-milliardenbetrueger-bernie-madoff-verdient-im-gefaengnis-dollar-pro-monat-1.1674924
  51. Madoff decides not to appeal his 150-year sentence - Jul. 9, 2009
  52. http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/us-milliardenbetrueger-bernie-madoff-verdient-im-gefaengnis-dollar-pro-monat-1.1674924
  53. Finanznachrichten.de, 23. April 2009
  54. Ein Gift, das lange wirkt: Wird Antisemitismus wieder salonfähig, 3sat, 16. Februar 2009
  55. Diplomatische Krise zwischen Frankreich und Israel: Präsident Chirac verbittet sich Besuch Scharons, dradio.de, 20. Juli 2004
  56. Mark Madoff sei erhängt in seiner Neu Yorker Wohnung aufgefunden worden. Auf den Tag genau zwei Jahre nachdem er seinen Vater angezeigt und so die Lawine ins Rollen gebracht hatte.
  57. Am 29. Juni 2012 morgens nahm das FBI Madoff in New York fest. Gleich anschließend wurde er vor Gericht gebracht. Peter Madoff wurde vorgeworfen, Dokumente gefälscht und die Börsenaufsicht belogen zu haben. Aufgrund einer Einigung mit der Staatsanwaltschaft bekannte er sich des Betrugs und der Urkundenfälschung für schuldig und erklärte, eine Haftstrafe von zehn Jahren zu akzeptieren. Das Urteil wird im Oktober 2012 erwartet. Peter Madoff hatte mehr als 40 Jahre lang in der Anlagefirma seines Bruders gearbeitet und dabei ebenfalls von dem Schneeballsystem profitiert, mit dem Bernard Madoff seine Anleger um rund 20 Milliarden Dollar geprellt hatte. Im Zuge der Finanzkrise Ende 2008 flog der größte Anlagebetrug der Kriminalgeschichte auf. Bernard Madoff wurde zu einer Haftstrafe von 150 Jahren verurteilt.