Nachmann, Werner

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Werner Nachmann (1978)

Werner Nachmann (Lebensrune.png 12. August 1925 in Karlsruhe; Todesrune.png 21. Januar 1988 ebenda) war ein jüdischer Unternehmer, Großbetrüger und Politiker der BRD-Blockpartei CDU. Von 1969 bis 1988 amtierte er als Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland.

Werdegang

Werner Nachmann stammte aus einer angesehenen Karlsruher Kaufmannsfamilie. In Karlsruhe besuchte er nach der Volksschule das Helmholtz-Gymnasium. 1938 wanderte die Familie nach Frankreich aus, wo Nachmann auf das Gymnasium in Aix en Provence ging.[1]

Wirken

Nach der Besetzung von Paris durch deutsche Truppen halfen Franzosen der Familie. Nachmann selbst war im französischen Widerstand aktiv und kehrte als Feldwebel[2] der französischen Armee 1945 nach Deutschland zurück. Er ließ sich wieder in Karlsruhe nieder, wo er am Wiederaufbau der elterlichen Firma Otto Nachmann beteiligt war, die er später übernahm und als Wiederverarbeitungsbetrieb für Textilien ausbaute. Nachmann war ferner im Metallgroßhandel tätig und besaß einen Schmelzbetrieb im Elsaß. Auch als Vorsitzender des Rohstoffverbandes Baden-Württemberg wurde er bekannt.[3]

Nachmann übernahm nach dem Tode seines Vaters von ihm zahlreiche Ehrenämter, unter anderem den Vorsitz der jüdischen Gemeinde in Karlsruhe und 1961 das Amt des Präsidenten des Oberrats der Israeliten Badens. Bundesweit bekannt wurde Werner Nachmann durch seine Wahl zum Vorsitzenden des Direktoriums des Zentralrats der Juden in Deutschland (1965; zuletzt im Februar 1987 wiedergewählt). Er bekleidete das Amt des Sprechers der in Deutschland lebenden Juden über 22 Jahre lang. Seine Stimme erhielt umso mehr Gewicht, als er laute und fordernde Töne vermied und auf die Überzeugungskraft der Vernunft setzte. Das trug ihm manche Kritik aus eigenen Reihen ein. Er selbst bereute seine Rückkehr nach Deutschland im Vertrauen auf eine demokratische Entwicklung nie. Nachmann war auch Vizepräsident der Europäischen Sektion des Jüdischen Weltkongresses.[3]

1972 gehörte Nachmann dem Organisationskomitee der Olympischen Spiele in München an.

Auf seine Initiative entstand 1971 in Karlsruhe der erste Neubau einer Synagoge in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg, 1979 in Heidelberg die Hochschule für jüdische Studien, an der Rabbiner und Kantoren für den jüdischen Gottesdienst ausgebildet werden. Seit 1964 gehörte Nachmann zu den Herausgebern der „Allgemeinen Jüdischen Wochenzeitung“.

Von 1961 bis 1988 war Nachmann Vorsitzender der jüdischen Gemeinde in Karlsruhe und des Oberrates der Israeliten in Baden. 1962 wurde er Mitglied im Zentralrat der Juden in Deutschland, 1965 wurde er ins Direktorium gewählt, und von 1969 an hatte er den Vorsitz inne.

Für Nachmann gab es keine Sonderstellung jüdischer Bürger. Er betonte immer wieder, daß man im gegenseitigen Verständnis zueinander finden müsse, und er teilte die Befürchtung mancher um die christlich-jüdische Zusammenarbeit bemühter, gutwilliger Leute, daß nämlich der vielerorts demonstrierte Philosemitismus als spezielle Bekundung schlechten Gewissens erneut den „Antisemitismus“ wecken könnte. Er warnte aber auch wiederholt davor, Kritik am Staate Israel und seiner Politik in „Antisemitismus“ umschlagen zu lassen. 1985 richtete Nachmann einen moralischen Appell an die Deutsche Bank, für ehemalige Zwangsarbeiter des Flick-Konzerns endlich Wiedergutmachungsleistungen in Höhe von 8 Millionen D-Mark zu leisten.[3] Nachmann war bis zu seinem Tode hochrangiger Funktionär der Zionistischen Internationale und stellvertretender ZDF-Vorsitzender.[2]

Nachmann betrieb in Baden-Baden diverse Modegschäfte, welche knapp vor seinem Tode Insolvenz anmeldeten. Ebenfalls betrieb er im badischen Durmersheim eine Fabrik, die aus tragbarer Kleidung, welche teilweise aus Rot-Kreuz-Spendenbeständen stammten, Reißwolle/Putzwolle herstellte. Auch diese Firma meldete Insolvenz an.

Tod

Im Alter von 62 Jahren erlag Nachmann im Januar 1988 einem Herzschlag (vermutlich Suizid[2]). Es versammelte sich an seinem Grabe die gesamte Prominenz der „Bonner Republik“; die vermeintlich erzwungene Wertschätzung Nachmanns zeigte sich darin, daß der Bundespräsident, der Bundeskanzler und Vertreter aller Blockparteien an der Trauerfeier teilnahmen.

Bundespräsident Richard von Weizsäcker trauerte „um eine herausragende Persönlichkeit und einen Humanisten, dessen Vermächtnis uns alle verpflichtet“. Bundesratspräsident Ernst Albrecht betonte: „Sein aufrichtiger Charakter hat ihm große Anerkennung gebracht.“ Und Kanzler Helmut Kohl sagte der Nation per Direktübertragung der Trauerzeremonie im Fernsehen: „Werner Nachmann hat sich um unser Vaterland verdient gemacht. Er war eine moralische Autorität.“ Von da an allerdings dauerte es nur wenige Wochen, bis Nachmanns Nachfolger als Chef des jüdischen Zentralrates, Heinz Galinski, die Meldung bestätigen mußte, daß sein Vorgänger ein Wiedergutmachungsbetrüger größten Stils gewesen war.[2]

Nachmann-Skandal

Wenige Wochen nach seinem Tode geriet Nachmann ins Zwielicht, als bekannt wurde, daß er offenbar seine kaum kontrollierte Funktion als Vorsitzender des Zentralrats für private Zwecke mißbraucht hatte. Seit 1980 hatte Nachmann Zinsgelder in zweistelliger Millionenhöhe – etwa 33 Millionen DM – aus sogenannten Wiedergutmachungsleistungen der Bundesrepublik Deutschland unterschlagen und zur – vergeblichen – Sanierung seiner maroden privaten Betriebe verwendet.[3]

Nachmann hatte Millionenbeträge aus der deutschen Steuerkasse in seine bankrottreifen Unternehmungen, vor allem in seine marode Lumpensortieranstalt, gesteckt, mit dem Geld aber auch Politiker und Journalisten gefügig gemacht. Die Gaunereien waren möglich geworden, weil CDU-Mitglied Nachmann über beste Beziehungen in allen etablierten Parteien verfügte (Bonn hatte ihm sogar einen Diplomatenpaß zur Verfügung gestellt!) und weil keine deutsche Behörde es gewagt hatte, sein anrüchiges Finanzgebaren unter die Lupe zu nehmen. Die Steuerfahndung war auf höheren Befehl zurückgepfiffen worden, und der Rechnungshof durfte den Zentralrat der Juden ohnehin nicht prüfen. Bei vielen Gelegenheiten, so auch als Redner beim Deutschen Katholikentag 1980, hatte Nachmann, Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes mit Stern und Schulterband, die Deutschen ermahnt, „Schuld zu bekennen“ und dafür „geradezustehen“.[2]

Die Gelder, welche von der Bundesregierung bezahlt wurden, konnten von keiner öffentlich-rechtlichen Körperschaft kontrolliert werden, da sich die Konten dieser Gelder von Nachmann ohnehin bei einer niederländischen Bank in Amsterdam befanden und geführt wurden. Keiner der deutschen Zahlmeister war in der Lage, die Forderung zu stellen, daß diese Gelder im Lande verwaltet werden sollten.

Die Witwe Nachmanns, welche bemitleidenswert jammerte, daß sie nun kein Geld mehr habe und nicht wisse, wovon sie leben soll, bekam von Karlsruher Gönnern dann eine Tätigkeit als Empfangsmitarbeiterin bei der badischen Lokalzeitung „Badische Neueste Nachrichten“ (BNN) in Karlsruhe vermittelt. Nach nur wenige Monate dauernder Tätigkeit bekam man in dieser Zeitung in einer winzigen Randnotiz zu lesen, daß die Witwe Nachmann „über Nacht“ in die Vereinigten Staaten von Amerika ausgewandert sei.

Ein im August 1988 veröffentlichter Zwischenbericht der von Nachmanns Nachfolger Heinz Galinski mit der Aufklärung beauftragten Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Treuarbeit kam auf einen Betrag von 29,4 Millionen D-Mark. Ob es Mitwisser gab, blieb bislang offen, doch erklärte Nachmanns engster Mitarbeiter, der Generalsekretär des Zentralrats, Alexander Ginsburg, angesichts solcher Vermutungen seinen Rücktritt. Heinz Galinski empfand die Verfehlungen des einst hochgeachteten Nachmann als schweren Rückschlag für die Reputation der Juden in Deutschland und beteuerte rückhaltlose Aufklärung. Es ist angesichts der Machenschaften Werner Nachmanns jedoch mehr als zweifelhaft, daß dies jemals gelingt. Der verbliebene Besitz kann den Schaden nur zu einem Bruchteil decken.[3] Der Verbleib der Gelder ist bis heute ungeklärt.

Im Jahre 1989 soll die baden-württembergische Landesregierung – während der Zeit von Lothar Späth – die unterschlagene Summe von etwa 30 Millionen DM den Juden nochmals ausbezahlt haben.

Auszeichnungen

Großes Bundesverdienstkreuz (1975) mit Stern (1979) und Schulterband (1983); 1986 erhielt er den Theodor-Heuss-Preis für seine Verdienste um die „jüdisch-deutsche Aussöhnung und das friedliche Zusammenleben von Juden und Christen in der Bundesrepublik Deutschland“. Nachmann war seit 1985 Ehrensenator der Universität Heidelberg.

Familie

Werner Nachmann war verheiratet und hatte einen Sohn Marc (Lebensrune.png 1970).

Fußnoten

  1. Internationales Biographisches Archiv 45/1988
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 David Korn: Wer ist wer im Judentum? – FZ-Verlag ISBN 3-924309-63-9
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 Munzinger-Archiv GmbH, 1988