Geschichte der Juden
Die Geschichte der Juden reicht bis in das 5. Jahrhundert vor der Zeitrechnung zurück, wobei die zuweilen historische Gleichsetzung der Hebräer und Israeliten (ca. 1475 bis 445 v. d. Z.) mit der als „Juden“ bekannte Volksgruppe und der dem Judentum verpflichtete Religionsgemeinschaft als wissenschaftlich strittig gilt.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Geschichte
- 2 Zeittafel (Überblick)
- 3 Siehe auch
- 4 Verweise
- 5 Fußnoten
Geschichte


Ausbreitung vom 1. bis 19. Jahrhundert

Jüdische Volksausbreitung auf der Erde
vom 1. bis zum 15. Jahrhundert aus Palästina über Nordafrika und Asien nach GermanienZahlenmäßige Ausbreitung[1]
Verbreitung der Juden im Deutschen Reich um 1890
Juden in Palästina
Rückkehr aus dem „Babylonischen Exil“
Nachdem die nach Babylon verbannten Israeliten im Jahre 536 v. d. Z. nach Palästina zurückgekehrt waren, begannen sie in stetem Kampf gegen andere Fremdstämme die um den zweiten Tempel gesammelte Religionsgemeinschaft, deren eigentliche Gestalter Esra und Nehemia waren, aufzubauen und wurden dabei von Hilfsexpeditionen der babylonischen Juden unterstützt. Von diesem Zeitpunkt an werden die Israeliten als Juden bezeichnet.
Durch Organisation des öffentlichen Lebens, Bestimmung der Synagoge als Gemeindehaus, durch Gründung der Lehrhäuser und durch die Einführung des Gebetes neben dem Priesteropfer schufen Esra und seine Nachfolger die jüdische Volksgemeinde. Ferner begründeten sie das für die jüdische Gemeinde typische Thorastudium, welches jedem zur Pflicht gemacht wurde und alle Gemeindezugehörigen teilnehmen ließ.
Zeit Alexanders des Großen
Die Juden waren fortan mehr den religiösen als den weltlichen Problemen zugewandt, so daß die jüdische Gemeinschaft zumeist politisch schwach und in Abhängigkeit von den herrschenden Großmächten war. Nach der Unterwerfung Vorderasiens durch Alexander den Großen im Jahre 330 v. d. Z. entbrannte der jahrhundertelange Kulturkampf gegen das nunmehr weltbeherrschende Griechentum. Ptolemäus I. siedelte größere jüdische Bevölkerungsteile in der neugegründeten Stadt Alexandria an, so daß hier neben Babylon die zweite große Judenkolonie außerhalb Palästinas entstand. Sie wurde zur Hauptstätte des hellenistischen Judentums.
Römische Oberhoheit und jüdische Aufstände

Unter Judas Makkabi rebellierten die Juden in Palästina gegen die Seleukiden und beseitigten 161 v. d. Z. die Fremdherrschaft. Zur Erinnerung daran feiern die Juden die Tempelweihe (Chanukka). Nach hundertjähriger nationaler Selbständigkeit und Ausbreitung der Herrschaft über ganz Palästina kam Judäa während der Partherkriege unter römische Oberhoheit, und mit Hilfe der Römer schwang sich nach meuchelmörderischer Beseitigung der rechtmäßigen Thronanwärter der eomitische Heerführer Herodes auf den Thron und baute den Tempel aus. Herodes war kulturell dem Hellenismus und politisch den Römern zugetan. Unter diesem Herrscher, noch mehr unter der Mißwirtschaft der nach 4 n. d. Z. in Judäa sitzenden römischen Statthalter fühlten sich weite Kreise religiös, politisch und wirtschaftlich so bedroht, daß immer wieder neue Führer mit dem Anspruch auftraten, der Messias zu sein. Örtliche Unruhen in Cäsarea führten 66 n. d. Z. zu dem entscheidenden, vom Glaubenseifer bis zur Sinnlosigkeit übersteigerten Freiheitskampf. Nach mehrfacher Ablehnung römischer Friedensangebote wurde Jerusalem im Jahre 70 erobert; die Kriegsgefangenen wurden teils nach Rom, teils in entlegene römische Provinzen (u. a. Spanien, Rhein, Donau) verbannt.
Nach nochmaliger Erhebung der restlichen Juden im Jahre 132 unter Simon Bar Kochba, der als Messias auftrat, wurden die jüdischen Siedlungen durch den römischen Kaiser Hadrian dem Erdboden gleichgemacht.
Die um 700 v. d. Z. durch Propheten mehrfach vorausgesagte Verstreuung (hebr. Galuth, griech. diasporá) der Juden über alle Länder trat nun ein. Angefangen hatte sie mit dem Babylonischen Exil, welche zur Bildung großer außerpalästinensischer Judenkolonien in fast allen Teilen der damaligen Kulturwelt geführt hatten. Die bisher um Judäa konzentriete Geschichte der Juden löste sich nun in zahlreiche Einzelgeschichten von sehr verschiedenem Inhalt auf. Die in Palästina verbleibenden, zunächst um das Lehrhaus von Jabue, später um das von Tiberias gesammelten Juden behalten für die Feststellung der Tradition in Auslegung (Mischna) und Bibeltext starke Bedeutung.
Diaspora
Die Juden zählten im 5. Jahrhundert v. d. Z. rund 450.000 Menschen. 400 Jahre danach lebten schon 4½ Millionen Juden auf der ganzen Welt. Diese Zuname war teils durch den natürlichen Kinderreichtum der Juden, teils aber auch durch das Einströmen von Nichtjuden als Proselyten in die jüdische Religions- und Volksgemeinschaft bedingt.
Ein großer Teil der Juden wanderte nach deren letzten Erhebung gegen die Römer in Palästina nach Babylon aus. Diese Judengemeinde übernahm fortan die Führung des verstreuten Volkes. Hier lebte der „Exilarch“ (aramäisch resch galuta, „Haupt der Diaspora), das anerkannte Oberhaubt der Juden, hier tagte der „Rat der Weisen“, vereinigten die Lehrhäuser die geistige Elite der Jugend und wurden die großen Konzile abgehalten, die das misaische Gesetz den neuen Daseinsbedingungen anpaßten und deren Diskussionsberichte den Hauptinhalt des „Babylonischen Talmuds“ bilden. Auch in Kleinasien, dem Kaukasus, in China und Japan ließen sich Juden nieder.
Die von den Römern als Kriegsgefangene verbrachten Juden in Spanien genossen unter den Goten bis zur Christianisierung volle Freiheit. Sie wurden mit ihrem Händlertum als Pioniere eines unbekannten Wirtschaftslebens erlebt. Als sich die Juden weigerten, ebenfalls das Christentum anzunehmen, begannen um 613 erste Verfolgungen.
Von den Arabern wurden die Juden bei der Eroberung der iberischen Halbinsel im Jahre 711 als landeskundige Mittler zwischen arabischer und europäischer Kultur begrüßt. Das (sephardische) Judentum erlebte zwischen 800 und 1500 eine Glanzzeit und die Juden konnten erstmals seit der Verstreuung ihre Kräfte entfalten. Nach der Vertreibung der Araber verstanden es die Juden, sich bei der Verwaltung des entvölkerten Landes hervorzutun und nahmen unter den spanischen Königen Stellungen bis zu den höchsten Staatswürden ein.
Durch die 1478 eingerichtete Inquisition wurde 1492 ein Ausweisungsdekret erzwungen, woraufhin 200.000 Juden mittellos das Land verlassen mußten.
Im Jahre 1495 vertrieb Manuel I. auch die Juden aus Portugal, da sie in Massen (ca. 100.000) aus Spanien kamen. Diejenigen Juden, die gezwungen oder, um hierdurch den Aufenthalt zu erhalten, die Taufe angenommen hatten, blieben als Scheinchristen.
Die ausgewanderten Juden breiteten sich an den Küsten des Mittelmeeres und des Atlantischen Ozeans aus; so entstanden die Siedlungen der „spanischen Juden“ in Italien, Marokko, Algier, Tunis, Saloniki und in anderen Städten der damaligen Türkei, wo sie in den Dienst der Sultane kamen.
Judenordnung
Die Judenordnungen waren seit dem 16. Jahrhundert im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation durch die Landesfürsten erlassenen Landesgesetze, die zur Ablösung der vertraglichen Judenschutzbriefe führten. Zu den bekanntesten gehörten folgende:
- Kurkölnische Judenordnung von 1599
- die Judenordnung für das Erzstift Köln, eine Abänderung der Judenordnung von 1592 des Kurfürsts und Erzbischofs Ernst von Bayern (1554–1612), verbot z. B. das Eintreiben von Schulden an Sonn- und Feiertagen, gestatte die Schlachtung von Vieh und den Handel mit Fleisch nur für den eigenen Verbrauch, hob aber die Verpflichtung, einen gelben Ring auf der Kleidung zu tragen auf, was jedoch in der Judenordnung von 1686 wieder eingeführt wurde.
- Judenordnung des Hochstifts Münster von 1662
- Revidiertes General-Privileg von 1750[2]
- Der Erlaß gliederte die preußischen Juden in sechs Klassen mit unterschiedlichem Niederlassungsrecht:
- I. Zur ersten Klasse zählten die Wohlhabendsten, die mit einem persönlichen Privileg (Schutzbrief) versehen wurden, das sie christlichen Bürgern gleichstellte. Sämtliche legitimen Kinder dieser in der jüdischen Gemeinde „Hausväter“ genannten Generalprivilegierten waren niederlassungsberechtigt, ebenso ihre zahlreiche jüdische Bedientenschaft. Aus ihnen erwuchs die jüdische Elite der Berliner Haskala in der Aufklärung.
- II. Die Schutzjuden der zweiten Klasse durften sich nur in dem ihnen zugewiesenen Ort aufhalten; dieses Wohnrecht war auf ein Kind vererbbar, zwei weitere konnten gegen Nachweis von 1000 Talern angesetzt werden.
- III. Die Rechte der außerordentlichen Schutzjuden waren nicht vererbbar, aber gegen 1000 Taler auf nur ein Kind übertragbar. Zu dieser dritten Klasse gehörten die freien Berufe – Ärzte, Anwälte, Künstler – sowie ausgesuchte Handwerker wie Brillenmacher.
- IV. Die vierte Klasse stellten Rabbiner und Gemeindeangestellte, deren Wohnrecht an die Anstellung gekoppelt war.
- V. Zur fünften Klasse gehörten die geduldeten Juden, die als Kinder von Juden der zweiten, dritten und vierten Klasse keine eigene Wohnerlaubnis erworben hatten. Sie waren rechtlos, die Heirat war ihnen verboten, wenn sie nicht in die beiden oberen Klassen heirateten.
- VI. Ein Heiratsverbot hatten auch die Dienstboten und kaufmännischen Angestellten der Schutzjuden, die die sechste Klasse bildeten.
- Der Erlaß gliederte die preußischen Juden in sechs Klassen mit unterschiedlichem Niederlassungsrecht:
- Badisches Judenedikt von 1809
- Preußisches Judenedikt von 1812
- Bayerisches Judenedikt von 1813
Neuzeit
Juden in Amerika und Sklavenhandel
Der Sklavenhandel lag weitgehend in jüdischen Händen. Sklavenschiffe brachten in der größten Deportation der Weltgeschichte mindestens 13 Millionen Menschen von Afrika nach Amerika. In Afrika wurden ganze Regionen entvölkert. Mit dem „schwarzen Holocaust“ befassen sich Historiker wie beispielsweise Tony Martin. Juden waren die größten Schiffsausrüster für Sklavenschiffe in der karibischen Region. Die Schiffe gehörten nicht nur Juden, sondern wurden auch von Juden bemannt und segelten unter dem Kommando jüdischer Kapitäne.[3]
Die älteste Erwähnung verkaufter und gekaufter Menschen findet man im 5. Buch Mose im 15. Kapitel. Dort wird berichtet, daß schon vor mehr als 3.200 Jahren die Juden den Menschenhandel kannten. Die Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit hat gezeigt, daß der Sklavenhandel von Juden im größten Maß getätigt wurde, und daß er geradezu eine Spezialität der Juden war und ist.[4]
Zunehmende Hintergrundmacht der Juden („Emanzipation“) im 18. Jahrhundert

Um 1700 lebten in der Mark Brandenburg 2.500 jüdische Familien, 1795 waren es 8.000. Die Berliner Judenliste von 1752 wies 321 Familien aus, überwiegend Großhändler, Fabrikanten, Makler und Geldwechsler.
König Friedrich II. unterteilte Juden je nach vermeintlicher „Staatsnützlichkeit“ in sechs Gruppen mit unterschiedlichen Rechten. Entsprechend dem „Revidierten General-Privilegium und Reglement für die Judenschaft“[5] vom April 1750 besaßen die „ordentlichen Schutzjuden“ weitgehend freies Handels- und Niederlassungsrecht. Es waren Vermögende: Bankiers, Münzmeister, Manufakturbesitzer oder Seidenhändler, die ihren Ost-West-Handel vornehmlich über Breslau abwickelten und durch ihre Geld-, Zins- und Kreditmacht zunehmend die adligen Herrscherhäuser in ihre Abhängigkeit brachten, hierdurch zunehmend – wenn auch im Hintergrund stehend – politischen Einfluss ausübten.
In Preußen gab es unter Friedrich II. 63 „ordentliche Schutzjuden“ und 203 Schutzjuden der zweiten Klasse. Letztere durften sich nur am zugewiesenen Ort niederlassen. Wohnrecht war nur auf ein Kind vererbbar und wurde bei jedem weiteren Kind nur mit dem Nachweis von mindestens 1.000 Talern bewilligt. Zur dritten Klasse gehörten die „außerordentlichen Schutzjuden“, die vor allem in den freien Berufen tätig waren: Arzte, Anwälte und Künstler beispielsweise. Ihre Rechte konnten sie nicht vererben. Zur vierten Klasse gehörten Rabbiner. Sie durften weder Handel noch Gewerbe betreiben und behielten Wohnrecht nur für ihre Amtszeit. Zur fünften Klasse wurden Angehörige im väterlichen Haushalt gerechnet. Der sechsten Klasse schlug man Dienstboten, Kontorschreibern und Haushaltshilfen zu.
Um den weiteren Zuzug vor allem von Juden aus Polen einzuschränken, verschärfte Friedrich II. wiederholt die Aufenthaltsbedingungen und erhöhte die außerordentlichen Abgaben, etwa für die Rekrutenkasse, für die Feuerversicherung, Konzessionsgelder und Schutzgebühren. Privilegierte Juden durften nicht mehr als vier Häuser besitzen. Der Zugang zum Militär und zum Staatsdienst blieb ihnen ebenso verwehrt wie der Eintritt in Handwerkerzünfte.
Unter Friedrich II. durften die Juden nicht außerhalb von Städten wohnen, auch keine Landwirtschaft betreiben. Der Handel mit Wein, Holz oder Wolle blieb ihnen ebenfalls versagt.
Trotz der Restriktionen stieg die Anzahl jüdischer Einwanderer nach Brandenburg-Preußen kontinuierlich. 1784 zählte die jüdische Gemeinde in Berlin 3.372 Mitglieder. Der relativ hohe Zuzug jüdischer Immigranten nach Preußen erklärt sich aus den besseren Bedingungen für ihre Geschäftstätigkeit und der relativen Rechtssicherheit, die Juden dort im Vergleich zu anderen deutschen Fürstentümern hatten.
Einzig die Hofjuden, eine Handvoll königlich privilegierter Bankiers, wurden in ihren Rechten christlichen Kaufleuten gleichgestellt. Die Fabriken jüdischer Kredithändler, die sich mit ihren Gewinnen verstärkt in Unternehmen einkauften, hatten bereits einen bedeutenden Anteil an der schlesischen Leinenproduktion, an der Herstellung von Luxusgütern, die exportiert wurden, und am Salzhandel. Privilegierte Juden durften sich nach der Mode kleiden und rasieren.
Die sogenannte Aufklärung seit dem 18. Jahrhundert und die damit verbundenen egalitären Tendenzen eröffneten dem Judentum und insbesondere dem Finanzjudentum neue Möglichkeiten. Von England ging 1714 durch die Schrift John Tolands „Reasons for the naturalizing the Jews Great Britain and Ireland“[6] und durch das Parlamentsgesetz von 1740 das euphemistische Schlagwort der „Judenemanzipation“, d. h. einer „Gleichberechtigung“ der Juden mit den Bürgern des Landes (ohne daß hierbei allerdings die Juden die gleichen Pflichten als Staatsbürger übernahmen), aus.
Einer der einflußreichsten sogenannten Aufklärungsphilosophen dieser Zeit war Moses Mendelssohn (1729 bis 1768), ein im strengen mitteralterlich-talmudistsichen (→ Talmudismus) Geist erzogener Jude. Die zunächst politisch-geistige „Emanzipation“ der Juden nahm gegen Ende des 18. Jahrhunderts immer größere Dimensionen an und führte rasch zur gesellschaftlichen und politischen „Emanzipation“ bzw. brachte die Gleichstellung mit den Bürgern des Landes, d.h. das innerhalb anderer Völler lebende jüdische Volk erwarb sich somit Bürgerrechte und -privilegien innerhalb von abendländischen Staaten, deren Trägervölkern gegenüber sie aber stets fremd und feindlich bzw. nur stets im eigenen jüdischen Interesse agierten. Im Jahre 1776 wurde durch die „Erklärung der Menschenrechte“ der nordamerikanischen Staaten diese „Gleichberechtigung“ dann erzwungen. Zum Durchbruch kam diese fatale Entwicklung gegen den heftigen Widerstand der Geistlichkeit durch die Französische Revolution im Jahr 1789 und wurde Gesetz. Verstärkt traten Juden den Freimaurer-Logen bei.
„Emanzipation“ im 19. Jahrhundert


Auch in Deutschland erlangten Juden die bürgerliche „Gleichstellung“, so in Preußen (1812) unter maßgeblicher Mitwirkung von Wilhelm von Humboldt. Humboldts Lehrer, Christian Wilhelm von Dohm, schrieb auf Moses Mendelsohns Veranlassung über die Emancipation der Juden (1781) und eine französische Schrift über die Colonie von Surinam.[7] Gotthold Ephraim Lessing setzte sich durch sein Drama „Nathan der Weise“ im Jahr 1779 als erste führende Persönlichkeit für die Gleichberechtigung in Deutschland vergeblich ein.
In den außerfranzösischen Ländern wurde die „Emanzipation“ durch Napoleon I. meist gegen den Widerstand der seinerzeit noch nicht genügend egalitär indoktrinierten Bevölkerung durchgesetzt, infolge der Freiheitskriege wurde den Juden noch einmal immerhin ein Teil ihrer bis dahin erlangten Macht wieder entzogen; jedoch setzte sich im Laufe des 19. Jahrhunderts dann die weitgehende Gleichstellung der jeweils volksfremden Juden in Europa mit Ausnahme des zaristischen Rußlands durch.
Juden agitierten auch für die Märzrevolution von 1848, welche unter dem Schlagwort der „Judenemanzipation“ wegbereitend war für den enormen politischen Machtzuwachs derselben in Deutschland[8]. Einige Juden gehörten zu den sogenannten Märzgefallenen und in den neu entstandenen Parlamenten agierten zahlreiche Juden, wie z. B. Johann Jacoby oder die beiden zum Christentum „übergetretenen“ Abgeordneten Johann Gustav Heckscher und Eduard von Simson mit. Anläßlich der Frankfurter Nationalversammlung am 28. August 1848 kam es zu einer Debatte über die Grundrechte. Der Württemberger Moritz Mohl hatte deren Geltung für Juden wegen ihrer Fremdstämmigkeit bezweifelt, was der jüdische Rechtsanwalt und Abgeordnete Gabriel Riesser zurückwies.[9]
Infolge der Revolution von 1848 kam es zu zahlreichen antijudaistischen Ausschreitungen in vielen süddeutschen Orten sowie in Posen. Weitere Aufstände gegen Juden fanden in Prag, Preßburg und Budapest statt. Trotz der Niederschlagung der Revolution kam es in etlichen europäischen Staaten nun zu einem politischen und gesellschaftlichen Aufstieg der Juden, eines fremden Volkes innerhalb der abendländischen Völker.
Im Jahre 1869, unmittelbar vor der Reichsgründung, erfolgte dann die sogenannte „Emanzipation“ der Juden in ganz Deutschland. Parallel dazu wuchs im 19. Jahrhundert auch der aus völlig fremden, nichtabendländischen sittlichen Quellen schöpfende geistige – insbesondere literarische – Einfluss der Juden in Europa. So entstand in jener Zeit dann auch das wohl einflußreichste jüdische Literaturerzeugnis, „Das Kapital“ von Moses Mordechai Levy alias Karl Marx, welches die doktrinäre Grundlage bildete für die tiefgreifendsten Zerstörungen und genoziden Barbareien des späteren Bolschewismus/Kommunismus nebst dessen egalitären Spielarten Demokratismus und Liberalismus.
Napoleon und die Juden – das Dekret von 1806
- „Die neue zerstörende und zugleich aufbauende Kraft, in der sich despotische Willkür mit Revolutionsfreiheit paarte — diese wilde, über das Leben Europas hereingebrochene Gewalt ging auch an dem jüdischen Volke nicht ohne Wirkung vorüber. Napoleon I. war für die Juden Unterdrücker und Befreier in einer Person, ein guter und ein böser Genius; das Verhältnis des Weltbezwingers zu einer Nation, die von der Welt nicht niedergerungen werden konnte, zeigte eine Mischung von Niedertracht und Größe. [...] Der Kaiser musste das Werk zu Ende führen, das der erste Konsul unternommen hatte. Aber dieses neue Unternehmen war mehr vom Geiste des Verdachtes und der Befürchtungen als von dem der Hochachtung für die ‚Ewigkeit des jüdischen Volkes‘ getragen. Napoleon, der dem jüdischen Leben vollständig fern stand, bildete sich einen Begriff davon auf Grund flüchtiger, bei Feldzügen empfangener Eindrücke, privater Beschwerden und offizieller Berichte. Unter dem bunten, aus verschiedenen Völkerschaften zusammengesetzten, durch die Uniform nivellierten Heere bemerkte er die jüdischen Soldaten nicht, um so weniger als diese Soldaten des öfteren ihre Abstammung unter militärischen Pseudonymen verbargen (§ 20); dafür aber fielen ihm die Scharen jüdischer, dem Heere auf die Spur folgender Händler in die Augen, die der Geldbeute überall nachjagten, wo der Führer der französischen Truppen auf Kriegsbeute ausging. Als der Kaiser im Jahre 1805 aus dem Feldzuge von Austerlitz zurückkehrte und durch Straßburg zog, bekam er mehrere Klagen gegen die Juden zu hören [...] Als Napoleon nach Paris zurückkehrte, befand er sich in einem Zustande äußerster Missstimmung gegen die Juden und fasste den festen Beschluss, einen Kampf gegen sie aufzunehmen, der nötigenfalls bis zur Verletzung ihrer Gleichberechtigung gehen sollte. Er gab dem Staatsrat den Befehl, diese Frage einer sofortigen Erörterung zu unterziehen. [...]
- Alle diese Konferenzen hatten das aus zwei Teilen bestehende kaiserliche Dekret vom 30. Mai 1806 zur Folge. Im ersten Teile wurde befohlen, die Vollstreckung aller gerichtlicher Urteile betreffend die Schuldforderungen jüdischer Gläubiger an die ländliche Bevölkerung in den Departements des Ober- und Niederrheins und anderer deutscher Gebiete für die Dauer eines Jahres einzustellen. Im zweiten Teile wurde verkündet, dass am 15. Juli 1806 eine Versammlung von Personen, die sich zum jüdischen Glauben bekennen und in Frankreich sesshaft sind, in Paris einzuberufen sei. Die Versammlung soll aus mindestens 100 Personen bestehen, die sämtlich von den Präfekten unter den geistlichen und weltlichen Vertretern der jüdischen Gemeinden zu wählen sind. Beide Teile des Dekrets wurden in der Einleitung mit dem zwiefachen Wunsch begründet — einerseits der von dem jüdischen Wucher umgarnten ländlichen Bevölkerung behilflich zu sein, andererseits in den Juden alle die ‚Gefühle bürgerlicher Moral zu wecken, die infolge eines langwierigen Verharrens im Zustande von Erniedrigung, den wir jedoch weder unterstützen noch erneuern wollen, bei einem beträchtlichen Teile dieses Volkes eine Schwächung erlitten haben.‘ [...] Napoleon, der mit der Abänderung der Landkarte beschäftigt war, hatte nicht viel Zeit übrig, um an die Juden zu denken. Das Jahr der ‚jüdischen Parlamente‘ (1806 — 1807) war zugleich das Jahr der schärfsten politischen Krisen: Der Rheinbund wurde ins Leben gerufen, Preußen wurde endgültig geschlagen und gedemütigt, aus Polen wurde das Herzogtum Warschau herausgeschnitten, der Tilsiter Friede wurde geschlossen. Der Erschütterer der Throne, der Herrscher über das gebändigte Europa hatte unter diesen Umständen nicht die geringste Neigung, sich mit den jüdischen Angelegenheiten abzugeben.“[10]
Befreiungskriege
Nach dem „Edikt betreffend die bürgerlichen Verhältnisse der Juden in dem Preußischen Staate“ vom 11. März 1812[11] des Königs von Preußen wurden Juden zu gleichberechtigten Staatsbürgern erhoben[12] und damit erstmals in Deutschland (formalrechtlich mit den Christen gleichgestellt) militärpflichtig bzw. wurden zum Kriegsdienst (Miltair-Konscription) eingezogen.
- „§ 16. Der Militair-Konscription oder Kantonpflichtigkeit und den damit in Verbindung stehenden besondern gesetzlichen Vorschriften sind die einländisehen Juden gleichfalls unterworfen. Die Art und Weise der Anwendung dieser Verpflichtung auf sie, wird durch die Verordnung wegen der Miltair-Konscription näher bestimmt werden.“
Bereits ein Jahr später nahmen die ersten Juden an den Befreiungskriegen 1813-1815 gegen den Tyrannen Napoleon teil. 1847 wurde mit dem preußischen Judengesetz eine privatrechtlich noch größere Rechtsgleichheit in allen preußischen Landesteilen, auch in den im Wiener Kongreß an Preußen zurückgegebenen Provinzen, hergestellt.
Wiener Kongreß 1815
- „Im Zuge der Napoleonischen Kriege hatte sich eine Reihe jüdischer Fabrikanten und Banquiers aus den besetzten deutschen Ländern - dem Elsass, dem Rheinland, aus Württemberg, Bayern, aus Breslau, aber auch aus dem wohlhabenden, selbstbewussten Böhmen entschieden, nach Wien zu emigrieren, um der unübersichtlichen politischen Lage auszuweichen. Jüdische Gemeinden wie Frankfurt entsandten später Delegierte an den Wiener Kongress mit dem Auftrag, einheitliche Rechtsvorschriften zugunsten der jüdischen Bevölkerungsteile in Europa auszuhandeln. [...] Hier unterstützten sie die Kräfte der Restauration und deren Truppen gegen Napoleon - in der Hoffnung, mit bürgerlichen Rechten belohnt zu werden, wenn man sich solcherart als nützlicher, ‚treuer‘ Staatsbürger bewiesen hatte. Also betätigten sich Juden aus Deutschland, Böhmen, Schlesien als Kriegsfinanciers. Ihre Verehrung galt Napoleon - und doch huldigten sie dem österreichischen Kaiserhaus. In einem Zwiespalt zwischen dem Anspruch auf bürgerliche Rechte und der eingeübten Loyalität gegenüber dem Herrscher, rangen die Wiener Juden im Vormärz um die existentielle Absicherung von Aufenthalt und Berufswahl, aber auch um die staatlich garantierte Religionsausübung. [...] So kamen Kooperationen mit Fürst Klemens Metternich zustande, oder mit Wilhelm von Humboldt, der sich als Fürsprecher der jüdischen Sache in den Sitzungen des Wiener Kongresses einschaltete. Dass Metternich den gefeierten Feldherrn Lord Wellington unmittelbar nach dessen Ankunft in Wien als erster gesellschaftlicher Termin ausgerechnet im Salon des Juden Leopold Herz einführte, zeigt das Gewicht, das den Wiener Juden in den Verhandlungen beigemessen wurde. [...] Wie sehr sich auch die Hoffnungen nach dem Ende der Koalitionskriege auf den Wiener Kongress mit seiner politischen und territorialen Neuordnung des europäischen Staatensystems richteten, so scheiterte das ambitiöse Ziel doch am Widerstand der Delegierten. Selbst Preussen schwächte seine judenfreundlichen Rechtsvorschriften wieder ab.“[13]
Reformjudentum, Auflösungserscheinungen, Antijudaismus
Der alte und starre Talmudismus löste sich immer mehr auf und es entstand ein „liberales“ Judentum (auch „Reformjudentum“), das die Schriften des Alten Testamentes und den Talmud eher geschichtlich bewerteten. Dem gegenüber stand und steht die überlieferungstreue Richtung (Orthodoxes Judentum). Außerhalb dieser beiden Richtungen entstand jedoch eine immer breitere Masse von religiös Gleichgültigen, die sich taufen ließen und/oder Mischehen mit Nichtjuden eingingen.
Die immer weiter fortschreitende Assimilation der Juden brachte ein allmähliches Aufgehen. Sie glichen sich zwar in sehr starkem Maße an, verloren aber nicht ihre in einer 2.000jährigen Geschichte festgehaltenen Wesensart. So führte dieser Weg nicht zu der beabsichtigten Eindeutschung der Juden, sondern zu einer fortschreitenden Veränderung der Wirtschaft und Politik, des Schrifttums und der Kunst, überhaupt fast aller Bereiche des nationalen Lebens und wurde so zu einer Gefahr für das völkische Eigenleben des deutschen Volkes. Dieses Phänomen wurde umgangssprachlich auch „Verjudung“ genannt.
Zionismus
In Westeuropa brachte der Antijudaismus die durch Assimilation an die Landeskultur und durch Schwächung der Religion stark in Zersetzung begriffenen Juden gegen Ende des 19. Jahrhunderts erneut zur Sammlung und neuen Belebung. In Frankreich wurde unter Führung des jüdischen Justizministers die „Alliance Israélite Universelle“ zur internationalen Hilfeleistung bedrängter Juden gegründet, im Deutschen Reich zur Abwehr antijüdischer Angriffe und zur Verteidigung der staatsbürgerlichen Ehre der Juden der „Zentralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens“ ins Leben gerufen.
20. Jahrhundert
Nationalsozialismus
Von einschneidender Bedeutung für die jüdische Geschichte wurde der Sieg der nationalsozialistischen Bewegung im Deutschen Reich, wo die Judenfrage durch die kulturellen und politischen Verhältnisse in der Weimarer Republik besonders brennend geworden war. Im Deutschen Reich zählte man 1935 etwa 500.000 Juden mosaischen, 300.000 nichtmosaischen Glaubens und 750.000 jüdische Mischlinge (Halb- und Vierteljuden mit einem jüdischen Eltern- oder Großelternteil).[14]
Durch ihre seit Jahrhunderten andauernde Heimatlosigkeit sieht der Nationalsozialismus die Juden als ein Volk an, das den „Zusammenhang mit dem Boden“ verloren hat und daher aufhört schöpferisch tätig zu sein und dadurch zu wahren Kulturleistungen unfähig ist. Sie hätten sich im Laufe der Geschichte aller Völker als ein Zersetzungselement erwiesen, das die Loslösung von Blut und Boden auch bei den Wirtsvölkern betreibt und dadurch Unheil über sie bringt. Allerdings warnte auch Joseph Goebbels in den „10 Geboten für jeden Nationalsozialisten“ davor, ein „Radauantisemit“ zu sein.
Beamten- und Blutschutzgesetz
Aus dieser Auffassung heraus führte die NSDAP den Kampf gegen die Juden, und auf ihr beruhten die Maßnahmen des Dritten Reiches, die sich grundsätzlich nicht gegen den einzelnen Juden richten sollten, sondern gegen das Judentum an sich. Durch das Reichsgesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933, das den Arierparagraphen enthielt, war der Ausschluß der Nichtarier von allen beamteten oder amtsähnlichen Stellen sowie von Presse, Theater und Film verfügt worden, zunächst auch mit Einschränkungen. Auf dem Reichsparteitag am 15. September 1935 wurde das „Gesetz zum Schutz des deutschen Blutes und der deutschen Ehre“ erlassen; es verbot Volljuden die Eheschließung und den außerehelichen Verkehr mit deutschen Staatsangehörigen deutschen oder artverwandten Blutes, ferner ab 1. Januar 1936 die Beschäftigung weiblicher Staatsangehöriger deutschen oder artverwandten Blutes unter 45 Jahren in ihrem Haushalt. Gleichzeitig wurde den Juden das Hissen der Hakenkreuzflagge als der deutschen Reichsflagge und das Zeigen der deutschen Reichsfarben verboten, das Zeigen der Jüdischen Farben erlaubt und geschützt. Das Reichsbürgergesetz versagte den Juden das deutsche Reichsbürgerrecht und gestand ihnen den Schutz der deutschen Staatsangehörigkeit zu.
Reichsvertretung der deutschen Juden
Zur Wahrnehmung der gemeinsamen Interessen der Juden im Deutschen Reich hatte sich 1933 die „Reichsvertretung der deutschen Juden“ in Berlin gebildet. Auf geistigem Gebiet ist der „Kulturbund deutscher Juden“ geschaffen worden. Eine Folge der neuen politischen Lage war eine starke Auswanderung von Juden aus dem Reich, die 1935 auf 15 % geschätzt wurde. Davon wanderten etwa 50.000 Juden nach Palästina aus, wodurch ihre Bevölkerungszahl dort auf 300.000 stieg. Die zionistsiche Bewegung, die bei den Juden in Deutschland nur wenig Anklang gefunden hatte, entwickelte eine neue Anziehungskraft. Gemäß den Bedingungen des Transfer- oder Haavara-Programmes gestatte die deutsche Regierung auswandernden Juden, mit ihrem Geld deutsche Waren zu kaufen und sie per Schiff nach Palästina zu schicken. Dort wurden diese Waren verkauft und der Erlös den Eigentümern nach ihrer Ankunft ausgehändigt.
Erscheinungen
Über der Solidarität mit dem Wirtsvolk steht dem Juden immer das Bekenntnis zur Zugehörigkeit zu seinem eigenen Volk, das sich vorrangig im jüdischen Rassegedanken äußert.[15] So heißt es im Aufruf des „Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens“ vom September 1914:
- „Besondere Begeisterung führte die Juden ins Feld: Die unmenschliche Behandlung der Juden in Rußland gibt dem Kampf gegen das russische Moskowitertum für die Juden eine besondere Bedeutung.“[16]
Der Inhalt der Balfour-Deklaration wurde vom englischen Kriegsgegner während des Ersten Weltkrieges gegen Deutschland in Jiddisch über Deutschland abgeworfen, um jüdische Soldaten des Deutschen Heeres zum Überlaufen zu bewegen.[17] Allerdings zeigte die antideutsche Kriegspropaganda keine Wirkung.
Antijudaismus
Als die Juden die Emanzipation erlangten und am öffentlichen Leben teilnahmen, erstarkte auch von neuem der Widerstand gegen sie, es entstand der „Antisemitismus“. In den zu dieser Zeit minder zivilisierten Ländern in Osteuropa führte dieser – häufig durch die Regierung als politisches Mittel benutzt – zu Judenverfolgungen mittelalterlichen Stils.
- Pogrome in Kischinau und Homel 1903–1906
- Pogrome in der Ukraine 1920
- Ausschluß von fast allen staatlichen Vergünstigungen, Einschränkung der Handelsfreiheit in Polen
Das nationalsozialistische Deutsche Reich verschärfte seine Politik gegenüber den Juden. Da durch die Entwicklung des 19. Jahrhunderts der religiöse Gegensatz seine Bedeutung als unterscheidendes Merkmal zwischen Juden und Nichtjuden verloren hatte, wurde durch den auch im Judentum seit alters gültigen völkischen Grundsatz der blutmäßigen Abstammung die reinliche Scheidung zwischen deutschen und jüdischen Lebensbereich erreicht. Seit 1933 wurden Juden aus führenden Positionen in Politik, Kultur und Verwaltung herausgedrängt. Die deutsche Judengesetzgebung betrachtete den Juden fortan als Fremden und Gast, dem vom Staat Rechtssicherheit und Schutz gewährt wird und sie ihr nationales und religiöses Eigenleben frei gestalten ließ.
Zeittafel (Überblick)
Die Zeittafel ist eine chronologische Aufstellung herausragender Ereignisse in der Geschichte der Juden:
Jahr | Ereignis | Folgen & Sonstiges |
---|---|---|
586 v. d. Z. bis 536 v. d. Z. | „Babylonisches Exil“ | Nach der Eroberung Babyloniens durch Kyros II. erfolgte die Rückkehr der ersten Kolonisten nach Palästina; Zeit des Deuterojesaja |
450 v. d. Z. | Organisation des jüdischen Gemeinwesens und Statuierung der Thora durch Esra | |
310 v. d. Z. | Gründung der jüdischen Kolonie Alexandria | |
161 v. d. Z. | Aufstand der Hasmonäer gegen die Ptolemäerherrschaft; erste Bibelübersetzung ins Griechische | Kulturkampf zwischen den aristokratischen Saduzäern und den demokratischen Pharisäern |
67 v. d. Z. | Bürgerkrieg in Judäa | |
63 v. d. Z. | Besetzung Jerusalems durch die Römer, Judäa wird römische Kolonie | Umsiedlung vornehmer Juden nach Rom, Entstehung der jüdischen Kolonie in Rom |
37 v. d. Z. bis 4 v. d. Z. | Zeit von Herodes der Große; Ausbau des Herodianischen Tempels | |
19 | Erste Judenverfolgung in Rom | |
25 | Auftreten Johannes des Täufers und Jesu | |
66 | Aufstand gegen die Römer | |
70 | Zerstörung Jerusalems und Einäscherung des Tempels durch Titus und Beginn der Weltverstreuung der Juden (Diaspora) | Umsiedlung der Juden nach Rom, Spanien und Gallien; Auswanderung der jüdischen Bevölkerung in die Nachbarländer Palästinas |
132 bis 135 | Aufstand des neu erstarkten Landes unter Bar Kochba | |
321 | Erste Urkunde über Juden in Deutschland (Köln) mit Hinweis auf schon längeres Bestehen der dortigen jüdischen Gemeinde | |
500 | Abschluß des babylonischen Talmuds | |
613 | Zwangstaufen und erste Ausweisung der Juden aus Spanien | |
638 | Eroberung Jerusalems durch die Araber | |
711 | Einfall der Araber in Spanien | Beginn der spanisch-jüdischen Kulturepoche |
800 bis 1500 | Blütezeit des spanischen Judentums | |
1096 | Erster Kreuzzug; Beginn der Judenverfolgung in Deutschland | |
1180 | Erste Judenvertreibung aus Frankreich | |
1348 | Endgültige Vertreibung aus Frankreich; Beginn der Judenverfolgung in Spanien durch die Kirche | |
1492 | Vertreibung der Juden aus Spanien | Ausbreitung der Juden aus Spanien über das Mittelmeergebiet und Holland |
1496 | Vertreibung der Juden aus Portugal | |
1555 | Wohnbeschränkung der Juden in Ghettos (u. a. in Venedig, Rom, Florenz) | |
1560 | Blüte des Judentums im Osmanischen Reich | |
1650 | Blüte der spanischen Judenkolonie in Amsterdam (Spinoza) | |
1654 | Gründung der Judengemeinde in Neu York bzw. Neu Amsterdam | |
1727 | Erste Naturalisation von Juden in Neu York | |
1754 | Erste Naturalisationsbestrebungen in England | |
1760 | Erste Emanzipationsbestrebungen in Deutschland durch Lessing und Moses Mendelsohn | |
1770 bis 1850 | Zunehmende Judengegnerschaft in Rußland | Vertreibung vom Lande, Aufhebung der Gewerbefreiheit, Zusammendrängung auf die Ansiedlungsrayons |
1787 | Abschaffung der Leibzölle in Preußen | |
1790 | Erste Emanzipationserklärung aller Juden durch die französische Nationalversammlung | |
1860 | Gründung der Alliance Israélite Universelle in Frankreich zur Bekämpfung der Judengegnerschaft | Abwehr der Judenverfolgung und Beschuldigungen |
1882 | Judenfeindliche Maigesetze in Rußland | Beginn der Massenauswanderung nach Amerika und Gründung der großen amerikanischen Judenzentren und der ersten Judenkolonie in Palästina |
1894 | Gründung des Zionismus durch Theodor Herzl und Max Nordau | |
1908 | Beginn der zionistischen Kolonisation in Palästina | seitdem Kampf gegen die Palästinenser und einsetzende Vertreibung der angestammten Bevölkerung; „Wiedergeburt“ der hebräischen Sprache und Literatur |
1917 | „Balfour-Deklaration“ mit Anerkennung des jüdischen Rechts auf „eine nationale Heimstätte in Palästina“ | |
1925 | Einweihung der hebräischen Universität in Jerusalem | |
1928 | Der jüdische Staat Birobidschan wird gegründet, um den Juden weltweit eine Heimstatt zu geben | |
1933 | Jüdische Boykott- und Vernichtungsaufrufe gegen Deutschland in den VSA und Abwehrboykott im Reich; Zunehmende Judenfeindlichkeit, getragen durch die NSDAP | Boykott jüdischer Geschäfte, Herausdrängung der Juden aus führenden Positionen in Politik, Kultur und Verwaltung |
1935 | Blutschutzgesetz in Deutschland | Verbot der ehelichen und außerehelichen Rassenmischung zwischen Staatsangehörigen deutschen oder artverwandten Blutes und Juden |
1938 | Jüdisches Attentat auf deutschen Gesandtschaftrat in Paris; Erste öffentliche Ausschreitungen gegen Juden (Reichskristallnacht) | |
1941 | Juden werden durch den Judenstern kenntlich gemacht; zunehmende Judengegnerschaft in Europa, Wohnbeschränkung der Juden in Ghettos (u. a. Warschauer Ghetto) | |
1942 bis 1945 | Nahezu alle Juden im deutschen Machtbereich werden in Konzentrationslager interniert, vornehmlich im KL Auschwitz | Offiziell sollen Sechs Millionen Juden zwischen 1942 und 1945 in deutschen Konzentrationslagern gestorben sein (→ Holocaust); der Holocaust-Revisionismus bezweifelt dies |
1948 | Gründung eines erneuten jüdischen Staates zusätzlich zu Birobidschan, diesmal „Israel“, in Palästina | seitdem Nahostkonflikt |
Siehe auch
- „Jüdische Geschichte, Jüdische Religion“
- Judaikum
- Semitophilie
- Judäophobie
- Foetor Judaicus
- Judäozentrismus
- Antijüdische Postkarten
- Jüdische Kriegserklärungen an Deutschland
- Jüdische Erfinder und Entdecker während ihres Aufenthalts in Deutschland
Verweise
- Arthur Kemp: Über die Geschichte der europäischen Juden, Auszug aus „March of the Titans: A History of the White Race“ (engl.)
- William Pierce: Über die Geschichte der Juden und ihre Beziehung zu den Weißen, Auszug aus dem 23. Kapitel von „Who We Are“ (engl.)
Fußnoten
Aschkenasim • Auserwählte • Chassidismus • Chuzpe • Davidstern • Genitalverstümmelung • Geschichte der Juden • Gojim • Juden • Jüdisches Ritual • Kippa • Marranen • Mitzwa • Noachidische Gebote • Purimfest • Schickse • Sephardim • Talmud • Talmudismus • Tora • Zionismus
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