Wise, Stephen

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Stephen Samuel Wise
Antideutscher Veranstaltung im Neuyorker Madison Square Garden am 15. März 1937. Redner waren ua. der Neuyorker Bürgermeister Fiorello LaGuardia, John L. Lewis und Rabbi Stephen S. Wise (Vorstand des American Jewish Congress). [1]
Wise (Mitte) 1938 mit Albert Einstein und Thomas Mann

Stephen Samuel Wise (Lebensrune.png 17. März 1874 in Ofenpest, Österreich-Ungarn; Todesrune.png 19. April 1949 in Neuyork, VSA) war ein jüdischer Oberrabbiner von Neu York und führender Zionist.

Werdegang

Stephen Samuel Wise wurde am 17. März 1874 in Ofenpest als Sohn des Rabbiners Aaron Wise und der Sabine Fisher geboren, die noch im gleichen Jahr in die Vereinigten Staaten von Amerika auswanderten. Der anglisierte Name in väterlicher Linie lautete ursprünglich Weiss oder Weisz; der anglisierte Name in mütterlicher Linie lautete ursprünglich Fischer. Stephen Wise hatte fünf Geschwister.

Wise studierte in den Jahren von 1887 bis 1891, wurde im Jahre 1893 Rabbinatsassessor in Neuyork und erhielt 1900 das Rabbinat der Kongregation „Beth Israel“, Portland, Oregon. Im Jahre 1907 gründete er in Neuyork die „Freie Synagoge“ und hatte als Kanzelredner bald solche Erfolge, daß er seine Gottesdienste in der großen Carnegie-Halle abhielt, bis 1929 ein „Wise-Tempel“ für ihn gebaut wurde.[2]

Untypisch für einen Anhänger des Reformjudentums war Wise von Anfang an ein Verfechter der Zionistischen Bewegung. Er gründete die „American Zionist Fédération“ und vertrat sie als Erster Sekretär auf dem zweiten Zionistenkongreß 1898, wo er Theodor Herzl begegnete; ein Jahr später wurde er Mitglied des zionistischen Exekutivrates.

Schon vor dem Ersten Weltkrieg spielte er eine entscheidende Rolle im VS-Judentum.[3] Er saß im Beraterstab des VS-Präsidenten Wilson, erarbeitete zusammen mit Louis Brandeis sowie Felix Frankfurter den Text der prozionistischen Balfour-Deklaration Englands und war 1918/19 Mitglied der zionistischen Delegation in Versailles. In den VSA war er zudem landesweit in leitender Funktion für jüdischen Organisationen tätig: 1918-20 war er Vizepräsident sowie 1936-38 Präsident der Zionist Organization of America, 1921-25 Vizepräsident sowie bis zu seinem Tode Präsident bzw. Ehrenpräsiden des American Jewish Congress, 1922 gründete er das Jewish Institute of Religion in Neuyork (wichtigste Rabbinerschule des Reformjudentums) sowie 1936 den Jüdischen Weltkongress und leitete diesen bis zu seinem Tode als Präsident. 1909 war er außerdem Mitgründer des Nationalverbands zur Förderung farbiger Menschen (National Association for the Advancement of Colored People) sowie 1920 der American Civil Liberties Union (ACLU).

Er rief schon 1933 zum Kampf und Boykott gegen das nationalsozialistische Deutschland auf und drängte seinen Freund Roosevelt erfolgreich zur VS-Kriegsbeteiligung.[3]

Stephen Samuel Wise gilt als „Vater des Zionismus in Amerika“ und wird im „Lexikon des Judentums“ als „einflußreichster amerikanischer Jude seiner Zeit“ charakterisiert. Präsident Franklin Delano Roosevelt nannte ihn, Samuel Rosenman sowie Nahum Goldman „die Weisen von Zion“.[3]

Die Geschichte von der Seife aus Judenfett und andere Lügen

Im September 1942 nutzte Wise das sogenannte Riegner-Telegramm, um einflußreiche Politker wie den Staatssekretär und Freund Präsident Franklin D. Roosevelts Sumner Welles und den britischen Botschafter in Washington Lord Halifax von einer angeblichen Ermordung der Juden durch die Deutschen zu überzeugen.[4]

Im November 1942 kolportierten Dutzende VS-amerikanische Zeitungen die Behauptung Rabbi Stephen Wises, die Deutschen würden in industriellem Maßstab Seife[5] und Dünger aus meist jüdischen Leichen herstellen und hätten sogar bereits beerdigte Leichname wegen ihres Wertes, der bei 50 Reichsmark festgesetzt worden sei, wieder exhumiert. Außerdem, so Wise, würden Dokumente des State Department und andere „vom Department als authentisch bestätigte Quellen“ die „Geschichten und Gerüchte einer Judenvernichtung im von Hitler beherrschten Europa“ bestätigen und ungefähr zwei Millionen Juden seien bereits ermordet worden. Als Tatwaffe nannte er allerdings keineswegs die heute allseits bekannten Gaskammern, sondern erklärte, die „einfachste und billigste Methode“, mit der „Naziärzte mehr als 100 Menschen pro Stunde“ töten könnten, sei das Injizieren von Luftblasen in die Venen der Opfer.[6][7][8]

Am 4. Dezember 1942 veröffentlichte Wise unter der Überschrift „Bericht über Vernichtungen“ im The American Hebrew einen Artikel, der die angeblich vom State Department gestützten Behauptungen über Massenvernichtungen sowie der Seife aus Judenfett wiederholt und sogar die „Existenz eines offiziellen Befehls von Adolf Hilter“ behauptet.[9] Allerdings hatte das State Department selbst Mitte 1943 – mit Ausnahme der Behauptungen einiger Juden wie Wise – keine Informationen bezüglich einer Judenvernichtung.[10]

Familie

Wise war seit 1900 verheiratet mit Louise Waterman (Todesrune.png 1947). Sie hatten zwei Kinder, James (Lebensrune.png 1901) und Justine Wise Polier (1903–1987).

Justine war als Richterin tätig – 1932 die erste weibliche Richterin im Staat Neu York – und setzte sich im Sinne politisch linker Ideologien gegen rassische Homogenität und für die Zerstörung weißer Zivilisation ein. Sie heiratete 1937 den jüdischen Juristen Shad Polier (1906–1976), der sich ebenfalls für die Aufhebung der Rassentrennung einsetzte.

Zitate

  • „Als Jude will ich, daß Juden alles was sie können, und mehr als sie können, für die Sowjetunion und ihre Völker tun, nicht nur, weil unsere Länder in Bünden eines gemeinsamen Verständnisses und einer gemeinsamen Kameradschaft gebunden sein sollten, sondern auch, weil während andere Nationen – ich nenne sie nicht – über sich selbst als die Feinde des Faschismus sprechen, die Sowjetunion dem Rest der Welt Jahrzehnte und Generationen voraus ist bei der Bekämpfung und Zerschlagung eines der schrecklichsten Zeichen und Symbole des Faschismus – nämlich Antisemitismus.“ – Auf der fünften Jahreskonferenz des Jewish Council im Mai 1946[11]
  • „Es gibt 6.000.000 lebende, blutende, leidende Argumente zugunsten des Zionismus.“[12] – am 11. Juni 1900

Siehe auch

Fußnoten

  1. Norman H. Finkelstein: American Jewish history, Jewish Publication Society, 2007; Seite 122; Google Bücher
  2. Internationales Biographisches Archiv 16/1949
  3. 3,0 3,1 3,2 David Korn: Wer ist wer im Judentum? - FZ-Verlag ISBN 3-924309-63-9
  4. Spiegel.png  Umerziehungsliteratur: ArtikelKlaus Wiegrefe: Es fehlte der Wille zum Retten, Der Spiegel, 44/2001, 29. Oktober 2001
  5. Saul Friedländer, Martin Pfeiffer: „Das Dritte Reich und die Juden: Die Jahre der Vernichtung, 1939-1945“, S.491 (eingeschränkte Voransicht auf Google-Bücher)
  6. Ottawa Citizen, 25. November 1942, S. 20: Says Two Million Jews Were Killed by Nazis (Google-Nachrichten)

    That Nazis have established a price of 50 Reichsmarks for each corpse––mostly Jewish, Dr. Wise indicated––and are reclaiming bodies of slain civilians to be ‚processed into such war-vital commodities as soap fats and fertilizer. He (Hitler) is even exhuming the dead for the value of the corpses,‘ Dr. Wise said during a press conference shortly after he had conferred with State Department. [...] ‚The State Department finally made available today the documents which have confirmed the stories and rumors of Jewish extermination in all Hitler-ruled Europe‘, he said. ‚Various methods are being used in the campaign,‘ he said, ‚and the Nazi doctors have found that one of the simplest and cheapest methods is to inject ear bubbles into the veins of the victim. One Nazi physician can handle more than 100 men an hour by this method.‘

  7. The Lewiston Daily Sun, 25. November 1942, Seite 1: Dr. Wise Hears Two Million European Jews Slain; Use Coprses For War Materials (Google-Nachrichten)
  8. Die immer gleichen Behauptungen Wises wurden außer von den bereits erwähnten mindestens noch von den folgenden Zeitungen berichtet:
    25.11.42 - The Bismarck Tribune, Bismarck, North Dakota
    25.11.42 - Daily Globe, Ironwood, Michigan
    25.11.42 - Evening Huronite, Huron, South Dakota
    25.11.42 - Fitchburg Sentinel, Fitchburg, Massachusetts
    25.11.42 - The Greeley Daily Tribune, Greeley, Colorado
    25.11.42 - Hamilton Daily News Journal, Hamilton, Ohio
    25.11.42 - Hobbs Daily News-Sun, Hobbs, New Mexico
    25.11.42 - Hutchinson News, Hutchinson, Kansas
    25.11.42 - Laredo Times, Laredo, Texas
    25.11.42 - Lawrence Journal World, Lawrence, Kansas
    25.11.42 - Ludington Daily News, Ludington, Michigan
    25.11.42 - Manitowoc Herald-Times, Manitowoc, Wisconsin
    25.11.42 - The Newark Advocate, Newark, Ohio
    25.11.42 - The News-Palladium, Benton Harbor, Michigan
    25.11.42 - The Pampa News, Pampa, Texas
    25.11.42 - Panama City News Herald, Panama City, Florida
    25.11.42 - The Paris News, Paris, Texas
    25.11.42 - The Record-Argus, Greenville, Pennsylvania
    25.11.42 - The Rhinelander Daily News, Rhinelander, Wisconsin
    25.11.42 - Sandusky Register Star News, Sandusky, Ohio
    25.11.42 - The Sheboygan Press, Sheboygan, Wisconsin
    30.11.42 - Denton Record-Chronicle, Denton, Texas
    25.11.42 - Kalispell Daily Inter Lake (MT)
    25.11.42 - Mason City Globe Gazette (IA)
    Siehe: Before Holocaust by gas, there was Holocaust by bubbles
  9. The American Hebrew, New York, December 4, 1942 Report on Extermination, Zit. n. David Irving
  10. The Evening News, 10. April 1973, Seite 6A: Roosevelt Knew of Hitler's Plan To Exterminate European Jews (Google-Nachrichten):

    [...] the Department of State in reply to my request, stated that they had no knowledge of such attempts [of Hitler to exterminate all the Jews in Europe].

  11. Zit. n. Lewis Levin, Where Anti-Semitism is a Crime; abgedruckt in: 96-book.png Google-BücherFriends of the Soviet Union: New world review, Band 15, N.W.R. Publications, 1946, S. 32

    As a Jew I want Jews to do all they can, and more than they can, for the Soviet Union and its peoples, not only because our countries ought to be bound within the bonds of a common understanding and a common comradship, but also because while other nations—I name them not—talk about themselves as the enemies of fascism, the Soviet Union is decades and generations ahead of the rest of the world in combating and crushing one of the most terrible tokens and symbols of fascism—namely anti-Semitism.

  12. Zionists' Mass Meeting in: New York Times, 11. Juni 1900. (Vorschau|PDF|Faksimile)